So tun, als ob

      So tun, als ob

      Es ist viel passiert, dieses Jahr, letztes Jahr. Eigentlich will ich mich damit nicht auseinander setzen, ich möchte stark sein - oder wenigstens so tun, als ob.

      Ich mache derzeit eine Therapie, der Mann reißt sich den Ar.. für mich auf, aber diese Gedankenschlaufe "ich will das alles nicht, ich will's los sein, ich darf nicht reden", verhindert, dass wirklich was passiert.
      Und er ist ja "nur" ein Verhaltenstherapeut, wie ich hörte, ändert er nur, wie ich mit allem umgehe, aber das klingt so..wirkungslos.

      Jedenfalls bin ich derzeit wieder sehr von Schlafstörungen geplagt, dass ich ewig wach liege, bevor ich einschlafe, schön, damit hab ich mich arrangiert.
      Im Moment nehme ich morgens und abends 8 Tropfen Diazepam, zum Einen um ruhiger, ausgeglichener zu sein, um zur Ruhe zu kommen, zum Andern um schlafen zu können.
      Und genau das ist nicht mehr der Fall. Es gibt Abende/Nächte, da schlafe ich gar nicht, oder 2-4 Std und spring dann wieder in der Gegend rum.
      Wobei von "springen" nicht die Rede sein sollte, da ich mich eher wie ein nasser Lappen fühle. Kraftlos, mutlos, leer.

      Der Neujahrsanfang macht alles nur schlimmer, ich blicke nicht gerade hoffnungsvoll in die Zukunft, da die Folgen der letzten 2 Jahre nicht weggehen werden.
      Auf Weihnachten freue ich mich auch nicht, eher im Gegenteil. Meine Brüder kommen nicht, meine Eltern kommen erst abends nach Hause, wir haben bisher nichtmal einen Baum und ich bezweifle, dass wir noch einen holen. Meine Familie ist sowieso total zerrüttet, relativ komplizierte Umstände, und dann auch noch DAS.
      Das ist nicht das, was ich will. Es ist nicht so, wie ich es mir vorstelle. Es macht mich fertig.

      Das Geschenke kaufen k*tzt mich ebenfalls an, die Menschenmassen, die aufgesetzt fröhliche Stimmung, die ich nicht vorgeben kann.

      Mittlerweile habe ich die Taktik "tu so, als wär alles gut oder wenigstens okay, sag nur das nötigste" so stark verinnerlicht, dass es mir schwer fällt, mit Freunden zu reden. Egal wie nah sie mir stehen.
      Und da ich derzeit versuche, eine Beziehung aufzubauen, ist das auch nicht von Vorteil. Zumal ich mein Verhalten oft nicht kontrollieren kann und impulsiv reagiere.
      Wonach ich nur noch stärker darum bemüht bin, alles zu verdrängen und mir nichts anmerken zu lassen.
      Er hat auch keine Ahnung, bzw kaum, was in den letzten 2 Jahren passiert ist. Er ahnt ein paar Dinge, aber er weiß eigtl nichts genaues - deswegen kann er auch keine Rücksicht auf gewisse Dinge nehmen.


      Ich finde keinen Weg, um meine Reserven aufzuladen, mich mal wieder voller Energie zu fühlen; oder wenigstens halbvoll. Jeder neue Tag zehrt mehr und mehr an meinen Kräften. Meinen Therapeuten sehe ich erst im Januar wieder; was mich auch ziemlich belastet, obwohl ich nicht rede. Ich habe bei ihm eben jedes Mal die Hoffnung, doch mal was sagen zu können.

      Müde, kraftlos, erschöpft - so fühle ich mich. Ich glaube, ich habe soviel zu sagen, dass ich nichts mehr sagen kann. Und ich könnte schreien, weil ich jetzt schon wieder, mit diesem Thread, Schwäche gezeigt habe.



      Wenn irgendjemand eine Idee hat oder etwas zu sagen, wäre ich dankbar.
      Du hast es längst gewusst
      aber wolltest nie begreifen

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      RE: So tun, als ob

      Hallo Kleine_Kaito,
      ich gehe jetzt nur auf einen Teil von dem ein, was du geschrieben hast.

      Du hast geschrieben
      Im Moment nehme ich morgens und abends 8 Tropfen Diazepam, zum Einen um ruhiger, ausgeglichener zu sein, um zur Ruhe zu kommen, zum Andern um schlafen zu können. Und genau das ist nicht mehr der Fall. Es gibt Abende/Nächte, da schlafe ich gar nicht, oder 2-4 Std und spring dann wieder in der Gegend rum.


      Wie lange machst du das denn schon so? Und weiß dein behandelnder Arzt davon?
      Ich frage deshalb, weil das Diazepam ja ein hohes Abhängigkeitspotential hat und der Körper sich eben auch daran gewöhnt, d.h. die gleiche Dosis, die am Anfang gut gewirkt hat, tut mach einer Zeit nichts mehr (das Stichwort hier ist Toleranzentwicklung, so ähnlich ist das z.B. bei Alkohol auch). Und das ist eben auch gefährlich, weil dieses Medikament in zu hohen Dosen, wenn man also immer mehr nimmt, dem Körper eher schadet als hilft und irgendwann auch nicht mehr wirkt, man aufgrund der Abhängigkeit aber das weiter nehmen muss, weil man sonst Entzugssymptome kriegt (im ungünstigen Fall).

      Ich kann natürlich überhaupt nicht einschätzen, ob das bei dir schon so ist, und vielleicht weißt du das ja auch längst, aber ich fand das wichtig, das noch mal zu sagen, damit du das im Blick halten kannst.
      Wie wäre es denn, erst mal zum Arzt zu gehen, dem das zu sagen, dass das Medi grad nicht genug tut, und eher auf andere Medikamente umzustellen, die dieses Abhängigkeitspotential nicht haben? Ich fände das wichtig, ehrlichgesagt.

      Warum findest du das wirkungslos, wenn du verändern kannst, wie du mit Dingen, z.B. Belastungen, besser umgehen kannst? Was möchtest und erwartest du denn von einer Therapie?
      Verhaltenstherapie ist ein empirisch nachgewiesen sehr wirksames Therapieverfahren, und das was man da erreichen kann, ist auf jeden Fall, dass es dir besser geht. Und wenn es dir besser geht, dann kannst du bestimmte belastende Dinge auch ganz anders angehen.

      Wie lange bist du denn schon bei dem Thera? Wenn du noch nicht so lang da bist, brauchst du vielleicht auch erst noch die Zeit, ihn besser kennen zu lernen um eine Vertrauensbasis zu haben. Würde es gehen, dem Thera was aufzuschreiben, z.B. so wie hier, und vielleicht genau dieses Thema
      Gedankenschlaufe "ich will das alles nicht, ich will's los sein, ich darf nicht reden",
      zu besprechen?

      Wünsche dir, dass es dir trotzdem was bringt und es dir bald wieder besser geht.

      Viele Grüße, m.

      RE: So tun, als ob

      Hi
      mir geht es ähnlich.
      ich kann dir hier nur einen tipp geben: rede mit dem therapeuten!!! auch wenns schwer ist und scheiße klingt, wenn du des net verarbeitetst und immer mit dir rumträgst wirst du nie neue kraft bekommen!!! und wenn reden nicht hilft dann schreib, kauf dir n ganz normales heft und schreib jeden gedanken auf den du hast...
      lesbe
      Keine Ahnung, ob ich mich daran gewöhnt habe, allerdings sehe ich meinen Therapeuten erst im neuen Jahr wieder - und er selbst kann mir nichts verschreiben. Das Diazepam soll ich auch nur kurzzeitig(wir haben einen Zeitraum festgelegt) nehmen, bis ich alleine besser mit bestimmten Dingen auskomme.
      Und mittlerweile hab ich ihm das auch gesagt, aber er meinte bloß, wenn ich nicht schlafen kann, soll ich mich eben wachhalten.
      Was ich erwarte?Dass wir über meine Vergangenheit reden, dass ich das "verarbeiten", abschließen, weglegen und etwas neues anfangen kann. Sind das falsche Erwartungen?Ich weiß es nicht.
      Und wie lange ich da bin, weiß ich nicht genau.. Mitte Oktober oder vllt schon September.


      Ich schreibe schon Tagebuch, allerdings unregelmäßig. Und ich kann mir das nicht durchlesen, jedenfalls nicht wenn es noch aktuell ist.
      Oder soll ich ein Heft holen, alles reinschreiben und das meinem Therapeuten geben??
      Ich weiß nicht, ob reden helfen würde, ich denke eben immer, dass ich nicht reden soll. Dass ich es einfach verdrängen und "vergessen" will. Und deswegen rede ich darüber auch kaum.
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      ich hab meinem therapeuten auch gesagt dass ich den ganzen kram nicht will und einfach wegpacken und normal weitermachen, aber er meinte dazu das manche dinge man nicht einfach wegtun kann ohne sie nochmal angesehen zu haben.

      ich wollt jetzt gern noch was schlaues hinzufügen aber ich weiß nicht was ?(
      Ich hab bei meinem schonmal angedeutet, dass ich gewisse Dinge nicht sagen will/kann. Und er meinte, eines Tages würden wir reden müssen. Auch DARÜBER. Eine Thera wird wohl nie wirklich was bringen, wenn man immer schweigt, kann sie dann ja auch nicht.
      Obwohl mir irgendein Allheilmittel wirklich lieber wäre. :rolleyes:



      Und, ich weiß nicht, mit meinen Freunden ist das auch so eine Sache..
      Ich will sie nicht belasten oder sonstwas und das kommt zu meinem Unwillen, die Dinge zu "akzeptieren", dass sie eben da sind und darüber auch zu reden, noch hinzu.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Kleine_Kaito“ ()

      In einer Verhaltenstherapie wird nicht nur das Handeln geändert,
      besonder feste negative Gedankenmuster sollen verändert werden (die natürlich das Handeln/Verhalten bestimmen ;) ).
      Vielleicht solltest du ihm deinen Gedanken "ich will das alles nicht, ich will's los sein, ich darf nicht reden" genau so mitteilen und ihr arbeitet erst mal daran diese Ansicht aufzubrechen, um weiterzukommen.
      Die Menschen schaffen die Welt, die uns umgibt,
      durch das, was sie denken,
      jeden Tag neu.
      Es hängt von deinem Willen und deinen Gedanken ab,
      wohin der Weg dich führt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Cinis“ ()

      Zur Erklärung: ich soll ihm täglich eine E-Mail schreiben(klappt eher schlecht als recht ... ) und in einer davon habe ich das schon angesprochen, aber wie schon gesagt, sehe ich ihn erst Anfang Januar wieder und abgesehen von meinen E-Mails haben wir solange auch keinen Kontakt.
      Dh jetzt ist erstmal warten angesagt.. Und E-Mails schreiben. Was genauso wenig klappt wie reden, obwohl ich sonst besser über sowas schreiben konnte.
      Ich habe so eine Panik, dass er mich in eine Klinik einweist, wenn ich rede. 8o
      Dieser Gedanke ist auch ziemlich hemmend.
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      Nochmal ne Frage: Wie fühlst du dich denn mit deinem Thera? Also, magst du den, ist der dir sympathisch. Fühlst du dich da sicher und geborgen und gut aufgehoben?

      Ich frag deshalb, weil das ja auch das Reden-können noch zusätzlich erschweren kann. Und manchmal (z.B. für mich ganz stark) spielt es auch ne Rolle, ob das Gegenüber ein Mann oder ne Frau ist.
      Oder ist das unwesentlich für dich?

      Du hast geschrieben, dass du Tagebuch schreibst. Schreibst du da die Dinge relativ offen rein? Weil dann wäre es ja ganz evtl. ne Möglichkeit, dem Thera da was rauszukopieren - wenn das für dich geht. Dann ist der im Bilde und du müsstest erst mal nicht reden und auch nicht extra was für ihn schreiben.

      Vielleicht versteh ich das ja auch falsch, aber mir kommt es so vor, als wärst du da selber in nem schwierigen Konflikt gefangen, wenn du einerseits sagst:

      Was ich erwarte?Dass wir über meine Vergangenheit reden, dass ich das "verarbeiten", abschließen, weglegen und etwas neues anfangen kann.


      und andererseits:

      Ich weiß nicht, ob reden helfen würde, ich denke eben immer, dass ich nicht reden soll. Dass ich es einfach verdrängen und "vergessen" will. Und deswegen rede ich darüber auch kaum.


      Sowas kann einen ja auch stark lähmen. Wenn beide "Kräfte" in jeweils ihre Richtung ziehen, dann gibts evtl. Stillstand.

      Vielleicht kann dir der Thera ja auch erstmal da heraus helfen, bevor ihr ans "Eingemachte" geht. Und evtl. braucht es eben vorher noch ne ganze Reihe an Dingen in der Thera, bevor es für dich überhaupt möglich wird zu reden.

      Wäre es denn jetzt gut, zu reden, u.a. davon, wie der Thera vielleicht reagieren würde? Also, denkst du, es würde dir helfen, wenn bestimmte Sachen irgendwo ankämen?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „mistral“ ()

      Eigentlich dachte ich immer, ich könnte gar nicht mit einem männlichen Therapeuten klar kommen; bisher war es so, aber bei ihm.. Ist es anders. Ich hab da das Gefühl, als wäre er "stark", eben der "Fels in der Brandung".

      Ja, das ist eindeutig ein Konflikt, einerseits will ich ja reden und dann wieder nicht, das ist sehr stimmungsabhängig und wankelmütig.
      Weil mir als Kleinkind eben immer gezeigt wurde, dass man über manche Sachen nicht redet. Und jetzt steckt der Code in meinem Kopf, bloß weiß ich nicht, wie ich ihn da rausbekommen soll.

      In meinem Tagebuch schreibe ich sehr offen - und deswegen kann ich es ihm nicht zeigen. Nichtmal Teile davon. Da formulier ich lieber für ihn um.

      Wie meinst du das, mit dem jetzt reden? Mit wem denn?
      Meine Freunde fallen weg, die sind entweder im Weihnachtsfieber/stress oder sonstwas.
      Da Weihnachten ist, tue ich lieber so, als wäre alles okay, zumal ich nicht weiß, ob mir wieder nach 2 Sätzen die Worte ausgehen.
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