Absenzen

      Hi
      Ich bin 29 Jahre alt, mit 11 fing ich an zu schn**d*n. Mit ca. 16 fingen die Absenzen an, ich dachte erst es komme von den Drogen, aber es wurde nicht besser. Über die Jahre wurde es schlimmer und schlimmer, Auszeiten von 4-5 Stunden, einfach Filmrisse - es macht unheimlich Angst.
      Angst, weil man sich immer neu orientieren muss, Angst weil man keine Kontrolle mehr hat, Angst weil man selbst nicht weiss, was geschah. Ich fing an, mich zu konzentrieren, ich meine wirklich konzentrieren, denn mittlerweilen konnte ich nicht mal mehr von A nach B gehen, ich driftete immer weg. Es ist verdammt anstrengend, sich immer zu konzentrieren und manchmal erschöpft es so sehr, dass man erst recht wegdriftet.
      Eine Zeit lang wurde es viel besser, mir ging es in dieser Zeit auch besser (habe eine Borderline-Störung) - jetzt fängt es wieder von vorne an. Ich vermute einen Zusammenhang mit Stress / psychischer Belastung. Ich habe diese Absenzen aber auch beim Autofahren und frage mich, ob man so noch fahren kann. Bisher scheine ich funktioniert zu haben, zumindest war das Auto danach noch ganz, aber da drei Kinder im Auto sitzen ... Darf man so noch fahren?

      Ich wurde oft gefragt, ob ich denke mehrere Persönlichkeiten in mir zu haben (schwierige Kindheit), was ich immer verneinte. Ich meine da bin ich und da sind die Absenzen, aber da erinnere ich mich an nichts. Ein Alkoholiker der einen Filmriss hat ist ja auch nicht multiple, sondern in einem anderen Bewusstseinszustand. So ähnlich sehe ich das zumindest. Aber da ich so sehr zurückgezogen lebe, kann ich auch gar nicht wissen, wie ich mich dann verhalte. Auch an Epilepsie wurde gedacht, die Abklärungen habe ich aber durch, es wurde nichts gefunden und da aufgrund meiner (psychischen) Krankheitsgeschichte angenommen wird, dass es psychische Ursache hat, akzeptiere ich das mal einfach.

      Gibt es irgendjemand, dem es ähnlich geht? Ich meine der sich an NICHTS erinnert und immer und immer ein Fadenabreissen hat, manchmal über mehrere Stunden, manchmal auch nur für Sekunden oder Minuten?

      rotwein
      Hallo du,

      ich denke, niemand wird dir hier genau sagen können, was das ist und warum du das hast. Für mich hört sich das auch eher an, als wolltest du irgendeine Erklärung, die dich beruhigt, damit du so weitermachen kannst wie bisher. Kann aber auch sein, ich täusche mich, dann vergiss es bitte.

      So oder so, es gibt nur einen wirklich sinnvollen Weg: Geh zum Arzt! Bis jetzt mag ja noch nichts passiert sein in den Phasen, wo du weg warst. Aber kannst du garantieren, dass das so bleibt? Ich meine, du hast dich untersuchen lassen und es wurde auf psychische Ursachen geschlossen. Gab es denn kein Behandlungsangebot, keine Tipps an wen du dich wenden sollst, Überweisungen etc? Wenn nein (was ein Beschwerdegrund wäre, Ärzte sind rechtlich dazu verpflichtet, Patienten Behandlungsvorsch läge zu machen oder sie an Kollegen anderer Fachrichtungen zu überweisen, wenn sie selbst nicht weiterkommen) dann geh zu einem Psychiater.
      Dein Verhalten bezüglich dem Autofahren ist meines Erachtens hochgradig fahrlässig. Dir gegenüber, den Kindern die mit im Auto sitzen und allen anderen Verkehrsteilnehmern auch. Wenn etwas passieren sollte - wie willst du das vor dir rechtfertigen? Es kann ja sein, dass du in den Abwesenheitszuständen "normal" funktionierst und du in der Situation einen Unfall baust, der nicht darin seine Ursache hat. Aber wie willst du das dann wissen? Woher willst du die Erkenntnis nehmen, dass es auch im "Normalzustand" passiert wäre? Man kann auch ohne Auto gut klarkommen. Sicher, ist in eineer ländlichen Umgebung und zudem mit Kindern vielleicht schwierig und erst recht problematisch, wenn es den Job betreffen sollte. Aber lieber diese Probleme managen, als einen Unfall riskieren. Und ich sage das nicht einfach so, ich habe selber gesundheitliche Probleme, auf Grund deren man mir das Autofahren zwar nicht verbieten (ist in Deutschland sowieso sehr schwer) kann, ich aber ein sehr hohes Risiko für alle Verkehrsteilnehmer darstellen würde.

      Gruß,
      Fylgja
      Nun, vielleicht ja, vielleicht nein. Eigentlich habe ich gar nicht wirklich eine andere Wahl.
      Ich gelte als austherapiert, jawohl, so sagten es die Psychiater. Ich hatte zwischen 5 und 25 insgesamt 17 Therapien,
      anscheinend bringt eine weitere nichts mehr, so wurde es mir erklärt. Mir ging es aber in den letzten Jahren eigentlich
      ganz gut, nur seit einiger Zeit kippt es wieder, was sich eben vor allem auch wieder in den Absenzen zeigt. Ich würde
      gerne jemanden finden, dem es gleich geht, weil es mir unheimlich Angst macht, richtige, tiefe, erschütternde Angst ...

      Das mit dem Autofahren werde ich mir natürlich überlegen, aber im Endeffekt ist es genau das, was mir angst macht.
      Was, wenn ich auf der Strasse jemanden ermorde, und mich nicht daran erinnere? Was wenn ich jemanden zusammen
      schlage, ohne dass ich es weiss? Ich traue mir nicht mehr und das ist wirklich nicht schön für mich. Wovor also muss
      ich mich und andere schützen, vor allem auch, weil die Borderline-Symptomatik immernoch eher hintergründig ist? Sprich
      Hauptproblem, das sehr belastend zugleich ist, sind eben diese Absenzen.

      Ich bin mir nicht immer sicher, ob diese Diagnose stimmt. Wenn ich andere lese, beschreiben sie immer, dass sie Zugang
      zu anderen haben, dass sie sich anders wahrnehmen oder sonst was. Aber ich nehme gar nichts war, bin einfach weg
      und merke es erst, wenn ich wieder zu mir komme (zumindest bei den Absenzen eben). Dennoch scheine ich nicht
      Ohnmächtig zu sein, denn wie gesagt, ich fuhr so Auto, Motorrad etc.

      Zu welchem Arzt soll ich also. Einem Neurologen? Ich denke nicht dass die Kasse das noch mit macht. Psychiater schon gar
      nicht. Daher suche ich auch Betroffene.

      Und ja - ich wünschte, es würde mein Leben nicht so beherrschen, ich wünschte es wäre alles normal und gut, ist das so
      abwägig?

      Gruss rotwein
      Nein, natürlich ist das nicht abwegig, dass du dir wünscht, dass es normal und gut ist. Nur wünschen allein bringt leider nichts, sonst wären wir vermutlich alle nicht hier. Ich verstehe, dass dir das Angst macht und wünsche dir natürlich, dass du jemanden findest, der ähnliche Probleme hat und vielleicht schon einen Lösungsweg. Trotzdem bin ich immer auch dafür, den medizinischen Weg auszuschöpfen.
      Ok, dass du schon so viele Therapien hinter dir hast, wusste ich nicht. Wieso denkst du, die Krankenkasse würde das "nicht mitmachen", dass du nochmal zu einem Psychiater/Neurologen gehst? "Einfach so" dürfen die keine Leistungen verweigern. Da eine Epilepsie ausgeschlossen wurde, vermute ich aber mal, dass du schon bei einem Neurologen warst? Wäre es eine Option, zu einem spezialisierten Neurologen zu gehen oder dich mal im Krankenhaus (neurologisch) gründlich durchchecken zu lassen? Langzeit-EEG, CT...wären z.B. Möglichkeiten. Manchmal muss man den Ärzten ein bisschen auf den Füßen rumtrampeln, damit sie sich bemühen, denn wie gesagt: Sie sind verpflichtet, dir irgendetwas zu raten und meiner Erfahrung nach werden gerne neurologische Probleme in die Ecke "psychisch bedingt" geschoben, wenn man schon länger in psychiatrischer/psychotherapeutischer Behandlung war/ist.
      Oder sagen die einfach "Sie sind halt multipel" und das wars? Ich weiß nicht, wie flexibel du bist (Familie, Arbeit...?) aber vielleicht wäre auch da ein Spezialist hilfreich, wenn du nciht schon bei einem warst. Es gibt sicherlich Ärzte/Kliniken die auf dieses Krankheitsbild spezialisiert sind, aber vielleicht hast du dich auch schon durch?
      Was du hier sagst:
      Ich meine da bin ich und da sind die Absenzen, aber da erinnere ich mich an nichts.
      widerspricht im Übringen nicht unbedingt einer solchen Diagnose. Soweit ich informiert bin, nehmen viele Leute, die darunter leiden, das so war wie du: Als Zeitlücken, in denen sie aber anscheinend ganz normal funktionieren.

      Das mit dem Autofahren werde ich mir natürlich überlegen, aber im Endeffekt ist es genau das, was mir angst macht.
      Was, wenn ich auf der Strasse jemanden ermorde, und mich nicht daran erinnere? Was wenn ich jemanden zusammen
      schlage, ohne dass ich es weiss? Ich traue mir nicht mehr und das ist wirklich nicht schön für mich. Wovor also muss
      ich mich und andere schützen, vor allem auch, weil die Borderline-Symptomatik immernoch eher hintergründig ist? Sprich
      Hauptproblem, das sehr belastend zugleich ist, sind eben diese Absenzen.
      Ich denke nicht, dass du dich jezt selbst "wegsperren" solltest um andere zu schützen. Ich würde nur Situationen meiden, die für dich und andere gefährlich werden könnten falls du plötzlich nicht richtig reagierst. Also das Autofahren und das Arbeiten mit schweren Maschinen wobei letzteres vermutlich nur relevant wäre, wenn du einen entsprechenden Job hast.

      Mal abgesehen von dem Allem: Du sagst, du vermutest einen Zusammenhang mit Stress/psychischer Belastung und dem vermehrten Auftreten dieser Zustände. Was könntest du für dich tun, damit du weniger Stress hast? Du hast in einer deiner vielen Therapien vielleicht sowas wie Achtsamkeit gemacht, Entspannungsübungen etc. Vielleicht kannst du darüber deinen Alltag wenigstens ein bisschen erträglicher machen, in dem sich vielleicht die Häufigkeit der Abwesenheitszustände ein wenig verringert?
      Hallo,

      zu allem was Fylgja schon erwähnte noch ein zwei Gedanken von mir.

      Du schreibst du hast bisher immer verneint multipel zu sein. Wie möchte man denn dann wissen was da vielleicht ist? Um allein das mal abzuklären würde sich ein Arztbesuch empfehlen.
      Zudem: Nicht alle Menshcen die Dissos haben haben Zugang zu ihren Anteilen. Ich war anfangs auch nur weg. Erst später kristaliersten sich die Anteile raus. Jeder Mensch der eine dissoziative Störung hat ist eben ein Individuum für sich der eben noch weitere Individuen in sich trägt.Aber diese weiteren Individuen kennezulernen braucht Zeit und Übung. Manche wissen das sie da sind und könenn sie zu Altersstufen ordnen, manch andre geben ihren Anteilen Namen und können willentlich switchen. Das nur so nebenbei.
      Und das einen Dissos nicht zusehr beherrschen kann man in einer Therapie lernen...

      Alles Gute.