*fly.this.way*w

      *fly.this.way*w

      Im NETZ

      Meine Angst spinnt mir einen seidenen Käfig aus Spinnenfäden
      einen Wächter, groß und haarig, mit acht Beinen
      und ein Loch, in das ich zu fallen drohe.
      Die Spinnenfäden rücken näher.

      Ich blicke auf und sehe mich um
      Suche den Wächter, das Wesen, das mich zurückhält
      zu fliehen, aufzuhören, mich zu entspannen.
      Wer ist Schuld an meiner Angst.
      Ich bin wütend. Ich möchte etwas ändern.
      Und dennoch. Ich kann noch so laut schreien.
      Noch so viele Leute zunichte machen...
      Es bringt einfach nichts.
      Die Spinnenfäden rücken näher.

      Ich rolle mich ein auf dem Boden.
      Und ich hoffe, dass alles nur ein Traum ist.
      Ich höre viele Stimmen. In meinem Kopf.
      Leute die es besser wissen als ich oder das zumindest glauben.
      Sie sagen...
      Sie sagen, ich bin krank.
      Ich hasse sie. Sie machen mir Angst.
      Ich habe Angst, so viel Angst...
      Und die Spinnenfäden sind schon so nah.

      Ich rücke ein Stück näher an das Loch
      Starre hinein
      Alles ist dunkel, ich kann nichts sehen
      Ganz plötzlich...
      Ein großer Kokon schließt sich um micht und das Loch.
      Kein Ausgang, keine Fluchtmöglichkeit, im Schwarz verschwimmen die Gedanken...
      Wo ist die Luft zum Atmen hin?
      Denn die Spinnenfäden sind schon so nah.

      Ich stehe am Abgrund. Ein Spalt noch,
      Da ist das Loch
      Gleich falle ich.
      Ich halte die Luft an.
      Da spüre ich, wie sich mir der Atem abschnürt,
      Meine Gedanken meinem Körper entweichen
      Sich um mich winden und mich erstarren lassen
      Mir leise, böse Dinge ins Ohr wispern...
      Die Spinnenfäden haben mich erreicht.

      Ich stehe im Loch.
      Es ist nicht schwarz. Es ist nicht weiß.
      Hier ist nichts.
      Weder rot, noch blau, noch grün.
      Nur auf dem Boden, auf dem alten, staubigen Boden, liegt ein Messer.
      Ich nehme es.
      Ich weiß, dass ich mich an nichts mehr erinnern werde...
      Denn die Spinnenfäden sind immer gleich wieder weg.

      Ich öffne die Augen,
      Stehe auf und bin frei.

      Was für Fäden?
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      Ich kann nun mal nicht aus meiner Haut.

      ich will ich will ich will
      ich will ich will ich will
      jetzt sofort jetzt sofor jetzt sofort
      sofort sofort sofort
      schneiden schneiden schneiden
      schneiden Klinge ich will
      jetzt sofort schneiden kann
      mich nicht wehren
      hilfe
      ich will jetzt sofort
      schneiden
      sofort sofort bitte
      bitte bitte sieh
      nicht hin
      kann nicht
      hilfe
      wiederstehen es
      hat keinen sinn
      ich will
      ich will jetzt sofort schneiden.
      geh weg
      hilfe
      schneiden = zwang
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      Gut oder Böse?

      Ich habe mich noch nie im meinem ganzen Leben so schuldig gefühlt.
      Es ist schrecklich.
      Ich habe das Gefühl, dass die Luft, die ich doch zum Atmen brauche, auf dem Weg zu meinen Lungen in meinem Hals INS NICHTS verloren geht.
      Irgendetwas in mir scheint nach und nach alles Menschliche, alles Vernünftige, alles Gute aus mir herauszuziehen.
      Ich denke nicht mehr nach, ich handele, ohne mir über die Folgen im Klaren zu sein.
      Ich glaube, das ist falsch.
      Ich rede mir ein, dass mir alles egal ist, dass ich ein egoistischer Mensch bin, aber das stimmt nicht.
      Wenn ich in mich horche, abends, wenn ich die Zeit und Ruhe dazu finde, dann sehe ich alles, was ich je falsch gemacht habe.
      Ich sehe alles, ich erkenne alles, ich gebe es zu...
      Ich sehe meine Fehler ein.
      Wenn ich auch viele davon habe, das scheine ich richtig und gut zu machen.
      Was nicht gut daran ist...
      Ich büße dafür, ich füge mir selbst Schmerzen und Qualen zu.
      Und außerdem hasse ich mich für jeden Fehler ein bisschen mehr.
      Das ist eben meine Art, damit klar zu werden!
      Aber ihr, was macht ihr?
      So sehr habt ihr euch in eurer Opferrolle verloren, dass ihr die Tatsachen schon gar nicht mehr erkennt! Ihr seid so hochmütig, zu behaupten, an allem hätte ich schuld... ich ganz alleine.
      Ich weiß nicht, ob ihr recht habt,...
      aber denkt doch einmal nach!
      Ihr seid nicht besser und nicht schlechter als ich wenn ihr eure Fehler erkennen würdet.
      Aber ihr erkennt eure Fehler nicht, ich wollt nicht, ich könnt nicht.
      Zu stolz, um nachzudenken?
      Zu hochmütig, um nachzugeben?
      Zu dumm, um den richtigen Weg zu gehen?
      Mir scheint es richtig, dass ich mich für meine Fehler hasse, noch richtiger scheint es zu sein, wenn ich auch euch für eure Fehler hasse.
      Es ist gut, nachzudenken, und schlecht auf seinem Standpunkt zu beharren.
      Ich versuche zumindest, richtig und falsch voneinander zu unterscheiden...
      Könnt ihr das auch?

      Ich weiß nicht, warum ich mich vor euch rechtfertig will, es scheint sinnlos zu sein, aber...
      das ist es nicht.
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      sehnsucht
      nach längst verlorenen orten
      angst
      vor längst abgestorbenen melodien
      hoffnung
      ein trügerisches gefühl?
      sieh mich an!
      sieh mich an und sag mir, dass alles gut wird.
      und sag mir, dass nichts von alledem je enden wird.
      sieh mich an und erkenne den größten aller meiner wünsche:
      geborgen zu werden.
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      rotes rinnsal
      tote schatten über mein gesicht
      die zeit wird es heilen, hat man mir gesagt
      mag sein, aber
      was, wenn die schwebe bleibt?
      dann wird sich nie etwas ändern
      nein, das will ich nicht!
      vergangenheit und zukunft in ein und der selben hand
      so sollte es nicht sein
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      seidene falle aus rotem satin
      wundervoll, besänftigend, still
      das einzig wahre?
      behauptest du.
      bewirkt der stoff wunder bei dir?
      stillt er deinen hunger endgültig?
      kann er den inneren schrei abtöten?
      du scheinst glück zu haben.
      denn so seiden dein heilmittel auch sein mag
      mein inneres zerreist es.
      deshalb, mach dir nicht vor.
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „*fly.this.way*w“ ()

      RE: *fly.this.way*w

      vergiss die tage der gefühlsoffenen unschuld
      sie waren nie real.
      woran liegt es
      dass die menschen die wahrheit idealisieren?
      es scheint alles so einfach.
      das spiel des lebens, ein wahres festmahl an gefühlen.
      warum aber haben manche menschen keinen hunger?
      dabei will ich leben.
      nur eines hindert mich jetzt noch daran:
      unverständnis.
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      Das Leben sehnt sich nach mir
      Ich höre es rufen.
      In den dunklen Schatten dieser Wälder
      Verliert man sich leicht.
      Den Weg habe ich längst vergessen.
      Von Hunger und Wölfen getrieben
      Flüchte ich mich immer tiefer in mein eigenes Inneres.
      Ein Schritt jagt dem nächsten nach.
      Noch habe ich nicht vor, stehen zu bleiben.
      Hass, Angst, Verzweiflung.
      Wie gern wäre ich jetzt ein Kind
      Dessen Eltern mich suchen!
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      Tage ohne Krieg
      Auch solche mag es wohl geben.
      In mir tobt ein Sturm
      Ich sehe das Schiff kentern.
      Das Wasser zu tief, der Ausweg zu weit
      Tausend Tränen füllten dieses Meer auf.
      Gestern nahm ich mir vor:
      Ich bleibe am Leben.
      Morgen wird man mein Lied singen, hoffe ich.
      Es wird beginnen mit:
      Auch ohne ihn ...
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      Feuchter Sand reibt an meinem Körper.
      Klares Wasser spült den Spott hinweg, nicht jedoch das tief verankerte Rot.
      Kälte breitet sich aus, es gibt kein Entkommen.
      Schwarz sticht in meinen Augen.
      Brennen in beider meiner Körperhälften.
      Spitze Bilder wirbeln durch die Luft,
      Zerstechen das Herz.
      Überfluss an Gedanken, ich schließe das Tor.
      Zittern beendet, nicht jedoch das Schauspiel.
      Kaltes Metall durchdringt die weiße Haut.
      Ein Tropfen folgt dem nächsten.
      Schrille Schreie, nie gehört und längst verstummt, erwachen zu neuem Leben.
      Fremde Sprachen, ich verstehe nicht.
      Sie lässt sie erneut verstummen,
      Tiefe Kerben entstehen;
      Das eigentliche Ziel ist Friede.
      Flüstern einer Person, die ich getötet habe.
      Kopf und Körper teilen sich, Taubheit dort oben.
      Wie es meinem Rest geht - ich weiß es nicht.
      Das dumpfe Pochen dieses Herzens verrät:
      Sie lebt.
      Legt sich schlafen,
      Lässt sich hinwegtragen.
      Im Traum ist sie ein Vogel.
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      Schwarze Schnitte
      Krank, von Anfang an gewesen
      Schmerzendes Licht
      Hass, nie ausgelebt
      Undurchdringbarer Nebel
      Angst, wer bin ich?
      Vergessene Verteidigungspläne
      Egoismus, dabei sehe ich viel mehr
      Verirrt im einsamen Moor
      Fragen über Fragen, wo bin ich?
      Gewalt, ich spüre jeden Hieb
      Haltlos kommt das Ende näher.
      Wo ist das Leben?
      Wo ist die Liebe?
      Wo sind die Freunde?
      Ich dachte, ich wäre mehr
      Als nichts.
      Wenn wir uns wieder begegnen
      Werden meine Augen tot sein
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      Das Dach des Hauses brennt
      brennt und niemand will es bemerken
      keinen kümmert es
      das Haus kümmert es sehr wohl
      denn ohne Dach ist dieses Haus nichts wert!
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      Niemand, der mir sagen kann, warum
      diesem Blitz kein Donner folgte.
      Die Sonne erklärte mir:
      Der Regen wird fern bleiben diesen Sommer.
      Sie muss es wissen. Sie sieht alles.
      Ich frage mich: wie soll es weitergehen?
      Alles erlahmt.
      Hitze macht sich breit.
      Ein Feind, gegen den auch der Mensch nicht ankommt.
      Wehrlos, hilflos, reglos
      wortlos liegt das Pflänzchen da.
      Niemand, der ihm sagen kann, warum
      es wird sterben müssen.
      Ich weiß: Die dumme Menschheit ist schuld.
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      RE: *fly.this.way*w

      wanna be beautiful
      wanna be beautiful

      everything seems to be perfect
      it isn`t
      nothing has ever been

      i don`t understand
      nobody does
      nobody even realizes

      i will have to stop me
      stop me eating an begin to live different
      first steps are made

      but nothin will ever stop!!!!!
      but nothin will ever be different!!!!!

      wanna be beautiful
      wanna be beautiful
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*