Piper

      Liebe

      Ich brauche sie. Ich habe sie immer gebraucht. Er war nie für mich da. Selbst wenn ich mit ihm geredet habe, war er nicht da. Er war immer bei anderen. Bei allen Anderen außer bei mir. Jedesmal wenn ich zu ihm gefahren bin, war ich voller Hoffnung, ich wusste wie es werden würde, aber ich wollte es nicht wissen und begrub diese Gedanken im hintersten Teil meines Kopfes. Doch es war immer gleich. Ich war bei ihm, aber wieder auch nicht. Ich saß die ganze Zeit bei ihm, aber für ihn war sein Handy bei ihm, seine Angestellten, die er herumkommandierte. Ich hätte mich auch gerne von ihm herumkommandieren lasssen. Ich tat alles um es ihm leichter zu machen. Ich half ihm, seinen Angestellten und war immer ruhig und verständnisvoll. Nichts anderes hätte er akzeptiert. Jedesmal saß ich erwartungsvoll im Restaurant und wartete, und wartetete, und wartete. Irgendwann suchte ich ihn und er sagte er käme gleich und ich solle schon einmal bestellen. Ich bestellte. Das Essen kam. Es wurde kalt. Entweder er kam gar nicht oder er brachte einen Geschäftspartner mit, der nur darauf wartete, dass das Kind endlich ging.
      Ich fragte mich immer was ich falsch gemacht habe. Es müsse doch für alles einen Grund geben. Manchmal umarmte er mich und sagte zu mir er habe mich lieb. Ich hielt ihn ganz fest, so fest ich konnte und hoffte das der Moment nie zu Ende gehen würde. Ich sog seinen Duft, seine Wärme in mich auf. Doch dann löste er sich wieder, und die Kälte kam zurück. Ich war wieder alleine. Das letzte Mal nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte ihm, dass ich erst wieder kommen würde, wenn er mehr Zeit hätte. Daraufhin schaute er mich an und sagte: "Dann brauchst du gar nicht mehr zu kommen!" Dann sagte er nichts mehr. Ich liebe ihn obwohl es mir schadet. Je mehr ich ihn liebe, desto mehr verletzt er mich. Desto mehr verletze ich mich. Ich liebe ihn so sehr das ich nachdem letzten Besuch in ein tiefes, schwarzes Loch gefallen bin. Dort war ich einige Monate, 3 um genau zu sein.
      Sie hat eines Tages die Ausmaße meiner Tauer gesehen. Sie hat es ignoriert. Sie will es nicht sehen. Sie will auch nicht das andere es sehen. Sie ist ihm manchmal ähnlich, sie hat auch keine Zeit. Sie arbeitet auch viel. Sie will auch Verständnis, zuviel. Sie ist immer auf Spannung, sie hat niemanden an dem sie diese entladen kann, außer an mir. Ich bin immer für sie da. Sie wartet immer auf ein falsches Wort um mir wieder die Schuld zu geben. Die Schuld an ihrem Leben, dass sie so hasst.
      Wenn ich versuche mit ihr über uns zu reden, endet es immer in Tränen. Meinen Tränen. Also rede ich nicht mehr mit ihr. Es schmerzt mich wenn ich andere Familien sehe. So wie es sein sollte. Jeder ist für den anderen da. Als ich kleiner war, habe ich mir immer nichts seliger gewünscht als das er bei uns wäre. Ich wollte nicht mit ihr alleine sein. Ihr Sündenbock. Doch nun denke ich das es besser so war, denn wenn beide bei mir wären, bessergesagt nicht, dann wäre ich bestimmt schon ganz zugrunde gegangen. Das rede ich mir wenigstens immer ein.
      Ich liebe sie beide, sie sind die einzigen Menschen die ich liebe, aber ist es wirklich Liebe? Warum liebe ich sie? Sie geben mir keinen Grund, oder?
      Doch.
      Ich liebe ihn wegen seiner warmen Umarmungen, die mich süchtig machen.
      Sie liebe ich weil sie 17 Jahre lang mit ihr zusammengelebt habe und davon mindestens 13 schöne Jahre hatte.