Wenn Krisenintervention nicht greift

      Wenn Krisenintervention nicht greift

      Hallo ihr,
      ich habe gestern Abend keine wirklich tolle Erfahrung gemacht und habe die Frage, ob das jemand kennt oder was ihr in der Situation dann machen würdet.

      Wie der Titel sagt- Krisenintervention, die leider nicht funktioniert oder statt gefunden hat.
      Es ist gestern Abend sehr g*br*ch*n und ich habe mit Hilfe im Bezirkskrankenhaus (räumlich auch das nächstliegende Krankenhaus) der Region angerufen für die Krisenintervention. Ich wollte auch nicht längerfristig oder so bleiben, sondern wirklich nur die Nacht dort verbringen oder allgemein Hilfe für die überfordernde Situation bekommen.
      Es hat einiges an Nerven und Zeit gekostet, sowohl für mich als auch für meine Freundin, die mir nun geholfen hat, dort überhaupt anzurufen.
      Schließlich hat es zwar bisschen gedauert, aber ich wurde verbunden mit der Station, die Frage nach dem Grund, Alter, Wohnort etc. hab ich alles hinter mich gebracht und danach habe ich leider die Auskunft bekommen, dass alles belegt ist und sie keine Chance haben, mich nun spontan aufzunehmen. Ein Bett im Flur wäre das einzige, was sie mir wirklich anbieten könnten.
      Das habe ich abgelehnt; da ist selbst meine Wohnung besser. Meine Freundin hat mir geholfen, die Situation um einiges zu stabilisieren, aber unabhängig davon ist das natürlich belastend und anstrengend und keine Lösung oder sowas, falls die Situation nochmal entstehen sollte.
      Kennt das vielleicht wer und was würdet ihr vielleicht in der Situation dann machen?
      Um vorzugreifen, ja, ich bin in Therapie und ich habe eine Nummer von meiner Therapeutin, aber nur die Praxisnummer und ihr AB empfiehlt eben auch, sich an dieses jene KH zu wenden.

      Jemand eine Idee oder Erfahrungen dazu?
      Viele Grüße,
      alwalo
      Urlaub ist die Zeit
      in der die Seele Luft holt
      und den Problemen
      einen frischen Wind verpasst
      Hallo alwalo

      ich habe mal eine ähnlich Erfahrung gemacht und dann eine Nacht auf dem Krankenhausflur geschlafen. Nicht wirklich schön, aber für mich damals am sichersten. Ich hatte die Situation auch mit einem Mitbewohner, mit dem wir erst nach einigem Drängen meinerseits im Krankenhaus auftauchen konnten, damit er wenigstens ein Gespräch hat und Bedarfsmedis bekommt. Ich kann das verstehen, die Krankenhäuser sind halt oft überlastet. Gerechtfertigt ist eine solche Handlungsweise natürlich trotzdem nicht. Die Krankenhäuser sind verpflichtet, dich aufzunehmen. Können sie das wegen Überbelegung nicht, dann sind sie verpflichtet, dich an das nächstgelegene Krankenhaus weiter zu vermitteln bzw. dich da ggf. auch hinzubringen. Falls die Situation nochmal auftreten sollte, dann würde ich das dort auch so sagen bzw. im Notfall selbst das nächstgelegene Krankenhaus anrufen. Manchmal muss man leider sehr auf Hilfe bestehen. Ich habe den Eindruck, dass einem, wenn man selbst um Hilfe bittet, eine genügende Stabilität unterstellt wird.
      Naja, wie gesagt,ich habe auch schon eine Nacht auf dem Flur verbracht (netterweise wenigstens noch mit so Sichtschutzwänden) und es ging auch. Also im äußersten Notfall ist es besser als gar nichts, aber wie gesagt, sonst ab ins nächste Krankenhaus.
      Ich an deiner Stelle würde die Situation auch mit deiner Therapeutin besprechen. Zum einen um nochmal einen Notfallplan (beginnend mit Skills unterschiedlicher Stärke bis eben hin zu Notfalltelefonnummern) zu erstellen, zum anderen, weil sie da vielleicht noch besser Tipps geben kann, was man den Ärzten dort sagen sollte.

      Liebe Grüße
      Fylgja
      Meines wissens ist das bei kriseninterventionen fast immer so.
      Vor ein paar wochen musste ich mal mehrere nächte auf dem gang schlafen, weil in keinem zimmer was frei war. (Ist zumindest in "meiner" klinik so)
      Aber ich denk wenn es einem grade sehr schlecht geht, ist das immer noch besser, als zuhause.

      Hey,

      ich kenne diese Situation auch. Habe zwar noch nicht auf dem Flur geschlafen, dafür konnte man mir in der ersten Nacht kein Bett anbieten, sondern nur eine Matratze. Trotz der Überbelegung blieb ich dort zur anschließenden Therapie. Es kamen noch weitere Patienten, die auch noch untergebracht wurden (dann wurde der Aufenthaltsraum nachts zum Schlafzimmer erklärt. Auf jeden Fall ist diese Klinik gut damit umgegangen. Meines Wissens nach dürfen sie keine Krisenintervention ablehnen, und müssen dich im Notfall an ein anderes Krankenhaus weiterleiten.

      Als ich das zweite Mal zur Krise in der Klinik war (andere Klinik), war diese wieder sehr voll (ist im Winter meistens so). da wurden dann einige PAtienten in eine andere Klinik verlegt.

      Was mir auch manchmal sehr geholfen hat, wenn ich eine Krisenintervention übertrieben fand: Einfach trotzdem mal in die Klinik fahren oder dort anrufen, um mit einem der Pfleger dort zu quatschen. Das ist manchmal ein guter KOmpromiss.

      Lieben Gruß
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.
      naja, wobei ich mir da schon die frage stelle wie dringend es denn tatsächlich war...das bett auf dem flur hast du ja abgelehnt.
      klar, ist ein bett auf dem flur nicht schön aber sie hätten dich ja aufgenommen. insegesamt liest sich dein text einfach nicht nach einer ganz schlimmen, akuten krise.
      Ich wollte auch nicht längerfristig oder so bleiben, sondern wirklich nur die Nacht dort verbringen


      vielleicht liege ich ja auch völlig falsch aber für mich klingt es so als wäre es dir schlecht gegangen und du wolltest dafür hilfe und unterstützung. der wunsch ist verständlich aber im heilungsprozess muss man auch lernen mit schwierigen situationen umzugehen und eine krisenintervention sollte man nur in einem wirklichen notfall aufsuchen. dein wunsch von vorneherein nur eine nacht dort zu bleiben und das bett auf dem flur abzulehnen sprechen allerdings, in meinen augen, nicht dafür, dass es ein solch akuter notfall war.
      naja, vielleicht habe ich ja auch nur alles falsch verstanden...
      If you are going through hell - keep going!
      (Winston Churchill)
      Hi,
      danke für die ganzen Antworten!
      Falls die Situation nochmal auftreten sollte, dann würde ich das dort auch so sagen bzw. im Notfall selbst das nächstgelegene Krankenhaus anrufen. Manchmal muss man leider sehr auf Hilfe bestehen. Ich habe den Eindruck, dass einem, wenn man selbst um Hilfe bittet, eine genügende Stabilität unterstellt wird.

      Danke für den Anstoß und den Gedanken «klar, das schafft derjenige, wenn ers schon schafft anzurufen» viele sehen das sicherlich so, dass es eher genau andersrum der Fall ist.. Soweit bin ich in der Situation zumindest nicht mehr gekommen mit denken- klar gibt es noch andere Krankenhäuser, heute morgen hab ich mich dann gefragt, warum ich da eigentlich nicht angerufen hab.
      Mit meiner Therapeutin werde ich auf jeden Fall einen Notfallplan aufstellen (müssen, sollen..), ich denke, sie kann da sehr wegweisend sein und ich rede mich nicht raus.
      Das Verlegen von anderen Patienten von A nach B wäre mir sehr unangenehm, aber
      Einfach trotzdem mal in die Klinik fahren oder dort anrufen, um mit einem der Pfleger dort zu quatschen. Das ist manchmal ein guter KOmpromiss.
      Ein Pfleger, eine Beratungsstelle, was weiß ich- aber ja, das fände ich auch einen guten Kompromiss. Vielleicht auch die Teleseelsorge mal wieder.

      @ All Alone -ja, das hast du falsch verstanden. Simpel missverstanden. Es war ein Notfall und ich lasse es nicht klein diskutieren. Du kannst darüber nicht urteilen, also lass es. Ob der Text nun in deinen Ohren schlimm genug klingt oder nicht, interessiert mich nicht. Die Situation werde ich mit Sicherheit in der Therapie besprechen und ich bin mir dessen bewusst, dass Krisenintervention nur etwas für den Notfall ist.
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      und den Problemen
      einen frischen Wind verpasst
      Hey Alwalo,

      Also ich will das jetzt nicht "klein reden" oder so wie du ja All_Alones Post aufgefasst hattest. Aber ein Bett oder eine Matratze auf dem Flur ist absolut nichts ungewöhnliches, aus dem einfachen Grund, dass sie eben in Krisensituationen aufnehmen MÜSSEN und die anderen Kliniken im Umkreis oft genau so überlastet sind. Da kann man auch in deinem Fall nicht sagen, dass die Krisenintervention nicht "funktioniert" hat oder der Klinik einen Vorwurf machen, du hast schlicht und ergreifend das angebotene Bett abgelehnt weil du nicht auf dem Flur schlafen wolltest. Damit will ich nicht deine Situation runterspielen oder dich verurteilen oder sonstwas, nur sagen dass das nichts ungewöhnliches ist und man bei einer Krisenintervention nicht erwarten sollte, dass man sofort ein gemütliches Bett im Einzelzimmer bekommt. Meiner Erfahrung nach kommt man ohnehin selbst wenn man ein Zimmer kriegt in ein Beobachtungszimmer mit Fenster zum Pflegerzimmer und da muss auch das Licht die ganze Nacht an sein etc.

      Eventuell kannst du aber für den Fall, dass nochmal so eine Situation auftritt versuchen dir dann wieder Unterstützung von deiner Freundin holen? Dann wärst du nicht alleine und sie scheint ja doch einiges zu deiner Stabilisierung beigetragen zu haben? Oder (wie ja glaub ich schon erwähnt wurde) einen Notfallplan in der Thera erstellen?

      glG N**dle
      Wenn einer, der mit Mühe kaum,
      gekrochen ist auf einen Baum
      schon meint, dass er ein Vogel wär,
      so irrt sich der.
      [Wilhelm Busch]
      Hallo,

      ich möchte auch nochmal aufgreifen, was All_Alone und N**dl* geschrieben haben, es aber nochmal aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachten. Am Anfang hast Du nämlich folgendes geschrieben:

      alwalo schrieb:

      Das habe ich abgelehnt; da ist selbst meine Wohnung besser.


      Wenn man das alles mal zusammen nimmt, komme ich zu der Frage: Was hättest Du in dem Moment gebraucht?
      Hättest Du eine Beaufsichtigung gebraucht? (Wenn ja, wäre auch der Flur die bessere Alternative gewesen.)
      Oder hättest Du in dem Moment einen realen sicheren Ort gebraucht? (Dabei denke ich vor allem auch an Deinen Thread, den Du kürzlich gepostet hast.)

      Also ich will damit nicht sagen, dass Du keine Krise gehabt hättest, vielleicht war aber das, was Du in dem Moment gebraucht hättest etwas ganz anderes, als eine Krisenintervention Dir hätte bieten können? Und wenn das in etwa passig ist, wäre es ja wichtig das in der Therapie vielleicht auch anzusprechen. Heißt: Welcher Art war Deine Krise, welches Bedürfnis stand im Vordergrund, wie kannst Du das Bedürfnis erkennen und es versorgen, etc.

      Ich habe auch schon Abende erlebt, die ich als Krise wahrgenommen habe, wo sicher eine KI die bessere Wahl gewesen wäre, wo ich das aber nicht gemacht habe, weil es im Wesentlichen nichts an meiner Situation geändert hätte. Deswegen würde ich nicht sagen, dass es keine Krise war.
      Nur, das Problem ist aber auch: So etwas _kann_ gut gehen, muss aber nicht. Der Moment, wo man sich noch um Hilfe kümmern kann, den sollte man in jedem Fall ernst nehmen. Der Abend hätte sicher auch ganz anders enden können, es hätte auch die "falsche Wahl" sein können und es hätte vielleicht deswegen gefährlich werden können. Auch deswegen würde ich raten im Gespräch zu klären, wie Du das erkennen und abwägen kannst. Im Zweifel ist nämlich der Flur vielleicht doch besser, als zu Hause, weil im Krankenhaus ja zusätzlich auch die Beaufsichtigung stattfindet.

      Entgegen dem Rat von N**dl* würde ich aber nicht darauf bauen, dass Deine Freundin Dich beim nächsten Mal auch so gut unterstützen kann bei der Stabilisierung. Nicht, weil ich es ihr nicht zutrauen würde, aber das ist eine enorme Verantwortung und es wäre - aber ich denke das wisst ihr beide - besser, wenn der Fokus auf andere Anlaufstellen gelegt wird.

      Vielleicht kannst Du ja die Sachen, die Du selbst jetzt schon genannt hast - was hätte anders laufen können, weil Du in dem Moment nicht daran gedacht hast - auf einen Zettel aufschreiben und Dir gut sichtbar irgendwo hinlegen oder aufhängen. Ich denke das wäre mindestens bis zu dem Gespräch wichtig, damit Du im richtigen Moment auch daran erinnert wirst, wie z.B. an die Telefonseelsorge.

      Liebe Grüße
      Hey,
      ich habe viel mit Sicherheit um mich herum und mit Körpersicherheit zu kämpfen. Das abzulehnen, war Impuls. Sicherlich nicht 1000 Mal durchüberlegt, sondern der einfache Satz mit der Entscheidung, dass ich nicht kommen werde.
      Es wäre das erste Mal Krisenintervention gewesen und ich habe nicht die Bedingung an ein Einzelzimmer gestellt. Vielleicht kommt der Punkt –schlicht Unwissen- dazu; ich hab keine Ahnung «davon» - vielleicht hätte ein Gespräch, Bedarfsmedi gereicht.

      klirr schrieb:

      Wenn man das alles mal zusammen nimmt, komme ich zu der Frage: Was hättest Du in dem Moment gebraucht?
      Hättest Du eine Beaufsichtigung gebraucht? (Wenn ja, wäre auch der Flur die bessere Alternative gewesen.)
      Oder hättest Du in dem Moment einen realen sicheren Ort gebraucht? (Dabei denke ich vor allem auch an Deinen Thread, den Du kürzlich gepostet hast.)

      Ich habe darüber eine Weile nachgedacht. Beaufsichtigung hätte ich sicherlich auch irgendwo gebraucht, aber der Impuls, das abzulehnen, hängt wahrscheinlich tatsächlich mit einem für mich existenten sicheren Ort zusammen. Der Unterschied zwischen Flur und Zimmer ist niemals so groß, wie er bei mir bewertet wird. Spontan nicht fast komplett einsehbare Räumlichkeiten, die tendenziell nicht sicher begrenzt wirken aufgrund der Größe.. etc.

      klirr schrieb:

      Heißt: Welcher Art war Deine Krise, welches Bedürfnis stand im Vordergrund, wie kannst Du das Bedürfnis erkennen und es versorgen, etc.

      klirr schrieb:

      Vielleicht kannst Du ja die Sachen, die Du selbst jetzt schon genannt hast - was hätte anders laufen können, weil Du in dem Moment nicht daran gedacht hast - auf einen Zettel aufschreiben und Dir gut sichtbar irgendwo hinlegen oder aufhängen. Ich denke das wäre mindestens bis zu dem Gespräch wichtig, damit Du im richtigen Moment auch daran erinnert wirst, wie z.B. an die Telefonseelsorge.

      Den Batzen nehme ich nun mit in die nächste Therapiestunde, um daraus ausgehend mir die Chance geben, passender zu reagieren für eine solche Situation. Einfach was in der Hand halten zu können, was mir nächstes Mal als kleine Anleitung dient.

      Abschließend- ich sehe dies wie klirr, meine Freundin ist meine Freundin. Niemand professionelles, der einen solchen Fall auffangen kann und soll. Zudem hat sie zu viel Verantwortung, wenn ich darauf setze, dass sie mich fängt, immer. Keine, die ein Mensch tragen kann und erst Recht keine Beziehung.

      Viele Grüße
      Urlaub ist die Zeit
      in der die Seele Luft holt
      und den Problemen
      einen frischen Wind verpasst