Ich muss das mal loswerden. Vielleicht weiß der eine oder andere etwas dazu zu sagen, mir selbst fällt gerade irgendwie überhaupt nichts mehr dazu ein.
Ich hab einfach nur noch Angst. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, außer mich zu verkriechen, die Stunden zu zählen, solange bis sich irgendetwas ändert, aber das tut es nicht. Wie auch?
Die Zukunft, sie macht mir Angst. In ein paar Wochen ist das einzige, was ich je auf der Welt als Halt hatte weg, für immer und kommt nie wieder zurück. Ich ertrag es einfach nicht. Wenn ich dran denke, hab ich das Gefühl, mein Kopf würde zerplatzen.
Warum muss immer mir sowas passieren? Ich frag mich, womit ich immer so einen Scheiß verdient habe, ich grüble den ganzen Tag darüber nach, aber ich komme zu keinem Ergebnis.
Vor 6 Jahren, nach meinem ersten SM Versuch, haben meine Eltern das wahrscheinlich einzig richtige in meinem Leben getan: Sie haben mir ein Pferd gekauft, nicht irgendeins sondern meins.
Ich weiß nicht, woran es lag, aber ich betrat den Stall, da standen so viele Pferde, gut ausgebildet, erzogen, groß, aber ich hab da nur eins stehen sehen und zwar meins. Ich sah sie und wusste, wir gehören zusammen. Ich wollte sie und kein anderes Pferd. Die Vorbesitzer warnten mich vor diesem "Drecksvieh", "Miststück" und "Scheißgaul". Angeblich ein Schläger, Beißer, lässt sich nicht reiten, stellt jeden an die Wand.
Ich öffnete ihre Boxentür, die Stute schnaubte mir sanft entgegen, ihr Fell war so weich und glatt. Wenn in diesem Moment mich jemand gefragt hätte, ob ich an Liebe auf den ersten Blick glaubte, hätte ich sofort ja gesagt.
Dieses Tier war 6 Jahre lang alles für mich, wir sind durch dick und dünn gegangen, ich hab Nächte im Stall verbracht, wenn das Tier krank war. Wie oft hab ich mich in ihrem Fell vergraben und geweint, wenn zu Hause mal wieder alles schief gegangen ist.
Ich hab alles für die Stute getan und die Stute hat alles für mich getan. Ich hab sie aus diesem Schlägerstall rausgeholt, sie gesundgepflegt, ich hab ihr alles beigebracht, vom Hufe geben bis zum Reiten. 2 Jahre waren wir das tollste Team, was ich mir nur vorstellen kann. Wir waren erfolgreich, stark, nicht hätte uns erschüttern können. Mein einziger Halt im Leben war mein Pferd, das Reiten. Dieses Gefühl über die Felder zu galoppieren, schnell wie der Wind, in den Sonnaufgang hinein. Schwerelos, frei von Gedanken und Kummer. Um so einen Moment noch einmal erleben zu können, würde ich alles geben. Wirklich alles. Das sind die einzigen Moment, in denen ich wirklich glücklich gewesen bin.
Oder dieses Gefühl, im Dressurviereckzu stehen, loszureiten, über den Hallenboden zu schweben. Dieses unsichtbare Band zwischen Reiter und Pferd, Vertrauen, Einklang, Ausdruck. Die Kraft unter dir zu spüren, der starke Pferderücken, das leise Schnauben aus den weichen Nüstern. Von den Leute bejubelt und bestaunt zu werden. Der Applaus im Publikum. Reiten war das einzige, was ich jemals wirklich konnte.
Und jetzt ist alles vorbei. Und ich kann es einfach nicht ertragen.
Kein Pferd wird jemals meine Stute ersetzen können. Keins, niemals.
Dieses Tier war alles für mich und wenn ich dran denke, dass ich bald nicht mehr über ich schwarze Mähne streicheln und ihr in ihre glänzenden Augen sehen kann, zerreißt es mir das Herz.
In ein paar Wochen ist alles vorbei. Dann wird sie verkauft. Und ich stehe daneben und tue nichts.
Als ich vor einem Jahr plötzlich krank geworden ist, dachte ich noch, wir würden es schaffen, gemeinsam, wie alles bisher. Doch ich hab mich geirrt. Dieses Mal werden wir es nicht mehr schaffen. Ich kann nicht mehr, ich bin erschöpft.
Und ich hab Angst vor dem danach. Was ist, wenn sie nicht mehr da ist? Ich hab doch dann nichts mehr. Als ich meiner Freundin erzählt habe, dass ich das Pferd verkaufen muss..."Nein Julia, das darfst du nicht. Du bist dazu geboren um zu reiten!"
Ja, das kann sein. Aber das Schicksal meinte es mal wieder nicht allzu gut mit mir. Jetzt nimmt es mir alles, was ich noch habe und ich stehe vor dem Nichts. Vor einem Trümmerhaufen und soll mir daraus ein neues Leben formen.
Meine Eltern können die Tierarztkosten nicht mehr bezahlen und ich bin mit den Nerven am Ende. Ich habe den ganzen Sommer damit verbracht, das Pferd wieder gesund zu bekommen, aber ich bin gescheitert. Ich hab viele Dinge verkauft, um Geld für das Pferd zu haben, aber es vergebens. Jetzt hab ich jemanden gefunden, der mein Pferd nehmen könnte, als Gnadenbrotpferd. Dann müsste ich sie nicht einschläfern lassen. Ich habe zugestimmt. Und bald ist sie weg und ich bin allein. Sie ist weit weg, weit weg von mir.
Ich hab Angst, mir ist schlecht. In ein paar Monaten ziehe ich aus, weg von zu Hause, weg von allem was hier je passiert ist. Weg von der Vergangenheit. Und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich hab immernoch keinen Ausbildungsplatz, ich hab panische Angst.
Ich hab Angst, das nicht zu schaffen, zu versagen, wieder anzufangen mit Ritzen, wieder in ein schwarzes Loch zu fallen, die Vergangenheit nicht hinter mir lassen zu können. Angst, dass mein Freund mich auch noch hängen lässt und ich dann wirklich am Ende bin. Und dann war das Opfer, das ich für dieses "Freiheit" bringen musste, mein Pferd, umsonst. Das könnte ich nicht ertragen.
Ich rede mir jeden Tag ein, dass alles gut wird, aber wenn nicht? Wenn es doch nicht gut wird? Was mach ich dann?
Ich weiß es nicht.
Danke fürs Lesen.
Ich hab einfach nur noch Angst. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, außer mich zu verkriechen, die Stunden zu zählen, solange bis sich irgendetwas ändert, aber das tut es nicht. Wie auch?
Die Zukunft, sie macht mir Angst. In ein paar Wochen ist das einzige, was ich je auf der Welt als Halt hatte weg, für immer und kommt nie wieder zurück. Ich ertrag es einfach nicht. Wenn ich dran denke, hab ich das Gefühl, mein Kopf würde zerplatzen.
Warum muss immer mir sowas passieren? Ich frag mich, womit ich immer so einen Scheiß verdient habe, ich grüble den ganzen Tag darüber nach, aber ich komme zu keinem Ergebnis.
Vor 6 Jahren, nach meinem ersten SM Versuch, haben meine Eltern das wahrscheinlich einzig richtige in meinem Leben getan: Sie haben mir ein Pferd gekauft, nicht irgendeins sondern meins.
Ich weiß nicht, woran es lag, aber ich betrat den Stall, da standen so viele Pferde, gut ausgebildet, erzogen, groß, aber ich hab da nur eins stehen sehen und zwar meins. Ich sah sie und wusste, wir gehören zusammen. Ich wollte sie und kein anderes Pferd. Die Vorbesitzer warnten mich vor diesem "Drecksvieh", "Miststück" und "Scheißgaul". Angeblich ein Schläger, Beißer, lässt sich nicht reiten, stellt jeden an die Wand.
Ich öffnete ihre Boxentür, die Stute schnaubte mir sanft entgegen, ihr Fell war so weich und glatt. Wenn in diesem Moment mich jemand gefragt hätte, ob ich an Liebe auf den ersten Blick glaubte, hätte ich sofort ja gesagt.
Dieses Tier war 6 Jahre lang alles für mich, wir sind durch dick und dünn gegangen, ich hab Nächte im Stall verbracht, wenn das Tier krank war. Wie oft hab ich mich in ihrem Fell vergraben und geweint, wenn zu Hause mal wieder alles schief gegangen ist.
Ich hab alles für die Stute getan und die Stute hat alles für mich getan. Ich hab sie aus diesem Schlägerstall rausgeholt, sie gesundgepflegt, ich hab ihr alles beigebracht, vom Hufe geben bis zum Reiten. 2 Jahre waren wir das tollste Team, was ich mir nur vorstellen kann. Wir waren erfolgreich, stark, nicht hätte uns erschüttern können. Mein einziger Halt im Leben war mein Pferd, das Reiten. Dieses Gefühl über die Felder zu galoppieren, schnell wie der Wind, in den Sonnaufgang hinein. Schwerelos, frei von Gedanken und Kummer. Um so einen Moment noch einmal erleben zu können, würde ich alles geben. Wirklich alles. Das sind die einzigen Moment, in denen ich wirklich glücklich gewesen bin.
Oder dieses Gefühl, im Dressurviereckzu stehen, loszureiten, über den Hallenboden zu schweben. Dieses unsichtbare Band zwischen Reiter und Pferd, Vertrauen, Einklang, Ausdruck. Die Kraft unter dir zu spüren, der starke Pferderücken, das leise Schnauben aus den weichen Nüstern. Von den Leute bejubelt und bestaunt zu werden. Der Applaus im Publikum. Reiten war das einzige, was ich jemals wirklich konnte.
Und jetzt ist alles vorbei. Und ich kann es einfach nicht ertragen.
Kein Pferd wird jemals meine Stute ersetzen können. Keins, niemals.
Dieses Tier war alles für mich und wenn ich dran denke, dass ich bald nicht mehr über ich schwarze Mähne streicheln und ihr in ihre glänzenden Augen sehen kann, zerreißt es mir das Herz.
In ein paar Wochen ist alles vorbei. Dann wird sie verkauft. Und ich stehe daneben und tue nichts.
Als ich vor einem Jahr plötzlich krank geworden ist, dachte ich noch, wir würden es schaffen, gemeinsam, wie alles bisher. Doch ich hab mich geirrt. Dieses Mal werden wir es nicht mehr schaffen. Ich kann nicht mehr, ich bin erschöpft.
Und ich hab Angst vor dem danach. Was ist, wenn sie nicht mehr da ist? Ich hab doch dann nichts mehr. Als ich meiner Freundin erzählt habe, dass ich das Pferd verkaufen muss..."Nein Julia, das darfst du nicht. Du bist dazu geboren um zu reiten!"
Ja, das kann sein. Aber das Schicksal meinte es mal wieder nicht allzu gut mit mir. Jetzt nimmt es mir alles, was ich noch habe und ich stehe vor dem Nichts. Vor einem Trümmerhaufen und soll mir daraus ein neues Leben formen.
Meine Eltern können die Tierarztkosten nicht mehr bezahlen und ich bin mit den Nerven am Ende. Ich habe den ganzen Sommer damit verbracht, das Pferd wieder gesund zu bekommen, aber ich bin gescheitert. Ich hab viele Dinge verkauft, um Geld für das Pferd zu haben, aber es vergebens. Jetzt hab ich jemanden gefunden, der mein Pferd nehmen könnte, als Gnadenbrotpferd. Dann müsste ich sie nicht einschläfern lassen. Ich habe zugestimmt. Und bald ist sie weg und ich bin allein. Sie ist weit weg, weit weg von mir.
Ich hab Angst, mir ist schlecht. In ein paar Monaten ziehe ich aus, weg von zu Hause, weg von allem was hier je passiert ist. Weg von der Vergangenheit. Und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich hab immernoch keinen Ausbildungsplatz, ich hab panische Angst.
Ich hab Angst, das nicht zu schaffen, zu versagen, wieder anzufangen mit Ritzen, wieder in ein schwarzes Loch zu fallen, die Vergangenheit nicht hinter mir lassen zu können. Angst, dass mein Freund mich auch noch hängen lässt und ich dann wirklich am Ende bin. Und dann war das Opfer, das ich für dieses "Freiheit" bringen musste, mein Pferd, umsonst. Das könnte ich nicht ertragen.
Ich rede mir jeden Tag ein, dass alles gut wird, aber wenn nicht? Wenn es doch nicht gut wird? Was mach ich dann?
Ich weiß es nicht.
Danke fürs Lesen.
Vielleicht bedeutet Liebe auch lernen,
jemanden gehen zu lassen,
wissen, wann es Abschiednehmen heißt.
Nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Weg stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben.
Sergio Bambaren aus "Der träumende Delphin"
jemanden gehen zu lassen,
wissen, wann es Abschiednehmen heißt.
Nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Weg stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben.
Sergio Bambaren aus "Der träumende Delphin"
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