soziale Isolation

      soziale Isolation

      Hallo,

      ich habe ein Problem: mein Problem bezeichnet als soziale Angst oder genauer ausgedrückt: als soziale Isolation. Eben lebe ich sehr abgeschottet von der Außenwelt. Ich gehe in keinen Verein mehr, noch habe ich Freunde, mit denen ich etwas unternehmen kann. Ich habe nur einen Freund (keinen Partner) und ihn sehe ich nur alle paar Wochen. Die Treffen mit ihm tun mir gut, finden aber nur manchmal statt. Wir haben uns in einer Klinik kennen gelernt.

      Ich befinde mich auch in psychologischer und psychiatrischer Behandlung. Mein Psychiater kennt meinen Zustand. Er hatte mir schon verschiedene Dinge empfohlen, diese mal auszuprobieren, aber ich habe bis jetzt alles abgelehnt. Das Problem ist meine Sprechstörung, wegen der ich nun mal überall anecke, dabei ist es ganz gleich, wie gut ich mich selbst in die bestehende Gruppe oder Gemeinschaft einzugliedern versuche.

      Ich habe keine Lust, dass man mich ständig fragt, was hast du wegen der Sprache (mit der Sprache habe ich nichts, ich habe etwas mit dem Sprechen, aber das sei jetzt mal dahin gestellt), dieses Fragen geht mir sehr auf die Psyche, ich kann damit nicht umgehen, deswegen meide ich jedes gesellschaftliche Erlebnis. Wenn nicht nachgefragt wird, was ich wegen dem Sprechen habe, werde ich vielleicht bewusst oder unbewusst ausgegrenzt und dazu vielleicht auch noch gehänselt.

      Ich kann das alles nicht aushalten und ich frage mich gerade. Was hat mein Psychiater oder meine Psychologin noch für Möglichkeiten bereitstehen, außer mich durch Gespräche ein wenig entlasten zu können ? Für die Gespräche bin ich ja dankbar, aber trotzdem besteht das Problem der sozialen Isolation trotz allem noch.

      Selbst im ICQ werde ich jetzt wohl von der einzigsten Person ignoriert, mit der ich mich gut verstand und die mich auch bald mal treffen wollte.

      So viel erstmal zu mir.

      LG,
      Seelenpein
      Hallo,

      ich denke nicht, dass da von Seiten deiner (ich nenn as mal so) Behandler mehr kommen kann als Gespräche und Vorschläge, wie du damit umgehen kannst. Mehr als dich dazu zu animieren es wieder/weiterhin zu versuchen, werden sie nicht können. Es gibt für so etwas leider keine W*nd*rpille, die alles gut macht und auch kein Zauberwort, damit man plötzlich nicht mehr darunter leidet.

      Das wichtigste ist wohl, dass anhand der Gespräche erstmal dein Leidensdruck aufgefangen wird und du ermutigst wirst weiterzumachen. Daneben sollte natürlich auch an deinem Selbstwertgefühl gearbeitet werden.
      Ich glaube die Fragen nach deinem Sprechproblem werden sich nicht vermeiden lassen. Da sollte also ein guter Umgang mit gefunden werden. Wie kannst du diese Fragen aushalten oder sogar annehmen. Menschen sind eben neugierig. Als eher witzige Alternative (nicht ganz ernst gemeint, aber ich kenne Menschen, denen würde ich das durchaus zutrauzen) : man bedruckt sich ein T-Shirt, wo eine knappe Erklärung draufsteht und zieht das an, wann immer man auf viele neue Menschen trifft.

      Aber zurück zur Ernsthaftigkeit. Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und jemand, der dir helfen kann die Gefühle aufzufangen, das ist "alles", was man kriegen kann und die ersten beiden Dinge sind die am schwierigsten zu erarbeitenden. So etwas geht ja leider auch nicht von heute auf morgen. Als ich damals in der Klinik war, gings mir nach der Entlassung unverändert schlecht. Es hat über ein halbes Jahr gedauert, bis etwas von dem dort erarbeiteten auch bei mir angekommen war. Ab da konnte ich dann weiter darauf aufbauen und es hat sich stetig gebessert (mit den üblichen Rückschlägen).

      Gruß,
      klirr
      Hallo klirr,

      danke für deine Antwort. =)

      Ich gebe zu, dass ich genau deine Antwort befüchtet hatte. Nämlich, dass meine Therapeuten mir in dem Fall auch nur zu hören können und dass sie mich nur dazu ermutigen können, weiterhin wegzugehen. Das Weggehen fällt mir aber so schwer.

      Meine Eltern wollen gleich einkaufen gehen und eigentlich würde ich ja mitgehen. Aber: sie gehen u. a. in den einen Supermarkt, dort arbeitet jemand, die ich noch von der gemeinsamen Schulzeit her kenne. Sie war in einer Parallelklasse von mir gewesen. Ich habe sie einmal in dem Laden an der Kasse angetroffen, seitdem meide ich es jedes Mal, in den Laden zu gehen, seit dem ich DAS weiß. Ist das Verhalten nicht verrückt ? :rolleyes: :( Meine Eltern wollen heute in diverse Geschäfte gehen, ich wollte mitgehen, aber da meine Eltern auch in den gewissen Laden gehen, möchte ich besser zu Hause bleiben. Ich weiß auch gar nicht, wie ich mich dann verhalten soll. Sollte ich die Frau dann mal direkt freundlich begrüßen oder sie wie jede andere Kassiererin behandeln ? *seufzt*

      Ich weiß ja, dass Menschen neugierig sind, aber das Problem ist, dass wir dieses Thema der Unterstützung dahin gehend gar nicht wirklich in der Therapie besprechen können. Ich lasse das Thema jetzt einfach mal so stehen, ohne näher drauf einzugehen ...

      Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit. Ich mache zusammen mit meiner Logopädin nun so ein Training, wo ich mich meiner Angst vor alltäglichen sozialen Situationen stellen muss. Ich muss sagen, dieses Training klappt ganz gut, die Situationen verlaufen normal, ich werde jedenfalls von der Post- oder Apotethekenfrau nicht mehr gefragt, ob ich etwas mit dem Sprechen oder so habe. In dem Bereich hat sich schon etwas verändert. :thumbup: Mir bereiten nur direkte Gesprächssituationen z.B. in Kliniken, Vereine, etc. Probleme, aber das ist jetzt ein anderes Thema ...

      Dieses Training gibt mir schon mein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zurück, auch wenn es natürlich nur langsam geht. Es wird aber etwas in die richtige Richtung gemacht und ich fühle mich nach jeder Trainingseinheit auch richtig gut ... Jetzt ist nur leider Pause angesagt und diese Pause bedrückt mich eben sehr ... Es geht erst im Oktober weiter ...

      LG,
      Seelenpein
      Hallo seelenpein

      Ich kenne das mti der sozialen Isolation sehr gut, hatte das auch jahre lang.

      was mir geholfen hat ist gleichgesinnte zu finden, die ähnlich ticken wie ich war zb mal in selbsthilfegruppen oder ha in kliniken ganz viele liebe leute kennengelernt.

      Hast du schonmal daran gedacht in deiner stadt nach selbsthilfegruppen zu suchen??

      es gibt ja viele menschen mit sozialen Ängsten udn sprechstörungen, du bist auf jedenfall nicht alleine.

      Lg Melarta
      Hallo Melarta,

      ging die soziale Isolation bei dir denn wieder weg ? Wenn ja: was hat dir dabei geholfen ?

      Naja, in Kliniken war ich auch schon mehr als genug gewesen. Es ist auch so, dass sich dort soziale Kontakte ergeben haben, wir haben auch die Adressen miteinander getauscht, aber bis auf eine Person, ist bei allen anderen Leuten der Kontakt gleich nach Ende des klinischen Aufenthaltes eingeschlafen. :rolleyes: Das gehört aber wahrscheinlich mit zu meinem Krankheitsbild !

      Eine Selbsthilfegruppe habe ich direkt nach meinem ersten tagesklinischen Aufenthalt besucht. Ich war aber nur einmal dort gewesen, weil die Leute dort alle so nett waren, aber so schlimme Dinge erfahren mussten. Die Erzählungen habe ich dann nicht weiter aushalten können, aber der Rest war okay gewesen.

      es gibt ja viele menschen mit sozialen Ängsten udn sprechstörungen, du bist auf jedenfall nicht alleine.

      Ja, das stimmt. Leider wird man dann auch in der Klinik so behandelt. Also das Personal ist dann nicht besonders einfühlsam zu mir und so und damit kann dann nicht umgehen, genau so wenig wie mit den "Anfeindungen" der Mitpatienten.

      LG,
      Seelenpein

      Seelenpein schrieb:

      Es ist auch so, dass sich dort soziale Kontakte ergeben haben, wir haben auch die Adressen miteinander getauscht, aber bis auf eine Person, ist bei allen anderen Leuten der Kontakt gleich nach Ende des klinischen Aufenthaltes eingeschlafen. :rolleyes: Das gehört aber wahrscheinlich mit zu meinem Krankheitsbild !
      Das hat meistens nicht mal etwas mit dem Krankheitsbild zu tun, und noch weniger mit dir als Person. Das ist einfach normal.
      Man ist irgendwo zusammen, hat ein gemeinsames Ziel und geht den Weg bis zum erreichen dieses Ziels zusammen. (Zum Beispiel bis zum Ende des Klinikaufenthaltes, in der Schule bis zum Abschluss usw)
      Ist das gemeinsame Ziel erreicht und findet man kein neues, gehen Kontakte leider auseinander.

      Ich weiß auch gar nicht, wie ich mich dann verhalten soll. Sollte ich die Frau dann mal direkt freundlich begrüßen oder sie wie jede andere Kassiererin behandeln ? *seufzt*
      Wenn sie dich anschaut oder sieht, lächel einfach freundlich und nick vielleicht mit dem Kopf oder so. Ich hatte das auch, was du beschreibst. Immer Angst jemanden "von früher" zu treffen. Das mit dem Lächeln klappt ganz gut. Wenn der jenige selbst ein kurzes Gespräch anfängt ok, aber so bleibt es nicht an mir hängen.
      Hallo sky,

      Ist das gemeinsame Ziel erreicht und findet man kein neues, gehen Kontakte leider auseinander.

      So habe ich die Sache noch nie betrachtet. Danke für die kleine Anregung ...


      Das mit dem Lächeln klappt ganz gut. Wenn der jenige selbst ein kurzes Gespräch anfängt ok, aber so bleibt es nicht an mir hängen.

      Dann werde ich mir mal diese Verhaltensweise merken, demnächst mal mit in den Laden gehen und schauen, was passiert... Wenn nichts passiert, ist es gut und falls doch, ist es für mich auch in Ordnung ...


      LG,
      Seelenpein
      Hey,

      was mir sehr geholfen hat als ich dabei war mich völlig zu verbuddeln und keinen Kontakt mehr mit Leuten im "realen Leben" zu haben war einfach das chatten.
      Ich habe hier viele Leute kennen gelernt, da war es einfacher zu reden als sonst, und eben auch einfacher Leute kennen zu lernen.
      Manchmal hilft das zumindest über die komplette Isolation hinweg, natürlich ersetzt es keine Kontakte mit Leuten die wirklich da sind und einem gegenüber sitzen, kein Weggehen und sonstiges, aber es kann ein Anfang sein.

      Vielleicht findest du hier ja die ein oder andere Person, die du auch mal treffen magst. :)

      Liebe Grüße,
      Dragonfly
      Von verrückten Leuten kann man eine Menge lernen.
      (Die Mitte der Welt - Andreas Steinhöfel)
      einzig wahres Zitrönchen
      & Chefin des Chi-Kreiselwurm-Verschwörungskommandos


      Hallo DragonflyWings,

      hm... die Sache kannst du natürlich nicht wissen, aber ich bin schon seit ca. fünf Jahren zu Hause und chatte auch schon seit dem genannten Zeitpunkt. In diesem Jahr ging es mir sprachlich und psychisch gesehen eigentlich wesentlich besser, so dass ich schon seit Februar bis jetzt 3 Männer treffen wollte. Alle 3 wollten gleich zu mir nach Hause kommen. Doch nachdem wir immer ein paar Wochen miteinander geschrieben hatten, wurden alle 3, obgleich sie sich nicht kennen konnten, erst merkwürdig, schrieben immer weniger und sagten das Treffen dann gleich ganz ab. In ICQ werde ich jetzt von zweien ignoriert, aber ich schaffe es irgendwie nicht, sie aus meiner Liste zu schmeißen. Der 3. im Bunde ist nicht in meiner List enthalten ...

      Es ist halt sehr schwer für mich, einen Kontakt zu finden, der dauerhaft an mir Interesse zeigt (ich meine, ich tue dann auch viel für mein Gegenüber, dass der Kontakt zumindest nicht von meiner Seite aus einschläft), aber warum soll ich mich immer nur verbiegen und bekomme dann einen Tritt in den Allerwertesten ? Wobei ich sagen muss, dass eine Absage ganz plötzlich und ganz heftig gekommen war, sie hatte mich sehr v*rl*tzt. ;(


      Vielleicht findest du hier ja die ein oder andere Person, die du auch mal treffen magst.


      Hier habe ich aber auch schon den einen oder anderen netten Kontakt am Laufen, aber ich weiß nicht, ob sich da mit der Zeit ein Treffen zustande kommen wird. Es wäre schon schön, aber es muss nicht zwingend sein.

      Hinzu kommt auch, dass ich mich eben schlecht fühle, wenn ich mal im Internet chatte. Ich mache ja bekanntlich schon Therapie, aber mir scheint so, dass mich alle Welt nun dazu drängen will, mal real einen Kontakt zu bekommen. Ich sage aber: was nicht ist, kann man nicht erzwingen, da nützt auch eine Klinik herzlich wenig, in der ich natürlich auch schon wegen dem Problem gewesen war. :unhappy:

      So, das war mal wieder eine etwas längere Antwort von mir, aber das Thema brennt mir auch auf der Seele.

      LG,
      Seelenpein