Borderline oder doch nicht?

      Borderline oder doch nicht?

      Hallo zusammen,

      es gibt eine Frage, die ich mir zur Zeit immer wieder stelle. Mich würde interessieren, ob ich damit alleine bin.

      Ich habe vor ca. einem halben Jahr eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert bekommen.
      Es heißt aber ja immer wieder, dass die NPS und BPS sehr eng miteinander verwandt sind. Natürlich bin ich in ambulanter Therapie und beschäftige mich
      mit dem, was in den Gesprächen heraus gekommen ist. Mein Therapeut ist der Meinung es liegt eine NPS vor, jedoch sehe ich auch die Wahrscheinlichkeit einer BPS
      aufgrund weiterer Faktoren, bei denen ich denke dass er diese nicht ernst nimmt und unter den Tisch fallen lässt. Zum einen wären da Schwarz Weiß Denken und auch
      mangelhafte Impulskontrolle. Um nur mal 2 dieser Kritierien zu nennen. Außerdem kann ich mich auf Grund der Diagnosekritierien mit einer NPS überhaupt nicht anfreunden, da ich doch einiges bezweifle.
      Ich weiß nicht, wie ich hier klarheit bekommen kann und eigentlich auch nicht ob ich die Klarheit überhaupt möchte. Natürlich habe ich auch diese dubiosen Internettests gemacht die wahrscheinlich nicht viel aussagen
      aber die alle darauf hinweisen dass es wohl doch eher eine BPS ist. Fand diese Tests auch nicht wirklich einfach.

      Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit seiner Diagnose gemacht bzw. wurde bei euch auch zuerst eine NPS diagnostiziert?

      Würde mich über ein paar Antworten freuen.
      Hallo,

      Mich würde interessieren wo genau das Problem liegt, dass du am Papier NPS stehen hast und nicht BPS. Im Prinzip ist es vollkommen egal, du hast Probleme, bist in Therapie und wie genau das Fachpersonal das was du hast nennt ist doch eigentlich egal.
      Worin siehst du den Vorteil, wenn du "ofiziell" eine BPS hättest?

      LG wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

      ~~~~~~~~
      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Hey,

      ich kann schon verstehen, dass dir so etwas Gedanken macht. Ich habe auch beide Diagnosen bekommen, von verschiedenen Leuten. Und ich muss auch sagen, dass mich die NPS wesentlich mehr geschockt hat. Wenn man mal die ganzen tragischen Ursachen außen vorlässt, dann klingt die Beschreibung dieser Störung wirklich schrecklich - nach einem grundunsympathischen, egozentrischen, unangenehmen Zeitgenossen. Nach einem Menschen, mit nun wirklich keiner etwas zu tun haben möchte. Aber wie du ja schon richtig sagtest - die beiden Störungen liegen sehr nah beieinander, manche Therapeuten unterscheiden da nicht einmal. Und es ist ja auch nicht so, dass, wenn man A nicht hat, man B hat und umgedreht. Gerade Persönlichkeitsstörungen treten ganz oft nicht isoliert auf, sondern in Verbindung miteinander.
      Vielleicht hast du ja von beiden Störungen Anteile, sodass man gar nicht genau sagen kann, welche von beiden nun stärker im Vordergrund steht? Dass man dir halt im Zweifelsfall beide diagnostizieren würde? Oder stört dich die NPS generell, sperrst du dich gegen die Diagnose?
      Wie sieht das denn dein Therapeut - hast du mit ihm mal über das Verhältnis der beiden Diagnosen zueinander gesprochen?
      Auf diese ganzen Selbsttests kannst du übrigens überhaupt nichts geben. Nach denen hätten vermutlich 50% der Bevölkerung eine BPS und 50% BPSler keine Störung...

      LG Danesha
      Hallo,

      hier kann natürlich niemand sagen, was Du hast. Und wie danesha auch schon richtig sagte, sind diese Internettests einfach so viel wert wie diese "Welche Sorte Obstkuchen bin ich?"-Tests.

      Hm, es klingt ein bisschen so, als würde Dich die Diagnose stören, weil sie Dein Selbstbild nicht ganz trifft. Aber ganz ehrlich "netter" ist eine BPS-Diagnose nun auch nicht. Man denke da an so schlagworte wie "manipulativ".
      Und ich habe auch jemanden mit einer narzistischen PS kennengelernt, der auch schwarz-weiss Denken aufwies... vor allem sich selbst gegenüber. Impulskontrolle lag bei ihm auch nicht vor, er hat sehr oft Sachen zerstört oder auch sich selbst v*rl*tzt.

      Wichtig sind daher nicht nur die Symptome, sondern eben der ganze Komplex, der dahintersteht. Und den kann man selbst meist so schnell nicht erfassen. Wenn Du mit Deiner Diagnose unglücklich bist, dann musst Du eine zweite Meinung einholen oder den Therapeuten wechseln.
      Aber vorher solltest Du Dich fragen, ob Dir der Therapeut UNabhängig von der Diganose bisher geholfen hat und wie das Vertrauensverhältnis ist. Denn wenn das ansonsten ok ist, dann würde ich empfehlen, dass Du diese Diagnose erstmal akzeptierst oder es bei ihm nochmal ansprichst.

      Gruß,
      klirr
      Zuerst einmal möchte ich mich bei euch für eure Beiträge bedanken.

      wild_angel schrieb:

      Mich würde interessieren wo genau das Problem liegt, dass du am Papier NPS stehen hast und nicht BPS. Im Prinzip ist es vollkommen egal, du hast Probleme, bist in Therapie und wie genau das Fachpersonal das was du hast nennt ist doch eigentlich egal.
      Worin siehst du den Vorteil, wenn du "ofiziell" eine BPS hättest?
      Also für mich macht es schon einen Unterschied. Gerade in Bezug auf die Kriterien. Wenn ich lese, dass NPS'ler keinerlei Empathie empfinden, dann möchte ich mit sowas nicht gestempelt werden. Ich bin der Meinung, dass ich sehr wohl Empathie empfinde und eigentlich im Gegenteil mich zuviel um die Probleme anderer gekümmert habe. Als dann mal der Zeitpunkt kam, an dem ich Hilfe brauchte war niemand da. Auch mit dem ausbeuterischen Verhalten. Das sind eigentlich DInge, die mich bei anderen stören.

      danesha schrieb:

      ich kann schon verstehen, dass dir so etwas Gedanken macht. Ich habe auch beide Diagnosen bekommen, von verschiedenen Leuten. Und ich muss auch sagen, dass mich die NPS wesentlich mehr geschockt hat. Wenn man mal die ganzen tragischen Ursachen außen vorlässt, dann klingt die Beschreibung dieser Störung wirklich schrecklich - nach einem grundunsympathischen, egozentrischen, unangenehmen Zeitgenossen. Nach einem Menschen, mit nun wirklich keiner etwas zu tun haben möchte.
      Das sehe ich ganz genauso. Wer will schon so sein?!?

      danesha schrieb:

      Vielleicht hast du ja von beiden Störungen Anteile, sodass man gar nicht genau sagen kann, welche von beiden nun stärker im Vordergrund steht? Dass man dir halt im Zweifelsfall beide diagnostizieren würde? Oder stört dich die NPS generell, sperrst du dich gegen die Diagnose?
      Wie sieht das denn dein Therapeut - hast du mit ihm mal über das Verhältnis der beiden Diagnosen zueinander gesprochen?
      Auf diese ganzen Selbsttests kannst du übrigens überhaupt nichts geben. Nach denen hätten vermutlich 50% der Bevölkerung eine BPS und 50% BPSler keine Störung...
      In der Klinik hat man mir von 2 unterschiedlichen Therapeuten verschiede DIagnose gestellt. Eine Therapeutin meinte Narzisstisch und zwanghaft und PTBS mit Depression, während der andere Therapeut Borderline und PTBS als die treffendere Diagnose hielt. Wie kann man dann anders reagieren, als sich die Frage zu stellen, was denn nun stimmt.
      Ich sperre mich gegen die Diagnose, da ich das Gefühl habe, dass all die wichtigen Kriterien, die nicht in die NPS fallen sondern eher zur BPS von den Therapeuten ignoriert werden, damit ihre Diagnose passt. Und natürlich auch, weil ich mich nicht mit einer narzisstischen Persönlichkeit vergleichen lassen möchte. Wie ich auch oben schon erwähnt habe.

      Bisher habe ich mit meinem Therapeuten nicht über das Verhältnis der Diagnosen gesprochen. Ich habe halt einfach das Gefühl, dass ich wissen möchte ob und wenn ja, was mit mir nicht stimmt.

      klirr schrieb:

      Hm, es klingt ein bisschen so, als würde Dich die Diagnose stören, weil sie Dein Selbstbild nicht ganz trifft. Aber ganz ehrlich "netter" ist eine BPS-Diagnose nun auch nicht. Man denke da an so schlagworte wie "manipulativ".
      Nein, aber vielleicht ist es auch nur so, weil ich mich dagegen wehre und nicht so sein möchte. Ich habe selber schon gemerkt, dass ich sehr manipulativ sein kann, vor allem wenn ich etwas erreichen möchte. Aber das ist mir ehrlich gesagt lieber, als als Mensch bezeichnet zu werden, der keine Empathie empfindet.

      klirr schrieb:

      Aber vorher solltest Du Dich fragen, ob Dir der Therapeut UNabhängig von der Diganose bisher geholfen hat und wie das Vertrauensverhältnis ist. Denn wenn das ansonsten ok ist, dann würde ich empfehlen, dass Du diese Diagnose erstmal akzeptierst oder es bei ihm nochmal ansprichst.
      Die Frage kann ich nicht mal beantworten, ich habe zwar das Gefühl, dass ich über vieles mit ihm reden kann, aber einen wirklichen Fortschritt habe ich noch nicht gemacht. Ich denke eher ich stehe auf der Stelle und es geht nicht vorwärts.
      Wobei das zum größten Teil meine Schuld ist, denn irgendwas in mir will garnicht, dass es mir besser geht. Ich hätte Schuldgefühle, wenn es mir besser gehen würde. Bei mir ist auch eine PTBS diagnostiziert, die aber bisher nicht angegangen wurde. Ich habe ständig widersprüchliche Gedanken, die es mir schwer machen Entscheidungen zu treffen. Zum Teil sogar unmöglich. Obwohl ich nur 2 Möglichkeiten habe, zu entscheiden. Dafür oder dagegen. Doch selbst das ist manchmal unmöglich. Wie sollte das aussehen, wenn es mehr als 2 Möglichkeiten geben würde (sowas soll wohl vorkommen)?

      Chris84 schrieb:

      Ich habe selber schon gemerkt, dass ich sehr manipulativ sein kann, vor allem wenn ich etwas erreichen möchte. Aber das ist mir ehrlich gesagt lieber, als als Mensch bezeichnet zu werden, der keine Empathie empfindet.

      Das kann ich total nachvollziehen! Ich empfinde gegenüber einer NPS auch die BPS zwar immer noch als ein Übel, aber das Kleinere. Aber wie gesagt - nur weil in der Definition nach ICD oder wasauchimmer "keine Fähigkeit zur Empathie" steht, muss das nicht auf dich zutreffen. Ich hab mich mit den Kriterien der NPS jetzt nicht so genau auseinandergesetzt, aber bei der BPS zu Beispiel müssen ja auch nicht alle Kriterien zutreffen, um die Diagnose stellen zu können. Vielleicht ist das ja bei einer NPS ähnlich... und es sind ja tatsächlich immer nur Näherungswerte, diese Diagnosen. Das heißt, von allen Persönlichkeitsstörungen bist du der BPS und der NPS am nächsten. In Reinform werden diese Störungen wohl wirklich selten auftreten. Und das arrogante ichbezogene Superarschloch, das man bei den NPS-Kriterien herausliest, wird wohl weitaus seltener anzutreffen sein als Menschen, die eine gewisse Übereinstimmung mit dem einen oder andere Kriterium haben.
      Und dann gibt es ja auch noch das Konzept des weiblichen Narzissmus. Google das mal, vielleicht findest du dich darin eher wieder.
      Wie gesagt, ich hatte auch ein ganz großes Problem mit dieser Diagnose. Ich hab sie dann ein bisschen abgeschüttelt, weil noch andere Diagnosen hatte, und da habe ich mir für mich einfach die passende herausgesucht. Punkt. Dass mir diese Diagnose trotzdem verpasst wurde - nun gut, der Mensch wird seine Gründe gehabt haben, andere hatten andere Gründe für ihre Diagnosen.
      Ich könnte dir noch empfehlen, wenn du gerne liest, dich mal mit Otto Kernberg zu beschäftigen. Der hat über beide Störungen geforscht und stellt sie immer wieder in einen ganz engen Zusammenhang, quasi als Ausprägung ein- und desselben Problems.

      Chris84 schrieb:

      danesha schrieb:

      ch könnte dir noch empfehlen, wenn du gerne liest, dich mal mit Otto Kernberg zu beschäftigen. Der hat über beide Störungen geforscht und stellt sie immer wieder in einen ganz engen Zusammenhang, quasi als Ausprägung ein- und desselben Problems.

      Hast du hierzu konkrete Buchtitel?


      Habe aus reinem Interesse selber mal gegoogelt und das hier gefunden. Weiß nicht ob danesha die selben Bücher meinte, aber ich denke, dass die doch ganz interessant sein dürften. Wobei sich wohl eher das zweite mit beiden Persönlichkeitsstörungen befasst:
      - Otto F. Kernberg - Narzißmus, Aggression und Selbstzerstörung: Fortschritte in der Diagnose und Behandlung schwerer Persönlichkeitsstörungen
      - Otto F. Kernberg - Borderline-Störungen und pathologischer Narzißmus

      Lg,
      SueShii
      Kannst du die verborgene Seite des Mondes sehen?", fragte er.
      Sie schüttelte den Kopf.
      "Nein. Egal wo man gerade ist auf der Welt, den Mond sieht man immer nur von einer Seite."
      "Also sehen alle nur dieses traurige Gesicht", sagte er. "Ich dachte, auf der anderen Seite lächelt er vielleicht."
      Hallo Chris,

      ich habe mal das Manual zur Übertragungsfokussierten Therapie gelesen. Also offiziell heißt das, glaube ich, Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeit. Ob man das lesen mag, ist Geschmackssache, es ist im Prinzip eine Anleitung für Psychotherapeuten, die diese Art von borderlinespezifischer Therapie durchführen. Das ist, meine ich, ein echtes Fachbuch und auch entsprechend teuer, aber gut sortierte Bibliotheken haben das, oder man bestellt es eben per Fernleihe. Ich fand es gut verständlich, zumal sehr viele Beispiele aus Behandlungen drin waren, das hat die Sache sehr anschaulich gemacht.
      Ansonsten habe ich auch nur Artikel gelesen, aber da hilft dir Google auf jeden Fall weiter. Und die Bücher von SueShii sind Titel, die auch jede Bibliothek mit einer guten Psychologie-Abteilung hat.

      LG Danesha
      Hallo Chris,

      ich kann deine Frage schon verstehen.

      Ich leide auch an BPS und würde wohl schlechter Leben wenn ich es nicht wüsste.

      Nach meiner erfahrung sind die NPS und die BPS im grunde komplett verschieden.

      Bei der NPS leidet man am überhöhten Selbstvertrauen und sieht andere nur über ihre Statussymtome.

      Bei BPS leidet man unter einem zerstörtem Selbstbild.

      Deshalb passen diese Störungen gut in eine Beziehung zusammen.

      Der BPSler sucht ein Objekt (Mensch) zum anhimmeln, ein Mensch zu dem er aufschauen kann.

      Der NPSler sucht ein Mensch der in der Persönlichkeit kleiner ist als er.

      Deshalb passt das sogut zusammen, aber ich komme vom Thema ab.

      Letztlich ist es egal ob man an BPS, NPS oder einer nderen Persönlichkeitsstörung leidet, es ist nur wichtig hilfe zu suchen und damit umgehen zu können.



      LG. Zekrom-Reshiram
      Schwarz oder Weiss, Links oder Rechts, Gut oder Böse

      !!!Wer auf der Grenze läuft hat keine Mitte!!!
      Hallo,

      Zekrom-Reshiram schrieb:


      Bei der NPS leidet man am überhöhten Selbstvertrauen und sieht andere nur über ihre Statussymtome.

      Bei BPS leidet man unter einem zerstörtem Selbstbild.


      diesme Teil muss ich widersprechen, da es auch in der Forschung so nicht dargestellt wird. Oftmals (wenn nicht immer?) haben Menschen mit einer narzistischen Persönlichkeit massive Probleme mit der Selbstwahrnehmung und mit dem Vertrauen in sich selbst. Nach aussen wird aber oft eben genau das Gegenteil vermittelt und die Anerkennung von aussen ist sehr wichtig, die man sich selbst oft nicht entgegenbringen kann.

      Ich wäre also vorsichtig mit solch plakativen Aussagen. Die Persönlichkeitsstruktur ist da viel feinstufiger und nicht zwingend "logisch".

      Grüße,
      klirr
      Ich könnte jetzt das gesamte krankheitsbild von BPS und NPS darbieten, meine erklärung war nur für den leihen beschrieben.

      Es fachlich zu beschreiben wäre zu kompliziert und umfangreich.

      Ich denke du verstehst jetzt was ich meine :O



      LG: Zekrom-Reshiram
      Schwarz oder Weiss, Links oder Rechts, Gut oder Böse

      !!!Wer auf der Grenze läuft hat keine Mitte!!!