Angst vor einer ES

      Angst vor einer ES

      Hallo.

      Vorab gesagt, ich brauche keine RatSchl*g*, die dahin gehen, dass ich eine Therapie machen sollte. Ich bin momentan auf der Suche. Aber ich habe einfach niemanden, mit dem ich über dieses Thema sprechen könnte.

      Ich habe Angst. Angst davor, dass ich in eine ES rein rutsche. Oder es schon bin.
      Ich hatte schon immer ein Problem mit meinem Gewicht. Habe als Kind auch oft viel zu viel gegessen, hatte richtige FAs (die ich heute auch teilweise noch hab), bis mir schlecht wurde. In der Pubertät kamen dann teilweise fiese Sprüche von anderen Jugendlichen und meinem Vater. Das haben meinem Selbstwertgefühl natürlich nicht geholfen.
      Nun ja, dann musste ich mit 16 ungefähr für eine Untersuchung zum Arzt. Der Arzt sollte mir eine Bescheinigung für Rehasport aufschreiben, für meine Knie. Aber dafür wurde halt alles gecheckt. Und die Ärztin schrieb mir dann auf die Überweisung zum Rehasport „Adipositas“. Ich wusste damals nicht wirklich viel mit dem Begriff anzufangen, bis meine Mutter die Überweisung las und es mir erklärte.
      Das hat mich total verunsichert. Und traurig gemacht. Danach habe ich meinen Körper noch mehr verabscheut, als vorher. Aber durch den Sport und eine umgestellte Ernährungsweise habe ich dann abgenommen. So konnte ich ein einigermaßen normales Gewicht für meine Größe erreichen. Laut BMI bin ich immer noch leicht übergewichtig. Wirklich nur leicht. Und das hat mich damals total Stolz gemacht, weil ich auch Komplimente bekommen habe.
      Doch dann lief der Rehasport aus und die Krankenkasse zahlte nicht mehr. Und für meine Eltern war das auf Dauer einfach zu teuer. Glücklicherweise konnte ich dann mein neu gewonnenes Gewicht erst mal halten. Bis jetzt. Ich habe wieder zugenommen. Und das macht mich wahnsinnig. Ich kriege einen richtigen Hass auf meinen Körper. Bei jedem Gramm mehr, könnte ich ausrasten und habe großes Verlangen danach, mich zu schn**d*n.
      Also habe ich mit Diäten angefangen. Aber meine FA waren dabei nicht sehr hilfreich. Dann habe ich vor kurzem mit dem Kalorienzählen angefangen und war immer deutlich unter der Hälfte von dem, was ein Erwachsener zu sich nehmen dürfte. Und mir war das immer noch zu viel. Ich habe sogar daran gedacht, mir einfach mal den Finger in den Hals zu stecken. Da kam in mir ein richtig großes Verlangen/Druck danach auf.
      Dann habe ich vor ca. fünf Tagen den Teil meines Essens erbrochen.
      Ich habe mich danach erst total gut gefühlt. War dann aber erschrocken, weil ich weiß, wie schlimm eine ES ist und was das mit dem Körper machen kann. Ich habe mir gesagt: „Gut, das war einmal und nie wieder und es war auch nur, weil du dich überfressen hast.“
      Doch prompt am nächsten Tag habe ich es dann wieder gemacht. Aber nur nach großen Mahlzeiten oder wenn ich mich total unwohl gefühlt habe. Aber eigentlich will ich das nicht, denke ich.
      Es ist ungesund für mich. Aber irgendwie ist da ein Druck da es zu tun. Ein bisschen so, wie beim SVV. Oder mache ich das nur als Ersatz für das SVV, was ich momentan unterdrücke?

      Hat jemand irgendeinen Rat oder sonst was? Ich bin wirklich total am Ende.
      Es macht mir echt Angst.
      Ich bin doch schon verrückt genug...

      Liebe Grüße
      Teetied
      "I don't feel miserable or angry. I don't feel good or bad. I feel... nothing. Which feels great."
      - Gregory House.
      Es gibt viele Gründe warum man sich nach dem Essen erbr*cht. Einer davon ist sicher auch um das schn**d*n zu kompensieren. Beides ist allerdings eine Art von Selbstv*rl*tzung und Druckregulierung. Ich denke schon, dass du gut aufpassen solltest und versuchen solltest dem Druck standzuhalten. Skills helfen da sehr gut um den Druck auf eine gesunde Art und Weise loszuwerden.
      Das Kalorienzählen aufzugeben ist natürlich schwer, wenn man einmal damit angefangen hat. Und auch eine besser Beziehung zu seinem Körper kann man nicht so ohne weiteres aufbauen.
      Vielleicht hilft es dir, wenn du dir vor dem Essen denkst: "Okay, ich will leben und mich nicht quälen. Zum Leben brauche ich Nährstoffe und Vitamine, also ist es vollkommen okay, wenn ich jetzt dieses und jenes zu mir nehme." Oder du lenkst dich während des Essens ab. Lies nebenbei eine Zeitung oder ähnliches, damit dein Fokus auf etwas anderes gelenkt wird. Was natürlich auch immer hilft sind regelmässige Mahlzeiten an die man sich dann auch hält. Und zwar ohne Ausreden und sonstige Dinge. Versuch doch zudem eine Atomspähre zu schaffen in der du dich wohlfühlst und du ohne riesengroße Gewissensbisse essen kannst.
      Ansonsten ist ja klar, dass eine Therapie Sinn macht und du suchst ja auch schon nach einem Platz.
      Hallo phie,

      danke für die Antwort.
      Nur habe ich immer, wenn ich dem Druck standhalte in der letzten Zeit ein total schlechtes Gewissen deswegen und fühle mich noch unwohler als vorher. Ich versuche auch schon, dem Essen und meinem Gewicht nicht mehr so viel Raum in meinem Leben zu geben. Aber eigentlich kreisen meine Gedanken täglich darum. Vor allem, wenn ich schlankere Frauen sehe, egal ob draußen in der Stadt oder im TV. Dann bin ich extrem gefrustet und wütend darüber, dass bei mir einfach keine Diät klappt. Zumindest nicht so, wie ich es mir wünsche.
      Auf Kalorien schaue ich mittlerweile schon automatisch, wenn ich eine Verpackung vor mir habe. Und ich lese oder schaue meistens eh fern, wenn ich esse. Einfach, weil ich mich nebenbei noch gerne beschäftige. Aber die Gewissensbisse bleiben. Und mit jedem Happen, den ich zu mir nehme, geht es mir schlechter. Das macht mich wahnsinnig. Manchmal will ich einfach gar nichts mehr essen. Aber dann kommen die FAs wieder. Es regt mich so auf.

      Ich hoffe auch, dass es bald mal klappt mit einem Therapieplatz.

      Liebe Grüße
      Teetied
      "I don't feel miserable or angry. I don't feel good or bad. I feel... nothing. Which feels great."
      - Gregory House.
      Ich weiß nicht ob es dich beruhigt, aber meine Freundin hat Bulimie. Ihr ging es vor der Therapie da ganz genauso wie du es beschreibst. Sie sagte auch öfter, dass es nichts bringt dem Druck standzuhalten, weil er dann noch nicht abgebaut ist und sie dann eben am nächten Tag eine Essattacke hat.
      Ich kann dir wirklich nur empfehlen mal verschiedene Skills auszuprobieren. Und mach dir mal keine Gedanken, wenn etwas nicht sofort hilft. Am besten ist es auch, die Skills erstmal auszuprobieren, wenn es dir an sich ganz gut geht und dein Druck nicht übermächtig ist. Du kannst dir ja eine Liste schreiben was du mal versucht hast und ob du dir vorstellen kannst, dass es bei Druck auch hilft.
      Die Therapeutin meiner Freundin sagte mal: "Es gibt gar nicht so viele schlanke Menschen auf der Welt. Sobald man sich aber den ganzen Tag mit diesem Thema beschäftigt achtet man automatisch darauf und sieht nur noch schlanke Frauen." Vielleicht achtest du die nächsten Male nur darauf wieviele normalgewichtige und übergewichtige Menschen dir auf der Straße begegnen.
      Ich weiß nun nicht was ich dir sonst noch raten könnte. Vielleicht noch, dass dünne Menschen nicht attraktiver sind als andere. Sie haben auch nicht mehr erreicht. Der Mensch ist letztendlich ein Tier und wird auch oft genug von Instinkten gelenkt. Ein Junge wird eine Frau auch danach beurteilen ob sie für ihn als Mutter für den eigenen Nachwuchs in Frage kommt. Je dünner Frau ist, desto weniger groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frau eine Schwangerschaft unbeschadet übersteht und somit fällt Frau aus dem Blickfeld des Jungen. Ich weiß, dass dir der letzte Absatz vermutlich nicht helfen wird, aber egal.
      Danke, die Antwort hat mir wirklich geholfen.
      Vor allem der Satz, den deine Freundin von ihrer Therapeutin bekommen hatte. Ich werde mal versuchen mehr auf normalgewichtige Frauen zu schauen und mich nicht so sehr auf sehr schlanke zu fixieren. Wird bestimmt nicht leicht werden :-/ Aber was auf der Welt ist schon leicht? Skillen werde ich auch weiterhin versuchen. Auch wenn ich bisher noch nicht das richtige für mich gefunden habe. Wird sich aber wohl noch zeigen, was mir hilft.
      Bin heute recht guter Dinge, was das Thema angeht. :)
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      - Gregory House.
      hallo teetied

      also ich werde dir wahrscheinlich nicht wirklich helfen können... ich muss sagen, ich kenne deine situation nur zu gut, du bist da nicht allein...
      es ist sehr gut, das du auf der suche nach einem therapieplatz bist, je eher der sache auf den grund gegangen wird, desto besser. ich wünschte den weg wäre ich auch schon viel früher gegangen, denn heute stecke ich deswegen in der bulimie... aber das ist ein anderes thema...
      ich denke das wichtigste ist wirklich erstmal, das du einen weg für dich findest, irgendwie druck abzubauen. hast du es denn aktuell auch mal mit sport versucht? ich könnte mir vorstellen, das das für dich auch eine gute alternative wäre, zu mal das ja auch einen positiven nebeneffekt hat. nur sollte man dabei aufpassen, es mit dem sport nicht zu übertreiben...
      naja, ich weiß, das das jetzt nicht unbedingt die hilfreichste antwort war, aber ich wollte dir damit auch sagen, das es gut ist, das du eine therapie machen willst, eh auch du wirklich in eine bulimie oder so rutschst! für mich hat das nämlich einen viel größeren suchtcharakter als das direkte svv...

      also ich wünsche dir ganz viel kraft und hoffe, das du bald professionelle hilfe findest!
      wenn du möchtest darfst du mich auch gerne per pn anschreiben

      alles gute und liebe grüße, schwertlilie
      Hallo schwertlilie,

      ich werde es mal mit Sport versuchen. Hatte sowieso vor wieder mehr Sport zu treiben. Nur habe ich da manchmal das Gefühl, dass mich Sport im Nachhinein total aggressiv macht und auch runter zieht. Ich kann nicht erklären wieso, vielleicht komme ich mit der neugewonnenen Energie nicht klar. Oder ich habe einfach zu viel gemacht und bin durch Erschöpfung nach sportlichen Aktivitäten so drauf.
      Die letzten Tage habe ich eigentlich alles soweit im Griff. Ich esse zwar recht wenig. Und sträube mich auch sehr davor mehr zu essen und das Kalorienzählen kann ich so schnell auch nicht ablegen. Aber ich habe nicht wieder erbrochen, worüber ich sehr Stolz bin, weil mir das echt Angst gemacht hatte.

      Danke für deine Antwort und ja, ich hoffe es auch sehr. Das Warten und Hoffen macht mich wahnsinniger als alles andere.

      Liebe Grüße
      Teetied
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