Leistungsdruck und fehlende Struktur

      Leistungsdruck und fehlende Struktur

      Hallo. Ich habe mein Leben momentan eigentlich sehr gut im Griff. Habe eine ziemlich anstrengende Phase hinter mir, wo es um viel Arbeit, viel Leistung und viel Lerndruck ging. Jetzt ist diese intensive Arbeitsphase vorbei. Das Semester ist in der Vorlesungsfreien Zeit und ich breche in das große, strukturlose Loch.
      Ich merke, wie es mir immer mehr entgleitet, wie ich immer weniger in der Lage bin die Dinge auszuführen, die ich tun muss. Ich fühle mich sehr überfordert mit allem, was ich organisieren muss, weil es aktuell eben darum geht, dass ich bald meinen Abschluss mache.
      Ich habe es mit Entspannung versucht, aber das hat keine neuen Reserven gebracht. Ich habe es mit to-do-Listen versucht, aber auch die versumpfen immer wieder. Ich achte selbst nicht auf meine Struktur und ich kann diese Aufgabe auch niemandem sonst geben. Eigentlich habe ich auch eine gute Motivation: ich will einen guten Abschluss schaffen und ich will mein Leben/meine Zukunft verantwortungsvoll in die Hand nehmen.
      Aber all das hilft im Moment kaum, mein Kopf schaltet schon vorher aus und ich schlage die Zeit tot, die eigentlich wichtig wäre, die ich nutzen muss.

      Ich habe die Befürchtung, dass all die Symptome wieder verstärkt auftreten könnten. Ich verspüre Druck, ich merke, wie ich in diese Richtung neige, wie ich launischer werde, wie ich wegdrifte, wie ich den Bezug zu Körper und Raum verliere, wie ich mich verletzen möchte, hungern will. Noch ist das nicht so schlimm, aber ich möchte nicht, dass es wieder so schlimm wird. All diese Symptome sind ja auch nur eine Flucht in die Unmündigkeit, die ich nicht antreten möchte.
      Daher die Frage:
      Bei allem, was ich schon versuche, gibt es etwas, dass ich übersehen habe? Kann ich noch etwas tun um mein Leben stabil zu halten? Um leistungsfähig zu bleiben ohne Schaden zu nehmen?

      Danke fürs Lesen.
      Broken feelings of dreams out of sight . Every promise every place behind
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      Anna Ternheim - To be gone
      Da es um deinen Abschluss geht denke ich geht es auch um lernen, lesen, zusammenfassen, irgendwas schriftliches produzieren etc., oder?
      Kannst du dich mit jemandem treffen, der auch irgendwas für die Uni, die FH oder die Ausbildung tun muss? Es muss ja nicht das gleiche sein, was du machen musst. Ich hab mich letztes Semester auch mit 2 anderen getroffen, wo wir alle unterschiedliche Sachen machen mussten und mir hat das einfach geholfen, weil die anderen was gemacht haben und ich so auch was tun konnte. Alleine hab ich mich dafür auch nicht aufgerafft bekommen oder war nach einer halben Stunde spätestens so abgelenkt, dass es wenig produktiv war.

      Vll kannst du auch schaun, was dich immer wieder ablenkt. Was hindert dich daran jeden Tag eine bestimmte, nicht zu lange Zeit mit deinen wichtigen Sachen zu beschäftigen?
      Hast du nur das Lernen strukturiert oder allgemein einen einigermaßen strukturierten Tag, also auch mit Essens-, Aufsteh- und Zubettgehzeiten? Ich fand das immer hilfreich für mich so allgemein den Tag zu planen, dabei aber immer Zeit für kurzfristige Änderungen zu lassen.
      Mit einer Komulitonin treffe ich mich manchmal in der Bibliothek, aber es ist zu wenig um die aktuellen Hausarbeiten hinzubekommen. Um den Abschluss muss ich mich im Moment vor allem organisatorisch kümmern. Die richtigen Scheine, das richtige Thema, alle Leistungen nachholen, die noch fehlen, Formulare ausfüllen, Praktikum organisieren... all solche Dinge. Und auch schon lernen.
      Ich stehe jeden Tag zur gleichen Zeit auf und gehe auch etwa gleich ins Bett. Der Rest dazwischen klappt nicht. Es ist meistens schon eine große Überwindung das Haus zu verlassen, ich verfalle einfach immer mehr dieser Leere und weiß nicht, wie ich das stoppen kann.

      Ich finde das zum Verzweifeln, vor einer Weile hat es ncoh sehr gut geklappt, hat es mir Spaß gemacht Hausarbeiten zu schreiben. Jetzt ist es der Horror und ich wehre mich dagegen. Jedes "du musst jetzt..." dreht mir den Magen um.
      Ich glaube gerade mir fehlt einfach der Wille im Moment gegen mich anzukämpfen. Gegen diese negativen Verhaltensmuster. Und mir fehlt der Wille mich trotz fehlender Motivation hinzusetzen und es einfach zu machen, so wie es sonst geklappt hat.
      Stattdessen muss ich dafür sorgen, dass nichts schief geht, ich mich nicht verletze.
      Es ist bestimmt kein Problem, das ich mit etwas mehr Regeln beheben kann, das liegt in mir.
      Ich habe einfach keine Kraft im Moment.
      Weiß auch nicht, wie ich an Kraft rankommen soll.
      Und weil die Kraft fehlt, wird alles so negativ, wird es schleppend und schwer.
      Ich habe mich überfordert und komme jetzt aus dem Fallen nicht raus.
      Das ist das Problem, das hält mich davon ab die wichtigen Dinge zu erledigen.
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      Anna Ternheim - To be gone
      Hallo Du,

      wenn ich Dich richtig verstanden habe, hast Du die anstrengende Lernphase jetzt hinter Dir und hast das auch alles gut gemeistert. Das ist doch toll! Und wenn jetzt Semesterferien sind, mach doch einfach mal eine Pause, anstatt zu lernen. Vielleicht braucht Deine Psyche jetzt Erholung und "sagt" es Dir auf die Weise, daß Du nichts mehr hinkriegst. Dann gönne Dir doch einen wohlverdienten Urlaub, mach mal für eine Zeit was ganz anderes als zu lernen und in die Bibliothek zu gehen. Das wirkt manchmal Wunder.

      LG Helge
      Ich kann leider keine Pause mehr machen. Die fiese Lernphase ist vorbei, jetzt kommt der ganze Rest an die Reihe.
      Ich hatte ja schon versucht mich zu entspannen, mir eine Auszeit zu gönnen, aber statt das nutzen zu können, gings mir einfach nur dreckig und ich konnte damit nichts anfangen. Ich habe es nicht hinbekommen neue Energien zu sammeln.
      Und jetzt geht der ganze Stress schon weiter.

      Hinzu kommt auch, dass ich wahrscheinlich erstmal meinen Abschluss in den Wind schießen kann, weil ich andere Dinge zu lange vor mir hergeschoben habe und es nicht mehr klappen wird das alles unter einen Hut zu bekommen. Das macht gerade den Druck enorm groß und größer.
      Ich weiß nicht mehr wohin damit, lasse es natürlich nicht durch, aber es kocht und brodelt unter der Oberfläche.
      Ich stehe immer wieder kurz davor alles hinzuwerfen und einfach alles abzubrechen. Fühle mich wie auf einen Sitz geschnallt, der mit 300 km/h auf eine Wand zuhält. Ich will das nicht, ich will ausbrechen, aber ich kann nicht. Ich will zurück dahin wo es krank war, dahin wo ich nichts leisten musste. Ich bin zu gut geworden, jetzt muss ich, ich kann nicht anders, es muss weiter gehen aber es misslingt gerade alles.
      Dass der Verletzungsdruck immer größer wird bei all dem Chaos im Kopf... es gibt Momente wo ich denke ich packe das noch, aber die werden immer kleiner. Und irgendwie habe ich gerade die Wahl zwischen weitermachen und dabei einbrechen oder weitermachen und dabei verrückt werden und hysterisch.

      Ich gebe zu, so langsam weiß ich auch nicht mehr wohin das Thema überhaupt möchte. Ich habe wie so oft ganz sortiert bei einer konkreten Situation angefangen und lande jetzt bei Panik und Emotionen, mit denen ich nicht umgehen kann. Und bei dem Wunsch mich zu verstecken und ganz klein zu machen. Alles, was ich mir aufgebaut habe an Leben und Zukunft brückelt im Moment vor sich hin und ich weiß nicht, wie ich das aufhalten soll.
      Ich weiß ja, dass bei Borderline die Tendenz zu allumfassenden Rückfällen nicht gering ist. Aber ich hatte gedacht "über den Berg". Und ich will nicht wieder so, so weit abrutschen. Weiß aber gerade einfach nicht.

      Danke fürs Lesen.
      Broken feelings of dreams out of sight . Every promise every place behind
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      Anna Ternheim - To be gone
      Ich bin aus ähnlichem Grunde überhaupt in diesem Forum unterwegs.

      In 9 Tagen schreibe ich meine erste Abiturprüfung, und fast de ganzen Vorbereitungen sind abgeschlossen.

      D.h. ich habe den Stoff am Rechner zusammengefasst, eine vernünftige Struktur erstellt, alte Abituraufgaben bearbeitet etc.

      Eigentlich müsste ich nur noch den letzten Schritt machen -

      und stolpere über mich selbst.


      Wie du es beschrieben hast... gammel ich den Tag so vor mich hin, knirsche mit den Zähnen, fühl mich scheisse,
      obwohl ich weis was ich machen m ü s s t e.

      Es scheint als hätte ich meinen Geist irgendwo verloren, mein Feinsinn ist verschwunden.

      Manchmal, bei einem Hesse oder Rilke, und manchmal wenn ich Violine spiele fühle ich einen Funken in mir ...

      aber es nichts als ein Funke gegen einen so finstren Hintergrund.


      Ich weis nicht, woran das liegt, und ich wehre mich verzweifelt gegen diesen Abgrund, der sich irgendwo in meinem tiefsten Inneren aufzutun droht,
      aber ich verliere den Bezug zur Zeit.


      In diesem Kontext bin ich ganz froh, dass ich mit einem Freund zusammen lerne, das zwingt mich wenigtens manchmal zur Arbeit.


      Ich habe, wie du siehst keine Lösung für (unser) Problem, aber was du da beschrieben hast...

      ... entspricht zusehr meiner Situation, als dass ich mich eines Kommentars hätte enthalten können.


      Trotzdem... ich wünsche dir das irgendjemand / irgendetwas dir weiterhilft
      ...ich kann dich gut verstehen.

      Doch ersteinmal auch Glückwunsch, du hast was ich verstehe schon das meiste und härteste hinter dir, darauf kannst du ja stolz sein^^

      Ich selbst habe oft viel zu tun, sitze dann vor den jeweiligen Büchern und Dinge die zu erledigen sind, doch die Gedanken schweifen immer wieder ab und ich sitze dann einfach nur herrum und mache nichts. Kurz vor den Terminen sitze ich dann die nächte davor vor den heften und will alles wieder aufholen. Ich kann dir selbst keine wirklich guten Tipps geben, aber ich denke es ist eben wie gesagt nie schlecht sich wen herzuholen der dich vor dem abschweifen hindert. Denke ab besten auch über das erreichte nach und raff dich einfach immer zusammen und lerne entweder mit gesellschaft oder allein in völliger ruhe, ohne ablenkung. und nimm dir vor, du darfst erst wieder aufstehen und etwas anderes tun bis du dein ziel erreicht hast. Schlaf dich vielleicht auch ein paar tage wenn möglich so richtig aus und bleib auch noch wach länger im bett liegen, vielleicht wird dir ja auch noch fad und du hast dann lust irgendetwas zu tun. Aber nimm dir nicht zu viel vor. gönn dir dann auch einfach genug zeit um zu entspannen usw. Und, es ist nicht leicht, aber schreibe dir vielleicht einfach einen kleinen Plan in dem du für jeden tag deine arbeit einzeichnest die die machen musst. Dann hast du auch immer ein denk ich gutes gewissen und weißt, dass du mit allem fertig wirst und keine angst haben brauchst. Und solltest du den ganzen tag keine lust dazu haben deine arbeit zu erledigen. Dann setz sich am abend in ruhe irgendwo bequem hin, und geh erst schlafen wenn du mit deiner heutigen arbeit fertig bist. Ich hoffe du kannst vielleicht einiges versuchen und möglicherweise hilft ja was..^^ ich hoffe es zumindest : ) aber du wirst es schon schaffen xD
      Das Leben ist schön und liebenswert für jeden Menschen.

      Ein Schn*tt, der Schmerz, die Erlösung, das verlorene Glück des Tages das so lange gesucht wurde, und doch bald wieder von uns geht. Für mich.
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