Unnormaler Umgang mit Sprache?

      Unnormaler Umgang mit Sprache?

      Hallöchen ihr Lieben,

      ich bekomme ganz oft die Rückmeldung, dass ich anders spreche als der Großteil. Das äußert sich wohl im Speziellen in meinem Satzbau und meiner Wortwahl. Es gibt Menschen, die dies als sehr unangenehm, störend empfinden, aber auch Menschen, die mir sagen, dass sie diese Art der Sprache als sehr angenehm empfinden und fast schon Neid verspüren, weil sie selbst nicht so in ihrem eigenen Ausdruck aggieren können.

      Momentan beschäftigt mich dieses Thema sehr, denn ich habe eine Ausbildung begonnen und bin mit ganz vielen verschiedenen Menschen in einer neuen Klasse und es beginnt so langsam, dass sich hierraus eine Gemeinschaft bildet, in dem man sich besser kennen gelernt hat, schnuppern konnte und sich einfach ein Bild von den anderen machen konnte. Ich spüre, wie ungewohnt es für die anderen ist, mich reden zu hören und mir zuzuhören. Es wird teilweise verW*nd*rt reagiert, teilweise wird sogar gelacht, oder ich werde auf verschiedene Arten drauf angesprochen.
      Deswegen war dieses Thema gestern auch Baustein in der Therapie. Auch meine Therapeutin meinte, dass ich einen sehr komplizierten Satzbau habe, viele Satzgefüge anneinander reihe und viele Fachbegriffe und Fremdworte benutze, wie sie andere Menschen wohl selten in ihren regulären Sprachgebrauch einbauen.

      Ich fühle mich dadurch oft/ fast immer von anderen abgegrenzt und empfinde dies als unangenehm. Ich weiß nicht, wie sich meine Ausdrucksform entwickelt hat - ich spüre das auch nur über die Reaktion der anderen, mir fällt dieses "andersartige Verhalten" gar nicht auf. Aber mir ist auch klar, dass ich somit für andere wohl oft auch für eingebildet gehalten werden kann, da sich das laut anderen sehr intellektuel und hochgestochen anhört. Man befindet sich nicht auf der selben Ebene mit seinen Mitmenschen und gerät dadurch ins Aus.

      Anscheinend sind aber nicht nur meine Sätze so kompliziert, sondern auch meine Gedanken. Menschen, die mir nahe stehen, melden mir oft, dass ich total komplexe, komplizierte Dinge (für die Mehrheit geltend) als total einfach, unkompliziert und logisch abtue, dagegen aber anscheinend total einfache Dinge und Fragestellungen überhaupt nicht begreife. So dass mein Freund sich schon ständig darüber lustig macht und mich damit ärgert, indem er meint, ich sei seine hochbegabte Freundin.

      Ich poste deswegen, weil es mich interessieren würde, ob andere genau das selbe Problem haben und meine beschriebene Situation kennen. Für mich ist es momentan oft eher ein beklemmendes Gefühl, weil ich mich so anders dadurch fühle. Und ich würde auch gerne lernen zu verstehen, wie sich das entwickelt hat, was es hierfür für Gründe gibt. Ich würde mich deswegen sehr freuen, wenn man hierdurch Austausch findet, Anregungen bekommt oder einfach irgendwas gesagt bekommt.

      ;)
      Die Glasperlen des Lachens können wieder kl*ng*n
      und wenn ich will, dann kann ich fliegen;
      fliegen über das Meer, das in mir tost..
      Hallo mondenmaedchen,

      ich kann nur aus eigener Erfahrung schreiben, dass ich ebenfalls anders spreche, bei mir macht sich diese Sprechweise allerdings in Form von einem noch minimal fehlerhaften Lautsystem und einer noch kleinen, Rest Nasalität bemerkbar. Mich versteht von daher auch nicht jeder Mensch, gerade alte Leute haben immer noch große Probleme mich zu hören.

      Es gibt Menschen, die dies als sehr unangenehm, störend empfinden,

      Von daher kann ich nachempfinden, wie unangenehm dein Sprachproblem für dich sein mag, vor allem dann, wenn auch solche Reaktionen kommen. Ich weiß ja, wovon ich schreibe. Früher gab es mal Zeiten, wo das bei mir ganz schlimm war.


      Es wird teilweise verW*nd*rt reagiert, teilweise wird sogar gelacht, oder ich werde auf verschiedene Arten drauf angesprochen.

      Diesen Satz hätte ganz getrost ich selbst schreiben können, ich weiß, wie sehr es schm*rz*n kann, wenn man wegen einer Sprach- oder Sprechweise ausgelacht wird. Heute passiert mir das aber nicht mehr so, was auch daran liegt, dass ich jetzt in der Logopädie größere Erfolge erzielt habe.


      Ich weiß nicht, wie sich meine Ausdrucksform entwickelt hat -

      Hm... du befindest dich in psychotherapeutischer Behandlung ? Vielleicht kann man anhand von psychologischen Gesprächen heraus finden, woher du deine Sprachweise erlernt hast. Bei mir stammt das Sprechen aufgrund eines körperlichen Problems ...Vielleicht solltest du einmal einen Psychiater aufsuchen ? :) Nicht, weil du deshalb verrückt bist oder so, sondern um die Herkunft des Problems auf die Weise heraus finden zu können ...


      Ich poste deswegen, weil es mich interessieren würde, ob andere genau das selbe Problem haben und meine beschriebene Situation kennen.

      Ich kann mich zu einem großen Prozentteil in deinem geschrieben wieder erkennen und ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich mich getraut habe, dir zu antworten. Aber in dem Fall, konnte ich mich einfach nicht zurück halten. ;)

      Ich wollte dir noch einen Tipp mit auf dem Weg geben: wenn du zu sehr unter deinem Problem leidest, stelle dich doch bitte einmal einer Logopädin in deiner Nähe vor. Heute kann man in der Logopädie sehr viel machen, ich sehe das ja anhand von meinem Problem, das Wissen ist extrem groß worden und Logopäden wollen einem nur so gut helfen, wie sie können. Alternativ könntest du dich auch bei einem Arzt für Sprach, Sprech- und Stimmstörungen in einer Mund- Kiefer und Gesichtschirurgie vorstellen. Diese Ärzte sind korrekt krass drauf und können definitiv weiter helfen. Zu finden sind MKG Chirurgen beinahe in jedem Uniklinikum. Aber ich glaube, für diesen Weg dürfte dein Problem noch etwas "kleiner" sein, aber aus der Ferne kann ich das natürlich nicht beurteilen und würde mich das auch nie wagen !

      Ob und welchen Tipp du annehmen möchtest, bleibt natürlich ganz allein dir überlassen.

      LG,
      Seelenpein

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „Seelenpein“ ()

      Hi


      Ich selbst tendiere auch stark dazu, sehr viele Fremdwörter und komplizierten Satzbau zu verwenden, wenn auch verstärkt im schriftlichen Bereich. Einen Rat dagegen oder so kann ich dir nicht geben, weil ich leider keinen weiß. Allerdings habe ich so eine "Ahnung" wo diese Angewohnheit bei mir herkam.
      Es liegt vermutlich daran, das ich schon sehr früh sehr viel gelesen habe, vor allem aber nicht nur die typischen "einfachen" Kinderbücher, sondern ganz normale Bücher bzw später auch schwierigere Literatur, die nicht wirklich für mein Alter gedacht waren. Ich habe mich so durch die Bücher meiner Eltern gelesen und einfach die Sprache daraus übernommen.
      Was ich auch sagen kann ist, das dieses hochgestochene Reden bei mir durch Stress verstärkt wird. Je angespannter und nervöser ich werde, desto komplizierter drücke ich mich aus. Einen wirklichen Trick das zu verhindern habe ich noch nicht gefunden, vor allem weil ich das selbst oft auch nicht sofort mitbekomme.
      Einen Vorteil hat es bei mir dadurch aber auch: meine Freunde merken sofort, wenn etwas nicht stimmt. Alleine schon, weil sich meine gesamte Ausdrucksweise ändert.... :whistling:

      Was deine komplexen Gedanken angeht: ich kenne es bei anderen und bei mir selbst auch. Man denkt einfach um viel zu viele Ecken herum, was gar nicht gefragt ist. Einfache Sachverhalte werden nicht erkannt, weil man nur damit beschäftigt ist, die versteckte komplexe Fragestellung zu finden die es gar nicht gibt. Ich weiß nicht, ob das auch bei dir zutrifft. Es ist halt das, was sich bei uns so heraus kristallisiert hat. Woher das allerdings kommt, kann ich nicht sagen. Vielleicht liegt es ja wirklich an der "Begabung" (auch wenn das jetzt ein wenig sehr arrogant klingt: in der gruppe, in der wir uns darüber mal unterhalten haben waren wir nur sog. Hochbegabte, wobei wir alle Kinderuni, jugend forscht etc durch hatten. :rolleyes: )

      Soviel mein Senf zu der ganzen Sache ^^

      lg
      Silver
      Danke für eure Antworten- auch per PN. :) Teilweise hat mir das gut getan, soetwas zu lesen.

      Aber ich glaube weniger, dass ein Logopäde (bei dem ich als Kind schon zahlreiche Stunden zwecks Zungenfehlstellung verbringen durfte) oder ein anderer Spezialist, den du, Seelenpein, erwähnt hast, mir wirklich weiter helfen könnte.
      Motorisch und körperlich funktioniert bei mir alles und ist nicht Ursache für mein Problem, wenn sich dadurch vielleicht auch ähnliche Reaktionen der Umwelt bemerkbar machen.

      In Therapie bin ich ja, wie geschrieben und haben daher auch dort darüber gesprochen, auch die Frage der Ursache war Thema. Aber zu einem wirklichen Ergebnis sind wir auch nicht gekommen. Dass ich viel und gerne schon seit früher Kindheit lese, ist zwar auch der Fall und auch das ich bei Büchern besonderen Wert auf die Sprache lege. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass dies wirklich so ausschlaggebend für die eigene Sprachentwicklung ist.

      Und wie gesagt, fällt mir mein ungewöhnliche Sprache auch nur auf, wenn mich andere extrem darauf hinweisen. Und so wie es in den Rückmeldungen heißt, spreche ich wohl immer so. Und was anscheinend wohl noch hinzukommt, was es seltsam macht, ist, dass ich überhaupt nicht im Dialekt spreche, was für diesen Raum doch eher ungewöhnlich ist, vor allem bei den Menschen um mich herum.

      Auch das mit den komplexen Gedanken trifft es wohl ziemlich genau. Mir fällt es dadurch eben unglaublich schwer, mich teilweise auch in andere Personen hineinzuversetzen. Meist nicht das Emotionale, das funktioniert meistens so gut, dass ich den Menschen unheimlich bin, aber bei ganz banalen Dingen. Da kann ich dann überhaupt nicht nachvollziehen, wieso das nicht verstanden wird, aber ich kann ihnen das auch nicht erklären, weil sie meine Erklärung noch komplizierter finden.

      Mit Hochbeganung im Speziellen habe ich mich bislang nicht wirklich beschäftigt, mir lediglich die Merkmale einer eventuellen Hochbegabung durchgelesen und festgestellt, dass fast alle Kriterien mit mir übereinstimmen, aber ich denke, dass trifft auch auf Nichthochbegabte Menschen zu.

      Ich bin gerade einfach sehr verunsichert und unterhalte mich auch sehr ungern mit anderen, da ich große Angst habe, mit meiner Sprache zu sehr aus der Reihe zu tanzen und auch mit meinen Gedanken und Themen in einem Gespräch. (Anscheinend ist es wohl schon ungewöhnlich, wenn man sich in seiner Freizeit lieber Reportagen anschaut, als irgendwelche Filme, bei denen man sich nicht konzentrieren kann). Es ist für mich z.B. auch unangenehm, als scheinbar Einzige die Hausaufgabe, die wir von der neuen Schule aus aufhaben, zu verstehen und das Kund zu geben und mich dann im Erklären versuche und nur etwas bei den anderen erreiche, wenn ich meine fertige Aufgabe veröffentliche, damit sie sich diese als Beispiel ansehen können..

      Irgendwie komme ich mir einfach anders vor und möchte das gar nicht sein.


      Achja. Und anscheinend rede ich noch viel schlimmer, als ich schreibe..



      [Edit: Zusammengefügt. Bitte die Editierfunktion nutzen! / klirr]
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „klirr“ ()

      Wenn du wirklich so ein Sprachgenie bist, wieso kannst du dich nicht deinen Zuhörern anpassen?

      Entschuldigung dass ich das so hart sage, aber auf mich wirkst du arrogant und einfach unfähig im normalen Umgang mit Menschen. Intelligenz und vor allem soziale Intelligenz beginnt damit sein Niveau anpassen zu können.

      Ich kann mir nicht vorstellen dass du das zwanghaft machst und deine Worte nicht einfacher formulieren kannst.

      Vielleicht hast du auch einfach den falschen Umgang. Trotzdem solltest du leicht Menschen auf deinem "Niveau" finden können.

      Wenn du das vor anderen als Gottesgabe und besonders toll darstellst w*nd*rn mich abweisende Reaktionen nicht.
      All meine Gespräche sind meistens nur Monologe...

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Das_isses“ ()

      Ich habe nie behauptet, ein Sprachgenie zu sein, lediglich, dass mein Ausdruck etwas ungewöhnlich ist und ich somit eben auch Probleme habe.

      Mag sein, dass es für dich klingt, als sei ich arrogant und eingebildet, das ist dein gutes Recht. Schließlich solltest du in der Lage sein, dir aus irgendwelchen dahin geschriebenen Worten eine Meinung bilden können - wie diese aussieht, ist wohl dir überlassen, völlig in Ordnung.

      Nur ist es durchaus schwierig, sich etwas abzugewöhnen, wenn man nicht bewusst handelt und es einem selbst nur durch Reflektion auffällt. Wie soll ich also genau erkennen, was denn so "falsch" ist.

      Ich würde auch nie behaupten, dass ich deswegen ein gehobeneres Niveau habe. Ich differenziere mich deshalb vielleicht einfach nur von anderen und fühle mich in dieser Andersartigkeit unwohl - wenn es auch nicht nur negative Reaktionen gibt. Es gibt nämlich ebenso Menschen, die das beW*nd*rn und angetan sind, aber bei mir löst dies trotzdem Unwohlsein aus, denn ich möchte nicht anders sein.

      Vielleicht hättest du auch besser zwischen den Zeilen lesen können, dann wäre vielleicht manches anders bei dir angekommen. Trotzdem danke für deine Ehrlichkeit.
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      Huhu,

      entschuldige bitte, ich würde mich gern zuerst an das_isses wenden.. :
      Wenn bei dir "beklemmende Gefühle" Wohlsein und Arroganz bedeutet, weiß ich auch nicht mehr - ihr ist es nicht mal durch sich selbst aufgefallen und ihr ist es unangenehm, wo siehst du da, dass sie eingebildet ist? Es gibt einen Unterschied zwischen einer nüchternen Feststellung und einem "In den Mittelpunkt - Stellen" !
      Intelligenz heißt auch keinesfalls, sich andren Niveaus anzupassen, das hat überhaupt gar nichts damit zu tun - hieße das auch für dich soviel wie Auge um Auge, Zahn um Zahn? Wo wären wir denn da :rolleyes:
      Nächster Punkt: Menschen ohne psychische Probleme könnten sich (häufig) auch nie vorstellen, dass manche Menschen Mensch(en) mit selbstv*rl*tztendem Verhalten sind, aber gibt es das deshalb nicht? Verstehst du, was ich meine?


      So, jetzt, @mondenmaedchen:

      Mir ging es früher teilweise auch wie dir, hab komplizierte Sätze benutzt und viele Fremdwörter eingebaut (woher das wohl kam.. war damals auch der totale Bücherwurm.. und ich merke es jetzt noch: Sobald ich gute Literatur vor mir habe, verändert sich meine gesprochene Sprache... :thumbup: ). Aber meine Umwelt hat sich daran gewöhnt. Als ich nicht mehr soviel las, bin ich von >der< Sprache auch etwas abgekommen, heute spricht mich zumindest niemand mehr auf meine Sprechweise an (ich muss zugeben, manchmal wirds Slang-Lastig, weils mir Spaß macht damit zu spielen.. :D )- meine Deutschlehrer hatten allerdings immer noch unter meinem Satzbau zu leiden.. aber hey, die dürfen das :P

      Liebe Grüße.
      "Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird."



      - Winston Churchill -
      Also meinst du, es könnte vielleicht wirklich sein, dass sich das irgendwann "normalisiert" oder sich die Umgebung zumindest so weit daran gewöhnt, dass es nicht mehr auffällt und als normal angesehen wird?

      Das, was du schreibst, lässt mich auch darüber nachdenken, ob es nicht gerade so sehr zum Problem wird, weil so viele neue Menschen um mich herum sind. Weil ich habe sonst schon Reaktionen bekommen, aber nie so gehäuft, nur in den letzten Wochen ist das viel geworden, aber hauptsächlich eben in der neuen Schule. Vielleicht wird es ja wirklich irgendwann ein Stück Normalität - danke für's Hoffnung machen. :)
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      Hallo,

      also ich würde eine komplexe Nutzung der Sprache jetzt auch nicht als problematisch oder gar therapiebedürftig betrachten.

      Wenn du sagst, dass du das erst jetzt gehäuft wahrnimmst in dieser Schule, solltest du dir vielleicht nicht darüber Gedanken machen, was bei dir schief läuft, sondern darüber, welche Bildungshintergründe die einzelnen Menschen dort haben - beziehungsweise welche Bildungsbiographie, haben sie Abitur gemacht, wie geht das jeweilige Elternhaus damit um, wie wurden sie in dieser Hinsicht sozialisiert, welche Bildung haben die Eltern, wie fördern sie das Kind, wie hat das Kind sich selbst gefördert.

      Ich schmeiße mal mit Vorurteilen und den Erfahrungen anderer Mitmenschen um mich: Wenn man die Oberstufe erlebt hat, hat man oft viele Menschen auf gleichen Niveau (je nach Lust und Laune) erlebt. Wenn man nun in einer Ausbildungsklasse sitzt, sind die jeweiligen Hintergründe der Menschen oft extrem heterogen und die Interessen sind auch oft anders gelagert, zudem kommt auch dazu, dass der Altersunterschied auch sehr hoch sein kann. Gerade bei denen, die so spät erst/noch/wieder eine Ausbildung machen, muss man nicht unbedingt davon ausgehen, dass sie sehr belesen sind. (Das ist kein wertendes Urteil, sondern resultat ihrer Biographien, oft sind es Menschen, die früh aus der Schule genommen wurden, weil sie entweder für die Ursprungsfamilie oder ihre eigene junge Familie keine andere Wahl hatten als sich anders zu orientieren.)
      Wenn man all das, was in einer Ausbildungsklasse "stranden" kann, mal zusammennimmt, kann schnell deutlich werden, dass die jeweiligen Ansprüche (ich rede mal lieber davon, als von "gehobener Sprache") einfach anders ausgerichtet sind.
      Ich denke es ist kein W*nd*r, dass man in einer solchen Schule "anstößt", wenn man einfach einen anderen (Bildungs-)Hintergrund hat, als viele andere dort.

      Um mal aus meinem Gebiet Erfahrungen mitzuteilen: Selbst in einem Germanistikstudium, muss man feststellen, dass man nicht unbedingt mit sprachverliebten Leseratten zusammentrifft, die sich alle auf die gleiche Art und Weise komplex ausdrücken. Es gibt einfach unterschiedliche Fasznitationen, Ansprüche (ohne sie als "hoch" oder "niedrig" zu bewerten) und Ziele. Wenn ich ein bibliophiler Literaturwissenschaftler bin, kann es durchaus sein, dass ich anders mit meinem Wortschatz umgehe, als jemand, der Deutsch auf Grundschullehramt studiert.

      Kurz gesagt: Im Grunde bist du nicht anders. In deinem Leben wurde nur irgendwann im Laufe deiner Sozialisation die Weiche dafür gestellt, dass du die Sprache auf eine bestimmte Art nutzt. Das mag dir vielleicht in deiner aktuellen Umgebung sehr stark als Andersartigkeit auffallen, aber im Grunde ist es einfach nur das, was es ist: du nutzt die Sprache, wie du es gelernt hast. Und auf diese Art und Weise nutzen auch sehr viele andere Menschen die Sprache. Um auf deine Eröffnungsfrage also zu antworten: Nein, du pflegst keinen unnormalen Umgang mit der Sprache, was dich von den anderen, die dich darauf ansprechen aber unterscheiden mag, ist, dass du den Umgang mit ihr pflegst. Falls du verstehst, was ich mit dieser kleinen Verdrehung sagen will.

      Gruß,
      klirr
      Hallo mondenmaedchen,

      ich wollte dir auch gerne was zu deinem Thread schreiben, da ich das Problem zum Teil von mir kenne, verstärkt aber noch bei einem Freund von mir.
      Er denkt sehr kompliziert und drückt sich auch so aus, manchmal kann ich ihm da auch nicht recht folgen.
      Meine eigene Sprache ist manchmal auch recht kompliziert, vor allen Dingen, da ich dazu neige, Sätze zu verschachteln etc.
      Ich finde, so etwas ist aber nicht therapiebedürftig, ich finde es eigentlich schön, wenn man mit der Sprache gut umgehen kann... es ist jedenfalls allemal besser, als immer nur im Assislang zu reden.

      Blöd ist es natürlich, wenn einen das Umfeld nicht versteht, bisher hatte ich damit eher weniger Probleme, weil meine Freunde mich gut verstehen und ich mit anderen Gleichaltrigen zB aus meiner Schule nicht so oft rede.
      Ich wohne jetzt aber schon etwas länger in einem Jugendwohnhaus und fange so langsam an, mit den anderen Jugendlichen zu interagieren und irgendwie merke ich, dass die ab und zu Probleme haben, mich zu verstehen, was wohl auch daran liegt, dass ich in Gegenwart von anderen Menschen immer recht nervös bin und dann noch mehr dazu neige, Sätze zu verschachteln und die, ohne diskriniertend sein zu wollen, zum Teil auch nicht so ein unheimlich großes Fremdwörterkenntnis haben, was ja auch nicht schlimm ist.
      Wie auch immer, lange Rede, kurzer Sinn, ich versuch dann einfach drauf zu achten, dass ich klar strukturierte Sätze von mir gebe und dass die anderen mir folgen kann. Man kann zB zwischendurch fragen "wird klar, was ich meine?" oder "kannst du mir folgen?" (manchmal kommen mir meine Erklärungen nämlich selbst etwas unverständlich vor).
      Oft ist es so, dass man zwar ein klares Bild von dem hat, was man sagen will, dass dann aber so kompliziert ausdrückt, dass der Gegenüber einen nicht wirklich versteht.

      Ich bin mir sicher, dass der Grund dafür, wie man spricht, ob man eher eine einfache Sprache hat oder eine komplzierte, darin liegt, welche Bildung man hatte, was man gelesen hat (ob man überhaupt gelesen hat) und zu gut aller Letzt auch, wie die Eltern sprechen. Meine Eltern hatten beide eine Sprache mit recht vielen Fremdwörtern, weshalb ich schon sehr früh angefangen habe, diese auch zu benutzen, zB impertinent, apart, authentisch und penetrant waren Worte, die meine Mutter oft benutzt hat und deswegen habe ich auch recht schnell angefangen, Leute die mir auf den Keks gingen als impertinent uä zu bezeichnet, so scheiße es auch klingt. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich mich für was besseres hielt oder ähnliches, es war einfach in Wort wie jedes andere in meinem Sprachgebrauch, schließlich benutzte meine Mutter es andauernd.
      Oft verinnerlicht man Fremdwörter, sodass sie dann eben zu normalen Wörtern werden und man sich gar nicht mehr bewusst ist, dass andere vielleicht nicht wissen, was sie bedeuten.

      Ich denke, ob man nun darunter leidet liegt aber nicht nur an einem selber (man sollte vielleicht versuchen, sich nicht allzu kompliziert auszudrücken, ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber bei besagtem Freund ist es schon recht heftig), sondern auch an dem Umfeld. Das kann nämlich auch mal nachfragen, wenn es was nicht versteht, ein Umfeld, was einen von vornherein als abgehoben abstemplet hat dann meiner Meinung nach selbst ein kleines Problem.

      Zusammenfassend finde ich es aber eher positiv, wenn sich auch etwas kompliziert ausdrücken kann (ist immer ganz gut für Bewerbungssschreiben etc), wobei ich finde, dass man auch in der Lage sein sollte, sich "normal" auszudrücken. Sowohl ich als auch der Freund können auch etwas assig reden und tun das manchmal auch ;)

      Vielleicht kannst du ja auch mal versuchen, ein bißchen mit der Sprache zu spielen, zwischen unterscheidlichen "Sprachstilen" hin- und herzuswitchen und dann gucken, mit welchem Menschen du in welchem Sprachstil am besten reden kannst, sodass ihr beide auf einer Ebene seit.
      ich bin mir nicht sicher ob das schon angesprochen wurde aber man kann sich hinter sprache auch W*nd*rbar verstecken.
      dadurch dass man kompliziert redet und andere einen evetuell nur teilweise verstehen, hält man sie W*nd*rbar auf einer distanz. wenn diese menschen einen dann auch noch als arrogant empfinden (haben also das gefühl man stellt sich selbst auf eine andere stufe) oder neidisch sind (stellen einen damit auf eine andere stufe) oder im positiven sinne beW*nd*rn, dann befindet man sich mit diesen menschen nicht mehr auf einer ebene. das heißt, niemand kommt so richtig an einen ran, niemand erfahrt so wirklich etwas über die kompliziert redende person. ins besondere wenn man der meinung ist man könnte gar nicht anders sprechen, denke ich, dass diese sprache eine funktion erfüllt. da würde ich dann mal versuchen rauszufinden welche das ist. denn ganz ehrlich, wenn man besonders intelligent oder gebildet ist (im besonderen in bezug auf sprache) dann sollte man keinerlei schwierigkeiten haben zwischen diesen sprachstilen zu wechseln. denn das ist die kunst und das ist intelligenz, den umgang mit der sprache soweit zu perfektionieren, dass man im richtigen moment bzw. in der richtigen situation in der lage ist, die für diese situation "richtige" sprache zu verwenden.
      If you are going through hell - keep going!
      (Winston Churchill)
      Hallo mondenmaedchen

      Ich kann mich da All_Alone nur anschließen. Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil der sozialen Interaktion. Eigentlich der Hauptteil. Jede soziale Gruppierung hat ihre eigene Sprache. In Gruppen, in die ich fest integriert bin oder deren Gefüge ich kenne, spreche ich automatisch "richtig", das heißt ich spreche die Sprache der jeweiligen Gruppe (man nennt das Soziolekt in Anlehnung an Dialekt. Also die Sprachvarietät einenr sozial definierten Gruppe, wie bei Dialekt die Sprachvarietät einer lokal definierten Gruppe). Mit den Eltern spricht man i.d.R. anders als mit den Freunden, mit dem Partner nicht so wie mit dem Lehrer. Interessant wäre, ob du immer so komplex, verschachtelt (wie auch immer) sprichst, oder nur in bestimmten Situationen bzw. mit bestimmten Leuten. Denn dann könntest du z.B. mal mit deiner/deinem Therapeut/in schauen, ob in diesen Situationen oder gegenüber gewissen Leuten Gefühle wie Angst, Unsicherheit etc. da sind.
      Ich bin nämlich der Ansicht, das solche Aspekte eine noch sehr unterschätzte Rolle spielen.

      Das man aneeckt oder auffällt, wenn man anders spricht als andere, ist logisch und ich finde, dass man das den Leuten nicht übel nehmen kann. Man teilt seine Mitmenschen erstmal sehr schnell und sehr unbewusst nach Sprache, Aussehen, Körperhaltung, Mimik, Gestik, etc. ein. Jeder. Leider sind viele nicht bereit, ihren Ersteindruck zu überprüfen. Wenn sie auch durch ein Verhalten, dass ihren Vorurteilen widerspricht nicht von ihrer Meinung abzubringen sind, dann ist die Frage, ob man mit diesen Menschen einen engeren als den nötigen Kontakt haben will. Ich denke, es ist am sinnvollsten, eine Art Kosten-Nutzen-Rechnung aufzustellen: Was kostete es mich, ein Verhalten zu ändern im vergleich zum Nutzen, den diese Änderung mir bringt. Ich würde mich nicht uf Biegen und brechen verändern, nur weil deine Sprache anderen aufstößt. Mit sprache kann man nämliich auch so wundrbare Dinge machen, wie über dieses Problem reden.

      Was für dich aber von Vorteil sein könnte, ist zum Beispiel auf die verwendung bzw. den Einsatz von Fremdworten zu achten. Verwendest du diese weniger, wirst du vermutlich oft besser verstanden, was ja nur in deinem Sinne ist. Natürlich könnte man auch hier argumentieren, dass die anderen ja nachfragen sollen, wenn sie etwas nicht verstehen, aber das tut man ja selbst oft nicht.
      Mir wurde mal geraten, mich mit einem Haupt- und maximal zwei Nebensätzen, besser einem, zu begnügen. Allerdings bezog sich das auf geschriebene Sprache und da kann mn ja viel leichter überprüfen, ob man das auch so gemacht hat.

      Grüße,
      Fylgja
      Hallöchen,

      nun, wie ist es mir ergangen? Ich werde in der Schule nur noch "das Brain" genannt, muss in GruppeN*rb*iten alle Aufgaben übernehmen, weil ich anscheinend immer alles am besten ausdrücken kann, weswegen ich auch immer alles vorstellen muss. Meine schriftliche Ausarbeitung wird von allen liebevoll "die Dokotorarbeit" genannt und ich bin der Sonderling der Klasse. In mündlichen Beiträgen werde ich "gepunktet", was heißt, dass einige Lehrer "Punkt" rufen und ich nicht mehr weiter reden darf, weil es für die anderen Mitschüler zu kompliziert und fachlich wird. Ich bin die Hoffnung meiner Deutschlehrerin und sie nimmt meine bearbeiteten Aufgaben immer als Lösung.. usw.

      Ich kann mit den anderen aus der Klasse auskommen, auch wenn sie mich nicht mögen. Aber ich mag sie auch nicht. (Außer ein paar Wenigen, die sich aber an mich gewöhnt haben und fast vom Stuhl fallen, wenn meine Sprache doch auch mal der Gosse ähnelt. :D) Ich versuche mich da inzwischen außerhalb des Unterrichts auch anzupassen. Ich hatte inzwischen aber auch schon ein Gespräch mit meiner Klassenlehrerin, weil ich durch meine Leistung, meiner Sprache und solchen Dingen negativ bei meinen Mitschülern auffalle, da wohl Neid und sowas entsteht. Und weil sie wohl das Gefühl haben, ich würde mich über sie stellen - die Lehrer sagte aber auch, dass sie im Gespräch merkte, dass ich das überhaupt nicht mache, sondern einfach falsch wahrgenommen werde.

      Ich habe mich damit in der Schule abgefunden und will dort eh nicht mehr lange bleiben, hoffe stattdessen auf einen Studienplatz. Im Privaten habe ich aber fast alle Kontakte abgebrochen, weil ich mich ungern mit anderen unterhalte, sogar Angst habe. Ich kann meine Sprache inzwischen gut lenken, weil ich eben verstärkt darauf geachtet habe und auf "Unnormalitäten" aufmerksam gemacht wurde, aber ich fühle mich dabei auch sehr unwohl.

      Ich muss mich wohl erstmal damit abfinden. (Habe ich deine Frage beantwortet? Mein Kopf spinnt heute nämlich komplett)
      Die Glasperlen des Lachens können wieder kl*ng*n
      und wenn ich will, dann kann ich fliegen;
      fliegen über das Meer, das in mir tost..
      Hej,
      danke für deine Antwort :)
      Dass es so ausgegangen ist finde ich schade. Auch dass deine Mitschüler neidisch sind und so, aber so was kann man wohl schlecht ändern ("haters gonna hate")...
      Fast alle privaten Kontakte abzubrechen ist meiner Meinung nach aber keine gut Lösung für das Problem, auch, wenn ich zum Teil nachvollziehen kann, dass du Angst hast, wird es dadurch, dass du der Situation aus dem Weg gehst, nicht besser werden (versteh mich nicht falsch, ich will dich hier nicht angreifen, sondern nur sagen, was ich dazu denke^^).
      Ich wünsch dir aber trotzdem alles gute,auf dass du dich irgendwann ohne Angst mit anderen unterhalten kannst :)
      mau