Hallo liebes Forum,
ich war schon ewig nicht mehr hier, aber leider zweifle ich im Moment an mir selbst.
Ich habe mich im Alter zwischen 15 und ca. 24 oft selbst v*rl*tzt. Ich glaube es war eine Art Selbstbestrafung, wenn ich irgendwo versagt hatte oder schon die bloße Erwartung/Befürchtung von Versagen, oder wenn irgendjemand sauer auf mich war. Ich habe irgendwann Mitte 20 aufgehört und es ging mir prima. Denke, mein Studium hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben.
Ich bin seit zwei Jahren im Berufsleben, im Januar musste mein Freund beruflich nach München und ich habe meinen alten Job gekündigt und bin mit ihm gezogen, habe dann im März einen neuen Job im Kundenservice einer Chemiefirma angenommen. Dieser Job hat sich zum Alptraum für mich entwickelt. Es ist sehr viel Arbeit für zu wenig Leute, dazu Umstellung auf ein neues SAP, welches nicht gut funktioniert. Ich arbeite seit 4 Monaten an den meisten Tagen 10 Stunden ohne eine einzige Pause, gerade mal zum aufs Klo gehen oder Tee kochen. Aber dann bin ich am Ende des Tages weit davon entfernt, alles erledigt zu haben, E-Mail Postfach ist noch halb voll und dringende Bestellungen unerledigt. Man muss alles schnell schnell machen, so dass sich ein Fehler an den anderen reiht. Das verursacht wiederum zusätzlich Arbeit, diese Fehler zu korrigieren. Und alle Überstunden ohne Bezahlung und ohne Freizeitausgleich.
Dann kommt der Druck von aussen, z.B. vom Account Manager, warum denn diese Kundenbestellung noch nicht erledigt ist, oder von der Finanzabteilung, warum man nicht bescheid sagte, dass diese Rechnung nicht verschickt werden dürfe, etc. etc. Man fühlt sich als Dauerversager und ich fühle mich ungeheurem Druck ausgesetzt. Der Vorgesetzte weiß bescheid, aber alles, was man seit Monaten hört ist, es wird bald besser, es wird bald besser. Einmal habe ich ihm einen Stapel Dokumente übergeben und gesagt, das schaffe ich einfach nicht mehr. Die Dokumente hat er an sich genommen, aber am Ende habe ich mitbekommen, dass er diese Arbeit dann einfach einem Kollegen aufgedrückt hat. Es gibt keinen Betriebsrat oder Gewerkschaft o.Ä.
Meine Kollegen sind genauso überlastet und mit den Nerven am Ende wie ich. Zwei Kollegen sind bereits gegangen, von einer, mit der ich sehr guten Kontakt hatte, weiß ich, dass diese Arbeitssituation der Grund war.
Es ging bei mir monatelang gut. Es hat mich immer aufgebaut, dass es bei den Kollegen genauso aussieht. Und wenn ich Fehler machte, dann konnte ich mir immer sagen, ok, bei dieser Arbeitsbelastung, es ist kein W*nd*r, da macht jeder Fehler.
Aber mittlerweile funktioniert es nicht mehr. Ich fühle mich als Totalversager, und wenn wieder eine E-Mail kommt mit "Kundenbetreuer hat die falschen Incoterms gewählt" (das ist dann besonders nett, wenn ich in cc einer E-Mail bin, wo der eine dem anderen schreibt, was ich falsch gemacht hab, ohne mit mir vorher darüber zu sprechen) oder "falsche PO Nummer", dann habe ich wieder diesen Impuls. Ich habe nichts im Büro, daher sitze ich dann immer heulend vor dem Computer, aber abends daheim fühle ich mich so hundeelend und morgens habe ich solche Angst vor der Arbeit und wieder diese o.g. Angst vor dem Versagen, dass ich mich wieder v*rl*tz*
Mein alter Job war auch ziemlich belastend, das war im Call-Center einer Luxus-Automarke, man stand auch ständig unter Druck, abgehört zu werden und ja das richtige zum Kunden zu sagen, wurde ständig überwacht und bewertet. Das hat mich total genervt, aber ich habe das ausgehalten, weil ich einen guten Job machen konnte. Weil die Arbeitsbelastung normal war und man die Chance hatte, am Ende des Tages die Arbeit vollständig und gut erledigt zu haben.
Mein Freund bekommt das alles natürlich mit, wenn ich wieder abends heulend zuhause sitze oder frische W**d*n habe.
Er hat mir inzwischen x-Mal gesagt, ich soll kündigen, und zwar nicht nächsten Monat oder im Januar, sondern morgen. Er ist wirklich das Beste, was mir passiert ist, hat mir seine volle Unterstützung zugesagt und er verdient so viel, dass wir selbst in München erst mal beide davon leben können.
Ich habe lang mit mir gekämpft aber ich überlege mir, nächste Woche zu kündigen. Meine Kündigungsfrist ist zum Glück nur 14 Tage. Ich habe aber eine wahnsinnige Angst vor der Kündigung. Mein Chef und auch meine Kollegen, die ich sehr mag, werden sicher wütend auf mich sein. Denn meine Kündigung bedeutet, dass meine Arbeit auf die Kollegen verteilt wird, die sowieso auch schon über dem Limit sind. Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen deshalb.
Außerdem ist jeder Job irgendwie stressig und viele Leute müssen
Überstunden machen. Mein nächster Job, wenn ich denn einen finde, wird
vielleicht auch nicht anders.
Und natürlich ist es auch belastend, arbeitslos zu sein. Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, dass die Situation im Büro nicht auf absehbare Zeit besser wird.
Ich bin einfach vollkommen verunsichert. Aber ich habe das Gefühl, dass ich einfach vollkommen aus dieser Situation raus muss, die mich wieder zur S*lbstv*rl*tz*ng gebracht hat, aber ich kann auch nicht ständig davonlaufen, wenn es mal schwierig wird. Auf der anderen Seite muss ich mir wohl eingestehen, dass ich doch nicht immer so belastbar war, wie ich all die Jahre geglaubt habe.
Wäre es besser, zu kündigen? Ist es jemandem hier auch schon so ergangen, und wie hat er/sie sich entschieden?
Danke für das Lesen,
viele Grüße,
Queza
ich war schon ewig nicht mehr hier, aber leider zweifle ich im Moment an mir selbst.
Ich habe mich im Alter zwischen 15 und ca. 24 oft selbst v*rl*tzt. Ich glaube es war eine Art Selbstbestrafung, wenn ich irgendwo versagt hatte oder schon die bloße Erwartung/Befürchtung von Versagen, oder wenn irgendjemand sauer auf mich war. Ich habe irgendwann Mitte 20 aufgehört und es ging mir prima. Denke, mein Studium hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben.
Ich bin seit zwei Jahren im Berufsleben, im Januar musste mein Freund beruflich nach München und ich habe meinen alten Job gekündigt und bin mit ihm gezogen, habe dann im März einen neuen Job im Kundenservice einer Chemiefirma angenommen. Dieser Job hat sich zum Alptraum für mich entwickelt. Es ist sehr viel Arbeit für zu wenig Leute, dazu Umstellung auf ein neues SAP, welches nicht gut funktioniert. Ich arbeite seit 4 Monaten an den meisten Tagen 10 Stunden ohne eine einzige Pause, gerade mal zum aufs Klo gehen oder Tee kochen. Aber dann bin ich am Ende des Tages weit davon entfernt, alles erledigt zu haben, E-Mail Postfach ist noch halb voll und dringende Bestellungen unerledigt. Man muss alles schnell schnell machen, so dass sich ein Fehler an den anderen reiht. Das verursacht wiederum zusätzlich Arbeit, diese Fehler zu korrigieren. Und alle Überstunden ohne Bezahlung und ohne Freizeitausgleich.
Dann kommt der Druck von aussen, z.B. vom Account Manager, warum denn diese Kundenbestellung noch nicht erledigt ist, oder von der Finanzabteilung, warum man nicht bescheid sagte, dass diese Rechnung nicht verschickt werden dürfe, etc. etc. Man fühlt sich als Dauerversager und ich fühle mich ungeheurem Druck ausgesetzt. Der Vorgesetzte weiß bescheid, aber alles, was man seit Monaten hört ist, es wird bald besser, es wird bald besser. Einmal habe ich ihm einen Stapel Dokumente übergeben und gesagt, das schaffe ich einfach nicht mehr. Die Dokumente hat er an sich genommen, aber am Ende habe ich mitbekommen, dass er diese Arbeit dann einfach einem Kollegen aufgedrückt hat. Es gibt keinen Betriebsrat oder Gewerkschaft o.Ä.
Meine Kollegen sind genauso überlastet und mit den Nerven am Ende wie ich. Zwei Kollegen sind bereits gegangen, von einer, mit der ich sehr guten Kontakt hatte, weiß ich, dass diese Arbeitssituation der Grund war.
Es ging bei mir monatelang gut. Es hat mich immer aufgebaut, dass es bei den Kollegen genauso aussieht. Und wenn ich Fehler machte, dann konnte ich mir immer sagen, ok, bei dieser Arbeitsbelastung, es ist kein W*nd*r, da macht jeder Fehler.
Aber mittlerweile funktioniert es nicht mehr. Ich fühle mich als Totalversager, und wenn wieder eine E-Mail kommt mit "Kundenbetreuer hat die falschen Incoterms gewählt" (das ist dann besonders nett, wenn ich in cc einer E-Mail bin, wo der eine dem anderen schreibt, was ich falsch gemacht hab, ohne mit mir vorher darüber zu sprechen) oder "falsche PO Nummer", dann habe ich wieder diesen Impuls. Ich habe nichts im Büro, daher sitze ich dann immer heulend vor dem Computer, aber abends daheim fühle ich mich so hundeelend und morgens habe ich solche Angst vor der Arbeit und wieder diese o.g. Angst vor dem Versagen, dass ich mich wieder v*rl*tz*
Mein alter Job war auch ziemlich belastend, das war im Call-Center einer Luxus-Automarke, man stand auch ständig unter Druck, abgehört zu werden und ja das richtige zum Kunden zu sagen, wurde ständig überwacht und bewertet. Das hat mich total genervt, aber ich habe das ausgehalten, weil ich einen guten Job machen konnte. Weil die Arbeitsbelastung normal war und man die Chance hatte, am Ende des Tages die Arbeit vollständig und gut erledigt zu haben.
Mein Freund bekommt das alles natürlich mit, wenn ich wieder abends heulend zuhause sitze oder frische W**d*n habe.
Er hat mir inzwischen x-Mal gesagt, ich soll kündigen, und zwar nicht nächsten Monat oder im Januar, sondern morgen. Er ist wirklich das Beste, was mir passiert ist, hat mir seine volle Unterstützung zugesagt und er verdient so viel, dass wir selbst in München erst mal beide davon leben können.
Ich habe lang mit mir gekämpft aber ich überlege mir, nächste Woche zu kündigen. Meine Kündigungsfrist ist zum Glück nur 14 Tage. Ich habe aber eine wahnsinnige Angst vor der Kündigung. Mein Chef und auch meine Kollegen, die ich sehr mag, werden sicher wütend auf mich sein. Denn meine Kündigung bedeutet, dass meine Arbeit auf die Kollegen verteilt wird, die sowieso auch schon über dem Limit sind. Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen deshalb.
Außerdem ist jeder Job irgendwie stressig und viele Leute müssen
Überstunden machen. Mein nächster Job, wenn ich denn einen finde, wird
vielleicht auch nicht anders.
Und natürlich ist es auch belastend, arbeitslos zu sein. Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, dass die Situation im Büro nicht auf absehbare Zeit besser wird.
Ich bin einfach vollkommen verunsichert. Aber ich habe das Gefühl, dass ich einfach vollkommen aus dieser Situation raus muss, die mich wieder zur S*lbstv*rl*tz*ng gebracht hat, aber ich kann auch nicht ständig davonlaufen, wenn es mal schwierig wird. Auf der anderen Seite muss ich mir wohl eingestehen, dass ich doch nicht immer so belastbar war, wie ich all die Jahre geglaubt habe.
Wäre es besser, zu kündigen? Ist es jemandem hier auch schon so ergangen, und wie hat er/sie sich entschieden?
Danke für das Lesen,
viele Grüße,
Queza