Uwe Wolff - Der teufel ist in mir

      Uwe Wolff - Der teufel ist in mir

      Hm, ich hoffe, das Buch passt hier rein, obwohl es nicht direkt um SVV geht.

      Hier mal der Klappentext: " - Der Fall Anneliese Michel, die letzte Teufelsaustreibung in Deutschland.- Nurnoch 31 Kilo wog Anneliese Michel, als sie am 1.Juli 1973 nach monatelangen Qualen starb. Auf Geheiß des Würzburger Bischofs hatten katholische Geistliche bei ihr 67 Exorzismusversuche unternommen, denn die 23-jährige Studentin, die in einem streng katholischen Umfeld aufgewachsen war und seit ihrer Pubertät unter Angstzuständen litt, glaubte sich vom Teufel besessen. Während Annelieses Eltern und die Exorzisten nach ihrem Tod wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt wurden, kam der verantwortliche Bischof ungeschoren davon.
      Aus Recherchen vor Ort, gesprächen mit Familienangehörigen und Tonbandaufnahmen der Exorzismusversuche rekonstruiert Uwe Wolff lückenlos und minutiös Anneliese Michels Leidensgeschichte."

      Das Buch ist ein Tatsachenbericht, es ist also wirklich passiert, in Klingenberg, ein kleiner Ort in der Nähe von Würzburg.
      Es geht in dem Buch wie gesagt um Anneliese Michel, die in einem Erzkatholischen Elternhaus aufwächst. Sie hat bis zur Pubertät kaum Kontakt mit anderen, "normalen" Jugendlichen. Alsi sie aufs Gymnasium wechselt und sie sozusagen mit der Welte außerhalb der Kirche in berührung kommt, beginnen ihre Angstzustände und auch eine Epilepsie. In anderen Berichten über Anneliese Michel werden auch die Diagnosen Psychose und Multiple Persönlichkeitsstörung genannt, aber im nachhinein lässt sich das nichtmehr mit gewissheit sagen. Später kam eventuel noch eine Magersucht hinzu, an der sie dann auch starb.

      Der Neurologe, den Anneliese mit ihrer Mutter aufsucht, kann nicht wiklich helfen, was auch am Misstrauen der Familie lag. Die einzigen, die von Annelieses Zustand erfahren sind Geistliche. Auch die Freunde der Familie sind Erzkatholisch, und Annelieses Sympthome werden sehr schnell als dämonische Besessenheit gedeutet. Auch Anneliese selbst glaubt daran und verweigert eine ärtzliche/neurologische Behandlung.

      Das Abitur schafft sie trotz ihrer Probleme und beginnt an einer kirchlichen Hochschule ein Lehramtsstudium. Es häufen sich aber Sympthome wie Halluzinationen und Wahnvortstellungen, Stimmenhören, Angstzuständen und Zuständen, die ich selbst als "Dissoziationen" beschreiben würde, allerdings benutzt der Autor dieses Wort nicht. Auch wird geschildert, wie die "Dämone" aus ihr sprechen, also von ihrem Körper besitz ergreifen und mit fremder, dämonischer Stimme aus Annelieses Körper sprechen. Anneliese glaubte selbst, bessesen zu sein, sie sah sich als "Sühneopfer für die Sünden der Menschheit", als "von Gott auserwählt, die Menscheit zu retten"

      Im Herbst 1972 beginnen im Haus der Eltern und in anwesenheit von der Familie und engen Bekannten die Exorzismussitzungen, mit dem Einverständnis der Eltern und auch Annelieses. Insgesammt finden 67 Exorzismusversuche statt, die alle auf Tonband aufgenommen werden. (Ich hab Teile dieser Tonbänder mal in einer fernsehsendung gehört, sie klingen wirklich so, als würden "Dämone" sprechen, auch wenn ich betonen will, dass es sich wohl eher um Wahnvorstellungen handelt, aber echt grausig). Annelieses Zustand verschlechterte sich, sie hörte auf zu Essen, verletzte sich teilweise selbst, war auch sehr aggresiv, zerstörte Möbel und Wände mit unglaublicher Kraft. All sies wur´de von allen Beteiligten, auch von ihr selbst, so gedeutet, dass die "Dämone" das sind, die aus ihr Handeln.

      Am 1. Juli 1973 starb Anneliese Michel, an Erschöpfung und Unterernährung. Die ganze zeit über hatte niemals ein Arzt sie zu sehen bekommen. Der Hausarzt, der nach ihre´m Tod den Totenschein ausstellen sollte, verweigerte eine "natürliche Todesursache" festzustellen, so kam "der Fall" an die Öffentlichkeit.

      Die Eltern und der ausführende Exorzist wurden vor Gericht gestellt, der Bischof, der den Exorzismus "beauftragt" hatte, nicht.
      Bis heute pilgern einige Katholiken zu ihrem Grab, die sie als "von Gott auserwählt" verehren. Einige Zeit nach ihrem Tod wurde Anneliese sogar exhumiert, weil eine Nonne in einem Traum "gesehen" hatte, dass als Zeichen von Annelieses "Sühneopfer" ihr Leichnam Intakt, also unverrottet sei. Die Ergebnisse der Obduktion wurden nicht veröffentlich, es hieß nur, der Leichnam sein normal verottet, ohne Auffäligkeiten, Fotos oder Gutachten wurden aber nicht veröffentlcht.



      Ich fand das Buch sehr gut, es werden Ausführlich die Familiengeschichte und das damalige kirchliche Klima geschildert. Der Autor bleibt relativ neutral, was ich als sehr gut empfinde, er will einem weder weis machen, dass sie wirklich bessesen war, noch, dass nen Psychiater ihr hätte helfen können. Das Buch ist zwar schon relativ ausführlich, aber ich fand es nie langweilig.
      Und wichtig: Es geht in dem Buch NICHT um Satanismus oder Sekten oder ähnliches.


      persephone



      ach ja, was ich noch ergänzen wollte: Das Leben und Sterben von Anneliese Michel ist vor ein paar Jahren auch verfillmt worden. Er heißt "Requiem", es ist ein deutscher Film und meiner meinung nach sehr gut. Es ist ein erzählender Film, der vor allem den Prozess schildert, KEIN Horrorfilm

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Persephone“ ()

      ach ja, was ich noch ergänzen wollte: Das Leben und st*rb*n von Anneliese Michel ist vor ein paar Jahren auch verfillmt worden. Er heißt "Requiem", es ist ein deutscher Film und meiner meinung nach sehr gut. Es ist ein erzählender Film, der vor allem den Prozess schildert, KEIN Horrorfilm


      Der Film "Der Exorzimus der Emily Rose" lehnt auch an den Fall Anneliese Michel an.


      Danke für den Buchtipp, klingt interessant.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „plasticine“ ()

      Ja, von dem Film hab ich auch gehört, allerdings ist das ein Horrofilm (meines Wissens) und es werden nicht die wahren Ereignisse dokumentiert.
      Für Leute, die sich gerne gruseln ist das sicherlich das richtige, mich interesiert an der geschichte allerdings eher, sagen wir mal, die"psychologischen Hintergründe", und da finde ich "Requiem" besser.
      Sooo hab ihn jetzt gerade zu Ende gesehen.
      Kein besonders gut gemachter Film.
      Aber trotzdem verdammt real. Die Gefühle sind richtig gut gemacht. Kann man echt mitfühlen.
      Meines Erachtens nicht triggernd. Naja, könnte aber für Leute, die unter Schizophrenie leiden triggernd sein.
      Leider hat der Film keinen richtigen Abschluss....

      LG
      Denn ich hasse die Frau im Spiegel!



      Manche Menschen bleibt alles Schwere erspart. Sie kennen keine Enttäuschung, keine Angst, kein Leid. Sie sterben auch nicht. Sie verdorren wie Früchte, die bei der Ernte vergessen werden.