Probleme ansprechen und dabei grinsen

      Probleme ansprechen und dabei grinsen

      Hallo,

      Ich habe eine ganz nette Betreuerin, die mich seit September/Oktober letzten Jahres einmal die Woche in meiner Wohnung besucht.

      Sie denkt es ginge mir gut. Aber das ist nicht so.

      Manchmal erzähle ich ihr davon, also wie es mir manchmal geht (vorallem Nachts) , ich habe ihr von meinem verst*rbenen Kumpel erzählt, von dem s*xu*ll*n M*ssbr*uch, von den Problemen in meinen Freundschaften und meiner Familie.

      Aber die Art wie ich es ihr erzähle...wie als würde ich Small Talk halten. Als würde ich mich über den neuesten Kinofilm unterhalten o.ä.
      Ich habe mir Mühe gegeben, beim Erzählen meine Empfindungen mitklingen zu lassen...aber es klingt dennoch so, als betrachte ich alles nur distanziert, dabei fühle ich in meinem Inneren dabei so oft Schmerz und Trauer.
      Sie geht dann natürlich auf das von mir gesagte nicht so ein, weil es ja so klingt, als würde mir das keine Probleme bereiten.

      Bei meiner Therapeutin ist es das selbe Spiel.
      Ich erzähle etwas und grinse noch dabei, nur um mich später in den Schlaf zu weinen.

      Es berührt mich. Aber das kann das niemand merken, weil ich alles so runterspiele.

      Ich hasse das. Ich würde es so gerne auch zeigen können, was in mir vorgeht, wie ich fühle. Ich will kein Eisklotz sein, der über schlimme Dinge redet, als rede er über das Wetter.

      Ich habe schon so oft geübt, bei solchen Dingen ernsthaft zu bleiben. Aber es geht nicht, ich ziehe alles ins Lächerliche...

      Z.B. sage ich oft, wenn ich erzähle dass ich wegen etwas geweint habe:
      "Sie hätten mich sehen sollen, ich hab sicher total bescheuert ausgesehen" oder: "Das war so lustig"

      Aber nein, es ist nicht lustig, es tut mir weh.

      Ich mache allein mir den Vorwurf, die anderen können nichts dafür. Wenn mir jemand schlimme Dinge erzählt und dabei grinst dann...dann kann ich ihn doch nicht ernst nehmen, oder?

      Müsst ihr auch manchmal lachen, auch wenn es euch in der Seele wehtut? Was kann ich denn tun, um mit dem nötigen Ernst über schlimme Dinge zu reden? So wie es jetzt ist, fühle ich mich lächerlich.

      Eve
      Es ist nicht so,
      dass ich jetzt nicht mehr kann
      denn irgendwann
      fängt etwas neues an




      mit mehr Belang.
      Hallo Evergreen,

      Ja, das kenn ich auf jeden Fall. Ich grinse immer. Auch wenn es wehtut, wenn es mich tief innen drin berührt. Ich kann nicht anders. Immer nur schauspieler ich, dass ist eigentlich das Anstrengenste.. Ich glaube, daher hatte ich auch das Gefühl, bei meinem letzten Therapeuten nicht so richtig zu sein, da er auch, wie deine Betreuerin immer dachte, es geht mir blendent und es gibt kein Problem.

      Mein Tipp für dich wäre; Schreib ihr einen Brief in der du das Problem mal schilderst, dann kann sie in dem nächsten Gespräch vielleicht mal drauf eingehen.

      Wünsche dir alles Gute <3


      Eigenartig, wie die Zeit eine Menge Dinge zu regeln
      scheint, oder? Die Zeit läuft, redet, und das Schlimmste -
      Irgendwann ist keine Zeit mehr da.
      (Markus Zusak)
      Könnte von mir stammen der Post.
      Es geht mir ganz genauso. Ich will über ein Problem reden mit einer erwachsenen Bezugsperson... und fange an zu lachen!n ich muss mich so bemühen nciht die ganze zeit zu kichern. ich beschränke es dann auf ein dämmliches grinsen und erzähle alles so, wie einen richtig guten Witz. X(
      Und wenn ich geheult habe kommentiere ich meist das ganze nur "hihi, dann hab ich angefangen zu heulen wie ein kleines baby, total bescheuert xD" und dabei tut es so weh... ich weine innerlich und lache mich trotzdem kaputt O.o

      Und wenn mir so Tränen kommenw egen etwas, dann fange ich dabei anzugrinsen und erzähle wieder, dass meine Laufbahn als Schauspielerin super sein wird, weil ich schon auf kommando heulen könne... X(

      Also, du bist nicht ganz alleine.
      I get colder inside the more that I try
      And with every day I fall deeper
      I am
      frozen inside, all feelings have died
      And with every day it crawls deeper.
      ich denke auch, dieses Grinsen ist irgendwie eine Art selbstschutz. Ich grinse leider auch immer, wenn ich über schlimme Sachen reden muss. Früher schon hab ich immer gelacht, wenn ich hingeflogen bin, obwohl ich lieber geheult hätte. auch wenn ich angemotzt wurde, musste ich immer lachen, was mir dann natürlich immer noch mehr ärger eingebracht hat.

      und wenn ich damals mit meinem Freund über schlimme erlebnisse gesprochen habe, habe ich alles einfach runter gerater, wie eine geschichte eben. bloß keine emotionen rein stecken. aber das war dann im endeffekt auch gut, weil ich andererseits nur zusammengebrochen wäre. das lächeln war dann irgendwie die Mauer. und vielleicht ist das bei dir ja auch so. klar nervt das einen extrem, aber ich glaube nicht, dass man das so einfach abschalten kann. deiner betreuerin solltest du das allerdings eklären oder zumindest daüber sprechen, so dass sie das einordnen kann.
      Die Kunst ist einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wurde
      (pw: per pn)

      'Cause I can't take anymore of this
      I want to come apart
      Hallo ihr 3, danke für eure Antworten!

      @broken*inside
      Das mit dem Brief ist eine gute Idee, darüber habe ich auch schon nachgedacht...bis jetzt hat mir der Mut gefehlt, aber ich werde es versuchen. Danke dir für deinen Post!

      @DarkBella
      Gut zu wissen, dass ich nicht die Einzige bin, die sich wie ein "gefühlskalter Mensch" verhält aber es eigentlich nicht ist, danke.

      @flyingaway
      Ja, mit dem Selbstschutz hast du sicher Recht. Vielleicht weil man sich nicht traut, die Gefühle rauszulassen, weil man sich ja dann auch öffnet und v*rl*tzlich wird, oder weil man sich selbst nicht ernst genug nimmt. Danke für diesen Denkanstoß.

      Ich wünsche euch, dass ihr auch bald diese "Barriere" überwinden könnt. Vielleicht schreibt ja noch jemand, dem es genauso ging und hat noch weitere Tipps, was man gegen dieses Verhalten tun kann, das würde euch dann ja sicher auch helfen.

      Alles Liebe

      Eve
      Es ist nicht so,
      dass ich jetzt nicht mehr kann
      denn irgendwann
      fängt etwas neues an




      mit mehr Belang.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Evergreen“ ()

      oh ja das kenn ich auch..
      ich sitz manchmal bei meiner therapeutin und lache mich kaputt. selbst wenn wir über die schlimmsten themen reden..
      ich hab mir auch schon gedanken drüber gemacht aber ich glaube flyingaway hat recht. es ist eine art selbstschutz wodurch man nach außen zeigen will dass es einen doch nicht so berührt oder ähnliches..
      kann grade nicht vernünftig formulieren.
      Hallo Evergreen

      ich wollte auch gerne etwas dazu sagen, auch wenn ich nicht weis, ob es dir hilft.
      Ich grinse auch immer und habe mir eine recht flapsige Art angewöhnt, über die Dinge zu reden, die passiert sind. Und bei mir ist es reiner Selbstschutz, nicht nur um mich von der Situation zu distanzieren, sondern auch, weil ich eigentlich viel lieber in Tränen ausbrechen würde. Das kann ich aber nicht, weil ich dann, wie du sagst verletzlich werde (außerdem durfte ich früher nicht weinen, weil es mir "verboten" wurde und ich noch weniger ernst genommen wurde, deswegen habe ich mir sozusagen angelernt zu lachen).
      Ich kann nicht weinen, aber auch nicht stoisch oder ernst bleiben, also lache ich. Einfach irgendeine Gefühlsregung.

      Ich würde es deinem Gegenüber, solange es dir wichtig ist, dass er es weis, sagen oder schreiben. Das du es nicht anders kannst, aber sie diese Dinge trotzdem ernst nehmen sollen.

      Ich bin mir sicher, man kann lernen, seine Gefühle irgendwann richtig ausdrücken zu können, aber dass dauert. Und deine Betreuerin hat da sicher Verständnis für.

      Liebe Grüße...
      hallo,


      ich hab so ein ähnliches problem, jedoch beim meinem kumpel. ich erzähl ihm ja immer alles und so und er gibt mir bei problemen bei denen er mir helfen kann auch mal tipps und so, aber ich glaub bei ihm kommt das mit dem svv so an als wenn ich da einfach mit aufhören könnte und das alles nich so schlimm is. ich muss auch immer grinsen, einfach so, obwohl ja eigentlich alles beschissen ist... ich muss sowieso immer grinsen wenn ich ihn seh, weil er einfach immer so witzige sachen sagt und so, die einen ganz toll aufmuntern. aber am ende des tages, wenn ich allein im bett lieg, finde ich, dass ich wieder alles falsch gemacht hab :/

      lg keina
      Der Mensch ist frei geboren,
      und liegt doch überall in Ketten.

      ~- Jean-Jacques Rousseau -~
      Hallo,

      ich hab für mich 'rausgefunden', dass mein Grinsen meine Unsicherheit eventuell 'überdecken' soll. Immer wenn ich unsicher werde, grinse ich.
      Ich hab das auch mal jemandem gesagt, mit dem ich über gewisse Themen gesprochen habe, so wusste dieser jemand eben, dass das kein 'Auslachen' oder Ähnliches ist.
      Aber da das auch so viele machen, wissen Therapeuten bestimmt auch, dass das Grinsen nicht kommt, weil dich das irgendwie nicht berührt.
      Okay, soweit meine Gedanken. : )

      Lg, moon
      ~Freunde sind wie Sterne, man kann sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da~


      "Only those who accept will find that acceptance in return"

      The trick is to keep breathing.
      Danke auch euch, für die Antworten :)

      Ich denke auch irgendwie, dass es schwerer ist darüber ernsthaft zu reden, weil man sich dann auch wirklich damit auseinandersetzen muss. Es kostet immer Überwindung, Andere an den eigenen Gefühlen teilhaben zu lassen.

      Ich freue mich über die zahlreichen Antworten von "Gleichfühlenden" :)
      Ich wusste, dass es anderen auch so geht, aber tut immer gut, es noch einmal bestätigt zu bekommen.

      Euch alles Liebe

      Eve
      Es ist nicht so,
      dass ich jetzt nicht mehr kann
      denn irgendwann
      fängt etwas neues an




      mit mehr Belang.
      Ich kenne das nur zu gut.

      Wenn ich von wirklich objektiv schlimmen Dinge erzaehle, verfalle ich auch immer in so einen Small Talk Ton, lache zwischendurch und spiele alles herunter, ziehe mich selbst ins Laecherliche.
      Es kommt mir fast so vor, als wuerde ich das bei meiner Therapie noch besonders extrem machen. Meine Therapeutin hat das - Gott sei Dank! - einigermassen erkannt.
      Sie hat gesagt, es sei einfach eine Verhaltensweise, die ich mir angeeignet habe, um negative Gefuehle zu verdraengen. Es ist eine Art Dissoziation. Man 'ueberlebt' damit Gespraeche eines Themas, die einen sonst in emotionale Zustaende stuerzen wuerden, vor denen man Angst hat oder Aehnliches.

      Ich kann dich so gut verstehen.
      Ich wuensche mir so oft, dass jemand hoert & sieht, wie es mir hinter dem Lachen, dem Grinsen, dem Abwinken eigentlich wirklich geht. Manchmal ist es fast nicht auszuhalten.

      Und wenn ich wirklich ernsthaft mit einer Vertrauensperson ueber ein schwieriges Thema sprechen will, verfalle ich automatisch in diese distanzierte Haltung, ich habe bisher auch noch keinen Weg da raus gefunden..
      "Some of us laugh, some of us cry,
      Some of us smoke, some of us lie,
      But it's all just the way that we cope with our lives."
      Ich kenne das auch nur zu gut...
      erzähle ich überetwas was mich belastet, mir weh tut. denn grinse ich.
      Ich fühle mich abwesend, ich starre nur auf einen Punkt.
      Und innerlich finde ich alles was ich nun erzähle total lächerlich.
      Ich finde mich lächerlich, mich, mit diesen Problemen, weil ich mir einrede, es sind ja eigentlich keine Probleme. Und ich schäme mich dafür.
      WEnn es denn ein ernstes Gespräch wird, denn verstumme ich oft, mir fällt das reden denn sehr sehr schwer.
      Aber irgendwie schaffe ich es immer zu grinsen.
      Nie kann ich Traurigkeit, Verletzlichkeit usw. zeigen.
      Ich bin komplett neutral.

      Es ist oft der eigenschutz, denn wenn wir diesen "schutz" fallen lassen, sind wir verletzbar.
      Und das wollen wir nicht...
      Aber wir müssen davon wegkommen...
      Wie, weiß ich leider auch nicht... :(
      Mein Leben ist wie ein Puzzel
      Man kann es auseinander nehmen
      und ein kleines beben
      kann es in tausend Teile zerlegen

      ( Rh, Chaostheorie)
      Original von Anna-leni
      Aber wir müssen davon wegkommen...
      Wie, weiß ich leider auch nicht... :(


      Indem man Vertrauen fasst. Indem man merkt, der Andere verletzt mich nicht, wenn ich auch diese verletzbare Seite von mir zeige. Indem man andere Erfahrungen macht als die, die man vielleicht bisher gemacht hat. Indem man vor jemand anderem weint und dieser jemand nicht weggeht, sondern dableibt.

      Ich glaube, dadurch könnte man das schaffen. Ich habe dieses Verhalten auch, sehr extrem die letzte Woche. Und das waren gerad meine Gedanken. Zumindest ist es bei mir so, dass ich andere Erfahrungen machen muss, damit ich es ändern kann. Und dafür brauche ich Vetrauen zu diesem Menschen, vor dem ich mich so zeige wie es mir wirklich geht.
      Kenne ich auch. Seltsamerweise ist es bei meiner jetztigen Therapeutin fast überhaupt nicht da - bei meiner früheren Therapeutin hatte ich fast schon einen Krampf im Gesicht nach der Stunde, sowas von nervig!

      Ich finde es wichtig, das auch zu thematisieren - also zu sagen, dass man nicht grinst, weil man es lustig findet, sondern dass das irgendwie automatisch passiert. Und - sich keinen Kopf darüber machen. Klar regt es einen vielleicht auf, mich zumindest - aber das macht es nicht besser. Akzeptanz wäre wohl besser, auch wenn das nicht einfach ist.
      Danke auch euch, für die zahlreichen Antworten...!

      @hanna: Ich vertraue meiner Betreuerin und ich vertraue meiner Therapeutin...sehr sogar.
      Aber dennoch klappt es nicht, vielleicht weil uns diese Menschen, denen wir so vertrauen, so nahe sind, dass sie uns am meisten v*rl*tz*n können...

      @Maleika: Ja, vielleicht sollte ich es akzeptieren...aber das will ich nicht. Denn es lässt mich unglaubwürdig erscheinen. Und so lange ich das nicht im Griff habe wird das immer so sein.

      Eve
      Es ist nicht so,
      dass ich jetzt nicht mehr kann
      denn irgendwann
      fängt etwas neues an




      mit mehr Belang.
      Original von Evergreen
      Ich vertraue meiner Betreuerin und ich vertraue meiner Therapeutin...sehr sogar.
      Aber dennoch klappt es nicht


      Dann sich das nächste Mal ganz fest vornehmen, dass man nicht lacht und sich zusammenreißen. Damit man neue Erfahrungen macht. Die Angst nicht siegen lassen.
      @Evergreen: Ich finde nicht, dass es dich unglaubwürdig erscheinen lässt, wenn die Personen wissen, warum du grinst und dass du das nicht kontrollieren kannst. Und gerade deine Therapeutin ist ja Fachperson und hat das sicher auch schon mal bei jemand anderem erlebt, so selten ist das ja nun nicht.
      Ja, hanna, ich versuche es zu unterdrücken...aber oft wird es sogar schlimmer, wenn ich es unterdrücke.

      @Maleika, meine Therapeutin weiß, dass mir in solchen Momenten nicht nach lachen zumute ist und dennoch bittet sie mich um den nötigen Ernst. Deshalb habe ich ja hier gepostet, um zu erfahren was man dagegen tun kann.

      Danke euch beiden.

      lg
      Es ist nicht so,
      dass ich jetzt nicht mehr kann
      denn irgendwann
      fängt etwas neues an




      mit mehr Belang.
      Mir kam gerad eine Idee. Vielleicht kannst du das was dich bewegt aufschreiben und vorlesen. Also nicht deine Therapeutin lesen lassen, sondern selber lesen. Ich weiß nicht, ob das was bringen könnte. Kam mir nur eben in den Sinn.
      Das ist eine sehr gute Idee, hanna!

      Ich kann mich schriftlich auch viel besser ausdrücken und Probleme genauer formulieren. Das werde ich auf jeden Fall üben!

      Danke!
      Es ist nicht so,
      dass ich jetzt nicht mehr kann
      denn irgendwann
      fängt etwas neues an




      mit mehr Belang.