Dieser Text könnte etwas triggern.
Ich dachte aber hier her passt er am meisten.




Ich könnte ihr jedes Mal ins Gesicht schlagen, wenn ich sie sehe. Jedes Mal. Und dann, wenn sie sich eingekriegt hat, wieder umarmen.

Es geht um M, meine beste Freundin und ich weiß nicht mehr, wie ich mit ihr umgehen soll. Sie hatte und hat viele Probleme mit ihrer Familie. Man ignoriert sie, beschimpft sie, behandelt sie wie eine Dienstmagd. Ich baue sie jedes Mal auf, wenn sie mir davon erzählt. Ich tröste sie, gebe ihr Hoffnung und rate ihr zu gehen, sobald sie kann, weil sie langsam an allem zerbricht. Mehr als Ratschläge erteilen kann ich schließlich auch nicht tun.

Aber auch, wenn das hart klingt: Das ist nicht wirklich mein Problem. Natürlich tut es mir Leid um sie und ich unterstütze sie so gut ich kann. Ich lasse sie fühlen und sage ihr auch, dass ich immer da bin, wenn sie es braucht.
Mein Problem ist, dass sie so besitzergreifend ist und ignorant.
Dazu stelle ich mal zwei Situationen vor.

Die Eine: Neulich saßen wir beide im Subway. Ich spreche sie selten auf Themen an, die um meine Gefühlswelt kreisen, weil ich genau weiß wie sie reagiert: Es ist ihr egal. Und auch das hat sie neulich bewiesen.
Wir saßen also im Subway und nach einiger Zeit bekam ich auch den Mund auf. Ich erzählte ihr, dass ich in Therapie möchte.
"Wieso?", fragte sie.
"Weil es mir nicht gut geht."
"Ja, klar, aber wieso?"
"Ich fühle mich einsam, auch wenn Menschen da sind. Mir geht es schlecht, M. Ich verdränge jedes Thema, dass mir ein Gefühl gibt nicht gebraucht oder missverstanden zu werden."
Sie: "Ah ja..." Isst wieder ihr Sandwich.
Dazu muss ich kurz erwähnen, dass sie mich für stark hält und mich um meine "funktionierende" Familie beneidet. Ich hab ihr zwar oft schon gesagt, dass meine Familie keines falls so in Takt ist, wie sie glaubt, ich habe ihr meine Narben gezeigt, ihr gesagt, wie deprimiert ich manchmal bin. Trotzdem blieb ich für sie sowas wie eine "Märchenheldin", die schließlich keine Fehler haben kann.
Ich habe ihr also immer mehr Gründe aufgelistet, warum es mir schlecht geht, warum ich mich aber davor sträube in Therapie zu gehen und so weiter... es war ihr egal. Sie hat die ganze Zeit gegessen und mich kaum angesehen. Nur irgendwann kam der beiläufige Kommentar "Wenn du dich besser fühlst, dann mach's." Dann aß sie wieder, als ob sie das Thema schnell beenden wollte. Ich kam mir so blöd vor. Dann sitz ich vor ihr und schütte ihr mein Herz aus und es kommt nichts zurück? Und ich sitze manchmal Stunden mit dem Telefon auf der Couch und höre ihr zu und unterstütze sie? So nicht!
Also hab ich ihr knallhart den größten Grund gegeben, warum ich in Therapie will: "Es gab Zeiten, da hättest du mir ein Messer geben können und ich hätte mich umgebracht". Daraufhin war sie beleidigt. Sie hat die ganze Zeit geschmollt, mich nicht angesehen, ihr Sandwich gegessen und nicht geredet.
Verflucht noch mal, ich bin kein kleines Kind mehr, dass nur sowas sagt um Aufmerksamkeit zu kriegen. Klar, war das teilweise ein Grund, aber vorallem wollte ich eine Antwort und dass sie mich nimmt, wie ich bin mit all meinen Fehlern. Ich möchte von ihr nicht wegen meiner schlechten GEsundheit verhätschelt werden oder dass sie sich die ganze Zeit sorgen um mich macht. Aber ich möchte auch nicht, dass sie mich für einen perfekten Menschen hält, denn der bin ich nicht und gedenke ich auch nie zu sein.

Eine weitere Situation: Wir zocken ziemlich oft RPGs zusammen. Nicht unbedingt täglich, aber alle zwei Tage kann man schon behaupten. Es ist mir auch ziemlich wichtig, weil es erstens beiden Spaß macht und es für uns beide irgendwie eine Geste ist, dass wir immer füreinander da sind. Doch ne Zeit lang nervte sie mich ziemlich. Immer und mit immer mein ich auch IMMER, wenn sie gerade online kam und ich EINE Minute (nicht übertrieben) nichts geschrieben habe, hat sie mich angerufen und gesagt: "Ich bin online...". Eine Andeutung, dass ich ihr gefälligst schreiben solle. Irgendwann hab ich es nicht mehr ausgehalten. Ich hab ihr gesagt, dass das Telefonterror ist. Ich mein, ich konnte WIRKLICH nicht mehr aufs Klo gehen ohne dass entweder mein ICQ 10 Nachrichten von ihr empfing oder sie anrief. Dann hat sie's gelassen ne ganze Zeit lang. Und auch jetzt HIMMEL HERR GOTT! Ich hab ihr um 22:50 Uhr geschrieben, dass es noch dauert bis ich online komme! Und jetzt steht immer wieder in diesem blöden ICQ "Was machst du?" (sprich: wo bleibst du denn? -.-). Etwa zwei oder drei Monate lang war sie wieder normal, wie früher halt, nicht mehr so anhänglich und mittlerweile tut sie's wieder. Okay, sie ruft nicht mehr an, aber mein ICQ ist zugespammt. Manchmal trau ich mich gar nicht mehr das verdammte Ding anzuschalten, weil ich weiß, es warten schon 20 Nachrichten auf mich -.-

Ich weiß einfach nicht, wie ich mit ihr umgehen soll. Nicht mehr. Früher war sie ganz normal, sie hat mir meinen Freiraum gelassen. Mittlerweile komm ich mir vor wie ihr Hofnarr, ihr Sklave. Und so oft ich ihr auch sage, wie sehr es mich stört, genauso oft fängt sie nach einer Weile wieder an...
Kann mir jemand einen Rat geben, was ich tun soll?

EDIT: Ach ja. Wenn ich weggehe stellt sie mir auch immer Fragen
"Wohin gehst du?"
"Wann kommst du wieder?"
"Chatten wir heute abr noch?"
Ich kann's nicht mehr ab... mittlerweile kommen nur noch solche Antworten.
"Weg"
"Weiß ich nicht"
"Mal sehen"

Huhu
Danke für eure schnellen Antworten.

Tja, Soulcoma und Kaddi... eure Tipps hab ich auch schon mal versucht ^^° Also: radikaler Abstand, ein direktes Gespräch und so was. Und wie gesagt: Ein paar Wochen oder sogar Monate ist dann alles okay und wir kommen super gut klar. Und dann gehts wieder von vorne los. Ich hab ihr auch schon mal direkt gesagt, dass ich mich manchmal wie ihr Hofnarr fühle und sie mal locker lassen soll. Schließlich brauche ich auch meine Freiheit. Ich muss auch sagen, irgendwo versteh ich M ja... noch bevor ich sie kannte war ich auch mal so anhänglich und hab eine Freundin nie teilen wollen, aber nicht so extrem wie sie. Dann hat man mir mal gesagt, dass es stört und dann war's okay. Trotzdem haben wir einander zugehört, was bei M leider nicht der Fall ist... ^^°

Zu Errors Beitrag: Na ja so etwa. Ich hab sie immer mal wieder gefragt, warum sie mir nicht mit anderen Dingen wie "mhm" oder "aha, ja..." antwortet. Und dann hat sie gesagt: Na ja, sie weiß nicht, was sie sagen soll, sie ist grad schließlich nur Zuhörerin. Wenn ich's mir so überlege hört sie ja vielleicht zu, aber verdeutlicht das nicht wirklich... ^^°
Aber die anderen Tipps merk ich mir mal, danke
Und wegen der Fragen...: An sich hab ich auch nichts dagegen. Allerdings klingt sie immer so eifersüchtig als würde gerade die Welt zusammen brechen, weil ich ne Zeit lang nicht da bin. DAS stört mich ^^°

Danke an euch drei...

@ anaemia:
Hab erst mal sehr lange deinen Beitrag gelesen und nachgedacht. Du hast teilweise recht, wirklich Mittlerweile zeig ich ihr nicht mehr so oft, dass mir etwas fehlt. Das war aber mal ganz anders.
Wir haben uns kennen gelernt als ich mich noch wesentlich häufiger selbst verletzt habe. Damals hab ich ihr auch noch gesagt, was los ist. Dann gabs aber einen Tag, an dem sie mich wegen einer Überzeugnung meinerseits ziemlich abwertend behandelt hat und seit dem reden wir nicht mehr so offen wie zuvor.
Also wie gesagt: Teilweise hast du recht. Aber das hat eine Vorgeschichte...

@ roxanne:
Danke für deine Buchtipps. Ich werde sie mir mal zu Gemüte führen.
Und nein, ich hab das nicht als Diagnose aufgefasst Aber vllt bestehen ja gewisse Parallelen. Ich werd mich mal umhorchen.