aufgeben?

      Hallo liebe User,

      und da bin ich dann doch auch schon wieder :thinking blue:
      Momentan ist bei mir das abolute Chaos. Ich stand kurz vor einer Selbsteinweisung weil nichts mehr ging und ich nicht mehr für meien Sicherheit garantieren konnte. Aber mal von vorn.

      Wie hier einige wissen, habe ich ja durch diverse Krankheiten im Studium ziemliche Probleme. Ich war der Meinung, das durch Disziplin und ein bisschen Hilfe von Freunden und Eltern schon hinzukriegen, dem war aber nicht so. Jetzt stehe ich kurz vor der ZwangS*xmatrikulation und wenn ich daran denke könnte ich schon wieder heulen. Es ist einfach nicht fair. Klar, ich habe natürlich auch die typischen Anfängerfehler gemacht, die die meisten studenten am Anfang machen. Aber ich habe so verdammt hart gekämpft. Vielleicht zu hart.
      Nächste Woche geht das Semester los und ich bin physisch wie psychisch einfach nur erschöpft. Ich hatte in den letzten 5 Monaten kaum einen freien Tag. Anfang August hab ich mir eine Woche freigenommen, ansonsten war ich nur am lernen. Meine Freizeit bzw. mein soiales Leben hat sich auf einige Stunden am Abend beschränkt, alle paar Wochen mal. 12h Bibliothek am Stück waren Zeitweise die Regel, manchmal waren es 16. Und jetzt sitze ich da mit der Rechnung: Quasi nichts bestanden und mit den Nerven am Ende. Am Donnerstag hätte ich eine Klausur gehabt, ich bin nicht hin. Es ging nichts mehr, ich konnte nichts mehr machen, nicht mehr ruhig sitzen, nur noch geheult, v*rl*tzt...

      Ein Attest soll ich noch bekommen, wenn nicht wars das sowieso. Mein Psychiater hatte keine Zeit und das von meinem Therapeut wird vermutlich nicht ernstgenommen (weil er ja kein Arzt ist *seufz*). Ich hätte gleich in die psychiatrische Ambulanz gehen sollen, aber laut Beschreibung werden da su*z*dale und stark psychotische Leute als Notfälle aufgenommen. Da das nicht auf mich zutrifft, hab ich mich nicht getraut. Morgen wäre noch eine Klausur und ich merke wie ich einfach gar nichts mehr weiß. Heute war der erste Tag, an dem ich aufgewacht bin und noch wusste, was ich am Vortag gelernt habe. Das war seit Wochen schon nicht mehr so. Aber es reicht natürlich nicht, um den Stoff noch reinzubekommen. Ich muss aber bestehen, sonst fliege ich aus dem Fach.
      Ich würde am liebsten nicht mitschreiben. Viele meiner Kommilitonen lügen und betrügen ständig, ohne wirklichen Grund. Ich höre so oft "Ach, ich hab nix gelernt, mein Hausarzt schreibt mir ein Attest, dass ich Migräne habe, dann muss ich nicht zur Prüfung antreten". Mich macht das wütend, weil die Dozenten das ja kapieren. Und ich habe Angst, dass man mir mein Attest dann nicht glaubt. Depressionen, Erschöpfungszustände, Panikanfälle...das wird doch von vielen nicht ernstgenommen. Ich würde ja einfach noch lernen und morgen das beste hoffen. Aber auf dem Spiel steht dann mein Studium, für das ich jahrelang gekämpft habe und das mir inhaltlich, fachlich auch sehr viel Freude bereitet. Und ich kann mir gerade einfach nichts mehr merken.

      Aber hat das noch Sinn? Ich schäme mich ohnehin, habe gegenüber meinen Eltern ein schlechtes Gewissen. Und mein zukünftiges Studium wird ohnehin schon sehr kompliziert, weil ich einiges nachholen muss. Hab ich noch eine reale Chance, wenn ich in unserem Seminar dann als die gelte, die immer eine Extrawurst will?
      Wenn ich mir das so durchlese, habe ich mich glaub schon entschieden nicht mitzuschreiben. Der Text klingt doch zu sehr als Bitte um Absolution. Die ganze Situation ist so verfahren...ich müsste als erstes mal zum Chef und das schiebe ich sowieso schon seit Wochen vor mir her, weil ich mich schäme, weil ich weiß, dass er denkt ich würde nur so tun als ob, ich wäre faul etc. pp.

      Oder soll ich es doch als Zeichen sehen, dass ich es einfach nicht kann? Dass ich nicht studieren sollte, weil ich dem nicht gewachsen bin? Aber fachlich....ach verdammt, ich weiß das klingt eingebildet aber ich bin nicht so wie die Hälfte meiner Kommilitonen die sich einen Dreck um das Fach kümmern und alles immer nur scheiße und langweilig finden und Aussagen machen, bei denen offensichtlich wird, warum das Fach seit Jahren in einer Krise ist...ICH habe es verdient, ICH habe gekämpft und ich sehe es nicht ein, dass ich nicht weitermachen darf und die anderen schon.
      Scheiß Bachelor. Wäre ich nicht während meiner Schulzeit ständig in Kliniken gewesen, hätte ich nicht zweimal wiederholen müssen und könnte noch nach dem alter Ordnung studieren. Also vielleicht doch umsatteln auf Lehramt? Früher hatte ich ja das Ziel Lehrerin zu werden...aber wer stellt schon eine bekloppte Lehrerin ein?

      Ok, wird jetzt noch jemand schlau aus meinem Thread? Ich kann mich ja nichtmal mehr klar ausdrücken oder sortiert denken.

      Verzweifelt

      fylgja
      Hallo Fylgia,

      deine Situation scheint im Moment sehr schwierig zu sein. In deinem Fall sollte es nicht schwierig sein, ein Attest zu bekommen. Ich kann verstehen, dass du aufgrund deiner jetzigen Situation an deinem weiteren Verlauf deines Studiums zweifelst. Vielleicht solltest du ein oder zwei Urlaubssemester nehmen, um deine Probleme unter Kontrolle zu bekommen. Die psychosoziale Beratungsstelle für Studenten kann dir bestimmt auch Auskunft geben, wie du am besten weiter verfahren kannst. Gerade da dir dein Studium sehr wichtig ist, solltest du alles was möglich ist ausschöpfen, aber in deinem jetzigem Zustand wird das wohl nur schwerlich möglich sein, deshalb wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn du eine Pause einlegen würdest.

      Lg sadangel88
      Liebe(r?) sadangel,

      vielen danke für deine Antwort. Du hast wohl recht und das sehe ich mittlerweile auch ein: Eine Pause wäre wirklich gut.
      Ein Attest wurde mir schon vor Tagen zugesichert, ich soll es Mittwoch bekommen. Hoffentlich akzeptiert es das Prüfungsamt, ansonsten muss ich zum Amtsarzt aber mit meiner Krankengeschichte dürfte der eigentlich keine Probleme machen. Ich hab jetzt nicht mitgeschrieben.

      Nach einem schlimmen Streit mit meinem Vater hab ich jetzt gar keine Kraft mehr. Ich wollte dann doch mitschreiben, dann hab ich gemerkt, dass es einfach nicht geht. ich glaub - ich hoffe - dass es ganz gut ist, dass jetzt gar nichts mehr geht. Vielleicht war das nötig, so richtig auf die Schnauze zu fliegen. Jetzt kann ich nicht anders, jetzt muss ich einsehen, dass ich so nicht weitermachen kann weil ich noch lange nicht so gesund bin wie gedacht. Ich habe wohl allen was vorgespielt aber am meisten mir selbst. Ich hab alle unschönen Symptome gut im Griff gehabt aber innerlich bin ich in manchen Bereichen wohl noch immer sehr krank. Ich werde morgen mit meinem Therapeuten darüber reden, aber ich denke, er wird mir zustimmen, dass ein "Urlaubs"semester (so ein scheiß Name dafür das man krank ist) sinnvoll ist. Morgen gehe ich zur Studienberatung und frag, wie es bei uns ist. Man darf eventuell Wiederholungsprüfungen im Urlaubssemester machen. Dann kann ich in Ruhe die Prüfungen wiederholen und vorallem, was wichtiger ist, erstmal schauen, dass ich stabil werde und überprüfen, ob das alles noch einen Sinn macht. Vielleicht auch erstmal stationär, das wird sich zeigen.
      Ich will gesund sein. Richtig gesund. Man.

      Danke nochmal ür deine rasche Antwort,

      Fylgja
      Hallo Fylgja,

      im Prinzip wollte ich dir das gleiche raten und finde es gut, dass du das auch so siehst.
      Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur sagen, dass es nicht schaden kann sich beurlauben zu lassen. Ich habe das gleiche durch und weiß heute, dass es eine sehr gute Entscheidung war. Während meiner zwei beurlaubten Semester war ich 5 Monate in der Klinik und bereue diese Zeit (inzwischen, wie das so ist) überhaupt nicht.
      Lass dir bitte auch von niemandem da reinreden. Auch von deinen Eltern nicht, sollte das der Fall sein. Wichtig ist, dass du die Dinge in deinem Tempo machst. Es nützt nichts sich durch Eltern oder Regelstudienzeit irgendwelche Zwänge diktieren zu lassen. Und es sagt auch definitiv nichts darüber aus, ob man gut oder geeignet ist.

      Das schreibe ich, weil ich hoffe, dass dich das etwas ermutigt diesen Weg wirklich zu gehen.

      Lieber Gruß,
      klirr
      Hallo klirr,

      nachdem ich deinenBeitrag gelesen hatte, wollte ich impulsiv erstmal mit "Ja, aber" antworten. Ich habe schon zwei Schuljahre wegen Klinikaufenthalten wiederholt etc. pp. Ist aber ja nicht sinnvoll, darauf rumzureiten. Offensichtlich geht es halt trotzdem noch nicht und ich muss erstmal langsamer treten.
      Ich bin froh, dass es doch mehr Studenten gibt, als man denkt, die sich ein Semster haben krank schreiben lassen und die trotzdem oder gerade deswegen danach erfolgreich weitermachen. Zufällig hab ich gestern erfahren, dass das bei einem meiner Mittbewohner auch so gewesen ist.
      Ich bereue im Nachhinein ja meine früheren Klinikaufenthalte und Pausen (allermeistens) auch nicht mehr. Die Erkenntnis, dass es gerade einfach nicht weitergeht, tut gar nicht mal so weh. Zumindest im Moment.
      Meine Eltern sind so ne Sache. Eigentlich stehen sie voll hinter mir und sagen immer, sie hätten ihr Studium auch nicht in der Regelstudienzeit perfekt durchgezogen. Andrerseits haben sie mich was die Prüfungen angeht schon ziemlich unter Druck gesetzt und ich bin froh, dass ich dem widerstehen konnte, sonst wäre ich jetzt wohl schon zwangS*xmatrikuliert. Verständnis ist noch nicht so viel da, sie zweifeln langsam daran, dass ich wirklich wahnsinnig viel gelernt habe, weil man dann ihrerer Meinung nach ja einfach in die Prüfungen hätte gehen können und weil ich die, in die ich gegangen bin, dann ja auch hätte bestehen müssen. Naja, ich kanns ja selbst nicht so recht erklären.

      Danke für deine Antwort, klirr. Es tut gut zu sehen, dass der ungerade Weg keine Schande ist. Nachher habe ich einen Beratungstermin, ich denke dann wird sich entscheiden, wie es nun weitergeht.

      Liebe Grüße

      Fylgja
      Hallo, ich nochmal.

      Also, der "ungerade Weg" ist wirklich keine Schande. Ich habe einen ziemlichen Zickzackkurs hingelegt (; Inzwischen zeigt mir das eigentlich nur, dass ich es zwar nicht leicht hatte, aber eben diesen Weg dann auch gegangen bin und ihn gut gegangen bin. Darauf kann man irgendwann auch ein bisschen stolz sein.
      Ich hänge drei Jahre "hinter der Idealzeit" her. Dabei ist auch 1 wiederholtes Schuljahr, das 1 Jahr wegen Krankheit im Bachelor und dann noch 1 Jahr über die Regelstudienzeit studiert. (Nebenbei, beurlaubte Semester zählen zwar zu den absolvierten Hochschulsemestern, aber nicht in deine aktuelle Studenzeit hinein.)
      Letztendlich kräht aber kein Hahn danach. Sicher, Bewerbungen werden nochmal eine Herausforderung, doch ich habe in all der Zeit so viel Erfahung und auch Selbstvertrauen gesammelt, dass ich da eigentlich wenig Befürchtungen habe das nicht ausgleichen zu können. Und wie du ja selbst sagst, ist es so ungewöhnlich nicht, dass es bei dem ein oder anderen aus unterschiedlichen Gründen länger dauert.

      Die Ausgangssituation ist ja dann nicht mal allzu schlecht mit deinen Eltern. Es wäre zwar schöner, wenn sie dich mehr stützen könnten, aber sie verlangen es nicht perfekt. Dass sie dir Druck gemacht haben, könnte ich mir so erklären, dass sie vielleicht dachten es wäre besser, wenn du von Außen angetrieben wirst. Ich denke manchmal machen sich Eltern darüber keine Gedanken, dass es vielleicht genau das Gegenteil bewirkt und vielleicht hadern sie da auch mit sich selbst, weil sie vielleicht mehr Antrieb gewollt hätten? Oder mit dem Bild von Studenten, was im allgemeinen existiert.
      Wäre es eine Option, dass ihr euch nochmal gemeinsam hinsetzt und das klärt? Ich denke das Gefühl, was bleibt ist sicher auch hinderlich, weil du bestimmt den Gedanken im Kopf behältst, dass sie denken könnten du würdest nicht genügend tun. Prüfungsangst oder die Angst vor dem Versagen sind nunmal keine banalen Dinge - ich weiß nicht in wie weit das auf dich zutrifft, aber jemand, der sich vor einer Prüfung zu viel Stress macht, kann noch so viel lernen, wenn er es im entscheidenden Moment nicht zur Seite schieben kann, kann es zum Blackout kommen. Daher wäre es sicher auch wichtig, wenn du mit deinen Eltern klären kannst, was du vor einer Prüfung von ihnen brauchst - und sei es nur deine Ruhe zu haben.

      Für den Termin wünsch ich dir alles gute, dass du einen verständigen Menschen vor dir hast.
      klirr
      Hallo klirr,

      stimmt, ein Zick-zack-Lurs ist nicht immer das schlechteste. Mittlerweile finde ich mich auch mehr damit ab. Mit meinen Eltern und meiner Schwester habe ich nochmal gesprochen und ich denke, sie verstehen jetzt besser und sie unterstützen mich nach wie vor. Ich mache jetzt definitiv erstmal ein Urlaubssemester. Ich bin froh, dass sie jetzt wissen, warum und dass es seine berechtigten Gründe hat und ich denke, sie akzeptieren es.
      Die Frau vom Prüfungsamt hat sich viel Zeit genommen und war sehr nett (dabei ist sie sonst manchmal ein ziemlicher Drachen). Mein Therapeut aht mich da auch sehr unterstüzt, dass ich das mache, weil ich denk termin vor mir hergeschoben hab.
      Momentan bin ich dabei, mich zu erholen und Dinge zu erledigen, die schon lange rumliegen. Ich merke nach und nach, dass die ganze Lernerei doch nicht umsonst war. Es fallen mri immer wieder Dinge ein, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie weiß.
      Um die Zeit sinnvoll zu nutzen suche ich noch einen Praktikumsplatz, was sich etwas schwierig gestaltet, aber ich denke, auch das bekomme ich hin.
      Es geht grad stimmungsmäßig hoch und runter, damit hab ich ziemlich zu kämpfen. Zudem hat meine Krankenkasse keine Therapieverlängerung genehmigt, das heißt ich hab nur noch 10 Stunden und hoffe, dass ich die jetzt gut nutzen kann um endlich diesen blöden Zwang, immer so viel und alles 150% machen zu müssen, wegzubekommen. Ich bin da skeptisch, weil ich das schon so lange versuche, aber mal sehen.

      Danke dir für deine Antwort.

      Liebe Grüße

      Fylgja