Wenn man sich selbst kennen lernt ...

      Wenn man sich selbst kennen lernt ...

      Tja... Da bin ich also nun hier gelandet ;)
      Vermutlich erscheinen meine Probleme als eher gering, verglichen mit manch anderen, und im Prinzip sind sie das auch, wenn ich mich hier so umschaue. Nichts desto trotz möchte ich doch hier posten, einfach, um jemandem von meinen Gedanken zu erzählen. Menschen, die mich nicht kennen und die ich nicht kenne, das ist irgendwie angenehm anonym und das brauche ich glaube ich gerade.

      Mein Leben ist bisher nicht nur objektiv gesehen ziemlich glücklich gelaufen, ich habe eine tolle Familie und Freunde und mein Studium läuft auch gut. Alles in allem also alles prima. Während meiner Pubertät habe ich wenig Ausflüge in „normale“ Selbsterkundung gemacht, Tabak oder Alkohol waren nie ein Thema für mich. Ich habe mich eher mit düsterer Musik und Melancholie herumgeschl*g*n, eine Welt, in der ich mich auch heute noch wohl fühle und wohin ich mich in Momenten wie gerade eben flüchte. Meine Klamotten sind schon länger nicht mehr durchgängig schwarz, nur ab und an brauche ich diese Farbe noch, um mich geborgen und wohl zu fühlen in meiner Umgebung.
      Was bereitet mir aber nun eigentlich Sorgen, wenn doch alles so gut läuft?

      Letzten Herbst habe ich, ohne es erstmal zu merken, angefangen zuzunehmen. Nicht tragisch, mein Gewicht hat auch nie irgendeinen Normalbereich verlassen. Trotzdem fühle ich mich nicht mehr wirklich wohl in meiner Haut, vor allem, weil ich bemerke, dass ich in einigen Momenten mein Essverhalten nicht wirklich steuern kann und dann eben doch noch eine Tafel Schokolade holen gehe... Immer mal wieder bekomme ich einen Anfall von Selbsterkennung und finde zu mir und einem einigermaßen kontrollierten Essen zurück, nehme dann wieder die wenigen Zuviel-Kilo ab. Heilfasten, nur Obst/Gemüse und was mir nicht alles eingefallen ist. Einiges ist mir dabei auch durchaus bewusst geworden, vor allem, dass dieses Thema extrem vielschichtig ist und es immer wieder etwas zu entdecken gibt, hinter jeder Erkenntnis steckt eine weitere, die man dann hübsch Phase für Phase herausschälen kann mit viel Nachdenken und Selbstkritik... Der letzte Stand in meinem Projekt „ich“ war wohl, dass ich mir Zuneigung oder ganz generell soziale Kontakte ersetze durch das Essen. Aufgrund einiger Umstellungen in der Uni und privat habe ich zwar immer noch all die Menschen, mit denen ich gerne zusammen bin, aber keinerlei Regelmäßigkeit in diesen Treffen. Seit eineinhalb Jahren bin ich Single und mir scheint, in meinem Leben fehlt ein bisschen gewohnte Geborgenheit, ein langweiliger aber sicherer sozialer Rahmen. Jemand, von dem man weiß dass man ihn mindestens zweimal die Woche sieht, dem man alles erzählen kann, mit dem man seinen Alltag teilen kann und auch mal vollkommen unwichtige Gedanken teilen, die einen aber doch beschäftigt haben während des Tages. Sowas in der Art.

      Gestern saß ich in einem netten Nebenfach-Pädagogikseminar in der Uni und habe mir einen Vortrag über Aggressionsverhalten angehört. Aufgrund einer Unstimmigkeit mit dem Dozenten bezüglich eines Fachbegriffs kam ich anschließend auf die Idee nach „Autoaggressivität“ zu googeln und mir die Definition durchzulesen. Dabei bin ich über die verschiedensten Aspekte und Ausdrucksweisen dieser Problematik gestolpert und mir ist aufgefallen, dass mich schon seit längerem so einige Gewohnheiten begleiten, die zwar nicht tragisch aber durchaus zwanghaft sind. Beispielsweise kaue ich häufig auf meinen Lippen herum und zupfe mit den Zähnen trockene Hautfetzen weg, oder ich fingere abwesend an meinen Augenbrauen oder Wimpern herum, während ich etwas lese oder lerne. Auch Pickel oder Mitesser drücke ich unheimlich gerne aus, manchmal gehe ich sehr akribisch auf die Suche nach sowas, obwohl mir mein Gesicht eigentlich wirklich gut gefällt und auch nichts stört. Einfach nur, um... ja, warum auch immer, so ein ausgedrückter Pickel ist irgendwie ein komisches Erfolgserlebnis.

      Nun kommt seit dem vergangenen Sonntag etwas dazu, was ich nicht so recht einzuordnen weiß. Als ich 14 war, hatte ich meinen ersten Freund. Mit dem war ich dann, als ich 16 wurde, ein weiteres Mal für etwa ein halbes Jahr zusammen. Seitdem ist viel passiert, wir haben uns jahrelang so gut wie gar nicht gesehen, aber immer noch recht gut verstanden. Sowohl er als auch ich hatten zwischendurch natürlich andere Beziehungen. Jedenfalls ergab es sich so, dass ich mich in den letzten Wochen wieder häufiger mit diesem meinem allerersten Freund getroffen habe, wir sind zusammen weggegangen, haben uns gut verstanden und am Ende kam es wie es nach Murphy kommen musste, dass wieder etwas zwischen uns lief, nach all den Jahren. Ich fühle mich sehr wohl bei ihm, wenn er mich umarmt „ist alles gut“. Dabei stellt sich mir jetzt aber ganz dringend die Frage, ob ich seine Zuneigung nur so sehr genieße, weil ich mir derzeit sowieso und ganz generell Zuneigung und körperliche Nähe wünsche oder ob das tatsächlich etwas mit ihm persönlich zu tun hat?! Vorgestern haben wir uns relativ ausführlich und offen darüber unterhalten, dass wir beide mit der Situation nicht sehr glücklich sind und eigentlich nicht wissen, was wir damit anfangen sollen... Um den Bogen zurück zum Thema dieses Forums zu spannen, mir ist in diesem Gespräch aufgefallen, wie oft ich Dinge sage oder mich auf eine bestimmte Art verhalte, die andere Menschen vor den Kopf stößt und dazu führt, dass sie sich in sich selbst zurückziehen weil ich ihnen irgendwie weh getan habe oder zu nahe getreten bin. Mir ist das nicht klar in diesen Momenten, oder jedenfalls war es das bisher nicht. Ich versuche damit glaube ich, dafür zu sorgen, dass es mir nicht wirklich gut gehen kann. Wenn wir uns W*nd*rbar unterhalten könnten und am Ende Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung herrschen würde, würde ich mich aus irgendeinem abstrusen Grund nicht wohl fühlen – oder eben zu wohl fühlen, wenn ihr versteht was ich meine.

      Das fühlt sich für mich sehr ähnlich an wie die Momente, in denen ich doch noch etwas esse, obwohl ich eigentlich genau weiß, dass ich satt bin, in denen ich Kaffee trinke obwohl ich weiß dass er mir nicht gut tut, in denen ich so wie gerade eben mitten in der Nacht nicht ins Bett gehe obwohl ich T*dmüde bin und morgen mit Kommilitonen zusammen ein anstrengender Lerntag ansteht... Ich weiß genau, dass ich das alles ändern könnte, wenn ich es wollte. Ich müsste meinem Schweinehund nur einen Tritt geben, oft genug habe ich die Erfahrung gemacht, dass es dann auch wirklich geht, wenn ich etwas will. Aber: ich will gerade nicht. So gar nicht. Es ist schon fast absurd lächerlich, wenn ich mir selbst dabei zusehe, wie ich mir schade und bei vollem Bewusstsein genau das tue, von dem ich währenddessen schon weiß, dass ich es später bereuen werde.

      Das liegt vielleicht hauptsächlich daran, dass ich mir inzwischen vorgenommen habe, das eigentliche, ursprüngliche Problem zu beheben und nicht (mehr) gegen mich selbst zu kämpfen. Natürlich könnte ich mir Regeln aufstellen, wann ich was esse oder Bettgehzeiten einhalten oder Ersatzhandlungen erfinden anstatt meine Augenbrauen nach losen Haaren zu durchkämmen. Das klappt auch, wenn ich es wirklich will, das habe ich in den letzten Monaten einige Male W*nd*rbar hinbekommen bezüglich des Essens. Irgendwann kommt dann aber immer der Punkt, an dem mir alles wieder annehmbar erscheint, mein Gewicht beispielsweise, und dann lockere ich diese Regeln für mich, weil sie ja keinen direkt erkennbaren Sinn mehr haben. Und dann geht das Spiel von vorne los, schließlich bin ich kein Kind von Traurigkeit und will das Leben ja auch genießen...

      Mir ist klar, dass es sich bei diesen Problemen um ziemliche Kleinigkeiten handelt. Sie hinterlassen keine bleibenden Schäden und machen mich nicht wirklich unglücklich. Wenn ich über „Schwellenwerte“ für gewisse Symptome nachdenke, bin ich noch lange nicht in einem Bereich, der als kritisch einzustufen ist. Trotzdem beschäftigt mich das alles gerade sehr und ich wollte es jemandem erzählen, der vielleicht ein paar kluge Worte dazu sagen kann.

      Muss ich mir Sorgen machen, dass mit der Zeit vielleicht doch immer mehr solcher Kleinigkeiten auftauchen und am Ende ein großes Parade-Störungsbild dabei rauskommt? Sind meine Bedenken vollkommen irrelevant, weil ich eigentlich für ein solches Forum wie hier viel zu normal, gesund und stabil bin? Gibt es irgendwelche Tipps, wie ich mit mir umgehen kann wenn ich merke, dass ich mich wieder mal fremdgesteuert verhalte?

      Und habt ihr Erfahrungen damit, wie so ein Benehmen auf die Umwelt wirkt? Das ist nämlich auch so etwas, was ich im Moment nicht auf die Reihe krieg: Auf der einen Seite erzählen mir die Menschen um mich rum wie toll ich bin und loben mich für viel was ich tue, ich merke auch selber immer wieder wenn ich mich mit anderen vergleiche, dass ich gar nicht so schlecht abschneide. Gleichzeitig bemerke ich aber auch, was für ein ungemein komplizierter Mensch ich bin und wo ich mich überall benehme wie ein Elefant im Porzellanladen, dass ich nicht zuhören kann und gar nicht akzeptieren will, dass andere vielleicht auch Recht haben könnten. Damit bin ich natürlich irgendwie anstrengend für meine Mitmenschen ;) Und natürlich erzähle ich all diese Dinge eigentlich niemandem in meinem Bekannten- oder Freundeskreis. Weil ich niemanden mit sowas nerven will und weil ich nicht das Gefühl habe, dass ich verstanden würde. Deswegen täts mich sehr freuen, hier ein paar Antworten zu bekommen, danke schonmal! =)

      LG, Diana
      Hi Diana,
      du hast (wenn ich das mal so sagen darf) eine interessante, eher subtile Art des svv. Das mit den festen Regeln kenne ich übrigens, wirkungsvoll, aber nicht von dauer. Dass du kompliziert bist, musst du nicht als schlimm betrachten. Jeder ist wie er ist und einfache Menschen sind oft sogar irgendwie langweilig (das war jetzt ein schlauer Spruch) und solang du nicht anfängst, die Leute in deinem Umfeld ständig anzufauchen oder so (was ich oft genug mache) brauchst du dir wohl keine Sorgen zu machen, dass andere dich für schräg halten.
      LastSnip

      Wieso solltest du das nicht sagen dürfen, LastSnip? Subtil triffts sehr gut, ich bin ja selber ewig nicht auf den Gedanken gekommen (Jahre müssen das jetzt sein?!). Irgendwie paradox, dass ich erst auf diese Idee der Eigendiagnose komme, wenn ich ein Seminar in der Uni besuch... Aber was solls. Ich kämpf eh noch mit dem Gedanken, das Ganze irgendwie als "Krankheit" zu sehen oder meinem Verhalten zumindest einen Anstrich von Abnormalität zu geben -.- Witzigerweise treffen eigentlich keine der typischen Gründe, die sowas laut Lehrmeinung hat, auf mich zu - ich hatte eine schöne und behütete Kindheit, von traumatischen Erlebnissen weiß ich nichts und soweit ich mich erinnern kann war ich auch nie in dem Sinne vernachlässigt. Wenn man immer nur das lernt, wie sollte man dann auf die Idee kommen, auch in so ein Schema zu passen... Seltsam. Vielleicht ist das alles bei mir aber auch nur deswegen so unterschwellig und ungefährlich, weil es durch meine sozialen Fangnetze abgemildert wird? Ein komischer Gedanke, einerseits irgendwie tröstlich, andererseits hilfts mir auch nicht allzu viel und bringt eher ein Gefühl der Hilflosigkeit an die Oberfläche. Wenn schon so eine entspannte Vergangenheit nicht alles ausmerzen konnte, was soll ich dann noch versuchen, den letzten Rest loszuwerden?! Die Wahrscheinlichkeit wäre dann wohl eher gleich Null, dass ich noch etwas besser hinkriege als es eh schon ist?

      Ich glaube, mein Problem ist gerade, dass mein ganzes Weltbild zusammenbr*cht. All die Lösungsmöglichkeiten, die ich bisher für eine Art Allheilmittel gegen alle Probleme der Welt gehalten habe, meine Vorstellungen warum die Welt so läuft und funktioniert wie sie es tut - das komplette Bild hilft mir gerade nichts und lacht mich eher aus. Die Möglichkeit, dass ich in der Situation stecken könnte in der ich gerade bin, ist in diesem Bild schlicht nicht vorgesehen, darum gibt es natürlich auch keinen Ausweg. War ich etwas arg naiv während der letzten Jahre, in meiner doch recht kindlichen Wahrnehmung des "Guten"? Genauso wie die Vorstellung, ich könnte irgendwie "krank" sein, will auch das noch nicht so ganz in meinen Kopf passen. Man ist sehr schnell darin, anderen diesen Stempel aufzudrücken, während man sich selbst für tolerant und verständnisvoll hält... Eine traurige Bilanz, die ich da über meine eigene Haltung anderen Menschen gegenüber ziehen muss.

      Tja, langweilig bin ich mit Sicherheit nicht :blaues Grinsen: Aber ob ich irgendwann mal auf dieser großen weiten Welt jemanden finde, der fähig ist mich auszuhalten in all meiner Nicht-Langweiligkeit, das muss ich wohl mal noch in den Sternen stehen lassen...

      @LastSnip: Vielen Dank für deine Antwort, auf jeden Fall! Eine Frage hätte ich noch an dich, bezüglich der Regeln: hast du da für dich eine einigermaßen praktikable Lösung gefunden? Irgendwas, was ich ausprobieren kann?
      hm, kaugummi ist bei mir nicht so optimal, weil dabei aus einem seltsamen grund meine lippen immer austrocknen - mein letzter kaugummi ist wahrscheinlich jahre her ;) aber danke trotzdem, vielleicht find ich ja was anderes... hände beschäftigen schadet eigentlich nie, gestern hab ich mein fahrrad geputzt (das war eh bitter nötig :blaues Grinsen: )
      Manchmal frag ich mich, warum ich nie zur Ruhe kommen kann... Mir ist die letzten zwei Tage klar geworden, dass ich immer irgendwas brauch, das meinen Geist beschäftigt. Das kann man jetzt interpretieren wie man will, gern auch mit übermäßiger Intelligenz :thinking blue: Irgendwie brauch ich aber immer was, was mich nicht nur mental sondern auch emotional beschäftigt. Wenn ich ein Kunstprojekt hab, irgendwas was ich mir in den Kopf gesetzt hab zu zeichnen oder basteln oder nähen, dann kann ich in Leerlaufzeiten wie Fahrten irgendwohin drüber nachdenken. Wenn ich ein interessantes Seminar besuch, begleitet mich der Inhalt bis nach Hause. Soweit klingt das ja noch ganz nett, aber irgendwie sind diese Dinge, über die ich da nachdenke, immer Probleme, ungelöste Dinge an denen ich knobeln muss. Nicht selten beschäftigen mich in solchen Momenten dann zwischenmenschliche Dinge, Sachen die mich nerven. Oft find ich dann auch eine Lösung, aber wenn ich grad keine Probleme hab, dann fühl ich mich komisch. Und das ist der Punkt, an dem ich grad nicht so glücklich bin...
      Warum muss ich mir immer irgendwelche Probleme schaffen, um mich komplett und ganz zu fühlen? Solang ich Termine und Stress bis über die Hutschnur hab, kann ich mich in meinem Kopf beschweren, dass ich keine Zeit hab für mich und natürlich Termine absagen und beschließen, dass ich ab jetzt mehr Zeit für mich haben will. Sobald ich die dann hab, bekomm ich auf einmal Probleme, die ich bis dahin überhaupt nicht hatte! Der Drang zu Essen wird dann übermächtig, zum Beispiel, solang ich den ganzen Tag auf Achse bin denk ich da gar nicht dran, aber wehe, ich sitz gemütlich daheim und kann mir aussuchen, was ich machen will... Außerdem ist das dann natürlich toll, wenn ich nämlich wieder mal gegessen hab obwohl ich gar keinen Hunger hatte, kann sich mein Kopf damit beschäftigen, nach einem Ausweg aus dieser Situation zu suchen. Ach und, natürlich ist Kochen und Essen deutlich attraktiver als die Bastelprojekte, die ich eigentlich schon lang hab oder die Unitexte, die ich eigentlich endlich lesen müsste, ist doch klar.

      Ist das nicht total absurd? Wenn ich den Gedanken weiterspinne lange ich immer wieder an dem Punkt an: "Hör auf Probleme zu lösen, weil du dir sowieso nach jedem gelösten Problem ein neues kreierst, damit du wieder ein Problem zum lösen hast, das dich beschäftigt." Da stellt sich ja schon irgendwie die Frage, ob ich das aktuelle Problem mit dem bisschen-zu-viel-essen überhaupt loswerden wollen sollte - weil, wer weiß, was danach kommt?! 8|
      Hehe, schöner Gedanke! Hab aber auch schon wieder einen Haken: das ist immer das selbe Muster, immer die gleiche Vorgehensweise, irgendwann forderts mich nicht mehr... Hab ich schon probiert :blaues Grinsen: Aber du hast Recht, ich könnt mir mal wieder eins raussuchen.

      Abgesehen davon trink ich grad seit ner gefühlten Ewigkeit wieder mal einen Kaffee in der Früh. Vielleicht isses gar nicht so schlecht ein paar sanfte schlechte Gewohnheiten zu haben ... ?! Dann brauch ich keine eine große schlimme schlechte Gewohnheit ^^
      Täter und Opfer, sind sie vielleicht das selbe, innen drin, in ihren Wünschen, Gefühlen, Problemen, Antrieben? Macht es tatsächlich einen Unterschied, auf welcher Seite man steht? Bin ich ein Täter, der durch das famose SVV versucht zu erreichen, dass zumindest Andere keinen Schaden nehmen? „Du musst aufpassen, dass dein Herz nicht hart wird“, hat sie zu mir gesagt. Das habe ich versucht und immer, wenn es nicht geklappt hat mit dem Liebsein, habe ich die Aggression gegen mich gerichtet. Vor allem dann in potenziertem Maße, wenn es mir mal nicht geglückt war, rechtzeitig zu schlucken. Wenn ich gesehen habe, oh, da hab ich wen v*rl*tzt mit meinen Worten oder Taten. Bin ich jetzt ein Täter, mir gegenüber? Oder bin ich Opfer, von mir selbst, gesellschaftlichen Normen und meinen und fremden Moralvorstellungen? Oder bin ich beides, weil es das eine nur zusammen mit dem anderen geben kann? Vermutlich.

      Und warum schreib ich das alles in der Vergangenheitsform? Sollte es etwa vorbei sein, dieses Schema nach dem ich seit über 10 Jahren lebe? Nun, was zumindest anfängt aufzuhören, ist das schlechte Gewissen das ich hatte, seit ich vor 8 Jahren mit meinem Ex-Was-auch-immer Schluss gemacht hab. Damals war das alles andere als nett für ihn (aufgrund gewisser Lebensumstände, und, naja...) und ich hab jahrelang noch gemerkt, wie er dran geknabbert hat, jedes Mal wenn wir uns getroffen haben. Bei dem Gespräch letztens ist mir klar geworden, dass ich immer noch ein schlechtes Gewissen hab deswegen: "Es wäre einfacher für mich, wenn du sauer auf mich wärst und mich nicht mehr mögen würdest" - "Keine Sorge, ich war schon sauer auf dich." Das bedeutet doch wohl, dass für ihn jetzt alles (wieder) absolut in Ordnung ist, oder?! Heißt das, dass ich mir keine Vorwürfe mehr machen sollte und mir erlauben sollte, den alten Kram ad acta zu legen?!
      Hallo =diana=,

      ich möchte mal ehrlich sein: ich verstehe das Anliegen deines Threads nicht so ganz. Kannst Du vielleicht ein konkretes Problem oder eine konkrete Frage stellen?

      Du stellst zwar sehr viele Fragen, aber alle ziemlich auf einmal und sie wirken eher rhetorisch. Es klingt alles mehr, als wäre es ein Selbstgespräch oder ein Blogeintrag. Das Widerspricht allerdings etwas der Zielsetzung dieses Forums. Vielleicht kannst Du Dich ja mal auf einen bestimmten Aspekt Deiner Probleme konzentrieren und da etwas filtern. Dann finden sicher auch mehr User den "Einstieg" in Dein Thema.

      Gruß,
      klirr
      Ich philosophiere einfach mal mit dir. :)

      =diana= schrieb:

      Täter und Opfer, sind sie vielleicht das selbe, innen drin, in ihren Wünschen, Gefühlen, Problemen, Antrieben?
      Netter Gedanke und ja, Wünsche, Probleme und Gefühle zielen immer auf den Antrieb ab, der Antrieb an sich ist immer gut (Ursache unseres Handelns). Was aber nicht bedeutet, dass das Ergebnis des Antriebs immer gut ist. Wir handeln, weil wir meinen, das es gut seihe (Für was und für wen erstmal vollkommen ausgeklammert). Eine moralisch schlechte Handlung, ist in ihrem entstehen gut.

      =diana= schrieb:

      Macht es tatsächlich einen Unterschied, auf welcher Seite man steht?
      Ja, bezogen auf das Mensch-Sein schon, da der Mensch die Fähigkeit der Selbstreflexion besitzt und dazu kommt noch etwas, was wir Gewissen nennen, was uns bei vermeintlich guten Motiven plagt – was letztendlich auf ein Ziel deutet, das Gewissen, in seiner natürlichen Art.

      =diana= schrieb:

      Bin ich ein Täter, der durch das famose SVV versucht zu erreichen, dass zumindest Andere keinen Schaden nehmen?
      Insofern bist du dann Täter und Opfer zugleich, was bedeutet: Du bist dir selbst Rechenschaft schuldig.

      =diana= schrieb:

      „Du musst aufpassen, dass dein Herz nicht hart wird“, hat sie zu mir gesagt.

      Daran ist viel Wahres dran. Wenn das Herz erhärtet ist die Möglichkeit der Erkenntnis bzw. Selbsterkenntnis enorm schwierig.

      =diana= schrieb:

      Wenn ich gesehen habe, oh, da hab ich wen v*rl*tzt mit meinen Worten oder Taten. Bin ich jetzt ein Täter, mir gegenüber?
      Zumindest hast du den Gedanken, dir gegenüber dein Verhalten zu rechtfertigen. Was nichts schlechtes ist…

      =diana= schrieb:

      Oder bin ich Opfer, von mir selbst, gesellschaftlichen Normen und meinen und fremden Moralvorstellungen? Oder bin ich beides, weil es das eine nur zusammen mit dem anderen geben kann?
      Opfer nur dann, wenn du dich von gesellschaftlichen Normen, die nicht deinen entsprechen bestimmen lässt, aus welchen Motiven auch immer. Deine und fremde Moralvorstellungen haben insofern einen Opfercharakter, wenn du deine eigenen zugunsten der fremden aufgibst. Was in letzter Konsequenz bedeutet, du glaubst nicht an deine Moralvorstellungen, denn sonst würdest du andere, dir fremde, nicht übernehmen.

      =diana= schrieb:

      "Keine Sorge, ich war schon sauer auf dich." Das bedeutet doch wohl, dass für ihn jetzt alles (wieder) absolut in Ordnung ist, oder?! Heißt das, dass ich mir keine Vorwürfe mehr machen sollte und mir erlauben sollte, den alten Kram ad acta zu legen?!
      Ja, aber niemals vergessen, sondern Schlüsse für die Zukunft daraus ziehen. ;)
      "Wir sollten jeden Tag wie ein neues Leben beginnen." Edith Stein