AD(H)S und Therapie

      AD(H)S und Therapie

      Hallöle,

      ich wollte mal fragen ob er hier Leute mit AD(H)S-Therapieerfahrung gibt, was für eine Therapieform ihr gemacht habt oder macht und ob und inwiefern es euch geholfen hat/hilft.

      Kurz zu meiner Situation: Ich bin im Moment auf Therapeutensuche. Neben ADHS habe ich rezividierende, also immer wieder aufkommende Depressionen und zur Zeit eine mittelschwere Episode.
      Eigentlich wollte ich eine Psychoanalyse machen weil mir das eine Verhaltenstherapeutin empfohlen hat, einfach weil da wesentlich mehr Zeit ist, auch 2 mal die Woche möglich ist und ich da "einen Platz hätte um alles zu lasen".
      Ich denke, wenn es mir mit der Zeit besser ginge wäre auch SVV kein Problem mehr, das war schonmal so in meinem Leben, das es dann einfach verschwunden ist, da wäre Verhaltenstherapie glaube ich nicht unbedingt nötig.
      Nun hab' ich aber vor 2 Tagen die Diagnose ADHS bekommen und bin jetzt voll am Zweifeln, weil da ja eigentlich Verhaltenstherapie das Mittel der Wahl ist.

      Tja, also mich würde insbesondere Interessieren ob jemand eine Psychoanalyse oder Tiefenpsychologisch fundierte Therapie gemacht hat.

      Würde mich über Antworten sehr freuen!
      Hallo queertanja,



      ich hab auch AD(H)S und bin deswegen schon seit Mai 2004 in Behandlung bei einer Psychiaterin. Die Therapie heißt, glaube ich, Verhaltens- bzw. Psychotherapie und bislang hat mir das schon sehr viel geholfen :)


      Eine Therapie mit dem Schwerpunkt auf Tiefenpsychologie bzw. Psychoanalyse mag sinnvoll sein... das kommt wohl auf den einzelnen Fall an ?( Aber wenn du (was ich aus deinem Text herauslese) Schwierigkeiten hast, die mit dem ADS zu tun haben (dazu zählen u.a. auch Depressionen), wäre eine Verhaltenstherapie bestimmt sinnvoll.


      Falls du oder auch jemand anderes noch Fragen haben sollte, nur zu- hier wird nix ignoriert ;)


      LG

      ~Kasmo~
      ~ Memories that touch our hearts will never fade away ~
      Hi,

      ich würde zunächst einmal mit dem Nervenarzt sprechen, der die Diagnosen gestellt hat. Leider kann ich zu AD(H)S gar nichts sagen. Ich habe aber auch selber eine rezidivierede depressive Störung und neben der fachärztlichen Behandlung wird eine Verhaltenstherapie durchgeführt. Die Verhaltenstherapie setzt ja eher an gegenwärtigen Problemen an und will sie für die Zukunft verbessern/lösen. Das können zum Beispiel Konflikte mit Freunden, Eltern oder Mitschülern sein. Die Psychoanalyse versucht, das Leid durch negative Erlebnisse in der Kindheit zu begründen. Ich weiß nicht, ob Dir da einmal irgendetwas widerfahren ist.

      Also sprich mit Deinem Nervenarzt.
      Welche Medikamente nimmst Du eigentlich?

      Ciao, Marcel
      Hallo ihr beiden,

      schön, dass mir doch noch jemand geantwortet hat. Danke!
      Es ist so, dass ich heute einen Termin bei einer Psychoanalytikerin hatte und diese mir geraten hat erstmal eine Verhaltenstherapie zu machen. Ich kann dann ja immernoch eine tiefenpsychologische Therapie machen um noch Sachen aufzuarbeiten. Wahrscheinlich wäre ich im Moment auch überfordert damit alte Sachen anzugehen wenn ich schon mit meinem Alltag überfordert bin...
      Ich bin jetzt ziemlich froh endlich eine Entscheidung getroffen zu haben.

      @Kasmodiah:
      Es freut mich sehr für dich, dass dir die Therapie dir hilft, das macht mir Mut!!

      @Marci: Morgen geh ich nochmal zu der Psychiaterin, die die Diagnose gestellt hat und hoffe, dass sie mir Therapeutinnen empfehlen kann, die sich mit ADHS gut auskennen.
      Das Problem warum ich nicht wirklich wusste was nun der richtige Ansatz ist, ist, dass es bei mir eben auf jeden Fall Dinge in der Kindheit und Jugend gibt, die mich in meinem Leben beeinträchtigen, da aber andererseits diese konkreten aktuellen Probleme sind, die auch ganz viel eben einfach aus der ADHS-Ecke zu kommen scheinen. Aber mit der Lösung jetzt bin ich sehr zufrieden.
      Wegen Medikamenten: ich nehme im Moment garnichts, konnte ich mir auch bisher nicht vorstellen aber die Psychologin heute hat mir ziemlich zugeredet und die Psychiaterin von der die Diagnose kam hatte es mir auch empfohlen. Ich werds mir jetzt nochmal schwer überlegen, es wäre vielleicht schon gut erstmal. Die Phase jetzt wurde halt hauptsächlich davon ausgelöst, dass meine Freundin in die Psychiatre gegangen ist und sie kommt nun am 22. wieder und ich wollte erstmal abwarten ob es dann wesentlich besser wird, aber ich glaube wenn ich ehrlich zu mir bin ist das unrealistisch weil einfach auch viel hochgekommen ist und diese Wogen glätten sich wohl nicht so einfach wieder.
      Wie ist es denn bei dir? Nimmst du dauerhaft Antidepressiva oder so oder jeweils in akuten Episoden?

      LG und danke nochmal!
      Tanja
      Hi,

      ich nehme selbstverständlich dauerhaft Medikamente. Eine Behandlung mit Antidepressiva "nur so in akuten Phasen", wie Du es schreibst, ist nicht sinnvoll. Man muss sie auch dann noch nehmen, wenn es einem besser geht, mindestens ein Jahr. Insbesondere bei rezidivierenden depressiven Störung ist eine langfristige Antidepressiva-Gabe angezeigt. Des Weiteren sollte auch ein Phasenprophylaktikum gegeben werden, was einer neuerlichen Episode vorbeugen kann, z.B. Carbamazepin, Lithium oder Valproat.

      Ich kann Dir nur dringend dazu raten, Medikamente zu nehmen. Nur die Kombination aus Gesprächstherapie und Tabletten hilft wirklich, da sich beides ergänzt. Die Tabletten holen einen aus dem Tief wieder heraus und machen den Patienten erst bereit und empfänglich, in einer Gesprächstherapie über seine Probleme zu sprechen.

      LG, Marcel

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Marci“ ()

      Hi Marcel,

      sorry wenn die Frage irgendwie doof war. Ich hab' nicht so den Plan wie man das üblicherweise mit Medikamenten behandelt. Es ist jetzt das erste Mal, dass ich mir Hilfe suche seit meiner Kindheit. In meiner Jugendzeit hab' ich immer gedacht wenn sich meine Lebensumstände ändern werde ich auch nicht mehr depressiv also muss ich nur abwarten und in den letzten 3 Jahren, seit ich mit meiner Freundin zusammen bin hatte ich dann auch tatsächlich nur noch kurze, eher leichte Phasen bis jetzt vor 3 Monaten. Also im Moment muss ich das erstmal realisieren, dass das alles doch nicht rum ums Eck ist.
      Ich tendiere inzwischen auch wirklich dazu Medikamente zu nehmen. Das was du sagst hat die Therapeutin heute auch gesagt, dass die Therapie dann auch wesentlich besser anläuft und so.
      Im Prinzip ist mir das ja auch alles klar, nur höre ich erst langsam auf immer zu denken ich müsse mich doch nur mehr anstrengen und nicht so selbstmitleidig sein, dann wäre doch alles ok.

      Danke jedenfalls nochmal!
      Tanja
      Hi Tanja,



      jau, die Denkart "Hör auf rumzujammern, wenn du dich nur anstrengen würdest, hättest du auch keine Probleme etc.pp..." kenne ich auch von mir.

      Naja, bei mir war`s dann so, dass ich während meiner Therapie relativ schnell lernte, mir das "abzugewöhnen", nämlich dann, als ich die Einsicht gewann, dass ich z.T. nichts für meine Probleme konnte, bzw. eine Therapie brauchte, um mit ihnen richtig umgehen zu können.

      Hmmm, ich bin mir sicher, das kennen außer uns noch viele andere Leute...

      Woher diese Denkart stammt, weiß ich nicht, ich vermute jedoch, dass sie einfach das widerspiegelt, was ich (und du bestimmt auch) immer wieder zu hören, bzw. zu spüren bekam.

      Man denkt als Außenstehende/r einfach (zu) oft: "Der/die ist doch selbst schuld an seinen/ihren Problemen" da man davon ausgeht, dass der/die jenige eigentlich imstande ist, mit bestimmten Problemen umzugehen, jedoch dafür zu faul/zu doof/wasweißich ist und bringt das dann durch Worte, gesten etc. auch rüber, was man meint.

      Naja, meiner Erfahrung nach meinen es die meisten allerdings nicht wirklich böse...sie haben einfach keine Ahnung... und man selbst, wenn man es noch nicht weiß, was mit einem los ist, natürlich auch nicht.

      Dass das z.T. verheerende Konsequenzen für das Selbstbewusstsein einer betroffenen Person hat, die ja selbst nix dafür kann, muss ich wohl nicht extra erwähnen :(

      Naja, wie auch immer- ich drücke dir jedenfalls die Daumen für die Therapie :)


      LG

      Kasmodiah
      ~ Memories that touch our hearts will never fade away ~
      Nur kurz zu dem Thema Medikamente - also ich hab auch ADS und nehm jetzt seit ca. einem 3/4 Jahr Ritalin (darf man sowas hier sagen?) und von letztem Winter (seit ichs nehm) bis zum Sommer hab ich mich sogar im Zeugnis um 0,5 verbessert!

      Bestimmt ist eine Verhaltenstherapie oder so sinnvoll, aber Medikamente helfen aus meiner Erfahrung (auch) sehr.

      try to be YOU
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