gegenwart kippt weg

      gegenwart kippt weg

      schon wieder ein thread von mir. katastrophenalarm oder so. keine ahnung.

      es passiert in letzter zeit ständig, dass mir die realität wegkippt. sowas wie... flashbacks ohne bilder oder so. als wäre die vergangenheit nicht vorbei sondern weitergelaufen und immernoch gegenwart. bis ich merke 'wo ich bin' dauert es. und es ist auch irgendwie nicht so, dass ich in der vergangenheit bin (das passiert auch manchmal) sondern eher, als wäre die vergangenheit bei mir in der gegenwart. projeziere das damals auf menschen, die damit gar nichts zu tun haben. und ich fühle mich immernoch so ausgeliefert und hilflos und ich weiß nicht was ich dagegen tun kann.
      und es ist so schwer, weil ein teil der vergangenheit sich wirklich wiederholt.
      ich musste meinen großeltern beim sterben zusehen als ich klein war. haben sich mit alkohol zu grunde gerichtet. und nun habe ich eine tablettenabhängige stiefoma, bei der meine mutter wieder meint, dass sie sich drum kümmern muss. meine großeltern haben damals bei uns gelebt. sie wohnt nun im gleichen dorf und damit sie nicht allein ist, wollte meine mutter, dass sie hier übernachtet. ich ertrag das einfach nicht. ich hab ihr das nun klar geschildert, wie es mir damit geht. aber ich weiß nicht, was nun passiert. ich hab ihr gesagt, dass ich davon auch nichts mehr hören will, weil ich es nicht nochmal ertragen kann. aber... ja... ich hab keine ahnung.
      ich kann grad einfach nicht mehr.

      lg
      shiko
      Hey shiko,

      die Vergangenheit läuft weiter. Aber sie scheint nicht real zu sein, und sie ist es auch nicht. Wenn die Realität wegkippt, ist es schwierig, alles wieder gerade zu biegen, weil alles so schief verläuft, fernab von dem, was du eigentlich sehen sollst. Dass es ein Empfinden ist, das dich beherrscht, bedeutet ja nicht, dass es nicht unmöglich ist, da wieder rauszukommen. Du läufst ja immer weiter, es zieht zwar an dir vorbei aber du machst weiter, wenn auch parallel zu dem, was in der Vergangenheit passiert ist.

      Parallel - das ist es, was es ganz gut beschreibt. Ein Nebenuniversum, das nun wieder präsent wird, vielleicht war es die ganze Zeit da und kommt nunmehr hoch und löst diesen Fall in dir aus. Zu behaupten, das alles verstünde sich als eine Illusion, wäre töricht und unverantwortlich, die Zeit rast, und man selbst bleibt stehen, aber das ist wieder etwas anderes.

      Zu deiner Stiefoma: diese lokale Nähe tut dir nicht gut, zu viel von damals kommt womöglich ans Tageslicht und die ganzen Vorgänge wiederholen sich. Einerseits ein 'seltsamer Zufall', andererseits kein Grund, das Handtuch zu werfen, denn nun ist aktiv das vermittelbar, was manche Menschen selbst gerne tun würden: die Zeit zurückdrehen und irgendwo eine Kleinigkeit ändern, sodass alles eine andere Wendung in der Zukunft = jetzige Vergangenheits-Realität hätte haben können. D. h., du kannst jetzt eingreifen, oder es stoppen, und wenn du es nicht erträgst, dann geh da raus, und sei nicht mehr das stumme Opfer, das früher alles mit ansehen musste. Ich weiß nicht ob du das schaffst, aber ich glaube, dass du es versuchen wirst, getreu dem Motto: "Etwas nicht zu können ist kein Grund es nicht zu tun."

      Wünsche dir viel Erfolg dabei,

      hagbard celine
      If life gives you shit, make fertilizer.
      hmmm... aber man muss doch irgendwie rauskommen. es muss doch irgendwie aufhören. oder nicht? ich will das die vergangenheit da bleibt, wo sie hingehört. und ich will mich nicht mehr hilflos und ausgeliefert fühlen, wenn ich es doch eigentlich gar nicht mehr bin.

      ja, was meine stiefoma angeht, daran hab ich auch schon gedacht. eine zweite chance sozusagen. die frage 'muss das unbedingt sein?' zu stellen wäre wohl sinnlos, weil es darauf keine antwort gibt. ich mache schon alles anders als damals. als meine großeltern damals gestorben sind, war ich keine 10 jahre alt. das ist heute ja etwas anders. ich hab mit ihr über kliniken, therapien und ihre ängste geredet. sie klang als würde sie das alles verstehen, einsehen und gut finden. aber handeln tut sie nicht so. sie lügt. manipuliert die komplette familie. es ist einfach nicht zum aushalten. ich grenze mich jetzt ab. habe mein möglichstes getan und will jetzt damit nichts mehr zu tun haben. aber es funktioniert halt nicht. ich werde dieser frau ebenfalls dabei zugucken müssen, wie sie sich zu grunde richtet. es sei denn ich ziehe hier aus. aber jetzt sofort auf der stelle ist das halt nicht möglich. zumal man mir dann wahrscheinlich immernoch von ihr erzählen würde.

      ich will doch nur, dass gegenwart gegenwart und vergangenheit vergangenheit ist...
      Hallo nochmal,

      natürlich sollte man da irgendwie rauskommen. Man kann natürlich auch drin festsitzen und das Geborgenheit nennen. Doch so eine Scheingeborgenheit ist auch nicht gerade die beste Methode, damit umzugehen - willst du ja auch nicht.

      Sich davon zu distanzieren ist wohl der einzige Weg, den du gehen kannst. Innerliche Getrenntheit erreichen, dissoziative Abkapselung ebendieser entgegensetzen. Damit erreichst du das Gegenteil vom Gegenteil und kommst dem Ausganspunkt, der Realität, somit schon ein Stückchen näher.

      Vielleicht hilft es dir, vergangene Dinge zu fotografieren, dir die Fotos anzusehen und das Datum auf dem Bild deutlich zu vermerken, und dir ins Bewusstsein zu rufen, dass das vorbei ist, abgeschlossen, ein toter Moment auf einem Bild, du kannst ihn nicht mehr zum Leben erwecken, aber bist in der Lage, dich daran zu errinern. Und sobald die Erinnerung eintritt, kannst du erkennen, dass es WAR und nicht IST. Denn erinnern kann man sich nur an Dinge, die schon einmal geschehen sind, logisch.

      oder auch hier: graphity.info/gedanken/VGZ.php

      Nun, wenn du der Meinung bist, alles dir mögliche für deine Oma getan zu haben, kannst du auch nichts weiter machen. Es ist in Ordnung so. Du bist in erster Linie ja für dein eigenes Wohl verantwortlich und das solltest du JETZT wahrnehmen, für dich selbst. Egal, wie das Jetzt aussieht.

      LG

      hagbard celine
      If life gives you shit, make fertilizer.
      ähm... naja geborgen fühlt man sich eher in einer positiven umgebung. wenn bei mir die vergangenheit zur gegenwart wird, hat das nichts mit geborgenheit zu tun.

      Denn erinnern kann man sich nur an Dinge, die schon einmal geschehen sind, logisch.

      ja, wenn ich merke, dass es nur erinnerung ist, ist das auch der schritt dahin, dass es besser wird. aber das merke ich ja eigentlich nie sofort. das ist halt das problem. es kippt, ohne dass ich es merke.

      lg
      shiko
      N'abend,

      natürlich kann das keine Geborgenheit sein, sorry, war wohl eher ein Negativbeispiel. Doch kann man (<- ziemlich unpersönlich, ich weiß) sich auch in diversen präteritären Gedankengängen verlieren, so wie ich ebenda. :(

      aber das merke ich ja eigentlich nie sofort. das ist halt das problem. es kippt, ohne dass ich es merke.

      ->Hm, scheint eher so, als würdest du es nicht nicht registrieren, sondern eher zu spät und das stört dich. Das wäre dann praktisch noch mal eine Zeitverschiebung in dem parallelen Denken, was wiederum genau dieses hilflose Hinterherhängen beschreibt. Ach, ich rede nur wirres Zeug...

      Versuchen wir es mal so: das Kippen = die Rekognition des eigentlichen, also realistischen Zustandes, aber negativ, da es zeitlich versetzt = zu spät eintritt. Aber das bringt dich ja auch nicht weiter. Präventiv ist da wenig zu machen, aber ich denke, es verschwindet bald wieder. Nach und nach. Tut mir Leid, ich bin wirklich keine große Hilfe.

      Alles Gute

      hagbard celine
      If life gives you shit, make fertilizer.
      Hallo,
      ich versuchs mal wieder mit dem, was ich verstehe.

      So wie ich das verstehe erlebst du die Vergangenheit gerade so intensiv, weil die aktuelle Situation sie wiederspiegelt. Selbst wenn die Situation schon etwas länger besteht, scheint es so, als würde sie dich gerade ganz akut treffen.
      Könnte also sein, dass sich das auch wieder legt mit der Zeit. Eben dann, wenn du für dich genug Zeit hattest vor allem innerlich von dieser Situation zurückzutreten.
      Also wäre die Frage, wie du die akute Situation so gut als möglich "aussitzen" kannst, bis hoffentlich der Gedanke "ich habe alles getan und trete jetzt zurück, das ist nicht meine Aufgabe" sich zu einer inneren Einstellung gefestigt hat.

      Mir würde da nur einfallen: gib dir Reize. Vielleicht ein Zettel an der Wand, mit Buchstaben, oder Zeichen, die dich daran erinnern, dass das gerade eine Situation, aber kein Dauerzustand ist. Oder eben an die Zeit.
      Oder schreib dir auf einen Handrücken etwas. Vielleicht auch nur den "roten Punkt" aus der Skillliste. Eben etwas, was deine Aufmerksamkeit kurz fasst, was dir Zeit gibt zu erkennen, wenn eine Situation schief läuft. Oder etwas in der Art.
      Da du ja auch nicht merkst, wenn es gerade kippt, könntest du wahrscheinlich nur dahinter kommen, wenn du es öfter mal (anhand der Reize, die du setzt?) überprüfst. Auch denn, wenn du sogar denkst, dass gerade alles ok ist.
      Vielleicht kannst du dir ja, ähnlich wie bei der Achtsamkeit, ein paar Fragen zurechtlegen? (Auch sichtbar, nicht nur im Kopf?)

      Das wäre, was mir dazu einfällt.
      Gruß, k.
      danke euch

      @hagbard celine
      Tut mir Leid, ich bin wirklich keine große Hilfe.

      quatsch. ich glaub ich bin zur zeit nur einfach ziemlich wirr im kopf.

      Hm, scheint eher so, als würdest du es nicht nicht registrieren, sondern eher zu spät und das stört dich. Das wäre dann praktisch noch mal eine Zeitverschiebung in dem parallelen Denken, was wiederum genau dieses hilflose Hinterherhängen beschreibt. Ach, ich rede nur wirres Zeug...

      nein, genau das meine ich. würde ich es schon merken, während es kippt und nicht, wenn es schon passiert ist, könnte ich vielleicht die wirkliche gegenwart irgendwie festhalten. so wie es jetzt ist, ist es halt echt blöd, weil ich, wenn ich es bemerke entweder schon völlig fertig bin, oder im übertragenen sinne um mich geschlagen hab. oder beides. und das will ich so einfach nicht.


      @klirr
      das werd ich mal versuchen. danke dir.


      lg
      shiko
      zu langsam... -.-

      es ist nur so schwer die vergangenheit so zu akzeptieren und davon zurück zu treten, weil ich das gefühl habe die kleine von damals allein zurück zu lassen. dabei ist sie ja auch nicht mehr da. weil es vorbei ist. sie ist hier. sie ist ich. sie ist nicht in der zeitschleife gefangen. die zeit ist vorbei geflossen und sie ist weiter gegangen. sie ist groß geworden und sitzt nun hier.
      und es ist so so so schwer das zu begreifen.

      gedanken dazu warum das 'in der gegenwart festhalten' nicht funktioniert.
      wie begreift man das? was kann man tun um nicht nur theoretisch zu wissen sondern auch praktisch zu fühlen, dass die zeitschleife nicht existiert?
      Aushalten....klingt lächerlich, aber es ist die Antwort...kämpfen...um jeden Tag, um jedes kleine Gefühl von lebenswert...es wird vorbeigehen, alles hat seine Zeit, jeder Zustand, jedes Glück...alles....halte durch...versuchs...

      M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      danke für deine antwort.

      ich glaub das fällt mir ziemlich schwer. einfach aushalten, das erinnert so an früher. da ging auch nur durchhalten, warten und hoffen. und das will ich nicht mehr. ich will mein leben selbst bestimmen und nicht von den folgen von irgendwelchem mist, der mir passiert ist. das ist als würde es wirklich weiter gehen und wäre nicht vergangenheit. und wenn es nicht vorbei ist, dann hört es vielleicht nie auf.
      das sind so meine gedanken dabei... hm...

      lg
      shiko
      Ich kann verstehen, was Du meinst, mir ging es genauso.
      Aber einen Vorteil hat der ganze Zustand irgendwie. Denn alles, was mal war, ist zusammengebrochen.
      Diese Mauer die man hatte, alles was man als Schutz aufgebaut hatte und man hat erkannt, oder der Körper hat es von allein erkannt, dass es neu werden muss, damit es wieder gut wird, bzw. lebenswert.
      Das geht nur in ganz kleinen Schritten...und oft sitzt man da, denkt und fühlt, dass irgendwie alles so leer ist und so sinnlos, so gleichgültig.
      Aber das bleibt nicht...Stück für Stück musst Du Dir mit Deinem unbändigen Willen wieder das aufbauen, was Du bist, damit es eben nicht nur ein Leben ist, was sich durch nichts schönes definiert.
      Das ist ein hartes Stück Arbeit, aber Du hast einen richtigen Schritt, denn Du willst, das es anders wird.

      Bis dahin, musst Du es aushalten, denn auch das ist ein Kapitel in Deinem Leben, dass es besser wird.
      Kämpfe und beiß dich durch, ich hoffe, Du hast die Hilfen an Deiner Seite, dass es besser wird und es lohnt sich, versprochen.

      M.
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      Aber einen Vorteil hat der ganze Zustand irgendwie. Denn alles, was mal war, ist zusammengebrochen.
      Diese Mauer die man hatte, alles was man als Schutz aufgebaut hatte

      das empfinde ich seltsamerweise fast als befreiend. auch wenn einige muster zwischendurch schon noch auftreten und die situation eigentlich alles andere als angenehm ist.
      hm... könnte das ein nötiger 'basis-trümmerhaufen' sein?

      es ist einfach schwer zu akzeptieren, dass es so sein und ich mich so fühlen darf. (solange ich nicht stehen bleibe.) und schwer zu sehen, dass aushalten nicht immer passiv sein muss.
      gutes sehe ich mittlerweile. ich glaube dadurch wirkt das ganze für mich noch schlimmer, weil der kontrast größer ist zwischen der eigentlichen gegenwart und dem was ist, wenn die vergangenheit mich einholt oder überrollt.

      danke nochmal.
      lg
      shiko
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