Ähm ja, die Überschrift trifft nicht ganz das, was ich eigentlich fragen will, aber egal...

Ich (23) habe seit etwa 1,5 Monaten einen wunderbaren Freund (20), mit dem ich sehr glücklich bin. Eigentlich war ich überhaupt noch nie so glücklich in einer Beziehung. Meine Beziehungen davor waren alle nicht so besonders toll. In einer dieser Beziehungen wurde ich vergewaltigt und danach war alles noch schwieriger. Ich konnte nicht mehr vertrauen, hatte fast schon Angst, wenn mir ein Mann zu nahe kam. Meinem neuen Freund kann ich vertrauen, ich fühle mich geborgen und sicher, ich hab nicht mehr das Bedürfnis, mich zu schneiden, ich mag meinen Körper und ich habe inzwischen sogar wieder Spaß am Sex, weil ich mich endlich fallen lassen kann. Wo ist denn nun das Problem, denkt ihr sicher...Tja, erstmal sind mein Freund und ich sehr unterschiedlich. Er ist aufgeweckt, offen, fröhlich, steht früh auf, treibt Sport, ernährt sich gesund und liebt es, unter Leuten zu sein. Dazu vergöttert er seine Familie, ist ein völliger Harmoniemensch. Und ich? Ich bin eher zurückhaltend, nachdenklich, oftmals trarig, hasse es, früh aufzustehen, hasse Sport, esse, was mir passt, egal ob es ungesund ist und bin lieber allein. Mit meiner Familie komm ich nicht sehr gut klar, es gibt immer Konfrontationen. Da frag ich mich erstmal: Kann so was auf die Dauer funktionieren?

Dann denk ich mir noch: Mein Freund ist jung, ich bin seine erste Freundin. Er wird doch wohl nicht sein Leben mit nur einer Frau verbringen wollen. Irgendwann wird er sich austoben wollen, noch was vom Leben haben wollen, Dinge ausprobieren...Ich meke aber bei mir, wie ich langsam "alt" werde. Ich hätte gerne DIE Beziehung, die den Rest meines Lebens hält, will sesshaft sein, vielleicht irgendwann Familie, jedenfalls etwas ganz festes. Das passt doch nicht zusammen, oder? Ich liebe meinen Freund, sehr sogar. Manchmal denke ich: Zu sehr. Da ist diese furchtbare Angst, ihn zu verlieren, die frisst mich beinahe auf. Die Angst, dass er eine hübschere, jüngere, weniger kaputte Frau findet. Meine Beziehung ist so perfekt im Moment, ich bin so glücklich, aber ich weiß auch, dass wenn diese Beziehung endet, ich in ein sehr tiefes Loch fallen werde. Und ich hab keine Ahnung, wie ich da wieder rauskommen soll. Er ist einfach alles für mich. Er schenkt mir so viele wunderbare Erfahrungen, ohne ihn bin ich nichts mehr. Das mag seltsam und kitschig klingen - ich hätte selbst von mir nie gedacht, dass ich so was sagen würde - aber es ist so. Das macht mir noch mehr Angst. Am liebsten würde ich ihn jetzt gleich verlassen, wo der Schmerz vielleicht noch erträglich ist, nur damit er mich nicht später verlässt, wenn meine Gefühle noch tiefer sind. Das ist Blödsinn, ich weiß. Ich würde mir damit jede Chance verbauen. Kann man eigentlich zu sehr lieben? Und wie lernt man, etwas zu genießen, ohne ständig Angst zu haben, es zu verlieren? Wie vertraut man sich selbst, dass man in der Lage ist, einen Menschen glücklich zu machen?

Danke fürs Lesen!

Liebe Grüße
Nassi

Erstmal danke für Eure Antworten!

@Bart:

Aber bei ihm mcöhtest du sein?

Ja, dann bin ich mir völlig sicher. Und im Prinzip hast du ja recht, dass man für alles einen Weg findet und man Kompromisse machen kann. Ich frage mich nur, ob das nicht manchmal ein wenig blauäugig gedacht ist. Funktionieren langjährige Beziehungen, auch wenn man kaum Gemeinsamkeiten hat? Können zum Beispiel Ehen so funktionieren? Ich weiß es nicht...Dein Beispiel aus deinem Dorf hat mir auf jeden Fall Mut gemacht! Vielen Dank!

@solaine:

erstens denke ich, du solltest deinen freund nicht so sehr nach dem alter beurteilen - schließlich bist du grad mal läppische drei jahgre älter als er, das macht echt kaum was aus.

Ja, das ist schon richtig. Aber ich mache das auch nicht nur am Alter fest, zumindest nicht am biologischen. Wir sind auch charakterlich unterschiedlich alt. Ich würde mal behaupten, ich bin durch meine Erfahrungen älter, als ich auf dem Papier bin. Ich hab einfach sehr viel erlebt, eine Menge (schlechte) Erfahrungen gemacht. Er kennt gar keine Probleme, nur Harmonie. Deswegen ist er manchmal etwas naiv und auch nicht wirklich belastbar. Und dann gibt es da noch richtige Generationenunterschiede, wie zum Beispiel die Sprache (Wirklich, er benutzt Wörter, von denen ich keine Ahnung habe, was sie bedeuten. *g*), die Musik, Lebenseinstellungen usw.

ich selbst hab mich da ehrlich gesagt erst geändert, nachdem ich jetzt seit über einem jahr single bin und merke, dass das auch eine art ist, auf die ich gut leben kann. und jetzt (lerne geradejmd kennen) bin ich wesentlich entspannter und ruhiger als noch vor 5 jahren.

Vielleicht ist es ja genau das! Ich war die letzten Jahre nie solo, bin immer von einer Beziehung in die nächste geschlittert. Wahrscheinlich hab ich einfach panische Angst, alleine nicht klarzukommen. Ob mal das wohl auch mit einem Partner lernen kann, dass man auch außerhalb der Beziehung jemand ist und auch ohne ihn sein Leben meistern könnte? Danke nochmal, vor allem fürs stundenlange Nachdenken!

@Takor:

Zeit? Liebe? Beides?

Hmm ja, das hab ich in meiner letzten Beziehung gemerkt. Je länger sie dauerte, desto mehr Vertrauen hab ich in ihn und mich gefasst. Am Ende war die Angst beinahe weg, weil ich wusste, dass er mich nicht verlassen würde. (Und schließlich hab ich ihn dann verlassen, so kanns gehen....) Woher nehm ich nur die Ruhe, die Zeit zu überstehen, die das dauert? Danke nochmal für die Antwort und ein bißchen Optimismus schadet mir auch nicht. *g*

Liebe Grüße
Nassi

Liebe solaine,

Original von solaine
kannst du denn zeit genießen, die du nicht mit ihm verbringst, oder hast du dann die befürchtung, dass er sich woanders gerade viel besser amüsiert als ers mit dir täte? wohnt ihr zusammen? nimmst du dir bewusst abende nur für dich, an denen du auch ihn nicht siehst?

Fragen über Fragen...*g* Hmmm, ja, ich kann auch Zeit ohne ihn genießen, wobei ich nach einer Weile einfach ungeheure Sehnsucht nach ihm bekommen. Aber eigentlich denke ich nicht, dass er sich woanders besser amüsiert. Höchstens, wenn er abends weggeht, weil er da eben schon auch mit Frauen flirtet. (Was ja normal ist und erlaub; ist nur ein wenig seltsam...) Und ja, wir wohnen beinahe zusammen. Er und ich wohnen in einem Wohnheim auf demselben Flur. Wieso fragst du das? Und ja, ich nehme mir auch solche Abende, auch einfach weil es Dinge gibt, die er nicht so gerne macht, ich aber schon. Zum Beispiel hasst er Theater, ich liebe es. Und da geh ich trotzdem immer wieder auch ohne ihn hin und ich versuche immer, auch den Kontakt zu alten Freunden zu halten!

Liebe Grüße
Nassi

Da hast du natürlich recht, aber genau die Haltung, die du mir empfiehlst, ist mein Problem! Ich kann nicht einfach loslassen und es genießen, so lange es noch so schön ist. Ich kann die Gedanken nicht abstellen! Kann ich denn gar nichts anderes tun als warten?