Was ist, wenn die Therapie das Wichtigste im Leben ist?

      Was ist, wenn die Therapie das Wichtigste im Leben ist?

      Ich bin nachdenklich. Was ist, wenn die Therapie das Wichtigste im Leben ist? Was ist, wenn der Therapeut die wichtigste Person ist? Was ist, wenn die Therapie das ist wofür man eigentlich überhaupt noch lebt?

      Ist das falsch? Ist das schlecht? Ist das gefährlich? Was macht man dann, wenn die Therapie vorbei ist?

      Was ist, wenn man sich von seinem Therapeuten irgendwie abhängig macht?

      Ist das falsch? Ist das gefährlich? Was tut man dagegen?


      Hanna

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      liebe hanna,

      ich glaube, das kann man nicht so pauschalieren.
      ich glaube auch, dass sich das immer wieder ändert. was wichtig ist. das wichtigste ist.
      ich glaube auch, dass das gefühl dazu sich ändert. dass es sich manchmal so anfühlt, und dann wieder nicht. gefühle ändern sich ständig. wenn du versuchst, ein gefühl festzumachen, dann erst fixierst du dich. so ist es und so bleibt es und es wird nie wieder anders.
      ob das gefährlich ist. weiss ich nict. ich glaub, dass es nicht gut tut.

      und ich glaube schon, dass es phasen im leben geben kann. wo die therapie sehr wichtig ist. das wichtigste. das heisst aber nicht, dass das so bleiben muss.

      mein thera hat mir mal gesagt, dass es ok ist, wenn man auch mal abhängig von anderen menschen ist. jeder mensch hat solche phasen. das ist nicht von vornherein schlecht. menschen sind soziale wesen und brauchen andere. manchmal mehr , manchmal weniger.
      ich glaube, dass man sich auch mal trauen muss, abhängigkeit zuzulassen. das heisst nicht, dass es für immer so bleiben muss. aber für eine zeit braucht es das vielleicht.

      und.. oft vergessen wir vieles, was sonst "auch noch da" ist, wenn ein gefühl besonders stark im vordergrund ist. das kann man sich aber immer wieder versuchen, bewusst zu machen.

      ich hab das gefühl, du hast sehr viel angst davor, dich abhängig zu machen. ich weiss nicht, woher das kommt.
      ich für mcih finde, dass das nicht generell wahnsinnig schlecht und schlimm ist und dass man unbedingt zu jeder zeit etwas dagegen machen muss. es geht immer darum, dass man sich bewusst macht, dass jederzeit änderungen möglich sind. und gefühle und bedürfnisse nichts statisches sind.
      ich kann damit jedenfalls so viel besser umgehen. und ich hab auch schon öfter das gefühl gehabt, sehr abhängig zu sein. und es hat sich jedes mal wieder geändert. ;)

      vllt hilft dir das ja ein wenig.
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)
      Wow, du machst auch mich nachdenklich.
      Leider kann ich nicht mit Antworten dienen...
      Ich würde mich aber, wenn ich darf, gern an die Frage anhängen ;)

      Ich denke, es ist nicht leicht zu sagen;
      man soll ja in die Therapie Gefühle "investieren", man soll das ja wichtig nehmen.
      Meine Therapeutin hält mir immer vor, dass ich mich für eine Beziehung
      zu jemandem immer ein Stück weit abhängig machen_muss...
      aber ganz genau: dann hab ich doch irgendwann nicht mehr unter
      kontrolle, wie_sehr ich abhängig bin, oder ?!

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      Mir scheint auch, dass manche hier den Witz gefressen haben *augenrollen*

      Hey Hanna...
      Hm, wenn die Therapie wichtig ist, ist das ok. Aber "das Wichtigste"?
      Was machst du denn noch neben der Therapie?
      So Job/Ausbildungs/Hobbymäßig?
      Am I that unimportant -
      am I so insignificant?
      Isn't something missing -
      isn't someone missing me?
      (Evanescence - Missing)
      ich denke schon, dass man sich da erstmal nicht so viele gedanken drüber machen sollte. es ist schön, dass du so gut mit deinem Therapeuten zurecht kommst, ich denke, das brauchst du, um dich auch wirklich darauf einzulassen. ich denke, für den Moment solltest du es hin nehmen.

      allerdings musst du auch aufpassen, dass du nicht dein ganzes Leben richtung therapie steuerst, also, dass du zum Beispiel nicht gesund werden möchtest, weil du so an Dr. B. hängst. verstehst du, wie ich das meine?
      Die Kunst ist einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wurde
      (pw: per pn)

      'Cause I can't take anymore of this
      I want to come apart
      hey hanna.
      ich glaube man darf sich nicht an die therapie klammern! es ist kein lebensinhalt, sondern dient eigentlich nur als Unterstützung.

      Man sollte lernen auf eigenen Beinen zu stehen, dafür ist die Therapie ja auch da. Du musst dir klar machen, dass es DEIN leben ist, dass du selbst bewältigen sollst, selbst leben musst.

      Du lebst für dich, nicht für jemand anderen. Das ist bestimmt auch ein Teilziel der Therapie.

      Ich habe mich auch zu stark daran geklammert, dachte sie kann mich "heilen" doch im grunde muss man das selbst tun.
      Hallo Hanna,

      kurzum: alle Fragen die Du gestellt hast, gehören eigentlich direkt in Deine Therapie.

      Abhängigkeit zum Therapeuten, ist ja ein nicht wirklich unbekanntes Phänomen, was manchmal auch in gewissen Phasen angestrebt wird, bezüglich gewisser Übertragungen und Prozesse ( in der Psychoanalyse zb) .

      Und wenn Dein Therapeut Dich gut kennt, Du ehrlich warst immer und eine Offenheit zwischen Euch herrscht, dann sollten

      a) diese Fragen wirklich nur in der Therapie geklärt werden

      b) bin ich mir sicher, dass Dein Therapeut ohnehin bescheid weiß darüber

      Manchmal hilft das selbst entdecken. Zu verstehen und zu begreifen, damit neue Verhaltensprozesse im Hirn freigeschaltet werden.

      Also, sprich in der Thera drüber, denn nur dort ist es wirklich sinnvoll.

      LG M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Ja, in der Therapie wollte ich das sowieso noch ansprechen. Ich finde es einfach wichtig, dass die Beziehung zum Therapeuten auch in der Therapie immer wieder Thema ist. Und ich bin da schon sehr offen und ehrlich und mein Therapeut meiner Meinung nach auch.

      Dass mein Therapeut mich heilen wird, die Vorstellung habe ich nicht. Dafür weiß ich viel zu gut, dass nur ich die Schritte gehen muss und kann und er mich nur begleiten kann. Aber das ist meiner Meinung nach auch noch mal ein anderes Thema.

      Für mich leben. Das ist ein wichtiger Punkt ja, das fällt mir noch etwas schwer. Kann aber ein gutes Ziel sein, das stimmt.

      Jobmäßig sieht es nicht so gut aus, bzw. ich kann zur Zeit keine Ausbildung anfangen oder Ähnliches, werde deswegen demnächst eine Arbeitsreha anfangen. Ich habe auch Hobbies und ich habe auch soziale Kontakte, daran fehlt es mir nicht. Aber ich glaube, die Richtung ist die richtige: Zu schauen was das Leben noch ausmacht, wie ich es ausfüllen kann mit Dingen, die mir wichtig sind und die das Leben für mich lebenswert machen. Und ja, da kann es gut sein, dass man auch mal vergisst, dass es solche Dinge gibt, wenn andere Gefühle so sehr im Vordergrund stehen.

      Ich glaube, ich steuere mein Leben schnell in Richtung Therapie aus dem Grund, dass ich mich oft über die Krankheiten definiere. Das ist ja auch ein Thema in der Therapie, dass ich versuche mich mehr über meine positiven Seiten und über die gesunden Anteile zu definieren. Nicht gesund werden wollen, damit mein Therapeut da bleibt sozusagen. Nein, das ist es nicht. Dafür gibt er mir zu sehr das Gefühl, dass er auf jeden Fall bleibt, wenn ich auf dem Weg bin gesund zu werden. Und ich weiß ja, dass die Zeit bei ihm begrenzt ist, und ich weiß ja auch bis wann ich noch zu ihm gehen kann.

      Gefühle ändern sich ja. Mag sein, dass es jetzt zur Zeit nur so ist. Und wenn ich selbstständiger bin und eben mehr für mich leben kann, vielleicht ändert es sich dann auch wieder. Menschen machen sich abhängig in Beziehungen, das stimmt, es kommt halt auf die Stärke der Abhängigkeit drauf an.

      Wahrscheinlich ist das Problem auch, dass ich ihn idealisiere. Er ist in der Schublade "gut" und ich würde mir nicht erlauben, dass er aus dieser Schubalde rauskommt, nicht ein Stück weit. Auch wenn er mir gesagt hat, dass er das mal ganz gut finden würde. ;)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Prachtmädchen“ ()

      Original von hanna
      Gefühle ändern sich ja. Mag sein, dass es jetzt zur Zeit nur so ist. Und wenn ich selbstständiger bin und eben mehr für mich leben kann, vielleicht ändert es sich dann auch wieder.


      Das denke ich auch.

      Ich wuerde sagen, fuer eine Weile ist das Gefuehl durchaus in Ordnung, vielleicht auch einfach ein Zeichen dafuer, dass dir die Therapie viel bringt und du sie wirklich brauchst..
      Es ist nur die Frage, ob sich dieses Gefuehl aendert, wenn es dir besser geht. Aber dazu muss erstmal Zeit vergehen.

      Auf jeden Fall sollte man ueber sowas offen mit seinem Therapeuten sprechen, aber du hast ja schon gesagt, dass du das sowieso vor hattest.
      "Some of us laugh, some of us cry,
      Some of us smoke, some of us lie,
      But it's all just the way that we cope with our lives."
      Hallo Hanna,

      bei mir isr es so, dass ich meine jetzige Therapeutin auch von meinem Klinikaufentalt "übernommen" habe. Ich bin letzten Juni nach 10 Monaten entlassen worden, hatte auch in der Klinik schon die ganze Zeit dieselbe Thera, und ich war wirklich furchtbar dolle von ihr Abhängig, sie war (und ist) det wichtigste Mensch in meinem Leben. Gut fand ich das nur bedingt, also ich bin echt wahnsinnig froh, sie getroffen zu haben, aber es gab echt Zeiten, da hatte ich den ganzen Tag nur Angst, dass sie mich verlässt oder so. Und das war wahnsinnig anstrengend.
      Inzwischen, nach fast einem Jahr ambulanter Therapie bei ihr, wird ich mich immernoch als mehr von ihr abhängig als es gut ist bezeichenen, aber es ist definitiv schon besser geworden! Einfach weil ich mich daran gewöhnt hab, sie seltener zu sehen, einfach weil ich nach einem Jahr schon wieder mehr im normalem Alltag bin. Ich hab immernoch große Angst, dass sie mich verlässt und sehr große Angst vor dem therapieende, aber ich bin nichtmehr so panisch, und es gibt auch Minuten, wo ich schon wirklich "unabhängig" bin.
      Ich denke, auch bei dr wird das mit der Zeit immer in winzig kleinen Schritten weniger werden mit der Abhängigkeit. Natürlich gibt es auch Tage, wo es wieder so ist, dass alles andere außer der Therapie/des/der TherapeutIn wichtig ist. Aber tendenziel wird es wohl besser.

      bei mir ist das auch so, ich will nicht krank bleiben damit Sie bleibt, warum ich so große Probleme damit habe "gesünder" zu werden ist was anderes, es ist einfach so, dass ich wahnsinnige Angst hab, nach der Therapie wieder alleine zu sein, Angst habe, dass diese Mla das erste und einzige Mal ist, wo ich so einen Menschen treffe, dem ich vertraue, der mir zuhört, mir hilft. Ich hab Angst, dass ich wieder ins Elend zurückfalle, wenn die Therapie vorbei ist.
      Aber ich denke, wenn man lange genug Therapie macht, dann ändert sich schon was. Auch wenn man vielleicht nicht völlig "gesund" wird, man ändert sich doch.

      Ich finde es gut und wichtig, dass das bei dir in der Therapie auch Thema ist.


      vor meine "zeitweisem Verschwinden" nochmals liebe Grüße,
      persephone
      hej,

      ich würde sagen, es ist genau so wie mit allem, was "das wichtigste" im leben sein kann (ein anderer mensch, ein tier, ein job, ein hobby...):

      man findet heraus, warum es das wichtigste, ist, welche funktion es einnimmt. im fall der therapie kann man das zum glück zusammen mit dem thera tun.

      und dann versucht man, andere dinge zu finden, die die gleiche oder eine ähnliche funktion einnehmen können. so lange, bis man ein paar wichtige dinge hat und weiß, sollte man eines davon verlieren, wird das sehr weh tun, aber es geht weiter und der rest macht das leben auch noch lebenswert.

      lg
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Hei Hanna

      Du erwartest sicherlich ehrliche Antworten. Deshalb antworte ich dir jetzt auch mal ganz ehrlich. Ich habe schon länger Bedenken was deine Abhängigkeit deiner Therapie und deiner Krankheit betrifft.
      Tatsächlich dreht es sich in deinem Leben großteils um Ist-Zustände und Soll-Zustände der Krankheit und der Therapie.
      In deinem Blog dreht es sich allein und in jedem Unterforum welches aktualisiert wird darum, in Gesprächen und deinen Hoffnungen etc.

      Und das ist nicht verderblich weil es auch mir mal so ging.

      Lamers Kommentar war vielleicht zu Ernüchterung gemeint und irgendwo hat er Recht, man sollte den Bogen locker lassen.

      Bei mir damals gab es nur einen Weg raus: Haus verlassen und sich für die Außenwelt interessieren. Und zwar nicht am Nachrichtenkanal sondern das Geschehen betrachten. Nicht mehr alles als "ablenken" von Zuständen zu sehen, sondern als Hauptbeschäftigung weil Leben.

      Ich denke du verstehst gut was ich meine. Sprich mit Dr. B. darüber er kennt das sicherlich- du bist da nämlich garantiert nicht alleine

      liebe Grüße Anna

      PS: DR. B bleibt trotzdem einmal die Woche bei dir und das ist auch gut so, denn Therapeut bleibt Therapeut und kann auch die Struktur wechseln, kann dich unterstützen und den sollte man sogar sehr mögen und vertrauen.

      Edith sprach, Rechtschreibung will gelernt sein.

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      Original von solaine
      und dann versucht man, andere dinge zu finden, die die gleiche oder eine ähnliche funktion einnehmen können. so lange, bis man ein paar wichtige dinge hat und weiß, sollte man eines davon verlieren, wird das sehr weh tun, aber es geht weiter und der rest macht das leben auch noch lebenswert.


      Schön geschrieben +lächel+


      @awesome_Nuschi: Ganz so krass kann ich das nicht sehen. Es dreht sich nicht alles darum, ich habe schon noch ein Leben und auch Aktivitäten, die nichts mit Krankheit und Therapie zu tun haben.
      Bezüglich des Kommentars von lamer, da wäre ich erfreut, würde dieser mir eine Erklärung geben. ;)

      Ich weiß, dass die Krankheit und die Therapie einen großen Teil meines Lebens einnehmen, aber das geht zur Zeit auch gar nicht anders. Und auf der anderen Seite gibt es aber genauso Phasen, in denen das nciht so ist. In denen ich die Krankheit loslasse.

      Nicht mehr alles als "ablenken" von Zuständen zu sehen, sondern als Hauptbeschäftigung weil Leben.


      Das ist allerdings schön gesagt, doch, das ist ein Ziel.
      Original von awesome_Nuschi
      nur den Bogen nicht zu überspannen :o)


      Was genau meinst du denn damit? Verstehe ich gerad ehrlich gesagt nicht. :rolleyes:

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Prachtmädchen“ ()

      Ich mein damit, die Seiten des Geigenbogens kann man spannen und spannen, aber irgendwann klingen die Töne eben nicht mehr schön und er geht vielleicht kaputt. Gleichzusetzen mit der Konzentration auf die Abhängigkeit zur Therapie und nicht-sehen dass es da noch Dinge drum herum gibt. Der Rest kannst du dir selbst denken :)
      Nochmal etwas anderes, das passt vielleicht dazu.
      Ich hab eben festgestellt:

      Ich brauche niemanden, der mich rettet. Ich brauche nur ein bisschen Unterstützung und Menschen, die zuhören und mir zeigen, dass sie an mich glauben. Doch da frage ich mich wieso ich das dann von jemandem Professionelles brauche. Denn meine Freunde unterstützen mich und glauben an mich. Wieso reicht das nicht aus? Wieso brauche ich Therapeuten und Sozialpädagogen? Wieso bewegen diese Menschen oft erst wirklich etwas?

      Die Fragen lassen mir keine Ruhe. Vielleicht weiß jemand etwas dazu zu sagen.