zero:tonin

      Existenzminimum

      Unsichtbare Tränen
      In weit aufgerissenen Augen

      Ungesehen fallen sie ins Nichts

      Der Mund verzerrt sich
      Zu einem verzweifelt-melancholischen Lachen

      Tonlos

      Ungesehen, ungehört
      Aber trotzdem existent?

      Wer
      Wer ist das in meinem Körper?

      Ist es [mein] Körper?

      Kontrollierter Kontrollverlust

      Etwas älter, aber immer aktuell...

      Der Schrei


      Heute habe ich versucht, zu schreien,
      Aber kein Laut wollte meiner Kehle entfliehen.
      Ich habe es versucht,
      Aber der Laut hatte zu viel Angst, gehört zu werden.
      Also verkroch er sich noch weiter
      Und versteckte sich hinter der uralten Mauer in mir.

      Heute habe ich versucht, zu schreien,
      Den Laut hinter der Mauer hervorzuzerren,
      Aber er wehrte sich erfolgreich.
      Ich hab versucht, die Mauer zu sprengen,
      Aber sie ist zu dick und zu hoch geworden.
      Ich habe jämmerlich versagt.

      Heute habe ich versucht, zu schreien,
      Den Laut hinter der Mauer hervorzulocken.
      Aber er lässt sich nicht täuschen.
      Er weiß, wenn er hervorkommt, wird er gehört,
      Dann wird die Mauer, hinter der er sich versteckt, zusammenbrechen
      Und er wird ausgeliefert und ungeschützt sein.

      Heute habe ich versucht, zu schreien,
      Aber kein Laut wollte meiner Kehle entfliehen.
      Ich hab es versucht, aber den Kampf verloren.
      Und so mache ich es wie der Laut,
      Und verstecke mich hinter einer lächelnden Mauer aus Porzellan…
      Der folgende Text ist von einem Lied von Bushido ... ausgelöst worden. Ich höre normalerweise keine Musik dieser Art, aber als ich beim zappen einmal auf MTV gelandet war vor einem Jahr oder mehr, lief gerade dieses Lied.

      Es ist der Augenblick, der dir das Leben nimmt.
      Der Augenblick, in dem du erkennst, dass deine Eltern dich nur geboren
      haben, weil man das eben so macht. Man heiratet, kriegt Kinder, fertig.
      Praktischerweise hat man dann auch gleich einen Sündenbock, auf dem man
      Frust ablassen kann und dem man die Schuld an allem Leid geben kann.
      Und ist dieses Kind dann gebrochen, bekommt es noch ein Geschwisterchen
      geschenkt, um ihm zu zeigen, wie ersetzbar es doch ist. Nicht mal
      Weihnachtsgeschenke werden aus Liebe geschenkt. Es ist halt elterliche
      Verpflichtung. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn die Eltern es dir
      nicht deutlich zu spüren geben würden.
      Der Augenblick, in dem du erkennst, dass alle Mühen umsonst sind. Dass du
      studierst – jahrelang – nur um aus finanziellen Gründen abbrechen zu
      müssen in naher Zukunft, und immer vor dem Nichts zu stehen. Mit der
      Angst vor deiner nicht vorhandenen Zukunft im Nacken. Herkunft =
      Zukunft. Man kann eben nicht studieren, um später viel Geld zu
      verdienen, wenn man nicht schon Geld hat.
      Der Augenblick, in dem dir klar wird, wie wertlos du bist. Niemand ist
      stolz auf dich. Niemand erkennt dich für das an, was du bist. Also bist
      du nichts. Alles, wofür du dir bis jetzt den Arsch aufgerissen hast,
      ist ohne Wert.
      Es ist der Augenblick, in dem dir bewusst wird, dass du keine Eltern hast. Sondern nur Erzeuger.
      Die es dir nicht gönnen, dass du mehr Chancen hast als sie und dir
      alles schwer machen mit krankhafter Skepsis.
      Der Augenblick, in dem du erkennst, dass du deine Eltern hassen gelernt hast.
      Der Augenblick, wenn vor deinen Augen die Illusion des Rückhalts und der
      Sicherheit, die dein kindliches Ich geschaffen hat, zerfällt wie eine
      Sandburg, erfasst von einer Welle der Realität.
      Der Augenblick, in dem dir das alles schlagartig klar und deutlich vor
      Augen geführt wird und der rissige Spiegel in dir endgültig zerspringt.

      Es ist der Augenblick, der dir das Leben nimmt...