Gibt es so einen Punkt?

      Gibt es so einen Punkt?

      Hallo Zusammen...,

      ich hoffe, der Beitrag ist kein regelverstoß...

      Mich würde die Erfahrugen/Meinungen/Vermutungen/Einschätzungen interessieren...

      Gibt es einen Punkt, an dem Ihr euch gesagt habt: "Jetzt reicht es mit SVV und schn**d*n!"

      Im Moment habe ich die Einstellung, dass es doch eh schon egal ist, ob das jetzt ein Schn*tt mehr oder weniger ist. Obwohl ich genau weiß, dass ich später einmal froh bin, wenn es eher weniger als mehr sind. Aber die sind doch eh schon vern*rbt... ist doch egal...
      Nein, so kann man das auch nicht sagen... oft gucke ich meine Arme an und denke "Oh mein Gott, was hast du da getan?!?"
      Aber wie kommt man da raus? Kommt man irgendwann an den Punkt, wo man seine vern*rbten Arme sieht und sich denkt: "So, jetzt ist es aber mal gut!"

      Hoffe, ich habe das jetzt gut genug erklärt...?

      Danke

      Evien
      ... Die Ironie des Lachens ist der erbitterte Kampf des Überlebens ...

      Höre die Schreie der Verzweiflung,
      Fühle die Schm*rz*n
      Denn etwas will st*rb*n
      Jede Nacht.
      .
      Hallo Evien,

      von mir eine kurze, klare Antwort darauf:
      Bei mir ist dieser Punkt, wenn ich mich selbst mag. Wenn ich mir selbst etwas wert bin. Selbstliebe ist (wie so oft) das Zauberwort.
      Wenn diese da ist, fällt es wesentlich leichter, gegen den Druck anzugehen. Und wenn sie dann wieder weg ist, versuche ich mich daran zu erinnern. Dann heißt es einfach "aushalten".

      Das ist/war mein Punkt.
      Ich denke, da hat jeder seinen/ihren Eigenen.

      Liebe Grüße,
      disarming
      For this is rock n roll, I’ve got a rock n roll soul
      And we are freedom fighters. For now...
      (The Tunics)


      ToWriteLoveOnHerArms
      Hallo Evien,

      ich kann natürlich nur für mich sprechen, wobei ich gleichzeitig nicht ausschließe, dass es Menschen gibt, die so einen Wendepunkt erleben.

      Bei mir war es eher eine Entwicklung. Ein "ich will gar nicht mehr und nie wieder" gab es nie. Das "nie wieder" baute eher Druck auf. Jedoch brauchte ich es mit der zeit immer weniger, am Anfang war es eigentlich immer ein "ich darf nicht", auch wenn irgendwo in mir drin ein "ich will nicht" war, mit der Zeit kam das ich will nicht, bzw nicht so und nicht so viel und nicht müssen und irgenwann kam immer mehr ein "ich brauch nicht". Ich habe auch nie die Tage ohne Svv gezählt. Irgendwann kam der Punkt, wo mir klar bewusst wurde, dass wenn ich jetzt schn**de, mir ganz viel verbaue und quasi erstmal alles vorbei ist. Das zügelt mich ganz schön und es ist auch ganz gut so und auch so zu schaffen, weil ich ja eigentlich lange genug gelernt hab, anders mit vielem umzugehen als mit Svv. Davor wäre das nicht möglich gewesen. Also ein langer Prozess der bestimmt auch noch nicht zuende ist. Was die N*rb*n angeht: manchmal erschrecken sie mich auch, andererseit gehören sie für mich dazu, auch wenn sie mich manchmal netrven, weil sie so viel zeigen, aber andererseits kann ich mir mich nicht mehr ohne vorstellen. Ich mag mir auch noch immer nicht sagen "nie wieder" weil ich dann an "wieder" viel mehr dran bin als an ohne und für mich ist das ok so, für andere hilft es vielleicht die Tage ohne zu zählen. Und es ist auch nicht so, dass es gar nie mehr vorgekommen ist, aber es ist dann so, es ist böde und das gute ist, ich nehm es auch so wahr und ich merke, dass es mir nicht das bringt, was ich mir davor erhofft habe, vielleicht auch, weil ich mich inzwischen vielsichtiger selbst wahrnehemn kann und nicht mehr nur als sowas wie gefühle da -Svv- gefühle weg, schlecht-SVV-besser, Leere-Svv-erträglicher....etc. Das hat wirklic bei mir mehrere Jahre gedauert und es ist nicht fertig, ich sage das so nicht um zu demotivieren, aber ich finde es ist doof zu erklären, dass die Therapie kommt und dann ist alles Friede Freude Eierkuchen, weil so wird es bei dn wenigsten sein und es folgt die große Frustration, außerdem kann es auch Angst machen, zu glauben, dass plötzlichalles anders ist und man quasi jemand anderes ist, wenn man aufhört mit Svv.

      So jetzt versuch ich noch einen Satz zu schreiben, der mir irgendwie am Herzen liegt, ich mich aber auf eine Gradwanderung wahrscheinlich begebe, bitte zu Ende lesen, um Missverständnisse zu vermeiden und wenn was davon hier nicht stehen sollte, dann bitte melden bzw editieren. Also ich trau mich mal:

      Ja, ich denke auch, dass die ein oder andere N*rb* mehr nicht "schlimm" ist und der Optik macht es auch nichts mehr aus, aber die N*rb* steht für mehr als nur ein verheilter Schn*tt (mal unabhängig, dass Schn*tte oder anderes Svv gefährlich ist und böse enden kann) ABER die N*rb* steht auch für schreckliche Momente, für Selbsthass, für ein leben mit allerhand Einschränkungen, für einen ganzen Rattenschwanz an Dingen, die das Leben nicht lebenswert machen und wenn das leben nicht lebenswerter ist, hat man schon wieder tausend mehr Gründe und Gelegenheiten sich zu v*rl*tzen.. ALSO : ein ganz übler Teufelskreis. Und diesen Teufelskreis kann nur jder für sich selbst durchbrechen, meistens nur mit professioneller Hilfe und die zeit, die der jenige braucht und manchmal brauch auch der Wille Zeit, um sich zu entwickeln. Ich glaub daran, das irgendwann bei jedem der Zeitpunkt kommt (damit meine ich nicht abwarten und Tee trinken, daran kann und muss man schon arbeiten) an dem der mensch checkt, das Svv irgendwann nicht mehr dem Selbsterhaltungstrieb dient, sondern ihn zerstört.

      Setz dich nicht so unter Druck und trinke aber auch keinen Tee. Ich bin mir eigentlich schon fast sicher, dass du anders über Svv denkst, bzw anders damit umgehst und das ist doch schon der erste oder zweite oder der noch mehrste Schritt... ich seh als Prozess und da zählt jeder Teilschritt schon ganz viel!

      lg, chili
      Bei mir gab es auch so einen Punkt an dem das "ich darf nicht" zu einem "ich will nicht" wurde.
      Es war nach einer ganz üblen Zeit, und das SvV hat mich mehrere Male in Situationen gebracht in die ich nie wieder wollte.
      Ich hab für mich beschlossen das ich leben will, und mich dauernd zu v*rl*tz*n nimmt mir ein gewaltiges Stück Lebensqualität.

      Wie Chili sagte, es gehört eben auch nicht nur so ein Punkt an dem man selbst das merkt dazu, sondern auch ein langer Weg.
      Man muss an sich selbst arbeiten, an den Hintergründen die hinter diesem v*rl*tz*n stehen, denn sonst sieht man auch selten, dass es wirklich anders geht.

      Und was ich auch sehr wichtig finde ist sich den Druck zu nehmen, denn ich kann von mir sagen, dass es immer das war was mich zum scheitern brachte. Immer denken "ich darf nicht" baut in einem Selber eine so große Erwartung auf, die man in vielen Fällen einfach nicht erfüllen kann.
      Natürlich sollte man sich dann auch nicht die ganze Zeit denken "ja, dann passiert es eben, ist okay" etc
      Man muss schon dafür kämpfen, aber sich auch klar machen, dass von einem auf den andren Tag ein "nie wieder" recht unwahrscheinlich ist. Natürlich gibt es bestimmt Leute, bei denen es so funktioniert.
      Ich kann nur sagen, mir selbst einfach den Druck aus dieser Sache zu nehmen, nicht völlig auszuschließen das es eben wieder passieren kann, aber dennoch alles dafür zu tun, und auch die Therapie und die Hilfe, die Strategien anders mit dem Druck umzugehen und das Verständnis warum ich das mache haben mich schließlich an den Punkt gebracht an dem mir klar war, dass ich es nicht mehr will.

      Auch von da an ist es natürlich noch ein langer Weg, denn man wird immer wieder in Situationen sein in denen man sich dennoch v*rl*tz*n möchte, aber mir persönlich fällt es seitdem leichter, und vor allem ist die Selbstv*rl*tzung wirklich etwas was nur noch selten vorkommt.

      Liebe Grüße, Dragonfly
      Von verrückten Leuten kann man eine Menge lernen.
      (Die Mitte der Welt - Andreas Steinhöfel)
      einzig wahres Zitrönchen
      & Chefin des Chi-Kreiselwurm-Verschwörungskommandos


      Ja, ich denke auch, dass die ein oder andere N*rb* mehr nicht "schlimm" ist und der Optik macht es auch nichts mehr aus

      Hierzu (auch wenn es nicht direkt zum Thema ist, ich es aber sehr wichtig finde) möchte ich noch kurz etwas schreiben, denn das sehe ich inzwischen anders. Ich hab diesen Gedanken sehr oft gehabt. Und hab dann halt gedacht, dass es egal ist, fällt ja sowieso nicht mehr auf. Wenn ich mich aber in all diesen Momenten nicht v*rl*tzt hätte, dann hätte ich wesentlich weniger N*rb*n und dann würden sie wesentlich weniger auffallen. Bei ein, zwei N*rb*n maf das stimmen, aber wenn man das so oft denkt (was bei vielen so ist wie ich meine), dann werden es evtl. Hunderte von N*rb*n und das ist dann schon ein großer Unterschied.

      Liebe Grüße,
      disarming
      For this is rock n roll, I’ve got a rock n roll soul
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      (The Tunics)


      ToWriteLoveOnHerArms
      Hm, also es gab bei mir keinen Punkt an dem ich gesagt habe, jetzt ist schluss, aber es gab eine sehr schlimme Situation, nach der ich wieder angefangen habe zu kämpfen.
      Es gab eine Zeit da hab ich sehr stark gekämpft, war in der Klinik zur Krisenintervention, bin in eine WG gekommen und als die ganze Anspannung etwas abgefallen ist hab ich mich in die Krankheit fallen lassen. Die Selbstv*rl*tzung ist schlimmer geworden als zuvor, meine Aussetzer sind schlimmer geworden und nach ein paar Monaten fand ich mich in der geschlossenen Akutpsychiatrie wieder.
      Dort habe ich die Hölle auf Erden kennengelernt, hab mich aus der Klinik wieder rausgekämpft und danach begonnen unter irsinnigem Kraftaufwand nach und nach weiter gegen die Krankheit zu kämpfen.
      Dieser Aufenthalt war der Absolute Tiefpunkt und wenn ich nur daran denke was ich dort erlebt habe steigen mir die Tränen in die Augen, aber es war eben auch der Wendepunkt an dem ich gemerkt habe, dass das ausleben meiner Symptome zu weit mehr Schmerz meinerseits führt als mich an meine Betreuer zu wenden und zu kämpfen.
      Magisches Theater!
      - nur für Verrückte -
      Eintritt kostet den Verstand.
      Nicht für jedermann. Hermine ist in der Hölle.

      Hermann Hesse - Steppenwolf