Trauer noch Jahre später aufarbeiten?

      Trauer noch Jahre später aufarbeiten?

      Hallo liebes Forum,

      ich habe lange mit mir gehadert, ob ich das hier und jetzt schreiben soll, aber ich bin gerade irgendwie einfach nur verwirrt.
      Also zum Hintergrund… ich bin 24 und seit ich denken kann, ist alle paar Jahre ein mir nahestehender Mensch gestorben. Zuletzt war es meine über alles geliebte Oma, was aber jetzt auch schon 6 Jahre her ist.
      Trotzdem habe ich nie gelernt, mit solchen Schicksalsschlägen und Trauer im Allgemeinen umzugehen (soweit man das überhaupt kann). Ich war immer die Starke, habe mich um meine Mum und die Menschen, die sehr an dem t*d dieses Menschen zu knabbern hatten, gekümmert. Aber mir selbst konnte ich nie diese Trauer, das Traurigsein, das Weinen,… erlauben. Bis heute nicht wirklich.

      Durch den t*d des Babys von Freunden mache ich mir gerade verstärkt Gedanken über das Thema.
      Vielleicht ist es doch nicht immer richtig, alles von sich wegzuschieben und mit sich alleine auszumachen.
      Ich habe jetzt gerade (6 Jahre und länger danach) das Gefühl, dass vieles hochkommen möchte. Ich träume vom t*d, habe Träume in denen ich stundenlang heule, usw. Vielleicht soll das sowas wie ein Zeichen sein. Dass es an der Zeit wäre, sich damit auseinanderzusetzen…. Ich habe in einem Buch nachgelesen. Darin steht, dass es keinen Weg um die Trauer herum gibt, sondern nur mitten durch. Egal wann….

      Aber wie soll das denn nach so langer Zeit noch funktionieren? Und vor allem WIE? Hat jemand von euch Erfahrungen mit sowas?

      Liebe Grüße von einem verwirrten Bienchen
      Whenever you think it's the end of the world, remember in Australia it's already tomorrow.
      Hallo Bienchen44,

      ich habe keine direkten Erfahrungen damit gemacht wie du, aber ich kenne das Gefühl, für andere stark bleiben zu müssen. Und ich weiß, dass es falsch ist, immer alles von sich wegzuschieben. Irgendwann rächt sich das, wenn das alles doch einmal durchstößt und es dich vollkommen überrollt. Wenn du jetzt bemerkst, dass es an die Oberfläche tritt, dann lass es zu, rede mit den Leuten darüber und lasse auch den Tränen freien Lauf, wenn sie aufkommen wollen. Um solche Dinge aufzuarbeiten ist es nie zu spät und besser, du lässt es früh genug zu, als wenn du es weiterhin fortschiebst und irgendwann nicht mehr weißt wohin mit diesen Gefühlen.

      Gruß,
      Nightwalker
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      (LY)

      Vielen Dank erst mal für deine Antwort, Nightwalker.

      Prinzipiell und vom Kopf her weiß ich das glaub ich auch alles so in etwa.

      Aber da hört es dann auch leider schon auf. Ich weiß nicht wie ich das umsetzen soll.
      Wie zulassen, wenn die Trauer an die Oberfläche tritt?
      Wie mit Leuten darüber reden? Ich wüsste ja nicht mal mit wem. In meinem Freundeskreis geht es zur Zeit ziemlich oberflächlich zu. Die denken halt gerade von einer Fete zur nächsten. Ist ja auch okay, wenn es ihnen gut tut. Aber da ist einfach kein Platz für Sorgen und/oder Probleme. Erst recht nicht, weil sie es einfach nicht gewöhnt sind, wenn ich auf einmal ankommen würde und REDEN wollte. Vielleicht auch einfach, weil ich es selbst nicht von mir kenne. Ich komm nicht damit klar, mich schwach zu fühlen und um Hilfe/ ne Schulter zum Anlehnen/ ein offenes Ohr zu bitten. Auch wenn ich es mir manchmal einfach nur wünschen würde.

      Womit wir schon bei "den Tränen freien Lauf lassen" wären, was mir auch wahnsinnig schwer fällt. Schneller, als sie rauskommen können, hab ich sie wie automatisch wieder weggeschoben. Und dann gehts mir erst so richtig bescheiden. Es f+hlt sich an als würden 1000 Gefühle in mir rumschwirren und nen Kampf austragen und ich kann von außen nichts machen.

      Es ist alles irgendwie kompliziert. Nen Weg zu sich selbst und seinen Gefühlen finden, diese auch mal zulassen können und trotzdem gleichzeitig funktionieren und die Kontrolle behalten..

      LG Bienchen
      Whenever you think it's the end of the world, remember in Australia it's already tomorrow.
      Hallo Bienchen,

      ich weiß sehr gut was du meinst. Im Grunde habe ich das gleiche Problem wie du. Die einzigen offenen Ohren, die ich bekomme, sind im Internet. Und ich kann dir nicht einmal sagen, vor wie vielen Jahren ich das letzte Mal vor irgendjemanden geweint habe. Es ist schon sehr sehr lange her. Ich möchte ebenso wie du nicht "schwach" sein. Oder darum bitten, dass mir jemand zuhört. Deswegen fällt es mir gerade auch schwer, dir irgendeinen Tipp zu geben, wie du das alles meistern kannst.
      Wie ist es denn, wenn du allein bist? Kannst du dann für dich weinen? Oder klappt das auch nicht?
      Ich denke, man kann nicht pauschal sagen, wie du weinen kannst. Wenn du weinen willst, dann weine. Denke nicht daran, stark sein zu müssen, sondern daran, endlich etwas von der Last abzuwerfen, die auf deinen Schultern liegt und von dir ignoriert wird. Das ist vollkommen in Ordnung. Es ist auch in Ordnung, Freunden zu sagen "Hey, mir geht es gerade mies. Hat jemand Zeit zuzuhören?" Oder wenn du das so direkt nicht sagen kannst, dann sage deinen Freunden eben, wenn sie dich fragen, ob du zu einer Fete mitkommst, dass es dir nicht gut geht und du lieber zu Hause bleiben magst. Sicher wird man dich nach dem Grund fragen und dann kannst du Andeutungen machen, in welche Richtung es geht und an deren Reaktoinen erkennen, ob man dir zuhören mag.

      Gruß,
      Nightwalker
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      (LY)

      Danke für deine Antwort, Nightwalker.

      Ich frage mich gerade, warum das so kommt, dass es so vielen Menschen so schwer fällt, Gefühle zuzulassen. Theoretisch wäre das Weinen vor anderen Menschen doch nichts anderes als das gemeinsame Lachen. Eine andere Gefühlsfacette. Mehr nicht. Da wären wir wohl wieder bei der Kategorisierung in stark-schwach. Schwarz-weiß. Aber ist nicht schwach manchmal auch stark? Vielleicht zeugt es gerade von Stärke, wenn man sich auch mal schwach zeigen kann.
      Theoretisch ist das alles so einfach. Praktisch..... naja....
      In meinem Freundeskreis bin ich eher so der Scherzkeks. Wenn ich merke, dass es mir nicht besonders gut geht, ziehe ich mich einfach zurück. Ohne Erklärungen. Ehrlich zu sagen, wie es mir geht, kann ich mir im Moment fast nicht vorstellen. Das ist unheimlich schwierig für mich. Also versteh mich bitte nicht falsch, ich möchte deine Ratschläge nicht abwerten. Nur erscheint mir alles so verdammt schwer umzusetzen.

      Es macht nicht wirklich nen Unterschied, ob ich in Gesellschaft bin oder ob ich alleine bin. Sobald ich merke, dass Tränen aufkommen wollen, versuche ich schnellstmöglich mich abzulenken oder etwas anderes zu tun. Meistens klappt das. Also ich weine sehr sehr selten, wenn dann meist bei nem traurigen Film. Was aber ja auch dann nicht unbedingt was mit meinem eigenen Gefühlsleben zu tun hat,sondern in die Richtung Mitgefühl geht. das Wegschieben passiert meistens unbewusst. und dann denke ich mir, wie bescheuert ich wieder war, dass ich es schon wieder weggeschoben hab. Irgendwie spürt man ja doch, dass es einem vielleicht besser ginge, wenn mal en bisschen was rauskommen könnte.

      Kann es einem denn wirklich besser gehen, wenn man mal loslässt? Es erscheint mir immer so viel einfacher, nicht auf das Unterbewusstsein zu hören, zu funktionieren... Ich habe Angst vor einem kompletten Kontrollverlust. Und trotzdem kämpft da irgendwas in mir gegen diese erzwungene Stärke an...

      Liebe Grüße,
      Bienchen
      Whenever you think it's the end of the world, remember in Australia it's already tomorrow.
      Ich bin mir bewusst, wie schwierig es ist, Gefühle zuzulassen und somit auch Tränen. Wie ich dir schon sagte bin ich da genauso wie du. Deswegen fällt es mir auch schwer, dir da richtige Ratschläge zu geben. Mehr als sich zu "zwingen", es eben auch mal an sich heran zu lassen, weiß ich leider auch nicht mehr. Ich weiß auch nicht, woher es kommt, dass man bei manchen Gefühlen solche Hemmungen hat, sie rauszulassen oder sie irgendwie zu zeigen. Das ist eine gute Frage, die wohl niemand so einfach beantworten kann. Und sicher, Stärke ist, auch zu seinen Schwächen zu stehen. Aber die meisten wollen ihre Schwächen nicht zeigen, schämen sich dafür, kommen sich "dumm" vor und so weiter und so fort. Ich denke, du weißt, was ich meine. Und dann ist es natürlich noch schwieriger, wenn man sich generell immer mit solchen Gefühlen wenig befasst hat und auch bei Anderen nie irgendetwas gezeigt hat.

      Die Kontrolle zu verlieren ist daher manchmal vielleicht gar nicht so verkehrt. Wenn du dich dadurch vielleicht freier fühlst, ist es das doch wert. Denkst du nicht? Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem es zuviel wird und dich unbewusst beeinflusst, dich traurig stimmt und dich fertig macht. Du solltest wirklich aufpassen...

      Nightwalker
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      (LY)

      danke für deine antworten, nightwalker..ich danke dir auch für deine ratschläge...

      ich fürchte nur ich kann sie im moment nicht wirklich umsetzen. dieses gefühl, bereit zu sein, sich wirklich richtig mit dem thema auseinanderzusetzen, ist irgendwie gerade ziemlich verflogen. es passt gerade nicht wirklich in meinen tagesablauf. zeit für einen kontrollverlust wäre frühestens um die weihnachtszeit herum. bis dahin ist funktionieren angesagt.

      und gefühlskälte.. -.-
      Whenever you think it's the end of the world, remember in Australia it's already tomorrow.
      Hey Bienchen,
      ich hab deine Thread jetzt schon etwas länger verfolgt, wollte mich auch sofort darauf melden aber wusste nicht was ich schreiben sollte. Das ist immer irgendwie komisch, ich kann dein Empfinden nachvollziehen, da ich selber in so einer Situation steckte bzw. wieder stecke und mir wurde bewusst das ich auch immer noch nicht alles aufgearbeitet habe.
      Meine Oma, eine der wichtigsten Personen in meinem Leben, ist vor ca. 4 Jahren gestorben und ich habe daran immer noch zu knabbern.
      Ich möchte jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, da es triggern würde...aber da ich nun einiges weglasse, ist es viellt schwer zu verstehen was ich meine..Ich versuche es trotzdem.
      Ich musste mich gezwungerner Maßen mit der Situation auseinandersetzen und dachte weinen und trauern würde mir helfen, ich habe es BEWUSST gemacht, das allerdings für mich, alleine im Zimmer. Aber wie du schon selber sagtest, fängt man schnell an die Tränen zu unterdrücken und sich abzulenken. Ich habe mich um die Anderen gekümmert und immer so getan als würde es mir "gut" gehen. Wenn ich vor meiner Familie geweint habe, dann nur wenn wir vor dem Grab standen und einer anfing, ich glaub das war einfach aus "Reflex" so absurt das klingt.
      Diese bewusste Trauerphase ging auch nicht so lange, nun hab ich seit Jahren gar nicht mehr geweint obwohl ich merke da muss etwas raus, ich denke jeden Tag an sie und weiß nicht ob das eine Belastung ist oder ein Zeichen der "Liebe". Ich gehe aber nicht tiefer auf diese Gedanken ein, einfach um mir keine Schwäche einzugestehen, um nicht angreifbar zu sein.
      Kurz nach ihrem t*d, habe ich mich in mein Zimmer gesetzt, mit ihr geredet, mir Situationen aufgerufen in denen wir Spaß hatten, was für sie typisch war,Fragen gestellt und hab mir ihre Antworten vorgestellt und wie sehr ich das alles vermisse...ich aber auch dankbar bin das ich so eine Oma hatte. Das hat mir eine Zeitlang geholfen, die Tränen fließen zu lassen....aber nun merke ich wieder, das in mir immer noch soviel steckt, was raus möchte. Die aktive Trauer hat mir damals sehr geholfen bis das "Verdrängen" kam um im Alltag wieder zu 100% zu funktionieren.
      Ich denke auch, bevor du dich mit anderen hinsetzt, solltest du erstmal versuchen selber zu trauern, vor anderen ist es immer schwieriger und man veruscht eher stark zu bleiben anstatt alles rauszulassen. Aber das ist auch immer abhängig vom Charakter, manche können es viellt doch besser weil andere einen verstehen und Mitgefühl zeigen...
      Mh...vielleicht wird es auch einfach Zeit sich mit Bildern,Andenken und Erinnerung sich an einen schönen Ort zusetzen und die Gedanken einfach mal freien lauf zu lassen und abzuwarten was dabei passiert. Es ist immer schwer diesen Schritt zugehen, ich meine, ich tu es grade ja nichtmal selber -.- aber diese Konfrontation ist ein richtiger Schritt um Ablenkungen zu entgehen und sich wirklich mal nur damit zu befassen.

      Ich weiß, das du dich im Moment nicht damit auseinandersetzen möchtest, aber ich glaube da wird dir nichts anderes übrig bleiben und sind wir mal ehrlich, wann ist denn der "richtige" Zeitpunkt dafür? Weil es in den Tagesablauf nicht passt? Ich glaube eher, wenn du merkst es muss etwas raus, dann ist das schon ein ziemlich eindeutiges Zeichen...

      Das wollte ich nur mal loswerden...
      Die Musik drückt das aus,
      was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

      Victor Hugo
      Hallo Sad Soul,
      danke für deine Antwort.

      ich dachte mir schon als ich den thread erstellt habe, dass es schwierig sein wird, etwas darauf zu antworten. entweder weil man sich noch nie damit auseinander setzen musste oder weil man es musste,aber oft selbst nur schwer damit umzugehen weiß.

      dieses bewusste zulassen der trauer klingt für mcih nach einem richtigen ansatz. aber wie du beschreibst, ist es dir auch schwer gefallen, es wirklich über den zeitraum zuzulassen, der vielleicht "nötig" gewesen wäre um es wirklich richtig zu verarbeiten.... ich frage mich manchmal ob es überhaupt ein "richtiges verarbeiten" gibt. man lernt vielleicht irgendwann damit umzugehen, dass der mensch nicht mehr da ist, aber ich glaube es hört nie auf, weh zu tun. der mensch wird immer fehlen.
      bei mir gab es auch eine ganz minimal kurze phase, in der ich gefühle zugelassen habe. da lag sie im st*rb*n und ich bin unter der dusche seelisch zusammengebrochen. und dann als sie einen tag später für immer gegangen ist, ging es ans gefühle wegstecken. für meine mutter da sein. stark sein.
      ich glaube dir gerne, dass dir das geholfen hat, wenn du auf deinem zimmer gesessen hast und mit deiner oma geredet hast. auch das gehört zu diesem schwierigen verarbeitungsprozess dazu. schade, dass du die aktive trauerarbeit nicht länger fortsetzen konntest. leider stellt der liebe alltag einem da oft ein bein. hinlegen und verschnaufen (in dem fall trauern) wird leider meist nur über einen kurzen zeitraum akzeptiert und das ist so schade...

      ich muss auch jeden tag an sie denken... an manchen tagen sind es einfach nur schöne erinnerungen. an anderen tagen tut es so weh, dass ich verrückt werden könnte. ein zeichen der liebe ist es sicherlich immer... nur manchmal stellt es eben auch eine belastung da, weil es diese liebe eben nur noch in der erinnerung gibt. erinnerungen können so schön sein und gleichzeitig so verdammt weh tun, weil es eben "nur" noch erinnerungen sind...

      also vor anderen zu trauern kann ich mir gar nicht vorstellen. ich kann mir im moment ja nicht mal vorstellen, alleine für mich zu trauern. es kommt mir so absurd vor und ich komme mir so "falsch" vor, wenn ich es 5 jahre lang geschafft habe ohne weinen, zusammenbrechen, verrückt werden, jetzt auf einmal alles an gefühlen und schm*rz*n und erinnerungen ans tageslicht zu holen. ich weiß auch gar nicht, wie man das anstellen kann. also versteh mich bitte nicht falsch... deine idee, mich mit bildern usw an einen schönen ort zu setzen und den erinnerungen freien lauf zu lassen, ist wirklich schön. nur weiß ich nicht wie ich das schaffen soll. wie ich meine gedanken, gefühle, was auch immer dazu bewegen kann, es zuzulassen. von der kontrolle und der stärke loszulassen.. darüber hinaus hab ich wahnsinnige angst,dass ich mich dann nicht mehr fangen kann. dass alles rauskommt, was so lange runtergeschluckt wurde, und ich damit nicht mehr alleine klarkomme.
      und dennoch... manchmal wünsche ich mir genau das so sehr.... zusammenbrechen und für einen moment lang liegen bleiben dürfen....


      ich habe angst durch das verdrängen zu vergessen... und gleichzeitig habe ich angst mich zu erinnern...
      Whenever you think it's the end of the world, remember in Australia it's already tomorrow.
      Ich glaube man muss sich auch die Frage stellen was für einen selber "verarbeiten" bedeutet.
      Möchte man vergessen? Möchte man aktzeptieren können?Möchte man sich mit dem Thema auseinandersetzen können ohne "durchzudrehen" ?
      Welches Ziel befolgt man mit "verarbeiten" ? Und da ist es bei jedem anders.

      Du erwähnst das du dir "falsch" vorkommst wenn du nun alles zulässt...aber was soll daran falsch seien wenn du nun das Gefühl bekommst, da ist noch ein dicker Kloß, den man nun Jahre in sich hatte, der nun raus muss? Wahrscheinlich war dein Schutzmechanismus fast 5 Jahre vorhanden und du hattest einfach Angst dich damit auseinander zusetzen wegen dem Kontrollverlust etc.
      Ich habe selber gerne die Kontrolle, neige zur Perfektion,was ziemlich anstrengend ist.. -.-
      Vielleicht fängst du auch einfach mit "kleineren Momenten" an, an denen du dich an sie erinnerst, dir schöne Momente hochholst aber dies bewusst und ohne nahegelegen Ablenkungen. Vielleicht nimmst du dir einfach mal 5 Minuten, legst dich hin und stellst dir deine Oma mal vor...so bin ich z.B. auch angefangen. Hast du denn jemanden in der Nähe, der kommen könnte, falls es "ausartet" ?

      Und glaub mir Bienchen, du wirst nie vergessen...aber viellt werden es früher oder später nur noch schöne Erinnerungen sein, an denen man festhalten kann, ohne Trauer und Wut zu spühren...
      Die Musik drückt das aus,
      was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

      Victor Hugo
      die frage nach der bedeutung des wortes "verarbeiten" ist schwierig... ich weiß nicht richtig, wo ich in diesem ganzen prozess stehe und wo ich genau hin will... es wäre ein anfang, wenn mich das thema nicht mehr in meinen träumen besuchen würde oder in den bescheuertsten situationen eiskalt erwischen würde.
      eigentlich will ich nicht verarbeiten, sondern die zeit zurückdrehen und sie nicht vermissen müssen... aber ja ich weiß. das geht nicht...

      naja es fühlt sich alles so falsch an, weil es eben so lange her ist. ich bin mittlerweile "ein großes mädchen" und sollte langsam klarkommen. nur komm ich mit dem unterdrücken im moment auch nicht klar.
      das thema bringt mich so stark durcheinander und ständig erliege ich der versuchung, schneller wieder gedanken runterzuschlucken als meine hände schreiben können. angst vor einem kontrollverlust? ... funktionieren müssen, perfekt sein, ansprüche (meist die eigenen) erfüllen müssen.. das kommt mir auch alles so bekannt vor.

      muss man nicht nach 5 jahren mit dem thema abgeschlossen haben?
      muss man nicht zumindest damit klarkommen mittlerweile? aber warum holt es mich dann gerade jetzt verstärkt ein?...

      es gäbe da schon jemanden, der für mich da wäre, wenn es ausarten würde. ich würde aber niemals jemanden wissen lassen,wie es mir gerade geht und schon gar nicht jemanden in meiner nähe haben wollen, der mich dann so fertig sehen würde. aber vielleicht sollte ich es mal versuchen... 5 minuten.. ganz bewusst...wenn ich auch noch daran zweifle, das hinzubekommen...

      Whenever you think it's the end of the world, remember in Australia it's already tomorrow.
      Natürlich ist das eine schwierige Situation und alles sehr schwer einzuschätzen....Gefühlschaos nunmal.
      Aber in den Träumen verarbeitet man ja auch schon, ich weiß, oft sind es keine schönen Träume aber das spiegelt nunmal auch das eigene Unterbewusstsein wieder. Ich hatte diese Träume am Anfang ziemlich oft, habe meine Großmutter überall gehen und stehen sehen, ihre Stimme gehört etc. Als ich anfing mich damit auseinanderzusetzen und zu sagen: Ok sie ist nicht mehr greifbar und hörbar, trotzdem ist sie weiterhin ein Teil meines Lebens und das möchte ich auch so. Haben diese langsam nachgelassen bzw. hatte ich schöne Träume mit ihr, wo ich aber auch wiederrum lernen musste, das dies nicht real ist und ich mir keine Hoffnungen machen braucht, das sie gleich wirklich da ist. Ich kann damit aber ganz gut umgehen.

      Und NEIN man muss nicht nach 5 Jahren damit abgeschlossen haben, jeder geht damit anders um, ich hab auch das Gefühl, das ich die Einzige bin, die damit noch soviel zu"kämpfen" hat und das sind ja auch schon 4 Jahre. Wo steht geschrieben, das man damit in der und der Zeit "fertig" sein muss? Wie soll das gehen? Das wäre ja unmenschlich.
      Und wieso es dich verstärkt einholt? Du hattest ja selber von dem t*d des Säuglings erwähnt...und das du dich jetzt wieder mehr mit dem Thema auseinander gesetzt hast, bewusst bzw. unbewusst....viellt deswegen und weil nun deine unterdrückten Gefühle wieder Überhand genommen haben.

      Ein Versuch ist es wert mit der bewussten Trauer...falls du merkst, das es nichts für dich ist...kannst du mich auch gerne anschreiben und vielleicht dort einiges loswerden....kannst mir auch gerne Fragen stellen oder Sonstiges.
      Ich hoffe du findest irgendwie einen Weg, auch wenn es schwer ist, diesen erstmal zu finden....
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      was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

      Victor Hugo