Sind das Depressionen?

      Sind das Depressionen?

      Irgendwie ist es seltsam über seine Probleme zu reden, wenn sie dann doch nur von Menschen wahrgenommen werden die mich sowieso nicht kennen. Trotzdem möchte ich es versuchen, weil ich mal wieder an niemanden anderes als mich selbst denke. Das ist einer der Gründe warum ich es morgens erst beim dritten Anlauf schaffe aufzustehen und abends möglichst früh ins Bett gehe um den Rest des Tages nicht erleben zu müssen.

      Ich bin mir nicht einmal wirklich sicher, ob ich Depressionen habe, oder einfach nur manchmal ein wenig trauriger bin. Auf keinen Fall möchte ich jemanden aus meiner Familie damit belasten, weil sie mir einfach alle zu wichtig sind. Aber vielleicht sollte ich auch nicht über allgemeine Dinge reden, mit denen wohl fast jeder hier zu kämpfen hat. Ich möchte schließlich einfach nur wissen, ob ich wirklich ...krank bin.

      Eigentlich habe ich vier große Probleme. Das erste:
      Seit ich fünf Jahre alt bin habe ich keine Freunde. Das heißt, ich wurde mit fünf Jahren eingeschult und in der Grundschule ziemlich gemobbt. Das fing an mit der exzessiven Meidung meiner Person, bis hin zum bewerfen mit Gegenständen. Bis zu meinem zwölften Lebensjahr kann ich mich nur an eine Hand voll Nachmittagen erinnern, an denen ich nicht vor dem Fernseher gesessen habe. Hausaufgaben habe ich niemals gemacht, war aber ziemlich gut in der Schule. Bin es hin und wieder immernoch ohne dafür großartig lernen zu müssen. Andere Menschen waren mir niemals sonderlich wichtig, obwohl ich mich vielleicht mehr für sie hätte interessieren müssen. Eine Zeit lang glaubte ich auch, dass man mich im Kindesalter wegen des Altersunterschiedes gemieden hatte. Heute weiß ich, dass ich einfach nur einen schrecklichen Charakter hatte.
      Jedenfalls habe ich mich immer nach Aufmerksamkeit gesehnt, die aber leider ausblieb. Ich habe bis jetzt erst ein Mal meinen Geburtstag gefeiert und bin nun siebzehn Jahre alt. Vielleicht sollte ich mich deshalb nicht beklagen. Andere haben es schlimmer als ich, glaube ich. Später ab der neunten Klasse oder so, fing ich an mich komplett zu ändern. Das war schon fast wie eine Midlife-Crysis und zum Teil war es sogar recht erfolgreich. Ich habe damit angefangen auf andere zuzugehen und anfangs klappte es auch. Irgendwann war ich aber nicht mehr in der Lage mit anderen Menschen zu reden und kapselte mich weiter und weiter von der Außenwelt ab. Ich kann noch immer mit anderen kommunizieren, aber ich kann nicht mehr auf sie zugehen, so wie ich es mal konnte. Immer wieder glaube ich, dass hinter meinem Rücken über mich geredet wird. Das ist schon fast ein wenig paranoid. Aber nur ein wenig. Nicht sonderlich schlimm.

      Mein zweites Problem:
      Seit ich zwölf Jahre alt bin, habe ich damit angefangen meine Nachmittage vorm PC zu verbringen, anstatt vor dem Fernseher. Ich bin mir nicht sicher, ob das vorher schlechter gewesen ist, aber jetzt werde ich von meinen Familienmitgliedern (Oma, Opa, Vater, Mutter, Geschwister) immer öfter darauf angesprochen weil ich zum Teil zehn Stunden täglich im Internet bin. Mit zwölf habe ich Onlinespiele (MMORPGs) gespielt, dann irgendwann Pen & Paper RPGs geschrieben und jetzt sitze ich eigentlich nur noch vor dem Bildschirm und hoffe dass mal ein Fenster aufleuchtet um mich schreiben zu lassen. Der Kontakt zu meinen Skype"freunden" ist eigentlich der einzige den ich noch habe. Nagut, ich gehe in ein Orchester und rede dort mit Menschen über Musik. Vielleicht übertreibe ich auch einfach nur. Jedenfalls glaube ich, dass ich Chattsüchtig bin. Obwohl ich nicht einmal chatte. In Skype bekomme ich am Tag vielleicht fünfzehn Nachrichten. Wahrscheinlich liegt das auch an meiner jammernden Art.

      Mein drittes Problem:
      Meine Eltern haben sich geschieden, als ich sechs Jahre alt war. Scheidungskinder sind heutzutage etwas normales, aber nicht die Tatsache dass wir bei unserem Vater blieben. Meine Mutter ging in den Westen (bin Ossi), um dort ihr Glück zu versuchen und besuchte uns dann alle zwei Wochen für ein Wochenende. Das ging auch immer ganz gut und noch immer habe ich Kontakt mit ihr, aber als kleines Kind habe ich mich nie von ihr umarmen lassen. Tatsächlich kann ich diesen Kontakt zu ihr noch immer nicht wirklich leiden. Sie ist mir damals irgendwie fremd geworden, aber das ist nicht das Schlimmste an der Sache. Meine Mutter selbst hat auch Depressionen gehabt und war sogar in einer Langzeittherapie. Erst wegen Burnout und Chattsucht, dann wegen Alkoholsucht. Als sie an einem Abend betrunken war, meinte sie zu mir dass ich ihr von ihren Kindern am meisten wehgetan habe, weil ich geweint hatte wenn sie ihre Arme um mich schließen wollte. Das war ein Moment, der sich wie glühendes Eisen in mein Gedächtnis gebrannt hat und nicht mehr verschwinden will. Immer wenn wir bei ihr sind, sagt sie irgendwann dass wir ihr auf die Nerven gehen und ihre Nerven sowieso schon schwach sind. Ich fühle mich dann immer schuldig. Wahrscheinlich bin ich auch der Grund für ihre Depressionen. Ich hasse mich dafür manchmal. Und ich hasse mich noch mehr, weil ich nicht einmal weiß ob ich sie überhaupt mag. Als Mutter sehe ich sie jedenfalls nicht an. Mein Vater ist jetzt schon seit über zehn Jahren arbeitslos und obwohl er sich sehr oft stark gibt, habe ich manchmal das Gefühl dass auch er am Ende ist. Er verschanzt sich manchmal in seinem Zimmer, vor dem PC und spielt dort. Andere Hobbys kenne ich nicht einmal. Früher fuhrt er Motorrad, doch das ist auch vorbei.

      Problem Nummer 4:
      Ich glaube, das war ein ziemlich hartes Ding. Ich war ein wenig in einen Jungen verliebt und der brachte sich um. Ich fühl mich schuldig, weil ich irgendwie geahnt habe dass es ihm schlecht geht. Damals war ich aber viel zu schüchtern darüber zu reden. Außerdem kannte ich ihn nur vom Sehen. Er wusste nicht was ich empfinde und es war auch nur eine kleine Verknalltheit. Jetzt träume ich aber manchmal davon mit ihm zu reden.

      Problem Nummer 5:
      Das ist etwas sehr komisches. Ich habe in letzter Zeit immer wieder das Bedürfnis mich aufzuschneiden. Der einzige Grund, warum ich es nicht tue ist der Gedanke an meine Familie, die dann sicherlich mitbekommen würden dass ich mich nicht wohl fühle. Allgemein bin ich wegen meines Übergewichtes mit meinem Körper unzufrieden.



      Diese ganzen Sachen sorgen einfach dafür, dass ich mich hier nicht mehr wohl fühle. Meine Lehrer sind zum Teil auch sehr aggressiv und scheinen mich immer mehr zu fordern. Ich merke immer mehr, wie mir jede Kraft fehlt morgens aufzustehen. Ich hasse mich selbst. Ich hasse es morgens zu duschen, weil ich dann meinen eigenen Körper im Spiegel sehe. Weil ich mich berühren muss auch. Und obwohl ich langsam glaube Freunde haben zu können und sogar Menschen kenne, die mich nicht als totalen Freak abstempeln, kann ich nicht auf sie zugehen. Ich glaube immer dass irgendwas passieren könnte.
      Es ist schon wieder viel zu spät und ich will dass der Tag aufhört. Ich hör jetzt auf zu schreiben. Falls das hier jemand gelesen hat: Ist auch egal, kümmer Dich nicht darum. Ich brauchte nur etwas um mal meine Probleme aufzuschreiben, weil ich sie noch nie jemandem erzählt habe.

      MFG Chiva




      [edit: 3 Sätze rausgenommen. Bitte die Löschkriterien beachten! Free]
      Feel me please...
      Hallo.

      Zunächst einmal, sind wie Laien und ob du Depressionen oder eine Sucht, wie Chattscuht, hast oder nicht kann nur (!) ein Arzt feststellen.


      Daher mach doch am besten einen Termin bei einem Arzt oder zumindest mal bei einer Beratungsstelle (zB Sozialpsychtrischer Dienst des Gesundheitsamtes, Diakonie, Caritas)


      Wenn du in der Shcule bist, gibt's dort vielleicht n Sozialdienst, an den könntest du dich auch wenden.

      Alles Gute!
      Hallo ChivaCookie,

      erstmal möchte ich mich Wolkenseelenkind anschließen: Ob du unter Depressionen,
      einer Chatsucht o.ä. leidest, kann dir nur der Fachmann sagen.
      Aber was du da schreibst, klingt auf jeden Fall so, dass dich zur Zeit viel beschäftigt
      und du dich an vielen Ecken in deinem Leben nicht wohlfühlst. Ich finde es gut, dass
      du deine Sorgen hier schonmal niedergeschrieben hast. Du scheinst ja Hilfe zu suchen
      und das ist schon mal der erste Schritt!
      Wenn du keine Freunde hast, denen du dich anvertrauen kannst, und auch deine
      Familie nicht in Frage kommt, ist es sicher das Beste, wenn du dich einem Arzt oder
      Psychologen anvertraust. Oder du meldest dich erstmal anonym bei einer Beratungsstelle
      oder dem Sorgentelefon, da kann man sich übrigens auch per Email melden, wenn dir
      das lieber wär. Ich fände es nur wichtig, dass du überhaupt einen Schritt in Richtung
      Fachmann gehst, denn nur so kann sich dein Zustand auf Dauer ändern. Zumindest höre
      ich aus deinem Thread heraus, dass du dich so wie es jetzt ist, nicht mehr wohl fühlst.

      Ich wünsche dir alles Gute!
      _____________________________________
      So sehr du auch suchst, du wirst in diesem grenzenlosen
      Universum Niemanden finden, der deine Liebe
      so sehr verdient wie du selbst.
      (Buddha)