Er will mich nur, wenn es mir gut geht

      Er will mich nur, wenn es mir gut geht

      Wir verstehen uns nicht mehr. Punkt, fertig, aus. Wir missverstehen uns bei jedem Satz, den wir miteinander sprechen. Wir kommen nicht mehr klar.

      Seit sechs, sieben Monaten sind wir jetzt ein Paar. Am Anfang war alles wunderschön. Wir hatten Spaß miteinander, wir waren verliebt, die Schmetterlinge fuhren Achterbahn in unseren Bäuchen und die Welt um uns herum war plötzlich aufregend und spannend, keine Wolken über uns, das Licht der Sonne rosarot. Wir sahen uns fast täglich und die Anwesenheit des anderen reichte uns aus, um uns glücklich zu machen. Zu jenem Zeitpunkt ging es mir so gut, dass ich sogar meine Medikamente absetzen konnte, ohne Schwierigkeiten zu haben.
      Dann, ganz langsam und schleichend, kamen meine Probleme zurück. Erst war ich nur manchmal traurig, dann wurde es immer schlimmer. Die Angst war wieder da, ich traute mich seltener hinaus, fand mich wieder hässlich, nicht attraktiv, nicht perfekt genug, nicht dünn genug. Zeitenweise begann ich, wieder zu hungern, zeitenweise verletzte ich mich wieder, obwohl ich bis dato glaubte, es hinter mir gelassen zu haben.
      Und was macht er? Er ist einfach nicht da. Ich kann nicht mit ihm reden, er hört mir nicht richtig zu. Blockt ab, wenn ich versuche, mit ihm darüber zu reden, wie es mir geht, wie ich mich fühle. Will nicht, scheinbar.
      Wenn ich ihm das sage, reagiert er beleidigt, meint, er würde sich sogar zu sehr um mich kümmern und ich würde nicht auf ihn achten. Aber das stimmt nicht. Ich stecke ständig zurück. Ich erzähle ihm nur einen Bruchteil von dem, was ich fühle. Ich bin immer für ihn da, wenn er mich braucht. Und er hört einfach nicht zu.

      Zur Zeit macht er mir nur noch Vorwürfe. Er ist ständig aggressiv, aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar. Ein Beispiel: Das Wetter ist schlecht. Wen schreit er an? Mich. Vollkommen absurd also. Er sagt zwar im Nachhinein immer, dass er das nicht so meint, dass er "eben so sei". Aber ich kann damit nicht umgehen. Ich bekomme dann Angst, weil ich mit aggressiven Menschen schlechte Erfahrungen gemacht habe.
      Vorgestern sagte er mir, ich würde ihn kaputt machen. Das hat wieder verdammt weh getan. Er gibt mir das Gefühl, dass ich schlecht für ihn bin, schlecht für alle.

      Und dann die Sache mit dem Sex. "Da klappt's ja auch nicht mehr bei uns." Neulich, während einem Streit, ist ihm das herausgerutscht. In dem abfälligsten Ton, den ich je bei ihm gehört habe. Sex ist ihm sehr wichtig, muss ich dazu sagen. Aber ich kann das nicht, zumindest manchmal nicht. Es geht einfach nicht, wegen dem Missbrauch damals.
      Er sagt immer, er verstünde das. Aber scheinbar kann er es nicht akzeptieren, bzw. er nimmt es nicht ernst. Er fängt trotzdem immer wieder an, mich anzufassen. Er kann es einfach nicht lassen.

      Ich habe das Gefühl, er will mich nur, wenn es mir gut geht. Wenn es mir schlecht geht, bin ich ihm zu viel. Einmal meinte er, wir sollten uns erst wieder sehen, wenn es mir wieder gut ginge. Das hat sehr weh getan.
      Ich weiß, dass ich sehr schwierig bin. Aber er hat sich doch dafür entschieden, mit mir zusammen zu sein. Er wusste, dass ich so bin, wie ich bin. Ich gebe mir die größte Mühe, mehr geht einfach nicht.

      Früher habe ich nie etwas angesprochen, was mich störte. Da wurde er wütend, weil ich es nicht tat. Jetzt spreche ich es an - jetzt meint er, ich suche nur nach seinen Fehlern.

      Er entschuldigt sich oft für das, was er gesagt hat. Immer im Nachhinein, da meint er, er hätte es nicht so gemeint. Aber das kann er doch nicht jedes Mal bringen. Ein bisschen Wahrheit wird schon dahinter stecken...

      Aber ich will das alles nicht aufgeben. Ich habe eine solche Angst vor'm Alleinsein. Ich will nicht alleine da stehen. Ich möchte einen Menschen der mich hält und beschützt. Ich möchte Liebe, möchte lieben und geliebt werden. Ich möchte die Zeit von damals zurück. Ich möchte nur, dass alles wieder gut wird... Ich will es zurück. Die Geborgenheit, die Sicherheit, die Liebe. Will will will will es zurück.

      Bin so enttäuscht.

      Tipps, Ratschläge, Meinungen,... bin für alles dankbar.

      Liebe Grüße,
      NaokosLächeln
      ...Als Leben mehr als Dasein hieß
      Als eine Hand den Sternen wies...

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „NaokosLächeln“ ()

      Hallo NaokosLächeln :)

      Im Voraus muss ich schonmal fragen: Seht ihr euch immernoch täglich? Denn wenn ja, ist das in solchen krisen manchmal wie Öl ins Feuer kippen. Man ist eh schon genervt, sieht sich trotzdem dauernd, versteift sich auf die negativen Seiten, wird noch genervter... Und Abstand zu der Sache gewinnen, um in Ruhe drüber nachzudenken, funktioniert so auf keinen Fall.

      Ansonsten kommt mir da einiges bekannt vor. Am Anfang ist noch alles super, es geht einem besser, man hat nen richtigen Höhenflug, ist glücklicher, stabiler, etc. Und dann geht es einem plötzlich wieder schlecht.

      Mein Freund hatte zeitweise enorme Probleme zu verstehen, was passiert ist. Zwar war ich anfangs auch immer der Überzeugung: Er wusste doch, was er mit mir bekommt.
      Aber so ganz richtig war das nicht. Er hat mich in unserer Anfangsphase als wesentlich stabiler, selbstbewusster und gesünder erlebt, als ich es in der folgenden zeit war. Das war so gesehen eine andere "Version" von mir und _die_ hat er anfangs auch genommen. Dass er von meiner Vergangenheit wusste, meine Narben gesehen hat, etc reicht absolut nicht aus, um sich ein Bild davon machen zu können, wie ich in kritischen Phasen bin.
      Vorausgesetzt, ihr kanntet euch vorher nicht, oder noch nicht lange, kann das selbe genauso für dich und deinen Freund gelten.

      Auch den Gedanken: Er ist nicht da, hatte ich oft. Sehr oft. Aber vielleicht ist er einfach im rahmen seiner Möglichkeiten da. Vielleicht ist er auch einfach völlig ratlos und gelähmt, weil er keine Ahnung hat, wie er damit umgehen soll. Vieleicht ist es auch einfach zuviel und er blockt ab, weil er damit nicht klar kommt.
      s ist so leicht zu sagen: Er ist böse, er hilft mir nicht, er hört mir nicht zu. Aber es ist schwer zu sagen: Was tue ich, um ihm dabei zu helfen, mit mir zurecht zu kommen? Bin _ich_ denn bereit, zu akzeptieren, dass er einfach nicht so reagieren kann, wie ich es gerne würde?

      Sich gegenseitig den schwarzen Peter zuscheiben, bringt keinem was. Und ist nebenbei gesagt auch nicht fair.

      Hast du denn andere Menschen, die dich auffangen können? Oder ist er der einzige, von dem du das erwartest? Bist du in Therapie?
      Humans have a knack for choosing precisely the things that are worst for them. [ Dumbledore ]

      Blumentopflerin

      Barriers don't keep others out - They fence you in [ Grey's Anatomy ]
      Hallo PinkePiratin,

      Danke für deine Antwort. :]

      Seit wir jeden Tag streiten, sehen wir uns nicht mehr täglich, aber immer noch sehr oft. Wir versuchen so gut es geht, Freiräume für uns beide zu schaffen. Wir wollten jetzt zu Pfingsten eigentlich auch zwei Wochen zusammen in den Urlaub fahren, aber wir haben nun beschlossen, das nicht zu tun, bzw. es zumindest zu verschieben auf einen Zeitpunkt, an dem wir wieder besser miteinander zurecht kommen. Ich denke, das war die richtige Entscheidung, weil man im Urlaub in einem fremden Land (Kroatien) ja auch ständig aufeinander hockt.

      Du sagst, du kennst das, dass plötzlich alles wieder wird wie früher. Warum war das bei dir so? Mein Problem ist nämlich, dass ich gar nicht richtig deuten kann, warum es nun wieder so ist...

      Dass ich zu der Zeit, in den wir uns kennenlernten, viel stabiler war als jetzt und somit auch völlig anders, der Gedanke ist mir neulich auch schon gekommen, aber ich habe ihn wohl zu früh wieder zur Seite geschoben... es ist natürlich leichter, den Fehler bei dem anderen zu suchen. Das ist ungerecht und nicht fair von mir, ich weiß. Schön, dass du mich nochmal an diesen Gedanken erinnert hast... denn wir kannten uns zuvor tatsächlich nicht lange, nein.

      Dass er nicht da ist, dieses Gefühl habe ich aber dennoch sehr deutlich... bzw. anders gesagt, er ist da, wenn es mir körperlich nicht gut geht, wenn man es sehen kann. Dann ist er ein echter Schatz, bringt mir, was ich brauche, ist bei mir, kümmert sich um mich.
      Aber mit meiner psychischen Krankheit kann er scheinbar nicht umgehen. Ich versuche immer, ihm dadurch entgegen zu kommen, dass ich möglichst viel mit ihm darüber rede, dass er mich verstehen lernt... aber genau an diesem Punkt blockt er ab, und ich weiß nicht, wie ich zu ihm durchdringen soll...

      Ich habe andere Menschen, die mich auffangen wollen und können, ja. Meinen Freunden kann ich vertrauen, mit ihnen kann ich auch reden... das hilft mir zwar sehr, aber es ist eben traurig und schade, wenn gerade dies mit dem eigenen Partner nicht funktioniert...

      Ich bin seit 4 Jahren in Therapie, hab einen Klinikaufenthalt hinter mir und der nächste ist nun wieder geplant, jetzt, da es mir schlechter geht. Das war auch so etwas, was ihn -scheinbar- gar nicht interessiert hat... er hat einfach nicht darauf reagiert, vielleicht, weil er nicht kann. Denn eigentlich weiß ich ja, dass er mich aufrichtig liebt... Vielleicht unterscheidet sich nur unsere Definition von Liebe etwas voneinander.

      Naoko
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      Als eine Hand den Sternen wies...
      Hey :)

      Du sagst, du kennst das, dass plötzlich alles wieder wird wie früher. Warum war das bei dir so? Mein Problem ist nämlich, dass ich gar nicht richtig deuten kann, warum es nun wieder so ist...


      Ich weiß gar nicht mehr genau, woran es lag. Da kamen mehrere Sachen zusammen. Die erste Euphorie des verliebtseins war verschwunden, ich bin ziemlich krank geworden ( Magenschmerzen, Abnehmen, kein Arzt konnte ne Diagnose stellen... ) und dann noch ein wenig Streit mit ner Freundin und Peng, gings mir wieder schlechter, und das hat sich mit der Zeit immer mehr gesteigert... War bisschen so, als hätte man mich ein bisschen den Abhang runtergschubst und der Rest ging von selber....

      Wenn er bei Gesprächen abblockt, vielleicht solltest du dann einfach den schriftlichen Weg wählen. Ich find das persönlich meistens ja doof, aber das gäbe ihm die Möglichkeit, nicht gleich reagieren zu müssen, so wie er es müsste, wenn du direkt mit ihm sprichst.

      Weiß dein/e Therapeut/in von der momentanen Situation?
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      Blumentopflerin

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      Ja, vermutlich werde ich versuchen, ihm einen Brief zu schreiben, um damit an ihn ranzukommen... Meine Sorge ist zwar, dass er nicht annehmen wird, was ich schreibe, aber versuchen kostet schließlich nichts...

      Meine Therapeutin weiß nur sehr wenig von der Situation momentan, weil ich bis jetzt immer dachte, dass ich das schon wieder hinkriege. Falsch gedacht.
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      Dein Beitrag haette von mir sein koennen. Das ist so dermassen krass.
      Es geht mir momentan fast exakt genauso..

      Ich hab dich mal im ICQ geadded, hoffe, das ist angekommen.
      "Some of us laugh, some of us cry,
      Some of us smoke, some of us lie,
      But it's all just the way that we cope with our lives."
      ...hm.. jetzt das ganze vielleicht aus einer anderen Sicht. Ich bin seit fast 1 1/2 Jahre in einer Beziehung, und immer noch glücklich verliebt..
      Aber meine Partnerin hat auch Probleme.. und manchmal geht es ihr echt schlecht und ich... ich denke einfach, das dein Freund dich doch sehr liebt, so sehr das er es nicht ertragen kann wenn es dir schlecht geht. Weil er nicht weiß wie er damit umgehen soll. Ich liebe meine Freundin sehr, aber manchmal ist es zuviel, manchmal will ich auch abblocken, manchmal will ich gar nichts wissen.. weils mir immer weh tut wenn es ihr schlecht geht..
      Und es gibt Zeiten da will ich sie auch nicht täglich sein.. aber sein wir ehrlich es ist doch viel einfacher wenn es einem gut geht.. aber so einfach darf man es eben nicht machen..
      Ich denke wirklich das dein Freund ziemlich hilflos ist, das er vielleicht auch ein wenig das Gefühl hat von dir überrollt zu werden, weil er nicht nachvollziehen kann was du fühlst.. du sagst du bist seit 4 Jahren in Therapie, und für Leute die so was nicht kennen, ist es meistens sehr schwer zu verstehen wie lange soetwas wirklich dauern kann.
      Vielleicht hat er das Gefühl das du auf ihn nicht genug Rücksicht nimmst.. es ist schwer eine Beziehung zu führen wenn ein Teil immer der Starke sein muss..
      Vielleicht fühlt er sich schlecht, vielleicht will er nicht reden, weil es ihm immer wieder bewusst macht, das er einfach nicht wirklich weiß wie er helfen soll.
      Ich denke man kann auch nicht dauernd mit soetwas konfrontiert werden.. vielleicht braucht er eine Pause von all den Gefühlen die aus dir raus sprudeln..
      Natürlich verstehe ich dich das du reden möchtest, reden ist auch sehr wichtig für eine Beziehung.. ich bin da selbst etwas wirr mit meinen Gefühlen.. ich schreib einfach nieder was ich denke, und hoffe das es dir irgendwas hilft..
      Und wenn er dann wütend ist..
      Meine beste Freundin hat ziemlich viel Mist mit mir erlebt, als es mir sehr schlecht ging.. und weil sie sie temperamentvoll ist hat sie oft wütend reagiert. Aber eben nicht den Punkt angesprochen sondern sich über Kleinigkeiten aufgeregt..
      Du willst die Sicherheit und Geborgenheit zurück? Vielleicht will er das auch. Von dir. Wie gesagt es ist schwer wenn einer immer der Starke sein muss.. damit will ich dir natürlich nichts unterstellen.
      Es wäre trotzdem richtig zu reden.. villeicht wirklich schriftlich..
      Meine Freundin hat es nicht so mit den Wörtern.. wenn wir ernsthaft über etwas reden.. schreibt sie es meistens auf..
      Wie auch immer. Ich wünsche dir noch viel Glück.
      Ich bin für das Leben!