Probleme mit der Entscheidung..

      Probleme mit der Entscheidung..

      Hallo! (Ich wusste nicht genau, wohin dieses Thema gehört, deshalb schreibe ich es einfach mal hier rein. Hoffe das ist richtig.)

      Also ich hab eben wie die meisten hier ein Problem mit SVV und mache auch momentan eine Therapie in einer Tagesklinik. Aber was mir irgendwie jeden TAg Probleme macht, ist die Entscheidung für oder gegen Selbstv*rl*tzung. Jedes Mal wenn etwas passiert, womit ich überfordert bin, was starke Gefühle auslöst, kommt wieder der Gedanke hoch, dass es mir jetzt helfen würde, mich zu v*rl*tz*n. Dann versuche ich immer gedanklich dagegen zu arbeiten und führe mir die negativen Argumente sozusagen vor Augen und dann streite ich mich innerlich mit mir selber. Und ganz oft ist es dann eben so, dass ich es noch gar nicht schaffe, mich dagegen zu entscheiden, mich zu v*rl*tz*n. Das macht mich total fertig, weil ich innerlich irgendwie fast den ganzen TAg nur noch darüber nachdenke, ob ich mich selbst v*rl*tz*n soll oder nicht. Und jeden Tag, an dem ich es nicht gemacht hab, hab ich ein schlechtes Gewissen. Aber genauso hab ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich v*rl*tzt hab.
      Ich hoffe ihr versteht mein Problem..dieser Konflikt mit mir selber jeden Tag zu jeder Zeit ist einfach unglaublich anstrengend. Kennt ihr das vielleicht, oder habt ihr einen Tipp, wie ich das lösen könnte?:/ Weiß nicht mehr so richtig weiter..
      Liebe Grüße und danke im Vorraus:)
      Jula
      HAllo du,

      mir fällt dazu ein, was mein Therapeut gesagt hat (Achtung, der provoziert gerne)

      "Wenn du anfängst, mit dir in so einem Moment Pro und Contra zu diskutieren, hast du schon verloren!"

      Und noch etwas

      "Du musst aufhören wollen. Zu 100%. Sind es nur 98%, klappt es nicht."

      Was ich damirt sagen will: In der Krisensituation denkt man oft nicht lange nach. Man handelt.
      Stell dir vor du bist in Lebensgefahr und überlegst, ob du wegrennen oder dich wehren sollst. Überlegst du zu lange, ist es zu spät.

      Wichtig ist in dem Moment, dass du schnell handelst. Der Kopf weiß ja, dass es nicht richtig ist, aber du musst es tun. Nur durch das Handeln werden im Gehirn die "Schalter" umgelernt. Nur wenn du zum Beispiel Skills übst, auch wenn es dir gut geht, kannst du sie in Krisensituationen anwenden. Das bedeutet, versuche, wenn es dir gut geht, irgendwas an Skills zu machen. Wenn du nervös bist, aber noch keinen Druck hast, schnipse einfach mal mit einem Gummiband. Dann wirst du irgendwann in einer Krisensituation schneller zum Gummiband greifen und schnipsen statt zu schn**d*n. Das ist zwar nur bedingt besser, weil es ein Ersatzschm*rz-Skill ist aber auf jeden Fall v*rl*tzt du dich dann nicht selbst.
      Du kannst dich ja mal in der Skillsliste umsehen und etwas raussuchen, was zu dir passen könnte und ggf- ein paar alltagstaugliche Skills zulegen, die du dann in der Schule oder auf der Arbeit anwenden kannst, ohne dass es gleich bemerkt wird. Igelbälle oder Knetbälle sind dort auch gut.

      Lieben Gruß
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.
      Hallo,

      ich glaube es ist keine Übertreibung zu sagen, dass jeder hier weiss, wie anstrengend das sein kann. Es ist einfach wichtig am Ball zu bleiben und es weiter zu versuchen und sich auch von Rückschritten nicht entmutigen zu lassen.

      Hope. schrieb:


      mir fällt dazu ein, was mein Therapeut gesagt hat (Achtung, der provoziert gerne)

      "Wenn du anfängst, mit dir in so einem Moment Pro und Contra zu diskutieren, hast du schon verloren!"

      Und noch etwas

      "Du musst aufhören wollen. Zu 100%. Sind es nur 98%, klappt es nicht."


      Diese Aussagen empfinde ich persönlich eigentlich nicht provozierend, sondern schlichtweg nicht zutreffend. Mit sich zu diskutieren oder es nicht zu 100% zu wollen, ist für der allererste Schritt auf dem langen Weg zum Aufhören.
      Zwischen "ich entscheide mich zum SV" und "ich entscheide mich gegen SV" gibt es auch noch "ich versuche es, aber ich scheiter" und diesen Zwischenschritt, den nimmt man am Anfang beim Aufhören nunmal sehr oft. Wenn vor mir ein Therapeut säße und würde so etwas sagen, würde ich von ihm denken, dass er jetzt sofort einen Patienten will, der so stark ist, dass er eigentlich keine Therapie mehr braucht.

      Ich denke solche Sätze sind etwas für Patienten, die auf ihrem Weg schon einiges hinter sich haben, die eben solche Punkte schon überschritten haben (sollten) und für die tatsächlich nur die Entscheidung zählt. Bei jemandem, der erst "anfängt mit Aufhören", wirkt so etwas meiner Meinung nach vielleicht eher kontraproduktiv. Man muss ja schließlich die Entwicklung nicht nur einfach machen, sondern erleben, kennenlernen, damit man weiss, wofür und warum man etwas bestimmtes will und etwas anderes nicht.

      Ist jedenfalls, wie gesagt, meine Meinung. Aber jedem hilft etwas anderes. Wichtig finde ich, dass man sich nicht entmutigen lässt und seinen Weg weitergeht, gleich was andere oder man selbst zu sich sagt.

      Gruß,
      klirr
      Hallöchen Jula,

      für mich dasimmer das Schwerste, diesen Moment abzupassen, an dem ich noch die Wahl habe. Von daher schonmal Hut ab, dass du ihn so genau wahrnimmst und tatsächlich abwägst.
      Aber: diskutierst du wirklich um eine Entscheidung zu fällen, oder steht am Anfang nicht eigentlich schon fest, wie es laufen wird? Also: ist man nicht oft eigentlich schon so weit, dass man "weiß", dass man sich am Ende eh v*rl*tz*n wird?

      Vielleicht hilft es dir ja, eine Art schriftliche Entscheidungshilfe aufzustellen. Du könntest dir zum Beispiel mal auflisten, was dafür und was dagegen spräche. Oder du machst dir eine Art "Fragekatalog", irgendwie so: "Welche Situation hat dazu geführt, dass ich mich jetzt v*rl*tz*n will? Was könnte ich stattdessen tun? Was passiert, wenn ich mich schneide? Wie geht es mir, wenn ich es jetzt nicht mache?". Vielleicht hilft das, die Diskussion etwas "sachlicher" zu führen.

      Was ich nicht ganz verstehe: warum hast du ein schlechtes Gewissen, wenn du es geschafft hast dich nicht zu v*rl*tzen?

      Was man auf jeden Fall nicht aus den Augen verlieren darf:
      Jeder Tag ist eine neue Chance. Jeden Tag kann man auf's Neue entscheiden.
      Und im Idealfall wird es mit der Zeit leichter, die richtige Entscheidung zu treffen.

      Liebe Grüße,
      kibalta
      Viele Tipps kann ich dir heute leider nicht geben, aber so viel dazu :) :)

      Ich kenne das Gefühl sehr gut!!! Wenn man den Entschluss gefasst hat beginnt der innere Kampf. Man muss mit "RückSchl*g*n" rechnen, aber diese haben sogar etwas "positives" du lernst dich besser kennen, lernst daraus, evtl. eine neue Schwelle erkennen etc. An manchen Tagen wird es dir sehr leicht fallen, an manchen sehr schwer, aber das Ziel sollte immer bleiben nichts zu machen. Du kannst mit den Gedanken spielen so viel du willst, so lange es dabei bleibt. Ich mache immer ein kleines Gedankenspiel und überlege mir immer was meine lieben Mneschen um mich herum dazu sagen würden bzw. wir hoch mein Schamgefühl dann wieder ist. Aber auch die positiven Gedanken, dass ich stark bin und es hinbekomme und davon nicht unterkriegen lassen will :) Das was alles mache wahrscheinlich, also kein neuer heißer Tipp ;) Und noch was, stell dich vor den Spiegel und sag's dir ins Gesicht. Überleg dir Durchhalteparolen, die nur für dih gelten oder mein favourit geh Laufen bis du ausgepowert bist und das Gefühl hast am Ende zu sein.

      So blöd das klingt, aber mit der Zeit werden die Abstände, an die du daran denkst immer größer, und irgendwann wird es besser! Leider, leider stimmt der es das Zeit ein Faktor ist, der vieles verbessert.

      ich wünsche dir viel glück, fühl dich verstanden!!

      klirr schrieb:

      Hope. schrieb:

      mir fällt dazu ein, was mein Therapeut gesagt hat (Achtung, der provoziert gerne)

      "Wenn du anfängst, mit dir in so einem Moment Pro und Contra zu diskutieren, hast du schon verloren!"

      Und noch etwas

      "Du musst aufhören wollen. Zu 100%. Sind es nur 98%, klappt es nicht."


      Diese Aussagen empfinde ich persönlich eigentlich nicht provozierend, sondern schlichtweg nicht zutreffend. Mit sich zu diskutieren oder es nicht zu 100% zu wollen, ist für der allererste Schritt auf dem langen Weg zum Aufhören.


      Ich denke, es kommt darauf an, was man für ein Typ ist. Eine meiner Therapeutinnen hat zu mir auch gesagt, dass dieses Pro und Contra diskutieren alles nur schlimmer macht. Wenn es eine grundsätzliche Überlegung ist, ein wirkliches sachliches Suchen nach Für und Wider, dann ist das sicherlich sinnvoll. Aber dieses tägliche ständige mit sich diskutieren ist sehr kräftezehrend und endet (meiner ganz persönlichen Erfahrung nach) oft negativ. Ich gehöre aber auch zu den Leuten, die bei allem immer mit einem "Ja, aber..." kommen. Mir hat das damals (als das bei mir mit dem SVV noch sehr aktuell war) sehr geholfen, nicht jede "innere Diskussion" zuzulassen, sondern einfach mal ein Machtwort zu sprechen (was auch geübt sein will) oder mich so abzulenken, dass kein Diskutieren möglich war. Wie gesagt, mir hat das früher oft geholfen und hilft mir heute noch manchmal in Situationen, von denen ich weiß, dass ich etwas tun/nicht tun sollte. Der vermutlich negative Nebeneffekt ist, dass ich dadurch einen Teil von mir ein bisschen unterdrückt habe. Der destruktive Teil gehört eben auch zu meiner Persönlichkeit und ihm immer ständig das Wort verbieten funktioniert auf Dauer sicherlich nicht. Das macht mir heute manchmal Schwierigkeiten, aber da ich es weiß, kann ich mich auch bewusst damit auseinandersetzen.

      Ansonsten stimme ich klirr zu. Wer will am Anfang schon zu 100% aufhören - 24h am Tag 7 Tage die Woche? Ich zumindest hatte und habe immer wieder Momente, in denen ich das nicht so ganz will. Dieser Zwischenschritt kann viel Druck herausnehmen. Der Gedanke "Ab heute v*rl*tze ich mich nie wieder" war für mich am Anfang schlicht nicht tragbar, hat mir solche Angst gemacht, dass ich mich erst recht wieder v*rl*tzt habe. Du sagst ja selbst, dass es dir helfen würde, dich zu v*rl*tz*n, wenn starke Gefühle hochkommen. Der Gedanke, diese Hilfe einfach wegfallen zu lassen muss ja Angst machen. Von daher wäre es gut, wenn du übst, dass starke Gefühle, schwierige, überfordernde Situationen auch ohne Selbstv*rl*tzung aushaltbar, lösbar sein können. Am Anfang ist das schwer, man ist auf den "Lösungsweg" SVV eingefahren. Aber mit der Zeit wird es leichter und das SVV weniger drängend. Da du gerade in einer Tagesklinik bist: Arbeitet ihr an solchen Dingen, also wie du dich in für dich problematischen Situationen anders verhalten kannst?
      Hallo,

      Fylgja schrieb:


      Ich denke, es kommt darauf an, was man für ein Typ ist. Eine meiner Therapeutinnen hat zu mir auch gesagt, dass dieses Pro und Contra diskutieren alles nur schlimmer macht. Wenn es eine grundsätzliche Überlegung ist, ein wirkliches sachliches Suchen nach Für und Wider, dann ist das sicherlich sinnvoll. Aber dieses tägliche ständige mit sich diskutieren ist sehr kräftezehrend und endet (meiner ganz persönlichen Erfahrung nach) oft negativ. Ich gehöre aber auch zu den Leuten, die bei allem immer mit einem "Ja, aber..." kommen. Mir hat das damals (als das bei mir mit dem SVV noch sehr aktuell war) sehr geholfen, nicht jede "innere Diskussion" zuzulassen, sondern einfach mal ein Machtwort zu sprechen (was auch geübt sein will) oder mich so abzulenken, dass kein Diskutieren möglich war.


      da stimme ich Dir auch zu - es kommt wirklich darauf an, was der einzelne braucht.
      Bei meinen Gedanken hier, habe ich aber vor allem wirklich an die Perspektive eines Menschen gedacht, der gerade erst am Anfang steht und nicht jemanden, der seit Jahren damit kämpft. Ich denke nämlich, dass man sich einer solchen Diskussion anfangs schon stellen sollte. Wenn sie sich dann als kontraproduktiv erweist, dann ist es eben nichts. Aber von vorne rein ein "dann hast Du schon verloren" zu hören, fand ich eben unpassend und deswegen wollte ich das so nicht stehen lassen. Daher schrieb ich ja auch: Ich denke solche Sätze sind etwas für Patienten, die auf ihrem Weg schon einiges hinter sich haben, die eben solche Punkte schon überschritten haben (sollten) und für die tatsächlich nur die Entscheidung zählt.

      Also eigentlich wollte ich nur sagen, dass man sich nicht entmutigen lassen soll, auch von solchen Sätzen nicht, denn was hilft, das muss jeder für sich herausfinden - dazu muss man eben nur einiges testen und vor allem Geduld mit sich haben. (: