Zwergenkind im Elefantenland. eventuell *t*

      Zwergenkind im Elefantenland. eventuell *t*

      Hallo ihr Lieben,

      ich schildere zunächst einmal meine momentane Situation: ich befinde mich in der Ausbildung zur Erzieherin im ersten Jahr. Dort wird im Grunde nicht viel von einem erwartet, zumindest nicht ansatzweise das, was ich vom Gymmi eben kenne. Ohne Lernerei oder sonstigen Aufwand bekomme ich also meine eigentlich guten Noten (ich bin nur mit einer 1,0 zufrieden) zusammen. Nur durch meine Leistung werde ich ausnahmslos von den Lehrern gebremst, befinde mich in einer schwierigen Situation mit meinen Mitschülern und bin einfach unterfordert und gefrustet. Wie dem auch sei, es erzeugt, dass ich mich sehr unwohl fühle und die Ausbildung mich sehr belastet. (psychosomatiscee und stark depressive Symptomatik mit extremen Angstzuständen und allem drum und dran).
      Nun habe ich Ferien und besonders mein Freund und meine Eltern hatten die Hoffnung, dass sich alles stabilisiert, da der die schulische Situation erstmal weg ist. Vor allem wo zuvor die Überlegung von Therapeutin und mir war, ob ich nicht stationär sollte.

      Das ganze hat sich bereits anfang Oktober eingeschlichen und wurde zu Weihnachten hin nun immer schlimmer. Inzwischen sitze ich in einer Depression fest und versuche so viel wie möglich zu tun, um irgendwie da raus zu kommen. Oder besser - jeder treibt mich an, unternimmt mit mir Dinge, obwohl ich doch in meinem Bett bleiben möchte, usw.

      Durch diesen Zustand, der nun sicher mindestens zwei Wochen in dieser Extremheit herrscht, kommt es zu zahlreichen "Konflikten" mit meinem Freund. Er kennt dies nicht und weiß damit nicht umzugehen. Er ist schlichtweg überfordert. Ich versperre mich ihm, meide jeden körperlichen Kontakt, distanziere mich innerlich und lasse niemanden an mich heran - was sicher einigen bekannt vorkommt. Aber für ihn ist das in diesem Ausmaß neu, er glaubt, alles falsch zu machen, weil er nicht versteht, dass es einfach eine Krankheit ist. Er weckt bei mir Schuldgefühle, weil ich ihm dieses Gefühl vermittle, weil ich ihm nichts biete und weil ich ihn v*rl*tze, in dem ich ihm ehrlich sage, dass ich kein Gefühl empfinde, mich lediglich leer und ausgebrannt fühle. Und gleichzeitig setzt es mich unter Druck, weil er mich gerne öfter sehen möchte, mehr unternehmen möchte und mehr von mir haben möchte, das ich ihm momentan einfach nicht zu seiner Zufrieden heit geben kann.

      Weihnachten ist für mich immer etwas ganz Furchtbares. Vor allem in der Zeit zuvor. Schlimmer wird es dann die Tage danach bis zu meinem Geburtstag, drei Tage nach Weihnachten. Ich feire diesen Tag ohnehin nie wirklich. Dieses Jahr bin ich einfach für den ganzen Tag weggefahren und am Abend wieder gekommen, um gemeinsam mit meinen Eltern und meiner Schwester zu Abend zu essen. In dieser Situation gab es nun Streit, der eskalierte. Es kam soweit, dass meine Mutter mich rausschmiss. Ich kam bei meinem Freund erstmal unter, nahm Kontakt mit meiner Therapeutin auf und regelte die Situation allmählich (inzwischen wohne ich auch wieder zu Hause, bemühe mich sehr, dass ich alles richtig mache und habe durch klärende Gespräche Verbindung zu meiner Familie aufgebaut). Aber natürlich sitzt mir die Situation noch immer im Nacken undbeschäftigt und belastet mich. Meine Therapeutin bot mir auch ein Gespräch an, obwohl sie im Urlaub war und selbst Geburtstag hatte. Ich wollte jedoch keine Umstände machen und lehnte ab mit den Worten "Es ist nicht gut, aber aushaltbar und ich kann auf mich aufpassen".

      Zu alle dem ist gestern meine geliebte Uroma mit 82 verstorben. Man wusste, dass sie sicher nicht mehr lange durchhält, dies sagte sie selbst auch immer wieder und es war ihr sehr wichtig, dass alles noch gemacht wird - vielleicht spüren alte Menschen, wenn das Alte zu Ende geht. Sie war sicher nicht mehr die fitteste, aber nicht st*rb*nskrank. Nun brach sie gestern Nachmittag zusammen und starb gestern Abend an einem Herzinfakt im Krankenhaus.
      Meine Eltern verfügen über die Patientenverfügung, weil meine Urgroßeltern das so wollten, weil sie auch die Einzigen sind, die sich wirklich um sie kümmerten. Sie waren seit Jahren täglich für sie da, etc. (Mein Opa, ihr einziges Kind ist schwerbehindert und die anderen Enkel zeigen nur Interesse, wenn es Geld gibt). Mein Uropa verbrachte also den gestrigen Abend und die Nacht in unserem Hause, wir saßen alle gemeinsa beisammen und sprachen von früher und wie schwer es ist, das nun zu erfassen und zu verstehen.
      Wirklich trauern konnte ich nicht, lediglich in der Nacht unter der Dusche und alleim im Bett kamen die Tränen und die Traurigkeit über diesen Verlust und der Gedanke, dass ich nie wieder bei ihr vorbei schauen kann, sie in den Arm nehmen kann oder sie einfach um mich haben kann. Mir bleiben viele schöne Momente mit ihr, aber die Trauer bleibt, nur kann sie nicht raus. (Gefühle zeigen fällt mir einfach schwer, ich habe auch große Angst vor der Beerdigung, weil ich gerne allein von ihr Abschied nehmen würde. Ich hätte sie auch gerne im Krankenhaus, als sie noch weniger Minuten zu leben hatte, gerne gesehen und ihre Hand gehalten, aber niemand wollte sie in diesem Zustand mehr sehen und ich konnte mein Bedürfnis nicht äußern).

      Ich bin gerade so.. eigentlich bin ich total gefasst, weil mein Kopf alles steuern kann und ich keine Verbindung zu meinen Gefühlen habe. Es fällt mir immer schwerer aus diesem Tief herauszukommen und am Leben teilzunehmen. Meine Mutter sagte mir am Abend vor dem T*destag noch, dass wir gemeinsam zum Arzt gehen, damit ich wieder Medikamente bekommen kann (ich kann meine Situation so nicht verdeutlichen und für mich einstehen, deswegen brauche ich da ihre Hilfe). Und sie versprach auch, dass wir uns gemeinsam von der KK beraten lassen (sie hat das wohl schon einmal getan, weil sie nicht weiterwusste mit mir) und nach etwas suchen, was zusätzlich irgendwann mal Struktur, Halt oder irgendwas in meinem Leben gibt, damit dieses ständige Auf und Ab irgendwann ein Ende hat. Denn einen stationären Aufenthalt, den ich gerade wohl dringend bräuchte, kommt nicht in Frage, weil ich das mit meiner Ausbildung nicht verbinden kann. (Meine Therapeutin empfielt mir ebenso andere "Zweigstellen", weil die ambulante Therapie nicht (mehr) ausreichend ist.)

      Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, was ich nun machen kann, damit ich den richtigen Weg einschlage. Ich weiß noch nicht einmal, was für Möglichkeiten ich habe. Aber jetzt, wo der t*d meiner Oma eintrat, ist die Zeit einfach auch nicht da, dass meine Mutter diese Schritte mit mir geht. Und allein kann ich sie nicht bewältigen. Das, was mich momentan über Wasser hält ist das wiedermalige Abrrutschen in's essgestörte Verhalten. Aber für die Zukunft kann das so nicht weitergehen.

      Verzeihung für die Überlänge. Aber ich glaube, das brauchte Raum.
      Für Worte bin ich trotzdem sehr dankbar. Ich hasse nur Beileids-Meldungen oder Kuschelattacken.
      Die Glasperlen des Lachens können wieder kl*ng*n
      und wenn ich will, dann kann ich fliegen;
      fliegen über das Meer, das in mir tost..
      Hallo mondenmaedchen,

      uff, da ist ja einiges auf einmal auf dich eingestürzt. Ich versuche mal, der Reihe nach zu antworten, entschuldige fals ich etwas überlesen sollte.
      Also erstmal finde ich es gut, dass du das alles os formulieren kannst und für dich die Dinge auflistest, die dich beschäftigen. Ich finde ja immer,dass das ein erster Schritt ist.

      Zur Ausbildungssituation kann ich sagen, dass ich das etwas verstehe, weil es mich auch belastet, wenn ich überfordert bin, auch wenn das schon ewig nicht mehr vorkam. Wie ist denn die Ausbildung sonst für dich, also der nichtschulische Teil? Ist das das, was du machen willst oder bist du generell unzufrieden? Dann würde ich ja über einen Wechsel nachdenken. Ansonsten ist die Frage, wie du damit umgehen kannst. Es ist verständlich, dass deine Lehrer dich bremsen, denn sie müssen ja ein gewisses Niveau der Klasse beachten. Darf ich fragen, was du mit schwieriger Situation mit den Mitschülern meinst? Ich habe den Verdacht, dass du halt als eingebildeter streber dastehst, weil das meistens so ist in solchen Situationen oder liege ich falsch?
      Gibt es etwas, was dich interessiert und wo du gefordert werden würdest? Wenn du nicht viel Lernen musst, hast du ja theoretisch etwas Zeit. Ich würde ja über einen Sprachkurs nachdenken oder sowas, aber andrerseits geht es dir nicht gut und ob es dann Sinn macht, sich mit etwas zusätzlich zu belasten, ist die Frage.

      Hast du denn deinem Freund mal versucht, die Krankheit, also die Depressionen, mal zu erklären? Vielleicht würde ihm bzw. euch auch ein Buch helfen? Ich kann dir da Depressionen verstehen und bewältigen empfehlen, fand ich sehr hilfreich.
      Gut, dass sich das mit deiner Familie wieder halbwegs geklärt hat. Aber du schreibst, dass du jetzt sehr bemüht bist, alles richtig zu machen. Naja, zu einem solch eskalierenden Streit gehören ja meist zwei oder mehr Leute. Versuchen denn die anderen auch auf dich einzugehen? Kannst du da irgendwie Bedürfnisse anmelden und sagen, was du brauchst, damit die Situation besser wird?

      Dass deine Uroma gest*rb*n ist, tut mir Leid. Immerhin scheint sie darauf gefasst gewesen zu sein und konnte sich vorbereiten. Mein Papa hat früher viel St*rb*begleitung im Altersheim gemacht und meint, dass das für den St*rb*nden gut sei und dass er diese Situationen als am friedlichsten ansieht.
      Das man vor einer Beerdigung Angst hat, ist denke ich normal. Was macht dir denn am meisten Angst? Ist es, dass du deine Gefühle nicht vor allen zeigen kannst? Wenn ja: Das muss auch nicht sein. Ich weiß (wiederum durch meinen Vater), dass Gefühlsausbrüche oder offenes Zeigen der Gefühle eher die Ausnahme sind. (Zumindest in einer Situation wie bei dir, wenn Kinder st*rb*N ist das nochmal anders). Aber ich denke,d ass es für dich gut und wichtig wäre, wenn du mal alleine zum Grab gehst und dich in aller Ruhe verabschieden kannst. Also, wenn du dir das zutraust. Sonst könntest du ja vielleicht auch einen Brief an sie schreiben und den aufs grab legen o.Ä.

      Ich finde es klasse von deiner Mutter, dass sie dir mit den Arzt- Beratungs-, etc. Sachen helfen will. Dass das jetzt etwas warten muss, ist natürlich doof, aber verständlich. Wie kannst du denn die zeit überbrücken? Hast du denn bald wieder einen Termin bei deiner Therapeutin? Nimm ruhig ihr Angebot an. Sie muss selber für sich entscheiden, was sie in ihrem Urlaub tun will und wenn sie sich da Zeit für dich nehmen will, ist das ok. Aber ich versteh deine Reaktion, ich hab solche Angebote leider auch nie angenommen. Kann sie dir vielleicht helfen, zumindest mal die Medikamente wieder zu bekommen? Meine ehemalige Therapeutin hatte von mir eine Schweigepflichtsentbindung gegenüber meinem Psychiater und umgekehrt und dann konnte sie ihm meinen Zustand schildern, was manchmal wirklich sehr hilfreich für das Finden und Einsetzen der richtigen Medikamente war.

      Leider fällt mir jetzt nichts mehr ein. Ich wollte nur noch abschließend sagen, dass ich deine Verzweiflung sehr deutlich aus deinem Text herauslese und es sehr beW*nd*rnswert finde, wie du trotzdem mit dir kämpfst und dich bemühst. Ich weiß, dass es abgeschmackt klingt, aber ich hab bisher immer wieder die Erfahrung gemacht, dass auch das tiefste Loch vorbeigeht und dass man das deshalb durchstehen kann.

      Alles, alles Gute und ganz viel Kraft!

      Fylgja