Was, wenn alle von meinem SVV erfahren?

      Was, wenn alle von meinem SVV erfahren?

      Hallo liebes rt-Forum,

      ich hab im Moment ein ziemlich großes Problem, weswegen es mir echt nicht gut geht.

      Ich bin dieses Schuljahr auf eine neue Schule gegangen und ich verstehe mich mit einigen aus meiner Klasse echt gut. Aber am Montag bis Donnerstag ist ein 1. Hilfe-Kurs und ein Pflegekurs für ein Praktikum. Und da ist auch schon das Problem: Was, wenn wir Verbände anlegen üben? Was, wenn es so weit kommt, dass man seine Arme freimachen muss? Ich hab einfach so große Angst davor, dass jemand von meinem SVV erfährt und mich deswegen nicht mehr mag. Dass ich gemobbt werde und alle hinter meinem Rücken über mich lästern. Dass ich total zur Außenseiterin werde. Ich stell mir das einfach schrecklich vor. Ich weiß, dass andere über Leute lästern, die sich v*rl*tz*n. Ich kann nur hoffen, dass meine Klasse (11. Klasse) reif und tolerant genug ist, aber das weiß man ja nie...

      Ich hab das Problem schon mit meiner Therapeutin besprochen, aber sie hat auch keine Lösung gefunden.

      Wart ihr schonmal in einer ähnlichen Situation? Ich bin echt total verzweifelt. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll und was ich sagen soll, wenn jemand meine Arme sieht. Ich kenne den Thread, wo Sprüche stehen und finde den prinzipiell auch echt gut, aber ich denke, dass ich, wenn mich jemand darauf anspricht, eine ehrliche Antwort geben sollte...oder nicht? Ich weiß es echt nicht.

      Ich hoffe, ihr habt ein paar Tipps für mich.

      LG, BrokenheartedSoul
      "No one knows the way I feel a part of me I have to find
      Buried somewhere deep beneath my skin"
      (Smile Empty Soul - Who I am)
      Hey BrokenHeartedSoul,

      mir ging es vorheriges Jahr genauso. Ich hatte den Vorteil, dass mein Klassenlehrer sehr viel und oft mit meinem Therapeuten geredet hat, vllt. ist das bei dir auch möglich? Jedenfalls habe ich eine Person herausgesucht, mit der ich mich gut befreundet habe, die sehr fürsorglich (fast mütterlich) ist und war und die ebenfalls tolerant war. Sie weiß nicht direkt, dass ich mich v*rl*tze, aber sie nimmt es hin. Dem Rest habe ich nichts gesagt, sie konnten sich ihre eigene Meinung bilden. Manche waren anfangs sehr schockiert (das tat mir im Nachhinein Leid), aber irgendwann haben sie es so aktzeptiert, wie es ist und haben gerade in privaten Fragen&Problemen in mir eine kleine Hobby-Psychologin gefunden. Denke nicht daran, dass dich andere abstempeln, eine 11. Klasse müsste, wie du schon gesagt hast, reif genug sein. Vllt. kannst du ja auch mal mit deinem Vertrauenslehrer/Klassenlehrer reden, vllt. kann er dir helfen, weil er ja deine Klassenkameraden kennt.


      Lg und alles Gute
      Weltkehrt
      mein Blog über Schizophrenie und Depression

      Danke für deine Antwort, symphony.

      Lieder kennt mein Klassenlehrer meine Klasse noch nicht so gut, weil sich die
      Klasse erst dieses Schuljahr "gebildet" hat. Ich verstehe mich mit
      vielen gut, aber so richtig befreundet bin ich mit niemandem. Ich hätte es mir
      zwar vorstellen können, einer Klassenkameradin davon zu erzählen, aber dazu
      kenne wir uns noch nicht lang genug. Ich denke, dass sie schockiert ist, wenn
      sie es sieht.

      Ich mach mir die ganze Zeit Gedanken, was alles passieren könnte. Ich bin zu
      dem Entschluss gekommen, dass diejenigen, die mich dann deswegen anders
      behandeln und es nicht akzeptieren können, auch in Zukunft nicht mit mir
      zurechtkommen werden. Wer meine Vergangenheit und Gegenwart nicht akzeptieren
      kann, wird das auch in der Zukunft nicht tun.





      Ich würde mich freuen, wenn noch jemand etwas darüber
      schreiben würde.
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      Also...Ich habe auch schon einen erste Hilfe Kurs gemacht (bei mir sieht man die N*rb*n zwar gar nicht doll, aber ich hatte trotzdem Schiss)...

      Bei uns war das so, dass wir nur Druckverbände anlegen üben mussten, dazu musste man halt seinen Ärmel ein stück hochziehen, aber eben gar nicht soo weit...ansonsten gab es noch Gruppenaufgaben, wo jede Gruppe ein paar v*rl*tzungen verbinden musste, aber da habe ich mir einfach nen verband um den Kopf machen lassen...

      Und ich glaube, dass du deinen Klassenkameraden, wenn sie deine N*rb*n sehen, zeit geben solltest, das zu verarbeiten, nur weil sie das vielleicht nicht sofort akzeptieren können heißt das nicht, dass sie es nie werden..

      AL mira

      Ich noch einmal.

      Gibt es bei euch an der Schule so etwas wie einen Vertrauenslehrer? Wenn du nicht weißt, ob, kannst du zB die Sekretärin fragen, oder eben deinen Klassenlehrer. Niemand wird von dir erwarten, dass du denen erzählst, warum du zu dem Vertrauenslehrer möchtest. Dieser hat übrigens auch eine Art "Schweigepflicht". Er darf es an sich nicht weiterplaudern, richtig amtlich wie beim Arzt ist es allerdings nicht.
      Das du dir Gedanken machst, versteht wohl jeder, aber dein "Schlussgedanke", de du geäußert hast, finde ich toll. Außerdem muss ja nicht jeder zwingend mit dir befreundet sein, nur die Toleranz und Aktzeptanz ist wichtig.
      Genau wie der letzte Gedanke von Mirabella: Gib ihnen Zeit, die meisten jungen Menschen wurden in der 11. Klasse mit so etwas noch nicht direkt (und im ernsthaften Ausmaß) konfrontiert.
      Weltkehrt
      mein Blog über Schizophrenie und Depression

      Hallo ihr zwei.

      So, den ersten Tag von viern hab ich geschafft. Es war ganz ok. Bis jetzt ist noch nichts drangekommen, wo es für mich persönlich schlimm geworden ist. Aber ich bin mir sicher, das kommt noch. Als ich heute im Kurs saß, konnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, dass ich offen mit meinen N*rb*n umgehe. Wenn man sich das zu Hause alles überlegt, was man sagt, wie man sich verhält etc. ist das viel einfacher, als wenn es dann Realität ist. Wisst ihr, was ich meine?

      @ Mirabella: Du hast recht. Ich muss meinen Klassenkameraden erstmal Zeit lassen, das zu verdauen. Das hatte ich sowieso vor. Wenn sie im ersten Moment irgendwie blöd reagieren, ist das nicht ganz so schlimm. Erst, wenn sie dann nach einiger Zeit anfangen, zu lästern, mich anders deswegen zu behandeln etc. dann würde ich mir schon Gedanken machen.

      @ symphony: Ja, bei uns an der Schule gibt es einen Vertrauenslehrer. Es ist mein Deutschlehrer und er ist echt nett, aber ich denke, das würde mir erst was bringen, wenn es wirklich im schlimmsten Fall dazu kommt, dass ich wegen meinem SVV ausgeschlossen werde o. ä.

      Mein eigentliches Problem ist ja, dass ich nicht weiß, wie ich mich in dem Moment verhalten soll/was ich sagen soll, wenn es jemand sieht. Ich wollte eigentlich schon eine ersthafte Antwort geben (oder soll ich überhaupt was sagen, wenn ich direkt darauf angesprochen werde?)

      LG, BrokenheartedSoul
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      Hallo du,

      du schreibst ja
      Als ich heute im Kurs saß, konnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, dass ich offen mit meinen N*rb*n umgehe. Wenn man sich das zu Hause alles überlegt, was man sagt, wie man sich verhält etc. ist das viel einfacher, als wenn es dann Realität ist. Wisst ihr, was ich meine?


      Weißt du, ich denke man kann sich auch zu viel vorher überlegen. Du wirst sowieso nie alle Situationen, die eintreten können, theoretisch schon durchgekaut haben können. Mir hat da manchmal einfach die Devise "Augen zu und durch" geholfen. Klar hab ich ein paar Sprüche auf Lager, falls mal echt ne saudumme Reaktion kommt. Aber das passiert so gut wie nie. In der Schule bin ich "einfach" (ich weiß, es ist nicht einfach) in einem T-Shirt hin. Ich habe nie frische W*nd*n gezeigt sondern immer nur N*rb*n und auch nicht gleich alles auf einmal. Zum Beispiel nur die Unterarme erstmal, in dem ich T-Shirts getragen hab, die meine Oberarme verdecken, weil ich fand dass es bei mir sonst etwas "viel auf einmal" gewesen wäre von den N*rb*n her. Mir hat da das Herz oft auch bis zum Hals g*schl*g*n, aber es war echt aushaltbar und in der 11. Klasse damals ging das gut. Man merkt halt schon, dass jemand plötzlich lang drauf schaut. Aber da ist ja auch total ok. Wenn man jemanden mit einer körperlichenBehinderung in der Klasse hat, zum Beispiel nur drei Finger an einer Hand oder halt etwas was nicht sofort ins Auge springt, dann schaut man ja auch automatisch länger drauf.
      Ich hab da immer so getan, als würde ich das nicht merken, damit sich die Leute meine N*rb*n in Ruhe anschauen können. Dadurch zeigt man: Ich kann damit umgehen, ich habe kein Problem damit. Und das macht es für den Gegenüber viel leichter, dich später mal darauf anzusprechen, weil er nicht befürchten muss, dass du total erschrocken reagierst, weil das wäre der Person ja sicherlich unangenehm.

      Bei mir wars so, und ich denke das wird bei dir auch nicht anders sein: Erstmal wird geguckt, manchmal kommt sowas wie "Hast du dich da ger*tzt?" was ganz einfach mit einem "Ja" zu beantworten ist und fertig. Manchmal kommt dann gleich "Warum?" oft aber eher ein paar Tage später oder in einer ruhigeren Situation. Ich hab dann ehrlich was zu meiner Situation gesagt (dass es mir nicht gut ging, dass es starke Depressionen hatte aber dass ich echt gute Ärzte/Therapeuten hatte, dir mir geholfen haben, dass ich so nen Scheiß nichtmehr machen muss - man muss da ja nicht mit allen krassen Einzelheiten aufwarten) und dann war ok. Ich hatte nie einen konkreten Satz oder so. Und meiner Erfahrung nach wird wegen sowas nicht viel gelästert. Geredet sicherlich, aber eher mit dem Zweck, das einzuordnen, das da jemand ist, der sich v*rl*tzt. Und oft, wirklich ganz oft, machst du die Erfahrung, dass die Leute dir für deine Offenheit dankbar sind und dann werden dir plötzlich Sachen erzählt wie dass man ja selbst vor zwei Jahren mal lange wegen einer Essstörung im Krankenhaus war oder dass die Tante auch Depressionen hat, aber dass die immer nur rumjammert und gar nicht so positiv damit umgeht etc. pp.
      Und wenn wirklich gelästert werden sollte, dann garantiert nicht von allen. Und die Leute, die sich darüber das Maul zerreissen müssen - na was du von denen halten kannst ist ja klar. Davon abgesehen kann man denen auch leicht den Wind aus den Segeln nehmen, wenn man einfach sagt "Stimmt, ich war/bin krank." Denn vielen wird dann peinlich bewusst, dass sie sich da über eine Krankheit oder über Symptome lustig gemacht haben. Und m.E. ist das in der 11. Klasse eher verpönt. Man würde sich ja auch nicht über einen Menschen mit Behinderung lustig machen.

      Hui, das ist jetzt doch mehr geworden als beabsichtigt. Also zusammenfassend: Nur Mut! Es macht Angst aber es ist auch ein super Gefühl wenn man sich getraut hat und man fühlt sich danach dann manchmal richtig stark. :)

      Alles Gute dir

      Fylgja
      Danke für deine sehr hilfreiche Antwort, Fylgja!

      Das stimmt, ich kann nie alle Situationen durchplanen, aber irgendwie gibt mir das Sicherheit und es fällt mir leichter, damit umzugehen. Aber ich weiß, dass ich mich dadurch nur selber verrückt mache.
      Wow, das ist echt mutig von dir (und auch von allen anderen), dass du so offen mit deinen N*rb*n umgehen kannst. Finde ich toll.
      Aber ich kann das noch nicht. Ich hab damit noch nicht abgeschlossen. Teilweise ist es mir egal, wenn fremde Leute auf der Straße, beim Einkaufen etc. meine N*rb*n sehen und innerhalb meiner Familie fällt es mir auch leichter. Aber in der Schule ist das was anderes.

      Ich werde, wenn die Situation auftritt, auf jeden Fall durch eure Tipps ein bisschen sicherer sein und ein stückweit besser damit umgehen können.
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      Hallo du,

      ok, dann hatte ich dich einfach falsch verstanden. Ich finde das sehr reflektiert von dir, wenn du sagst, dass es dir noch zu früh ist. Aber du bist da auf dem besten Weg, wenn es bei Fremden und in der familie schonmal besser geht.
      Morgen ist ja der letzte Tag von deinem Kurs. Vielleicht magst du ja danach dann nochmal kurz schreiben, wie es nun gelaufen ist?

      Liebe Grüße

      Fylgja
      So, dann erzähl ich mal, wie es war.

      Ich bin echt froh, dass die Kurse vorbei sind. Ich konnte es so handhaben, dass keiner meine N*rb*n gesehen hat. Trotzdem bin ich froh, dass ich mich damit auseinandergesetzt habe und ich jetzt "vorbereiteter" bin, wenn wirklich mal so eine Situation eintreten sollte. Ich hab nicht mehr ganz so große Angst davor, wenn jemand von meinem SVV erfahren sollte wie am Anfang.
      Es kann sein, dass ich im Praktikum kurzärmlige Sachen tragen muss oder ich zumindest mal meine Ärmel hochschieben muss. Wenn es so ist, versuche ich, dazu zu stehen und einigermaßen damit umgehen zu können. Schließlich sind die Leute da fremd für mich und somit ist das kein ganz so großes Problem wie bei meiner Klasse.

      Was mich allerdings im heutigen Kurs ziemlich aufgeregt hat, ist, dass der Kursleiter (irgendein Pfleger vom Krankenhaus) kurz das Thema SVV erwähnt hat und gesagt hat, dass Leute, die sich selbst v*rl*tzten su*z*dgefährdet sind oder Borderliner sind. Ich war in dem Moment total sauer. Jemand, der sich selbst v*rl*tzt ist nicht immer su*z*dgefährdet und nicht alle Menschen, die Borderline haben, v*rl*tzten sich automatisch selbst. Genauso, wie nicht alle Menschen Borderline haben, wenn sie sich v*rl*tz*n. Ach, der Mann war einfach total unwissend und hat meinen Klassenkameraden ein völlig falsches Bild vom SVV geliefert. Toll.

      Ok, ich danke euch allen nochmal für eure hilfreichen Antworten!

      LG, BrokenheartedSoul :)
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      Hey...

      Dann ist ja alles gut gegangen...

      Leider ist es so, dass viele Menschen ein total falsches Bild vom SVV haben, aber da kann man nciht viel gegen tun. Solltest du mal in die Situtation kommen, dass deine Klassenkameraden es erfahren, dann kannst du immernoch mit diesem falschen Bild aufräumen und ihnen erklären, wie es wirklich ist.

      Zu dem Praktikum: Ich habe bei meinem Praktikum auhc teilweise kurze Ärmel getragen und es ist niemandem aufgefallen (allerdings sind meine N*rb*n auhc nicht soo auffällig). Innerlich hatte ich mich schon darauf vorbereitet, dass mich jemand drauf anspricht, und alleine diesesn Gefühl vorbereitet zu sein nimmt einem dann schon schnell die Befangenheit ;)

      AL Mira