Axel Hacke

      Hi hi,

      ich hab soeben, während des Backens, eine CD mit meinem Bruder angehört und köstlich gelacht. "Das Beste aus meinem Leben" von Axel Hacke. Axel Hacke ist Journalist und Schriftsteller aus München und schreibt jeden Freitag eine Kolumne in der Süddeutschen Zeitung. Da es davon einfach zu viel geniale gab, packt er also hin und wieder die besten von 52 Wochen zusammen und macht daraus ein Buch, oder zwei, oder drei, oder vier und bei Bedarf macht er auch noch Lesungen und solch eine haben wir uns angehört - und uns gekringelt. Wir konnten nicht mehr. Das war zu genial, einfach köstlich!!! Seine Geschichten handeln in der Regel von ihm, seiner Frau Paola, seinem Sohn Nils und seinem alten Freund Bosch, der Kühlschrank. Es geht um alltägliche Geschichten, die jedem mal passieren und nur zu bekannt sind. Genial geschrieben, wunderbare Sprache, noch besser ist es, wenn man ihn selbst lesen hört, mit vollem Enthusiasmus.

      Hoffe, einen anderen heitert eine der Geschichten ebenfalls so auf wie mich eben :)




      Doktor Leibtrost
      (von Axel Hacke)


      Wer umzieht, bekommt oft eine neue Telefonnummer. Aber jene, die ich vor ein paar Jahren bekam, als ich mein neues Büro bezog, war nicht neu. Sie war gebraucht und gehörte einem Arzt, den ich nicht kannte, dessen Namen ich nicht im Telefonbuch finde, der vielleicht verstorben oder nur unbekannt verzogen war. Bis heute rufen Patienten an: alte, gebrechliche Menschen, schwerhörig. Ich führe Gespräche wie dieses ...

      Telefon klingelt.
      Ich: „Hacke.“
      Anrufer: „Hallo?“
      Ich: „Ja, hier ist Hacke.“
      Anrufer: „Is´ da net der Doktor Leibtrost?“
      Ich: „Nein, hier spricht Hacke.“
      Anrufer: „Ja, wo bin i´ denn da ´nauskommen?“
      Ich: „Bei mir, Hacke.“
      Hängt ein. Es klingelt Sekunden später wieder.
      Ich: „Hacke.“
      Derselbe Anrufer: „Hallo?“
      Ich: „ Ja, hier wieder Hacke.“
      Anrufer: „Doktor Leibtrost?“
      Ich: „Nein, nur Hacke.“
      Anrufer: „Wer?“
      Ich: „Hacke.“
      Anrufer: „Wissen S´, Herr Doktor Leibtrost, mit mein´ Ohren is´ wieder so schlecht wor´n.“
      Ich: „Ich merke. Aber ich bin nicht Doktor
      Leibtrost. Ich bin Hacke.“
      Anrufer: „Wer san Sie?“
      Ich: „Hacke.“
      Anrufer: „Entschuldigung.“
      Legt auf. Sekunden später läutet es wieder.
      Ich: „Hacke.“
      Derselbe Anrufer: „Doktor Leibtrost?“
      Ich: „Nein, Hacke.“
      Anrufer: „I´ hätt´ halt gern den Doktor Leibtrost gesprochen.“
      Ich: „Ja, ich weiß. Aber hier ist Hacke. Hier ist nicht Doktor Leibtrost. Doktor Leibtrost ist umgezogen oder verstorben oder er hat seine Praxis aufgegeben. Ich weiß nicht. Ich bin Hacke.“
      Anrufer: „Was san Sie?“
      Ich: „Hacke“.
      Anrufer: „Tschuldigung, verwählt.“
      Ich: „Nein, Sie haben sich nicht verwählt. Das war einmal die Nummer von Doktor
      ...“
      Aufgelegt. Sekunden später: Läuten.
      Ich: „Hacke.“
      Derselbe Anrufer: „Wer?“
      Ich: „Hacke.“
      Anrufer: „Kannten S´ mir bitt´ schön den Doktor Leibtrost geben, Herr Hackl?“
      Ich: „Aber er ist nicht hier!“
      Anrufer: „Wann kommt er denn?“
      Ich: „Niemals. Er kommt nie wieder. Er war noch nie hier. Er hatte nur dieselbe Telefonnummer, die ich jetzt habe.“
      Anrufer: „Es is´ wegen meiner Frau. Sie hat einen Katarr.“
      Frau hustet im Hintergrund.
      Ich: „Rufen Sie einen Arzt an! Oder die Auskunft! Nicht mich.“
      Anrufer (zischelt vom Telefonhörer weg zu seiner Frau): „Des is´ scho wieder der Depp. Der Hacker.“
      Legt auf. Nach Sekunden neues Läuten.
      Ich: „Hier spricht Hacke und noch mal Hacke.“
      Anrufer (erregt): „Ja, wos woin denn Sie scho wieder! I´ brauch´ an Doktor Leibtrost! Mei Frau is´ krank.“
      Ich: „Dann rufen Sie doch Doktor Leibtrost an und nicht mich!“
      Anrufer: „Des dur i´ doch die ganze Zeit!“
      Ich lege auf. Nach Sekunden läutet es erneut.
      Ich: „Hier Praxis Doktor Leibtrost. Sie können nach dieser Nachricht ein kurzes Piepen hinterlassen und mich dann am Arsch lecken, ich rufe niemals zurück!..“
      Paola: „Was ist denn mit dir los? Den ganzen Nachmittag telefonierst Du und jetzt machst du solche Späßchen. Ich denke, du arbeitest.“





      Grüßleins :)

      an-shin

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