falling

      Unfähig

      Ich bin sprachlos. So wütend, so sprachlos. Wütend auf mich selbst. Wie konnte ich wieder einmal so schwach sein? So willensschwach? Wie konnte ich so unüberlegt handeln? So dumm. Wie konnte ich? Wie kann ich? Ich? Ich habe die Kontrolle verloren. Alle Fäden glitten aus meinen Händen, jeder Zipfel Vernunft, jedes bisschen Hoffnung. Und der Verstand. Das Gefühl übernahm das Kommando, dieses Gefühl. Das eine letzte. Das einzige. Die Gier. Das Verlangen. Der Druck. So stark, so unerträglich. Der Druck in meinem Innern. "Leben!", schreit er, "Leben! Ich will es sehen, will es spüren, ich, ich will....". Betäubt die klare Sicht, raubt mir den Verstand. Raubt mir alles. Und er schweigt nicht. Er schreit. Ohrenbetäubend. "Jetzt! JETZT! SOFORT!". Ich - will - nicht - nicht - jetzt - nein - nein - ich - will - nicht - tief durchatmen - vergessen - verdrängen - ablenken - "JETZT!".
      Und wieder gewinnt der Druck den Kampf, wieder erliege ich seiner Macht. Erleichterung. Entspannt. Ganz ruhig. Lebendig. Manchmal fasziniert. Manchmal lächelnd. Und auch er lehnt sich entspannt zurück, zufrieden wieder das erreicht zu haben, was er wollte, was ihn ruhig schlafen und mich einen Moment lang das Leben fühlen lässt. An seine Stelle tritt die Wut. Wie konntest du? Wie kannst du? Du? So dumm, so unmenschlich, so unfähig. Unfähig zu denken, unfähig zu sein.

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