Grübelei fängt wieder an

      Grübelei fängt wieder an

      Hallo grüß euch,

      ich war lange nicht mehr hier, ewig ist es her.

      ich hoffe jetzt, das das Schreiben mir ein wenig hilft mich wieder zu sortieren. Vielleicht ist ja auch eine Resonanz dabei, die mir hilft.
      Ein Telefonat mit einer Freundin, von der ich auch ewig nichts mehr gehört hatte, hat mich aus meinem mühsam wiedererlangten Gleichgewicht gebracht.

      Ihr ist genau das gleiche passiert wie mir, sie erzählte mir fast meine eigene Geschichte. Es kam mir alles so sehr bekannt vor und zwang meine Gedanken in die Vergangenheit zurück, es zwang mich an die Dinge zu denken und alles nochmal ablaufen zu lassen.
      Und jetzt komme ich aus dem Grübeln schon wieder nicht mehr raus, wie vor 5 Jahren, ich muß mich zwingen, die dunklen Gedanken nicht zuzulassen und es fällt mir schwer.

      Man hat ihr genau das gleiche geraten wie mir, den Beruf aufzugeben, sie ist, wie ich Physiotherapeutin. Als man mir das riet, war für mich Ende, es ist meine Lebensgrundlage, ich bin hochspezialisiert. Ich arbeite gerne, sie auch. Sie hat auf ihre Therapeuten gehört, ich nicht.
      Ich habe damals auf Grund dessen, alles abgebrochen. keine Medis, keine Klinik , kein Arzt, schluß.
      So schwach wie man mir einreden will, bin ich nicht.
      Ich habe mich langsam und allmählich in mein Leben zurückgekämpft, alleine.
      Meine Freundin ist seit 2 jahren krank, Berufsunfähig, Zukunft ?. 12 Wochen Klinik, jetzt noch schwach wie ein nasses Handtuch, empfindlich, ständig müde, seelisch geschwächt, genau wie ich, damals. ich weiß, wie sie sich fühlt, sehr genau.
      Ihr hat das telefonat gut getan, sagt sie, mir nicht.
      Ich sehe sehr deutlich meine alten Fehler in meinem neuen Leben. Nicht Nein sagen können, z.B. Keine klare Grenzen ziehen. etc.
      Es macht mir Angst, das mich alles wieder einholt, weil logisch durch den Abbruch sämtlicher Maßnahmen, nichts "aufgearbeitet" wurde. Ich arbeite wieder sehr viel (zu viel; unter 50 Stunden läuft im Moment nichts).

      Es hat mich gezwungen mein jetziges Leben zu betrachten , meine Fehler zu sehen und eben auch auszusprechen. Durch das Aussprechen funktioniert natürlich meine glorreiche Vermeidungs- und Verdrängungsstrategie nicht und sofort fängt die Grübelei wieder an. Die Lösungssuche natürlich auch, aber ähnlich wie damals, ist es mir nicht möglich auszubrechen, ich würde gerne weniger arbeiten, aber das hat alles mit geld zu tun.
      Gebe Gott, das sich die Grübelgedanken nicht festsetzen, ich möchte das Alles nicht nochmal erleben müssen.
      Soll ich nun sagen, es hat mir gut getan, mir nicht weiter einreden zu lassen, das ich ein kleines hilfloses Etwas bin, das sein leben völlig neu ordnen muß ? oder war es richtig, zu sagen, nein, liebe Leute so ein hilfloses Etwas bin ich nicht und ich habe nicht nur Fehler in meinem Leben gemacht und das lasse ich mir auch nicht einreden ?

      hmmmm..........
      bin auf eure Beiträge gespannt, schönes wochenende.

      Marje
      Hi Marje,
      ich glaub du machst dir unnötig Gedanken.
      Für mich klingt das, als ob du dir mehr Gedanken um deine Freundin machst und dich dabei vergisst.
      Du schreibst zwar, daß ihr einen ähnlichen Werdegang hinter euch habt (deswegen trifft dich auch das Telefonat) - aber du schreibst auch, daß ihr euch unterschiedlich verhalten habt.
      Sie hat resigniert - und auf die Docs gehört.
      Du hast dich auf die Hinterbeine gestellt und deine Probleme gebissen - ich kauf dir nit ganz ab, daß du nur durch Verdrängen fünf Jahre damit klarkamst.
      Du hast für dich gesehen:
      So schwach wie man mir einreden will, bin ich nicht.

      Und es hat fünf Jahre funktioniert - sollte dir das nit was zu denken geben?

      Ok - ihr habt den gleichen Werdegang - aber sie hat sich aufgegeben - so klingt das für mich - sorry, wenns zu hart war.

      Aber du bist fünf Jahre draussen - nit erst fünf Wochen oder fünf Monate - da gehört doch mehr dazu als nur Verdrängen.
      Ist schad, daß es deiner Freundin so schlecht geht - aber sie ist nicht du - egal, wie ähnlich ihr euch seid.
      Du hast dich durchgebissen - sie hat resigniert.
      Verstehst was ich meine?
      Ist ok, wenn du dir Sorgen um sie machst - aber du bist nicht sie - du hast selbst geschrieben, daß du dich anders als sie entschieden hast.
      Resultat?
      Du arbeitest seit 5 Jahren, sie ist seit zwei Jahren krank.
      Welche Option liegt dir mehr?
      Auf die Ärzte hören und resignieren?
      Dann würd ich mich an deiner Stelle fragen, warum du das nit schon vor fünf Jahren gemacht hast... ;)

      Mach dir nit so viele Gedanken - leb du dein Leben.

      Liebe Grüsse
      Rout
      There is no garden to which we can flee.
      There is nowhere to hide.
      The end is upon us.
      When will you rage?
      Hallo Rout,

      lieben Dank für deine Antwort.

      Du hast recht, zumindestens für mich, war es damals die richtige Entscheidung.
      Du merkst schon, das ich es einschränke, für mich, das muß nicht auf jeden anderen zutreffen.

      Ich werde es als Chance nehmen daraus zu lernen und mich wieder mehr auf mich besinnen, daran denken, das ich auf mich aufpassen muß.
      Es hat ja auch immer alles etwas positives, wenn man es sehen kann, nicht wahr.
      Nun kommt mein "helfersyndrom" wieder durch, aber ich werde meiner Freundin einen Brief schreiben.
      Nicht im Sinne von "ich helf dir jetzt", nein, das kann ich nicht, im Sinne von "denk mal drüber nach". Mein Gott, sie ist ein Reißer, so wie ich.

      Ich wünsche euch allen alles gute, ich sehe jetzt aber wieder öfter rein, vielleicht kann ich ja auch mal ein Stück zurückgeben, von dem was ihr mehr gegeben habt.

      :P Marje