Medizinische Reha, später berufliche

      Medizinische Reha, später berufliche

      Hallo,

      ich habe am Montag ein Vorstellungsgespräch für eine medizinische (und im Anschluss evtl. berufliche) Reha-Maßnahme.
      Ich habe im Forum nichts passendes dazu gefunden. Und wollte nach fragen, ob jemand damit Erfahrungen gemacht hat, positive wie negative.
      Ich weiß, dass ich erstmal in verschiedenen Bereichen arbeiten kann und das auch nicht unbedingt bei voller Stundenzahl am Anfang, damit ich mich nicht überfordere.
      Ein Punkt ist, dass ich mich nur sehr sehr schwer, damit abfinden kann, dass ich zur Zeit nicht voll leistungs- und arbeitsfähug bin, das zieht meinen Selbstwert, der eh kaum vorhanden ist, noch mehr runter. Es fällt mir schwer anzunehmen, dass ich so krank bin, dass ich nicht auf dem normalen Arbeitsleben Leistung zeigen kann. Ja, ich denke, vor allem geht es darum. Leistung. Und dass ich so krank bin und mir nach dem Abi jetzt schon das zweite Jahr "frei" nehme, während andere mitten ins Leben gehen und studieren oder was auch immer machen. Es ist so schwer, das anzunehmen. Auch anzunehmen, dass ich das darf.
      Auf der anderen Seite bin ich froh, dass mein Therapeut es so einschätzt, dass cih nicht voll arbeitsfähig bin, weil mich alles andere maßlos überordern würde. Ich weiß einfach, dass ich soviele mehr könnte, das hat sich schon beim Abi gezeigt, ich hätte viel besser sein können, wäre ich nicht krank.
      Aber das Denken bringt mir jetzt auch nichts weiter. Also-Rehamaßnahme.
      Ich meine damit nicht, einen Klinikaufenthalt, sondern etwas ambulantes/teilstationäres, sozusagen eine Wiedereinggliederung in das Arbeitsleben.

      Hat jemand von euch damit Erfahrungen gemacht? Wie es dort war, Tagesablauf, ob es geholfen hat etc. Habe morgen zwar das Vorstellungssgespräch, aber bin trotzdem über jede Antwort dankbar.

      Hanna

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Prachtmädchen“ ()

      Hallo Hanna,

      Ich hab 2006 so eine Rehamaßnahme beantragt und angefangen, ich kann ja mal einfach erzählen (wobei ich natürlich nicht weiß, ob das, was du meinst, dasselebe ist.)

      Also, beantragt hab ich das bei der Agentur für Arbeit. Meine Betreuer aus meiner WG damals kannten sich damit aus, weil mehrere Leute aus der WG sowas gemacht haben, und ich war sehr froh über die Unterstützung, weil halt alles sehr "bürokratisch" war.
      Ich musste zuerst zur sogenannten "Berufsberatung", der Typ dort hatte von Reha-Maßnahmen keine Ahnung, aber ich und meine Betreuerin haben halt einfach kurz geschildert, worum ess ging, und dann bekam ich einen termin bei der Ärztin/Gutachterin vom Arbeitsamt, um festzustellen, ob ich Arbeitsfähig, teilweise Arbeitsunfähig oder vollständig Arbeitsunfähig war. Das man zu sonem Gutachten geschickt würd ist wohl immer so, es ist aber sehr hilfreich, wenn man denen erlaubt, sich von allen Psychiatern, Theras, Ärzten Berichte zuschicken zu lassen, denn die Ärztin da hatte bei mir nicht soviel Zeit, auserdem war es keibne Psychiaterin, das war halt ne normale Ärztin, die alle Leute Begutachtet hat, also auch Leute die zB Rückenprobleme haben oder so.

      Dann dauert es ein bischen, und dann hab ich wieder ne "Einladung" zu diesem Berufsberater gekriegt, der hatt dann halt das Gutachten von der Ärztin. Nur leider hatte der überhauptkeine Ahnung, er meinte nur, in dem Gutachten steht "nicht Arbeitsfähig" drinnen, und dann wollte der mich wegschicken!!! Der dachte wohl, wenn man "nicht Arbeitsfähig ist, heißt das, man kann garnichts, aber das heißt ja nur, dass man nicht auf dem "ersten Arbeitsmarkt" eingesetzt werden kann, aber ne Reha ist ja extra für solche Leute.
      Zum glück war ne Betreuerin mit, die kannte sich aus und meinte, nein, wir brauchen jetzt quasie ne "Überweisung" zum Reha-Berater.

      da sind wir dann auch hin, die meinten, ich solle mir diese Reha- Arbeitsstelle mal anschauen. Hier in meiner Umgebung gibt es zwei solche Stellen, ich wollte in die in Brauschweig, weil mir die andere zuweit weg war.
      Hier war das so, dass war ein Großes Bebeude und da gab es verschiedene Bereiche, u.a. Töpferei, KÜche/Hauswirtschaft, Holzwerkstatt, Näherei, Kiosk und noch nen paar andere. Überwiegend waren da Psychotiker, aber auch nen paar Borderliner.
      Das erste Jahr war da die medizinsche Reha, das zweite berufliche Reha. Die ersten Wochen waren quasie Probewochen, da durchläuft man jeden Bereich. Dannach konnte man sich aussuchen, in welchem Bereich man gerne länger Arbeiten wollte.
      Man konnte da mit 4Stunden am Tag anfangen, und höchstens waren est 8. Es gab regelmäßige Pausen, die eingehalten werden musste, und eine lange Mittagspause.
      Die Gruppen waren relativ klein, so etwa 10 Leute, und jeden Gruppe hatte mindestens einen Betreuer.
      Wenn es einem nicht gut ging, konnte man auch früher gehen. Wenn man garnicht kommen konnte, musste man sich krankmelden undnen Attest vom Arzt vorlegen. Es gab dort auch eine Psychologen und einen Arzt, zu denen konnte man bei Problemen auch gehen.
      Der normale Arbeitsbeginn war 7.45 Uhr, allerdings konnte man bei guter Begründung auch später anfangen.

      Im zweiten Jahr (da bin ich selbst garnicht hingelangt, leider) konnte man Praktika auserhalb der Werkstatt machen, halt innormalen Betrieben, man hatte aber immernoch einen festen Betreuer.
      Ab und an wurden auch "Ausflüge" gemacht, wir waren zB mal im Phaeno in Wob.
      Was ich nen bischen schwierig fand waren einige "Kolegen", denn manche Psychotiker fand ich doch etwas selstam (ich will die nicht verunglimpfen oder so, aber es ist schon ne Herrausforderung, mit sovielen Leuten, die alle Probleme haben, zusammenzusein)


      so, dass ist erstmal alles, was mir dazu eingefallen ist, ich hoffe, du kannst das irgendwie gebrauchen, und ich hab nicht am "Thema vorbei" geantwortet.
      Vieleicht noch meine persönliche Einstellung: Ich war nicht sehr lange da, weil ich dann sehr lange in einer Klinik war. Für mich fand ich es nicht so hilfreich, weil ich nichtsosehr Probleme mit den Anforderungen im "normlen" (Berufs)leben hab, sondern andere, die generell mit Arbeit/Schule zusammenhängen.
      Was halt Positiv war ist, dass man nichts zu verstecken brauchte, keine Ausreden erfinden musste und dass es ok war, wenn man mal nicht machen konnte, wenn es einem schlecht ging, und dass man bei Klinikaufentalten nicht "komisch angeschaut" wurde.
      Die Arbeit selbst war relativ einfach, es ist keine große Herreaufordedrung, und du hattesty glaube ich geschrieben dass du Abi hast, dass ist halt ein sehr großer Unterschied, es ist keine "geistige" Arbeit.


      Hoffe, der Beitrag ist jetzt nicht zuuu lang geworden,
      lg, persephone
      Darf ich fragen, wo du diese Reha machen möchtest? Wunstorf?
      Vielleicht bedeutet Liebe auch lernen,
      jemanden gehen zu lassen,
      wissen, wann es Abschiednehmen heißt.
      Nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Weg stehen,
      was am Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben.

      Sergio Bambaren aus "Der träumende Delphin"
      Ich habe 1, 2 Jahre nur mit Psychotikern zusammengewohnt, daher weiß ich wie anstrengend das sein kann, aber es ist z.B. auch eine Bekannte von mir dort, darauf freue ich mich, so kenne ich schon jemanden.

      Die Arbeit selbst war relativ einfach, es ist keine große Herreaufordedrung, und du hattesty glaube ich geschrieben dass du Abi hast, dass ist halt ein sehr großer Unterschied, es ist keine "geistige" Arbeit.


      Und das mag ein wenig arrogant klingen. Aber ich habe Angst, dass die Arbeit mich dort unterfordert. Der normale Arbeitsmarkt ÜBERfordert mich und bei der Reha habe ich Angst, dass er mich UNTERfordert. Wobei ich halt weiß, dass ich allgemein sehr instabil bin und es allein aus diesem grund keine Unterforderung sein wird. Alleine von den Tätigkeiten meine ich halt. Evtl. kann ich ja noch nebenbei, nur für mich etwas zum Ausgleich machen, etwas wo ich sehe, DAS KANN ICH, Hobbies intensivieren (muss da nur aufpassen, dass ich das nicht über die Anorexie, Sport etc. mache).

      Und vielen vielen Dank für die lange Antwort. So in etwas denke ich mal, dass das wird. Wie meinst du das mit dem generell im Arbeits- und Berufsleben Probleme? Wo ist da der Unterschied zu den Anforderungen? Das habe ichi nicht ganz verstanden, entschuldige.

      Hanna

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      Hm, ja es kann schon sein, dass die Arbeit da dich rein von den Tätigkeiten unterfordert. Ich war früher auch auf dem Gymnasium, und dass ist einfach schon ein großer Unterschied.
      Du hast doch sicherlich schonmal Ergotherapie gemacht, dass geht so in dieselbe Richtung, nur dass es halt länger geht und man sich nicht frei aussuchen kann, was man machen will.

      Ich fand es aber teilweise auch angenehm, sich nicht immer konzentrieren zu müssen, man konnte quasi auch zwischendurch "abschalten", und trotzdem hat man "alles richtig" gemacht. Es gab auch teilweise nette gespräche dort.
      Ich hab mir dorthin meistens ein Buch für die Pauesen mitgenommen, und Nachmittags konnte ich icht dann auch mit den Sachen, die mich mehr interesierten beschäftigen, dass war dann ein guter Ausgleich.

      Ich denke, du musst es einfach mal probieren, ob das was für dich ist. Da wo ich war gab es nach den Probewochen auch die Möglichkeit nein zu sagen, und dort nicht richtig anzufangen.

      Zja, was ich bezüglich Arbeit/Schule für Probleme habe läast sich nicht so leicht erklären, ehrlich gesagt weiß ich selber nciht, warum ich dass nicht schaffe, weil mir die Schule früher eigentlich Spass gemacht hat.
      Irgendwann ging das aber nichtmehr, den Grund dafür weiß ich bis heute nicht. Ich hab zahlreiche Schulversuche, Praktika gemacht und das in der Thera bearbeitet, aber leider schaffe ich im moment fast garnichts, ich fühl mich schon mit dem Alltag überfordert. Was ich meinte mit den "Anforderunge" war, dass ich zB in der Schule keine Probleme mit dem Stoff und dem Lernen hatte und in der Werkstatt keine damit, die Arbeit auszuführen.


      lg, persephone
      Hallo hanna,

      bezüglich des Über- bzw Unterforderns habe ich für mich eine gute Lösung gefunden. Ich arbeite "normale" Arbeit, aber eben weniger Stunden.

      Ich weiß nicht, ob so etwas in solchen Maßnahmen möglich ist.... wahrscheinlich nicht. Wollte dir das aber trotzdem schreiben, weil ich auch immer das Problem hatte, wirklich die Mitte zwischen diesen beiden Dingen zu finden.

      Viele Grüße
      Feejaa
      "Auschwitz beginnt da, wo einer im Schlachthaus steht
      und denkt, es sind ja nur Tiere."

      Theodor W. Adorno
      Danke nochmal für die Antworten

      "Normal" arbeiten, aber nciht so lange geht nicht. Ich müsste voll ins Studium einsteigen oder voll in die Ausbildung. Es geht auch darum, dass ich einen Arbeitgeber habe, der weiß was mit mir ist und der darauf dann etwas Rücksicht nehmen kann bzw. dann auch so mit mir umgehen kann. Damit meine ich nicht, dass cih wie ein rohes Ei behandelt werden will, ganz und gar nicht, aber dass der Arbeitgeber weiß, dass ich krank bin. Im der normalen Arbeitswelt ist sowas nicht möglich, da geht es um Leistung. Deswegen, schon 4 Stunden Arbeit könnten mich überfordern oder halt 8 auch oder sogar 2, das kommt immer drauf an. Aber soweit ich weiß fängt man dort erstmal mit 4 Stunden an.

      Im Moment habe ich ja auch eher die Angst, dass die mich dort nicht nehmen, weil ich zu gesund bin. Ich weiß wie ich nach Außen wirken kann. Dass die sagen, dass ich das gar nicht brauche und mich nur vor Arbeit drücken will.



      Hanna

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      Hallo Hanna,

      Im Moment habe ich ja auch eher die Angst, dass die mich dort nicht nehmen, weil ich zu gesund bin. Ich weiß wie ich nach Außen wirken kann. Dass die sagen, dass ich das gar nicht brauche und mich nur vor Arbeit drücken will.



      Genau diese Gedanken hab ich auch oft, auch in anderen Sachen als Reha, auch wegen Thera, klinik, Betreuer undundund...
      Die gedanken kann ich dir leider nicht nehmen, aber bei mir war das damals mit der reha überhauptkein Problem (also die gefühle hatte ich trotzdem, aber in der Realität war da nichts)
      Ich hab schon öfter mal dei Erfahrung gemacht, dass man, wenn man zB gut in der Schule war, es schaft, die Wohnung sauber zu halten, einzukaufen, Behördendinge relativ Sekbstständig machen kann usw oft nicht so ganz ernst genommen wird, dass halt Leute (vorallem in der Jugendhilfe), die so Alltagsdinge nicht beherschen, eher Hilfe kriegen.

      Aber da muss man einfach für sich selbst einstehen. Auch wenn es nach außen hin vielleicht nicht so sichtbar ist, wie schlecht es dir geht, die werden ja auch Berichte von deinen Ärzten /Theras anfordern und auch mit dir selbst Gespräche führen, und da wird das dann ja schon sehr deutlich.
      Ich hab mich damals bei mir sogar erschreckt, weil dann rauskam, dass ich vollständig(!) Arbeitsunfähig sei (angeblich), dass heißt, ich hätte damals garnicht auf den ersten Arbeitsmarkt gehen können, sondern nur in die Reha. Ich glaube, wenn man teilweise Arbeitsunfähig ist, kann man unter Umständen doch noch zB ne betreute Ausbildung machen.

      Naja, jetzt schreib ich schon wieder soviel, ich wollt dir eigentlich nur sagen, dass beim ersten Kontakt schon so Fragen kommen können wie "sie haben doch Abi, meinen sie nicht..." aber spätestens in einem richtigen Gespräch wird dass schon deutlich werden, wie es wirklich ist. Und du hast ja Ärzte im Hintergrunf, die das bestätigen werden.


      Also, mach dir nicht zuviele Sorgen, ich drück dir die Daumen für das Vorstellungsgespräch!!!

      lg, persephone

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Persephone“ ()

      liebe hanna,

      ich sitz grad auf der anderen seite, auf der, die solche plätze in rehamaßnahmen beantragt, hilfeplankonferenzen besucht und dann bei der genehmigung oder absage dabei ist.
      und ich wollte dir nur zu deiner angst, gesund genug zu sein, etwas sagen.

      bei uns ist es so, dass die leute dort zwar selbst ein vorstellungsgespräch haben, aber dass die betreuer und leiter solcher einrichtungen eben auch von kliniken/wohnkollegs oder einrichtungen wie unserer berichte bekommen. erst letzte woche war ich bei einem gespräch dabei, wo es um einen solchen einstieg ging, und derjenige, um den es dort ging... ich sag mal, kein mensch der welt würde erkennen, von dem was er erzählt, dass es ihm nicht gut geht. aber dafür gab es ja unseren bericht und die einschätzung von anderen leuten, der ziemlich deutlich gemacht hat, dass er tatsächlich krank ist und eine solche rehamaßnahme braucht.

      und wenn du dir nicht sicher genug bist, ob so ein bericht bei denen ankommt oder du nicht weißt, ob da genug drin steht, um sie zu überzeugen - sprich mit den leuten in der tagesklinik.

      ach, und, es geht dabei übrigens nicht um ein "bewerbungsgespräch" in diesem sinne. halt dir das vor augen. das ist eher ein kennenlernen, vorstellen und einschätzen können - und zwar auf _beiden_ seiten.

      tschakka, du schaffst das.

      liebe grüße,
      mademoiselle*
      Eine kurze Rückmeldung.
      Das Gespräch war ganz ok, sie meinten sogar, dass die Reha mich überfordern könnte (ich soll zerbrechlich wirken) und ich erstmal nur mit Ergotherapie anfangen soll.
      Jetzt müssen noch die Arztberichte eingehen, dann hab ich ein Gespräch mit dem Arzt der Einrichtung und dann kann der Antrag abgeschickt werden.

      Danke für eure unterstützenden Worte +lächel+
      Auch nochmal ein Extradanke an dich, mademoiselle*, das nochmal von der anderen Seite zu lesen hat Angst genommen.

      Hanna