Bekannte ist BL

      Bekannte ist BL

      Hallo allesamt!

      Bin neu hier und hoffe, daß mein Beitrag hier angenommen wird. ?(

      Selbst leide ich nicht unter dieser "Störung". Es geht um eine Freundin. Ich kenne sie aus dem Umfeld einer psychiatrischen Klinik.
      Wir kennen uns seit ca. einem halben Jahr. Sie trägt, auch im Sommer, nur langärmlige Klamotten (!), ist laut eigenen Angaben lesbisch und lebt sehr zurückgezogen.
      Wir haben uns sehr gut angefreundet. Vor ein paar Wochen hat sie mir sehr viel über sich und ihren Problemen anvertraut. Ich will das hier nicht alles im Einzelnen ausbreiten...is jedenfalls sehr heftig. Ich war auch sehr neugierig. Ich kann nur soviel sagen, daß sie dem ganzen psychiatrischen Betrieb sehr mißtraut. Therapeuten hat sie in der Vergangenheit eher manipuliert und so weiß keiner wirklich WAS sie hat. Einer der etwas mehr weiß bin ausgerechnet ich - damit trage ich eine gewisse Verantwortung.
      Als ich nach dem Gespräch mal bei ihr angerufen habe, sagte sie daß es ihr, u.a. wegen mir schlechter geht. Das heißt, weil ich so gebohrt hätte.
      Ich möchte ihr gern irgendwie zur Seite stehen, habe aber jetzt wohl nicht mehr ihr volles Vertrauen. Ich kann mir vorstellen wie allein sie mit ihren Problemen ist. Ihre Familie ist sch**ße und Freunde hat sie im Moment nicht. Ich hatte selbst mal starke psychische Probleme und weiß wie allein man damit sein kann...

      Was kann ich tun, liebe Leute? Ich habe Angst, daß sie sich *mbr*ngt!!!
      ich kann mir recht gut vorstellen, wie die situation ist, in der du bst. meine mutter hat selbst bl und war schon häufiger in einer anstalt. sie hat mir auch schon erzählt, dass die ganzen psychlogen und psychiater ihr einfach zu dumm sind, sie wollen einfach zu viel wissen. ich habe es schon oft genug probiert ihr zu erklären, dass die das alles nur zu ihrem wohl tun! sie hat noch nicht verstanden, dass das reden auch scon was bringen kann.
      du könntest mal probieren, ihr irgendwie zu erklären, dass es wichtigür sie ist, über ihre probleme zu reden und so ihre vergangenheit zu verarbeiten, damit es ihr wieder besser geht.
      Einer der etwas mehr weiß bin ausgerechnet ich - damit trage ich eine gewisse Verantwortung.

      Du trägst nur für dich allein die verantwortung und für niemand anders.
      Logisch verständlich oder?
      Aber da es deine freundin ist, ist dies ein anderes thema.

      ähm ja du kannst nichts anderes machen als mit ihr zu reden, ihr zu helfen, vorraussetzung ist dass sie es will.
      Es klingt hart, ist auch so, aber etwas anderes kannst du nicht tun
      Tu mir einen gefallen bitte Klick mich :(
      Hallo und Dank für Deine Antwort, Fallen Angel!

      Das blöde an hiesigen Psychiatrien ist diese Massenabfertigung. Psychologen nehmen sich nicht mehr die Zeit auf die Person einzugehen. Die sind wohl auch durch ihre Vorschriften sehr unflexibel und gehen nach Schema-F vor.
      Das ist der berechtigte Kritikpunkt. Jedoch hast Du recht. Man muß trotz der Institutionalisierung die Hilfe annehmen, die man kriegen kann.
      Das werde ich ihr auch sagen.
      Hallo Oblomov,

      Du kannst Ihr nur helfen wenn Sie das auch will... Versuch Sie doch öfters zu kontaktieren wenn Sie abblockt kannst Du auch nicht viel tun. Vll. gibt es Möglichkeiten die Ihr gemeinsam nutzen könntet zb. gemeinsam etweas unternehmen oder so?

      Ich denke nicht das ihr Vertrauen zu Dir deswegen unbedingt eingeschränkt ist, ein kleiner Rückschlag aber Sie weiß Deine Hilfe sicher sehr zu schätzen. Ich kann Dir leider auch nicht viel mehr raten.

      LG Sandmännchen
      hm... wie war das- auf manche sachen muss man selbst kommen, aber die menschen, die man trifft, können einem dabei helfen.

      Das ist alles, was du tun kannst. Wenn sie reden will, wird es nur einer winzigen aufforderung bedürfen, man muss nicht "bohren".
      Ansonsten kannst du auch einfach mal nur DA sein. Du musst nicht mit ihr über ihre intimsten Probleme reden, du kannst sie wenn sie fertig ist auch einfach in den arm nehmen, nicht fragen was los ist, nicht "bohren" sondern einfach deine aten sprechen lassen.
      Ich persönlich kann sie gut verstehen, ich HASSE es, wenn die Leute ständig fragen, was denn los sei, weil ich weiß, dass es mir grad in dem moment nicht gut tun würde, zu reden, andererseits ich sie aber auch nicht vor den kopf stoßen will.

      es gibt da eine möglichkeit... ernste themen finden ihren besten einstieg meistens in small talk... wenn man total am ende ist WILL man oft nicht reden, ist man aber halbwegs stabil fällt es einem viel leichter und man kann es verarbeiten.

      Was die Psychologen betrifft... ganz ehrlich, das kann ich verstehen. Das Problem ist wohl wirklich, dass sie nicht die "Götter der Seele" sind (für die viele sich leider oft halten :evil: ) denn es sind eben Menschen und meist sehr leicht manipulierbare, ganz besonders, wenn sie auf einen menschen eingehen. Man muss einen Menschen relativ gut kennen um zu wissen, ob er einen jetzt manipuliert oder nicht.
      So gesehen ist es für sie wahrscheinlich wirklich sehr schwierig, mit diesen Menschen zu arbeiten...

      Also zwei Möglichkeiten- einen GUTEN Psychologen finden (das kann dauern) oder selbst damit fertig werden.

      Es ist hart und sicher nicht fair aber es ist wie es ist

      Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen

      lg nemo
      Danke Sandmännchen und nemo.

      Da kann ich wohl nicht viel tun, denn sie blockt im Moment wirklich ab. Wenn ich sie weiter nerve, gehts ihr am Ende noch schlechter.
      Und klar: ich versuche ihr die Gelegenheit zu geben auf Sachen selbst zu kommen.
      Das Problem ist ja - ... Ein Mensch mit psychischer Erkrankung ist ja praktisch Freiwild für Kritik und "gut gemeinte Ratschläge" (würg!). Gerade wenn man das so sehen kann, wie an den N*rb*n einer Borderlinerin. Da sieht man gleich: Oh, oh, die hat Probleme! Ich kann mir vorstellen wie nervig das ist.
      Leider bin ich auch schon auf die Nummer reingefallen und habe ihr Dinge geraten. - Weiß nicht ob ihr das geholfen hat. :(
      Ich versuchs auch nun eher mit "Philia" (Freundesliebe), was mir nicht weiter schwerfällt, weil sie ein sehr lieber Mensch ist. Wenn sie nicht lesbisch wäre, würde ich es direkt als "sinnvoll" erachten, wenn ich mich auch erotisch in sie verlieben würde...
      Schätze ich schreibe ihr erst mal einen Brief, den kann sie weglegen, falls der Inhalt sie nervt.
      Hey Oblomov!

      Also, zuerst einmal würd ich dir gerne mal etwas über mich erzählen. Ich bin selbst BL-in, war heuer von Ende März bis Ende Mai in der Psychiatrie und hab (nicht nur) dadurch sehr viel über diese Krankheit erfahren.

      Keine Ahnung inwiefern du mit den Symptomen des BL-Syndroms vertraut bist. Ich würd dir trotzdem gern was Grundlegendes erklären und versuch's mal so, wie ich's kenne.
      Also, das Schema von BL ist das Schwarz-Weiß-Denken und -Leben. Entweder du idealisierst jemanden, gibst diesem Jemand das Gefühl, er sei der absolut wichtigste Mensch in deinem Leben, erzählst ihm alles, suchst Nähe usw. Oder aber du setzt ihn total herab, was sogar bis hin zu Demütigungen führen kann. Das Schlimmste ist, dass es einerseits unabsichtlich, also total unbewusst geschieht und andererseits immer und immer wieder passiert. Vor allem dann, wenn man jemandem wirklich vertraut. Man könnte das in ungefähr mit einem Kuscheltier vergleichen, dass, wenn man es mag, ganz fest knuddelt, jedoch alsbald wieder in eine Ecke setzt und erst nach eigenem Gefallen wieder zu sich holt.

      Das klingt jetzt total fies und grausam, ist aber traurige Realität für BL-Betroffene. Was dahinter steckt, ist eine routierende Prüfung der Gefühle, dh, der BL-Kranke prüft dadurch, inwiefern der idealisierte-weggestoßene Mensch zu einem steht - Doch wie gesagt, das ist alles unbewusst und wenn das der BL-er erstmal gecheckt hat, schämt er sich dafür. Mir tut's z.B. total leid, wenn's mir wieder mal passiert, dass ich die Frau, die ich liebe, ganz nah an mich ran lasse und sie schließlich wieder von mir wegstoße und ihr quasi ins Herz steige. Ich will das ja nicht und dennoch passiert's - immer und immer wieder...

      Es ist bewundernswert, dass du das durchhälst. Dass du noch immer für deine Freundin versuchst da zu sein, denn es gibt so viele Menschen, die eben durch diese Behandlung einfach gehen, weil sie nicht wissen, was tatsächlich hinter diesem Verhalten steckt. Schön, dass es dennoch jemanden wie dich gibt.

      Ich kenne dich und deine Freundin zwar nicht, aber ich schätze mal, dass es ihr ähnlich gehen wird mit diesem Kalt-Warm-Spiel, das nicht beabsichtigt ist und dennoch passiert. Was du konkret tun kannst, ist schwer zu sagen. Dass die "allgemein lieb gemeinten Ratschläge" nicht zielführend sind, hast du ja schon erkannt (was ja nicht nur mit der BL-Störung zusammenhängt). Bei mir hat's mal geholfen, dass mir jemand, den ich total tief verletzt hab mit meiner Aktion und dem ich's dann erklärt hab, gesagt hat, dass es nicht notwendig ist, ihn bzgl. der Freundschaft zu "prüfen", weil es egal ist, wie viel Schei*e ich baue, er wird stets da sein, wenn ich ihn brauche (aber dafür muss der BL-er selbst wohl schon erkannt haben, dass er diese "Prüfung" durchführt).

      Hmm... Bleib' am Ball, sei weiterhin für sie da und hör ihr zu, wenn sie etwas zu sagen hat (aber das tust du ohnehin).

      Was die vermeintlichen "Götter in Weiß" betrifft - Ich kann nur sagen, dass es mir in der Klinik echt gut ergangen ist. Die Therapeutinnen und Therapeuten waren echt fürsorglich, einfühlsam und lieb, ebenso das gesamte Pflegepersonal. Am meisten geholfen hat mir schlussendlich die Maltherapie, in der die momentanen Gefühle aufgezeichnet und im Anschluss besprochen werden, um sie einerseits aus dem Kopf und andererseits eine andere Perspektive für sie zu kriegen.

      Tja, ich glaub, jetzt hab ich dich genug zugetextet.
      Nur Mut!

      lg, bow ;)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „black_or_white“ ()

      Danke für die umfangreiche Antwort, black_or_white!

      So nah bin ich dieser Freundin nicht, daher hat sie mich wohl auch nicht gedemütigt. Sie hat sich nur von mir zurückgezogen. Also ich bin da in keine "Ich hasse Dich aber verlaß mich nicht - Situation" hineingeraten.
      Bin (noch) nicht gedemütigt worden oder so.

      Das Vertrauen das sie mir entgegen brachte war aber schon sehr groß. Wir sind uns auch, bis auf die Erkrankung, sehr ähnlich. Das sind alles Argumente für eine gute Freundschaft. Und jetzt bin ich schon traurig, daß sie sich von sich aus nicht mehr bei mir meldet. Das könnte schon mit diesem Schwarz-Weiß-Ding zu tun haben... ?(