Hallo....

es ist soweit, ein Jahr nach dem ich meine Aussagen beendet habe soll nun ein Gutachten erstellt werden. ich weiß noch keinen Termin, wird aber voraussichtlich in den nächsten 2 Monaten sein, ich muss in eine andere Stadt fahren über Nacht und dann dort an 2 Tagen hin.

es macht mir viel Angst. kann mir da vielleicht jemand Erfahrungen schreiben?

meine Anwältin ist auch nicht so der Beratungsheld. weiß jemand, an was für Stellen man sich wenden kann um sich Infos zu holen? auch vielleicht fürs Gutachten, also einfach um die Angst ein bißchen zu nehmen? sind das die gleichen Beratungsstellen wie für Prozessbeistand?

wäre für jede Hilfe dankbar.

viele grüße

Hallo L.,

danke für deine worte. nein, ich muss nich in "die" stadt und hoffe dass ich die kosten für die zugfahrt erstattet bekomme..... ich kenne dort wen und denke, dass ich auch dort dann schlafen werde. werde versuchen da für mich zu sorgen. wen mitzunehmen ist auch eine gute idee, das lass ich mir nochmal durch den kopf gehen. danke.

lieber gruß zurück

Hallo M,

danke für deine worte. ich werd das beim weißen ring nächste woche mal versuchen. werde nächste woch auch bei der staatsanwaltschaft sein und die nochmal fragen, ob die vielleicht auch tipps hat. aber wenn du da gute erfahrungen hast dann macht mir das ein bißchen mut. ich kann nicht gut mit frauen reden, und die meisten beratungsstellen sind eben nur frauen. gibts da auch männer?

mit dem Kapitän an Bord das finde ich ein schönes Bild - danke ich werde mir einen suchen und ablenkung, das stimmt, ich darf es nur nicht übertreiben..

lieber gruß

L.

Hallo ihr,

ich wollte nun endlich, 2 Monate später mal meine Erfahrungen hier posten, vielleicht hilft es dem einen oder anderen, der so etwas irgendwann nochmal vor sich hat und die SuFu benutzt hat. (und auch nochmal als dankeschön für eure unterstützung hier!!)

also ich wurde ca. 5 Wochen vor dem Termin eingeladen, wenn der Termin mir nicht gepasst hätte, hätte ich ihn verschieben können. ich musste für 2 Tage in eine andere Stadt fahren, zum Glück kannte ich dort jemanden und konnte bei einer guten Freundin schlafen. das Gutachten war für 2 Tage angesetzt. (Fahrtkosten und eventuell Hotel oder so übernimmt die Staatsanwaltschaft bzw Staatskasse, wichtig: Belege aufbewahren von allen Kosten!!)

so ging ich zum ersten Termin am Montag, ich war sehr aufgeregt und hatte auch große Angst. die Frau ( eine Psychologin) mit der ich dort sprach war sehr ruhig, freundlich distanziert aber hatte irgendwie die gewisse Ausstrahlung sodass ich gut reden konnte. hierbei wichtig: sagt, wenn ihr mit dem gutachter/in nicht zurecht kommt. dann kann man vielleicht nicht wechseln, aber dann kann der gutachter besser reaktionen einschätzen, bzw interpretieren, wenn er/sie darum weiß.

dann gings los, es war nur sie und ich in dem raum und ein Diktiergerät lag auf dem tisch, das wars. sie fragte viel, eigentlich nur, so kann man sich an den Fragen entlang hangeln. am ersten Tag ging es um alles was man denken kann, Schule, weiterer Werdegang, also so ne Art Lebenslauf, Hobbys, Alltag, was man gerne macht, Freunde, Sport, wie sieht mein tagesablauf aus, was ist besonders, Haustiere, ja irgendwie alles. es ging auch um früher, Einschulung, generell Schulzeit, familiäres Umfeld, was machen die Eltern beruflich, Geschwister, wie war die Stimmung zu Hause, wie wurde mit Konflikten umgegangen etc pp.

das war alles im allen anstrengend aber auch ok, also ich hab mittlerweile einige Anamnesen etc hinter mir, sodass das nicht fremd war.

am selben tag wurde noch ein psychiatrisches Gutachten erstellt, aber ich schreibe jetzt mal nur vom Glaubwürdigkeitsgutachten.

noch was: das ganze ist vollkommen freiwillig, man muss dies nicht machen.

ich war nach dem ersten Termin, der ca. 3 1/2 Stunden ging, sehr erschöpft und müde und auch aufgewühlt. ich bin zu meiner freundin gefahren, habe ein bißchen geweint und mich dann abgelenkt, weil ich wusste dass der schwierigere part noch kommen würde am nächsten tag.

so war es dann auch, nach einer kleinen einleitung ging es dann relativ schnell ans eingemachte. sie fragte viel nach, es ging dann direkt um handlungen und übergriffe, und nicht nur die, die ich angezeigt hatte, sondern um alles aus meiner "geschichte". das war sehr schwierig für mich. ich kannte diese person nun erst 3 Stunden und musste/ wollte über alles reden, aber irgendwie ging auch das. die atmosphäre war sehr neutral freundlich sodass ich gut reden konnte.

auch hier fragte sie viel nach, hakte an punkten nach, fragte auch nach details. vor allem ging es um den ablauf der geschehnisse. ganz genau kann ich mich an den teil auch nicht erinnern, weil ich auch oft alles abgeschaltet habe.

auch wenn ich der Frage - Antwort Situation etwas nicht wusste, habe ich das immer ehrlich gesagt. ich kann mich an manche Dinge einfach absolut nicht gut erinnern oder auch gar nicht.

nach dem teil des gutachtens (und damit war es auch erstmal getan) ging es mir sehr schlecht und ich konnte nicht wie geplant alleine zum bahnhof fahren. ich wurde dann abgeholt. hier mein tipp: organisiert euch gleich jemanden, der euch abholt, dann erspart ihr euch Kompliziertheiten. so ein gutachten wühlt sehr auf, man erzählt in 6 Stunden so unglaublich viel über sein Leben und es geht so schnell, das man mit dem denken nicht so richtig hinter her kommt. ich schreibe natürlich jetzt nur meinen eindruck.

ich habe ein paar wochen gebraucht, um von dem gutachten und der situation dort abstand zu bekommen. es hat mich hinterher sehr beschäftigt, ob ich alles richtig gemacht habe, auch hatte ich eine art verbindung natürlich zu der gutachterin aufgebaut, jetzt, wo ich ihr so viel erzählt hatte, und nun sehe ich sie vielleicht nie wieder. das war alles komisch.

auch sind mit hinterher tausend sachen eingefallen "die ich noch hätte sagen können" "die ich vergessen habe" etc pp. mittlerweile gehts mir besser damit, dass ich denke: ich habe alles so gut bewältigt wie es ging, habe mein bestes gegeben. ob und wie das gutachten am ende ausfällt liegt nun nicht mehr in meiner hand. ich hab sehr mit mir gehadert am anfang, weil ich dachte ich hätte einiges besser rüberbringen müssen. mein erster impuls nach dem gutachten war, dort nochmal anzurufen und ein paar dinge hinzuzufügen. ich habe mich dann dagegen entschieden, auch mit hilfe meines therapeuten, weil es mit sicherheit nicht mehr zu meiner glaubwürdigkeit beigetragen hätte, und darum ging es letzlich. wenn man trotzdem etwas ganz wichtiges vergessen hat in der aufregung, kann man das aber denke ich gut nachfügen. am besten vielleicht gleich mit dem / der gutachter/in besprechen.

ich glaube wichtig ist das man sich klar macht vorher, das man reden muss, ansonsten bringt es nichts. die wollen etwas von einem hören. durch die aussagesituation vorher bei der polizei war ich ein bißchen abgehärtet was detailfagen angeht und bin auch nich viel dissoziiert.

in der gutachten situation selber habe ich auch kein einziges mal darüber nachgedacht, wie dies oder jenes jetzt wirken könnte, sondern "einfach" nur geantwortet. ohne irgendwie zu überlegen, abzuwägen etc. ob es letzlich richtig so war weiß ich nicht, das ergebnis kommt in ca. 1 monat. aber es war ein besseres gefühl und weniger druck. aber ich weiß nicht ob man das so hinbekommt immer. weil man sich letzendlich schon auch immer wie in einer prüfungssituation fühlt. vielleicht sollte man sich vorher auch davon frei machen, alles von dem ergebnis abhängig zu machen. man kann nach einem solchen gutachten mit einem anwalt auch jederzeit einspruch einlegen, falls es nicht den zielen entspricht, die man hatte. dann muss man allerdings ein gegengutachten bewältigen. das muss man dann alles abwägen. wie das bei mir weitergeht weiß ich wie gesagt noch nicht.

so das fürs erste. wenn fragen sind, gerne, ich garantiere nur zur zeit nicht für schnelle antworten.

vielleicht schreibe ich morgen noch mehr dazu. und ich hoffe mein aufsatz nützt vielleicht irgendjemandem irgendwann....

viele grüße und viel kraft für alle die so ein gutachten vor sich haben.

Graf Zahl

Hej Nele

danke für die Rückmeldung und die Wünsche, ich wollte deinen Eintrag, über den ich mich sehr gefreut habe, nicht einfach so stehen lassen

lieber gruß

Graf Zahl