Meine Vergangenheit, meine Familie und mein Freund kolidieren miteinander...

      Meine Vergangenheit, meine Familie und mein Freund kolidieren miteinander...

      Hallo ihr Lieben!

      Seit 18.12 bin ich nun mit meinem Schatz zusammen, verdammt glücklich. :D Es stimmt einfach (fast) alles. Er liebt mich und endlich einmal kann ich das auch akzeptieren. Zum ersten Mal sind die Vorraussetzungen dafür gegeben, dass es länger hält. Ich traue mich endlich einmal von gemeinsamer Zukunft zu sprechen.

      Naja, wie gesagt, fast alles perfekt. Zum einen ist er mein Arbeitskollege und meine Chefin duldet keine Beziehungen unter Kollegen, deshalb müssen wir es geheim halten. Das ist eigentlich kein Problem, da wir beide Schicht arbeiten und uns deshalb auf der Arbeit selten sehen. Aber dann gibt es da zwei weitere Dinge. Diese heißen Vergangenheit und Familie.

      Vergangenheit:
      Er weiß nichts von SVV, Depressionen und co. Ich bin soweit stabil, gehe 1x die Woche zur Threapie, nehme brav Tabletten und alles passt. Man "merkt es mir nicht an". Ich kann ein ganz normales Leben führen, so wie Lieschen Müller von nebenan. Zum Glück. Trotzdem geht es ihn doch was an, oder? Wie sag ich es ihm? Wann sag ich es ihm? Gibt es dafür den passenden Moment oder soll ich es nicht sagen? Er erzählt mir doch auch alles von sich, von seiner Vergangenheit, die auch nicht einfach war. Ich war ja nie unehrlich zu ihm, ich war einfach ich selbst und bin froh, dass ich das bei ihm sein darf. Doch genau da liegt meine Angst. Das er sich hintergangen fühlt, weil ich es nicht gesagt habe.

      Familie:
      Er ist der erste, den ich mit zu meinen Eltern bringen will. Ich fahre oft zu ihnen und bis jetzt hab ich aber nie einen Freund mitgebracht. Ich habe furchtbare Angst. Meine Eltern sind beide depressiv und ihn mitzubringen würde bedeuten, dass ich nicht mehr "ihr Mädchen" bin. Für sie würde es bedeuten, dass sie mich entgültig verloren haben. Ich weiß, dass ist quatsch. Aber meine Eltern denken leider genau so. Als ich noch zuhause gewohnt habe, bin ich nie weggegangen, damit sie immer das Gefühl hatten, das sie an erster Stelle stehen. Bis heute wäscht Mama die Wäsche, obwohl ich eine eigene Waschmaschine habe. Aber dann fühlt sie sich nicht mehr gebraucht....ich war mein ganze Leben für meine Eltern verantwortlich und vielleicht war ich das sogar gerne. Vielleicht will ich gar nicht, dass sie mich als erwachsene Frau sehen, weil ich Angst habe, was es für sie bedeuten würde.

      Ich habe das Gefühl, meine Liebe steht auf dem Präsentierteller und meine ganze Verwandtschaft guckt sich das nun an. Ich hab das Gefühl, das da etwas zusammenkommt, was nicht zusammen gehört: Meine Kindheit/Meine Vergangenheit und mein neues Leben. Ja, der Tag muss kommen, leider. Ich weiß, dass meine Eltern erwachsen sind und das ich ihnen nicht gehöre. Aber ich bekomm es nicht in meinen Kopf rein. Das was eigentlich normal ist (das man erwachsen wird, sich verliebt, den Freund den Eltern vorstellt) empfinde ich als total unnormal. Ich bin ausgezogen und führe seitdem eine Art Doppelleben. Unter der Woche bin ich erwachsenen, verliebt, habe Freunde und gehe einer Arbeit nach. Und am Wochenende werd ich zum kleinen Mädchen, der Außenseiterin, die mit ihren Eltern am Sofa sitzt. Nun prallen meine beiden Welten aufeinander...

      Liebe Grüße

      Novo
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „novocaine“ ()

      Hallo Novocaine,
      Ein erster Schritt währe wohl wirklich, deinem Freund von deiner Vergangenheit und deiner Familiensituation zu erzählen... Du sagst ja, dass seine Geschichte auch nicht ganz einfach ist. Meinst du nicht, er könnte dich verstehen?

      Wie du deine Eltern dann am besten auf ihn vorbereiten könntest... Vielleicht hätte deine Therapeutin eine Idee? Sie kennt das ganze ja bestimmt schon.?
      Du bist für deine Eltern nicht verantwortlich, auch wenn sie psychisch krank sind, müssen sie, wie du, lernen für sich zu sorgen und auf eigenen Beinen zu stehen.

      Hm, das war so das, was mir zu der Sache eingefallen ist...
      Hoffe, es war irgendwas dabei...
      LG sanna
      Hm,
      Am I that unimportant -
      am I so insignificant?
      Isn't something missing -
      isn't someone missing me?
      (Evanescence - Missing)

      RE: Meine Vergangenheit, meine Familie und mein Freund kolidieren miteinander...

      Hallo Novo,

      zwei Gedanken dazu von mir, entschuldige, wenn es Blödsinn ist, ich war noch nie in einer solchen Situation...


      Vielleicht könntest du deinen Eltern erstmal nur von deinem Freund erzählen, bevor du ihn mitbringst? Und ihnen klar machen, dass sich seit du mit ihm zusammen bist, für deine Eltern nichts verändert hat: deine Mutter darf weiterhin die Wäsche waschen, du kommst weiterhin am Wochenende heim (wenn ich das so richtig verstehe). Vielleicht kommen deine Eltern dann leichter damit klar, wenn sie merken, es ändert sich für sie erstmal nichts.

      Und, da kann ich mich Sanna nur anschließen, du bist nicht für deine Eltern verantwortlich. Tu, was du für dich als angenehm empfindest (denn teilweise ist das "Kind sein" für dich ja okay) und was dir zuviel wird, musst du nicht akzeptieren. Deine Eltern können für sich selbst sorgen. Du bist ja trotzdem ihr "kleines Mädchen", nur entwickelst du dich weiter, deine Interessen verlagern sich.
      Ich weiß, dass das ganz schwer ist, meine Eltern klammern auch extremst an mir und können nicht akzeptieren, dass ich erwachsen bin und mich "anders" entwickelt habe...


      Zu deinem Freund würde ich auch sagen, du solltest möglichst frühzeitig ehrlich sein. Wenn er dir auch von seiner schweren Vergangenheit erzählt, wird er auch dich verstehen. Und es ist für ihn vermutlich angenehmer, von dir zu erfahren, was war, als z. B. irgendwann die N*rb*n zu entdecken.
      Und, er liebt dich so, wie du bist - daran wird deine Vergangenheit und die Tatsache, dass du noch Therapie machst (= etwas gutes für dich tust!) auch nichts ändern!
      Vielleicht kannst du ihm zunächst von deiner Familiensituation erzählen, auch als Erklärung, warum es nicht ganz einfach werden wird, ihn deinen Eltern vorzustellen. Dann siehst du auch, wie er auf die Depressionen reagiert.
      Wenn er selbst keine einfache Vergangenheit hatte und dir vertraut und davon erzählt, wirst du das ebenso können. Er wird dich verstehen. Erklär ihm, dass z. B. SVV deine Art war, mit Schwierigkeiten umzugehen. Sag ihm, dass du noch Therapie machst, um etwas für dich zu tun und dass du dadurch auch in der Lage bist ein relativ "normales" Leben zu führen.
      Und, du wirst merken, wann der richtige Zeitpuntk gekommen ist, ihm von deiner Vergangenheit zu erzählen.

      Und vielleicht kann er dich dann auch bei dem Konflikt Vergangenheit / neues Leben unterstützen?!

      Alles Liebe für dich!
      Nele.
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      To have someone around you who believes in you more than you believe in yourself, is a true friend.

      Garth Brooks
      hej liebe novocaine,

      ich würde zu allererst mal sagen: ganz ruhig bleiben. schau, ihr seid noch keine drei wochen zusammen, da muss doch noch nicht alles bezüglich "was gibt's über mich zu wissen", "wann stell ich ihn meiner familie vor", "wie steht er zu meiner vergangenheit" etc. geklärt sein, oder?

      ich würde an deiner stelle "ganz natürlich" damit umgehen. oder es zumindest versuchen. sprich: daheim anfangen, immer mal wieder zu erzählen, was du so mit deinem freund unternommen hast. die reaktionen beobachten, und je nachdem auch mal was grundsätzliches dazu sagen wie "ihr wisst, dass ihr immer mein familie bleibt, egal ob ich einen freund habe, ja?" - irgendwann mal anfangen davon zu reden, dass er mal zum essen mitkommt, ihn dann wochen später mal mitnehmen etc. und dann in fernerer zukunft aber auch dafür sorgen, dass es dich für deine familie nicht immer nur noch im doppelpack gibt, sondern dass du auch mal alleine und nur als tochter da bist.

      und bei deinem freund immer, wenn es sich ergibt (und das wird es bestimmt, denn ihr werdet euch ja immer wieder sehen, immer mehr zusammen machen, immer mehr reden), mal ein bisschen auch von dir erzählen. so wie es halt grad passt - ihr werdet euch ja bestimmt mal über eltern / kindheit / vergangenheit / etc unterhalten, er wird mal fragen, wo du da eigentlich einmal die woche hingehst, und warum, und worüber du da redest, warum du das brauchst, was das für pillen sind, die du da schluckst (guter zeitpunkt übrigens, auch zu erzählen, dass du die disposition d.h. anfälligkeit für depression wohl geerbt hast von deinen eltern...)...

      ich glaub kaum, dass dir jemand nach 3 wochen (oder nach 12 oder nach einem halben jahr) vorwirft, dass du etwas vor ihm verbirgst, vorausgesetzt du lügst dich nicht aus irgendeiner situation raus. es gehört doch zu einer beziehung, dass man sich auch im laufe davon besser kennenlernt - wenn man schon ab dem ersten tag des zusammenseins alles über den anderen weiß, ist es doch auch langweilig, oder?

      wenn du weißt, dass es schwierig wird, würde ich deine eltern halt nicht überfahren. und ganz ehrlich, wenn meine tochter mit dem mann, mit dem sie seit 4 wochen zusammen ist vor mir steht, ihn mir offiziell vorstellt, als wär's der mann ihres lebens und mir sagt, dass sie mit ihm ihre zukunft plant, würde mich das wohl überfahren, auch als psychisch stabile mutter ;) (ich meine, dass es reicht, wenn du ihn nach 3 oder 4 monaten mal mitnimmst und das eben schön vorbereitest mit von-ihm-erzählen und ihm von ihnen erzählen.)

      soll heißen: lass dir zeit, um das schritt für schritt anzugehen. aber behandle alles - sowohl die vergangenheit und die krankheit deiner eltern vor deinem freund als auch die tatsache, dass du eine beziehung hast und total verliebt bist vor deinen eltern - als das was es ist: normale teile deines lebens, über die du nicht pausenlos reden musst, aber die durchaus mit einfließen in alles, was du tust, die man nicht ausspart sondern ganz normal erwähnt, wenn die rede darauf kommt.

      alles gute dir und deinem schatz =)

      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „solaine“ ()

      So, kurzer Zwischenstand. Ich wollte euch erstmal allen 3en für eure Ratschläge danken.

      Vorgestern Abend lagen wir beide auf seinem Bett und dann haben wir wieder über früher gesprochen, irgendwie kamen wir auf das Thema. Da hab ich ihm alles erzählt. Er hat meinen Arm genommen, das Licht angemacht und meine Narben geküsst. Ich hab fast geheult vor Freude. Er hat einfach nur ganz toll reagiert. Später hat er dann gesagt, ich bin das Beste was ihm seit ganz langer Zeit passiert ist. So schön :D Tja, jetzt weiß er bescheid und das hat sich irgendwie von ganz alleine ergeben. (Muss dazu sagen, wir kennen uns fast 2 Jahre und waren vorher gute Freunde, es ist also nicht "so richtig frisch")

      Meine Eltern wissen immernoch nichts. Aber ich denke ihr habt Recht, ich sollte sie damit nicht überfahren. Und ja, ich muss auch in meinen Kopf reinkriegen, dass ich nicht für sie verantwortlich bin. Natürlich werd ich am Montag nochmal mit meiner Thera drüber sprechen.
      Meine Eltern kennen ihn vom Telefon und persönlich (wenn sie bei mir auf der Arbeit anrufen oder vorbei kommen, ist er manchmal da) und sie wissen auch, dass wir gut befreundet sind und viel machen. Von da an wird es sie nicht total verwundern. Trotzdem werd ich sie langsam daran gewöhnen, das wir eben mehr als Freunde sind.

      Ja, im Moment bin ich echt glücklich. :D

      Liebe Grüße

      Novo
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...
      Hallo Novo,

      das freut mich, dass du mit deinem Freund reden konntest und er so toll reagiert hat!

      Wenn deine Eltern deinen Freund schon als deinen Kollegen kennen, kannst du ihn ja erstmal als Kollegen / guten Bekannten für einen kurzen Besuch mit zu den Eltern nehmen, wenn sie ihn dann besser kennen, ist es dann auch einfacher, ihn als Freund vorzustellen.
      Nur ein Vorschlag, du wirst das schon richtig machen :)

      Freut mich sehr, dass es dir grad so gut geht! Schließe mich solaine an: Genieße es!

      Lg Nele.
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      To have someone around you who believes in you more than you believe in yourself, is a true friend.

      Garth Brooks
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