Großer Umzug- Verschlimmerung der Symptomatik?

      Großer Umzug- Verschlimmerung der Symptomatik?

      Hallo,

      Ich bin auf der Suche nach Menschen, die schon einen größeren Umzug hinter sich haben, weil ich einfach sehr unsicher bin, wie sich das danach entwickelt.

      Im Juni hab ich dann das Abi und habe vor wegzuziehen. Ich merke einfach dass ich Abstand zu meiner Familie brauche, den habe ich jetzt durch das Internat schon teilweise und ich könnte mir nicht vorstellen, nach dem Abi ganz nach Hause zu ziehen (außerdem ist die Anzahl der Unternehmen, bei denen ich mit meiner Ausbildung arbeiten könnte, hier in der Umgebung sehr gering). Einerseits ist die Vorstellung sehr verlockend, irgendwo ganz neu anzufangen, wo mich niemand kennt, nicht mehr die Verpflichtung zu haben, zu allen Anlässen nachhause zu kommen, einfach endlich mein eigenes Leben zu führen.

      Andererseits weiß ich nicht, ob das gut gehen kann. Ich müsste mir an meinem neuen Wohnort ein ganz neues soziales Umfeld aufbauen. Ich kann viel offener auf andere Menschen zugehen als früher, aber ob das reicht? Gerade in den letzten Jahren habe ich mir hier Freundschaften aufgebaut, die mir unglaublich wichtig sind. Der Gedanke, diese Menschen nur mehr ein paar Mal im Jahr zu sehen, tut sehr weh. Ich habe Angst, dass dann alles wieder schlimmer wird. Hier weiß ich, dass meine Mutter bzw meine Zimmerkolleginnen im Internat blöde Fragen stellen, wenn ich langärmlig rumlaufe oder nichts essen will. Ich weiß, dass sich meine Freunde Sorgen machen würden. Motivation genug, um SVV zu vermeiden und etwas zu essen, auch wenn man vielleicht gerade nicht will.
      Das alles habe ich dann aber nicht mehr. Ich weiß nicht ,ob ich mir selbst wertvoll genug bin, gut auf mich und meinen Körper aufzupassen. Oder ob sich ein kleiner kranker Teil in meinem Gehirn denkt "Ha, endlich kann ich mich ungestört zerstören!" und das dann auch tut.
      Hier habe ich ein Netz aus Fachmenschen, die mich und meine Problematik seit Jahren kennen und an die ich mich wenden kann, wenn gar nichts mehr geht. Auch das müsste ich mir an meinem Wohnort neu aufbauen. Und was ist wenn ich einfach zu feig dazu bin?

      Ich bin einfach ratlos. Einerseits fühlt es sich so richtig an wegzugehen, andererseits gebe ich damit das bisschen Sicherheit auf, das ich mir hier aufgebaut habe.

      Hat irgendjemand schon Erfahrung mit größeren Umzügen? Kam danach der "totale Absturz", oder hat euch das neue Umfeld eher gut getan? Ich weiß dass das bei jedem ein bisschen anders sein kann, würde mich aber trotzdem über Erfahrungen in der Hinsicht freuen.

      Liebe Grüße, wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

      ~~~~~~~~
      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Hey!

      Ich bin damals nach dem Abi auch weggezogen, weil ich nicht hier in meiner Heimat studieren wollte. In erster Linie wegen der Leute, die ich dort getroffen hätte, aber auch aus demselben "ich will jetzt weg!" Trieb heraus wie du.
      Das Fazit meines Umzugs ist gemischt, das muss ich im Nachhinein so sagen. Es hat eine Menge Vorteile und ich möchte die Zeit ganz sicher nicht missen, aber auf der anderen Seite ist zumindest bei mir genau das eingetreten, was du beschreibst mit dem sozialen Netz. Ich habe in meinem Studienort nach einer Weile ein paar neue Freunde gefunden, aber du weißt sicher selbst, dass es lange dauert bis man Menschen richtig kennen lernt und sie wirklich als Freunde bezeichnen kann. Das war immer mein Problem.
      Als ich weggezogen bin, war ich recht stabil, hab mich damals auch als offen gegenüber Menschen erlebt und mir große Hoffnungen gemacht, neue Leute kennen zu lernen. Studenten, gerade Anfänger, sind normalerweise ein sehr offenes Volk, weil ja sehr viele von weit weg kommen und niemanden kennen. Deshalb wars nicht ganz so schwer. Auf der anderen Seite gab es bei mir aber auch an die 20.000 Studenten und ich habe ein Massenfach studiert, das heißt es herrschte auch sehr viel Anonymität. So wie ich dich verstanden habe, möchtest du arbeiten, nicht studieren, oder? Weil du etwas von Ausbildung geschrieben hast. Wie es in der Arbeitswelt aussieht, weiß ich leider nicht, da hab ich keine Erfahrungen. Ich würde spontan sagen, man lernt dort auch leicht Menschen kennen, aber die haben dann meist schon Familie, Freunde etc. und da dürfte es eher schwer werden reinzukommen. Kollegenkreise können aber auch sehr freundschaftlich sein, denke ich.
      Mein Problem war jedenfalls immer, dass ich wohl dank meiner Erfahrungen doch nicht so offen war, wie ich dachte, und dass es mir darum nicht leicht fiel, wirklich in einen Freundeskreis reinzukommen. Das habe ich leider nie geschafft. Zumal ich allein gelebt habe, nicht in einer WG, das macht es nochmal schwerer. Wenn ich mich als Person heute mit dem vergleiche, wie ich damals war, war ich jedenfalls sehr viel schüchterner und verschlossener.
      Ein zweites Problem war, dass ich im Endeffekt nie wirklich irgendwo angekommen bin, weil ich in den Ferien oft heimgefahren bin und auch mal unterm Semester. Das war aber eben auch eine Folge des fehlenden sozialen Umfeldes.
      Was die Stabilität bezüglich SVV angeht, gings mir eigentlich immer gut, da hatte ich keine Probleme. Erst am Ende, nach zwei Jahren, hab ich dann eine ES entwickelt, was letzten Endes mit ein Grund war, warum ich zurück in meine Heimat gezogen bin.

      Aaaaber bevor ich dir jetzt Angst mache und dich völlig abschrecke, muss ich auch mal die positiven Seiten des Umzugs hervorheben :D

      Ich hab ja oben schon mal geschrieben, dass ich die Zeit nicht missen wollte und das ist auch absolut wahr. Hätte ich es nie probiert, hätte ich mich ewig darüber geärgert und es mir vorgeworfen. Zu zwei, drei Menschen von dort habe ich auch immer noch Kontakt, das ist was wirklich Schönes. Ich hab dort einige wirklich liebe Freunde kennen gelernt.
      Außerdem hat es mir wahnsinnig viel hinsichtlich Selbstständigkeit gebracht. Ich traue mich mehr, nehme mehr selbst in die Hand und warte nicht mehr, bis jemand was für mich macht. Ich hab Selbstbewusstsein gewonnen und nebenbei eine wunderschöne neue Stadt kennen gelernt. Meine Einstellung zu meiner Familie hat sich gebessert, allein auch durch den Abstand, außerdem habe ich entdeckt, was ich wirklich studieren will und das auch durchgesetzt am Ende.

      Mein persönliches Fazit ist jedenfalls, dass ich es wieder tun würde, aber einiges anders machen würde. Die Erfahrungen muss jeder selbst machen, es kann gut gehen, muss aber nicht. Ich bin nach zwei Jahren wieder zurück in meine Heimatstadt, um dort Therapie zu machen und wieder Anschluss an alte Freunde und meine Familie zu gewinnen. Und ich würde nach meinem momentanen Stand auch nicht wieder weggehen wollen ^^ Aber ohne die Erfahrung in der fremden Stadt, hätte ich auch nie gelernt, endlich offener auf Leute zuzugehen.

      Sooo, das war jetzt ein ziemlicher Roman XDD Ich hoffe, es hilft dir ein bisschen.

      Liebe Grüße,
      federleicht
      Hallo,

      also kurz vorweg: ich habe nie so einen "Neustart-Umzug" gemacht, bin in der gleichen Stadt geblieben. Für mich war es definitiv die falsche Zeit, es hat nicht wirklich geklappt, aber das lag hauptsächlich daran, dass ich ohnehin total instabil war und es einfach nur eine Frage der Zeit war, bis es nicht mehr klappt. Aktuell lebe ich auch nicht allein und von daher kann ich in dem Punkt auch einfach nicht mitreden. Aber vielleicht helfen Dir meine Gedanken ja trotzdem weiter. Und ich richte sie mal daran aus, dass Du diesen Schritt wirklich gehst.

      wild_angel schrieb:

      Hier weiß ich, dass meine Mutter bzw meine Zimmerkolleginnen im Internat blöde Fragen stellen, wenn ich langärmlig rumlaufe oder nichts essen will. Ich weiß, dass sich meine Freunde Sorgen machen würden. Motivation genug, um SVV zu vermeiden und etwas zu essen, auch wenn man vielleicht gerade nicht will.
      Das alles habe ich dann aber nicht mehr. Ich weiß nicht ,ob ich mir selbst wertvoll genug bin, gut auf mich und meinen Körper aufzupassen. Oder ob sich ein kleiner kranker Teil in meinem Gehirn denkt "Ha, endlich kann ich mich ungestört zerstören!" und das dann auch tut.


      In diesem Punkt würde ich an der Struktur der Gedanken arbeiten. Selbst wenn Du nur sporadisch visuellen Kontakt zu Freunden oder Familie hast, werden sie es ja sehen. Und die Frage, die ich mir stellen würde: Könnte es sie nicht noch viel schlimmer treffen?
      Mal angenommen Du zerstörst Dich fröhlich vor Dir her und tust am Telefon, in Mails, SMS oder Briefen immer auf "Läuft alles bestens" - wie groß wird der Schock sein, wenn man sich gegenübersteht und sie sehen müssen, dass Du die ganze Zeit gegen Dich gearbeitet hast und sie etwas anderes hast glauben lassen?

      Mal ganz davon ab, dass es wünschenswert wäre, dass Du es Dir selbst wert bist... ist es ja dennoch so, dass es alle ziemlich treffen kann. Die Verantwortung für Dich und auch für Deine Mitmenschen hört ja nicht auf, nur weil Du sie für einen längeren Zeitraum nicht siehst. (Und ich zähle so ein Ausleben von Symptomverhalten durchaus in den Bereich der "sozialen Verantwortung" - so nenne ich das mal.)

      Hier habe ich ein Netz aus Fachmenschen, die mich und meine Problematik seit Jahren kennen und an die ich mich wenden kann, wenn gar nichts mehr geht. Auch das müsste ich mir an meinem Wohnort neu aufbauen. Und was ist wenn ich einfach zu feig dazu bin?


      Du weisst es ja sicher nicht erst einen Tag vorher, daher kannst Du planen, wie Du das angehst und zwar _mit_ Deinem Netz vor Ort. Es wird sicher auch die Möglichkeiten bestehen mal Kontakt zu suchen, sei es auch nur per Mail oder Telefonisch. Ich glaube nicht, dass Dich irgendwer in der Übergangszeit allein lässt. Und sobald Du weisst wo es hingeht, solltest Du Dich schonmal auf die Suche machen, auch von weiter weg. Recherchiere schonmal nach Namen, Nummern, Ansprechpartnern, damit Du vorbereitet bist.
      Dann musst Du Dich nicht erst in einem vielleicht nicht so guten Moment dazu motivieren, sondern hast schon alles griffbereit. Eventuell ja schon mit einem ersten Termin, einfach mal sagen "Hallo, ich bin hier her gezogen, habe die und die Probleme und benötige ein Sicherheitsnetz."
      Lass Dich von Deinen aktuellen Menschen vorab gut beraten. :)

      Ich bin einfach ratlos. Einerseits fühlt es sich so richtig an wegzugehen, andererseits gebe ich damit das bisschen Sicherheit auf, das ich mir hier aufgebaut habe.


      Ich kann diese Gedanken auch verstehen, aber vielleicht kannst Du Dir ja auch einen Notfallplan zurechtlegen, falls es nicht klappt. Hol Dir Sicherheit bei Deiner Familie, ob Du notfalls zurückkommen könntest, wenn es Dir nicht gut geht. Das wäre sicher nicht schön und fühlt sich vielleicht auch nach versagen an, aber es kann nicht schaden zu wissen, dass die Sicherheit die Du hast, deswegen nicht verloren ist.
      Du bist ja nicht auf eine Schiene geschnallt und gezwungen immer nur vorwärts zu gehen, zum Leben gehören Umwege und die darf man auch nutzen, wenn es notwendig wird. Ebenso zum Leben gehören Wagnisse und wenn Dir die Möglichkeit gegeben ist und Du aufgrund der aktuellen Lage die Chance siehst, dass es auch klappen könnte - dann zieh los. Du kannst zwar fallen, aber nur so tief, wie Dein aktuelles Sicherheitsnetz hängt. (Das setzt aber auch voraus, dass Du Dir selbst zum richtigen Zeitpunkt eingestehen kannst, dass es nicht mehr weiter geht, Du Dich also kritisch im Blick behältst und aktiv die Reissleine ziehen kannst.)

      Grüße,
      klirr
      Ich bin nach meinem Abi "ganz alleine", sprich ohne Menschen, die ich kannte, weggezogen und bin im Nachhinein sehr zufrieden damit. Von jemandem aus meiner Selbsthilfegruppe weiß ich aber, dass das aber auch sehr sehr schwer sein kann.
      Ich habe versucht, regelmäßig Kontakt zu Freunden zu haben. Im Grunde habe ich jeden Tag mit einer anderen Freundin
      telefoniert - für die ersten zwei, drei Wochen hat mir das ganz gut getan. Schon vorher habe ich mich um ein betreutes Wohnen gekümmert, welches mir den Einstieg das erste Jahr über ein bißchen erleichtert hat (vor allem auf "psychische Abstürze" bezogen, die dir u.a. auch Sorgen machen). Auch das Bauen von Freizeitaktivitäten stand erst auf dem Plan, das habe ich dann aber recht gut alleine hinbekommen. Bevor ich mir ein natürliches Sicherheitsnetz aus Sozialkontakten geschaffen hatte, hat das mit dem künstlichen, das meine Betreuerin gebildet hat, viel Sicherheit vermittelt.
      Ob das BW zum Übergang eine Möglichkeit für dich ist, kannst du ja mal überlegen.
      Ansonsten war ich, was Sozialkontakte anging, erstmal nicht weiter wählerisch - die richtigen Leute haben sich mit der Zeit gefunden.
      Was mir psychisch am ehesten zu schaffen gemacht hat, war die neue Situation (Studium) im allgemeinen. Das hat sich mittlerweile aber wieder recht gut eingeränkt.
      Wenn du eine Ausbildung machen willst / gemacht hast, musst du ja auch erstmal sehen, wo es dich jobtechnisch hinverschlägt...
      Die Zeit nach der Schule ist auf jeden Fall erstmal unglaublich befreiend. Hättest du denn einen Ort, wo es dich hinzieht?
      Am I that unimportant -
      am I so insignificant?
      Isn't something missing -
      isn't someone missing me?
      (Evanescence - Missing)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „SoRaya“ ()

      Hallo,

      Erst mal danke federleicht für das Teilen deiner
      Erfahrungen. So realistisch dass ich weiß dass ich mir nicht von heute
      auf morgen alles neu aufbauen kann sondern dass das Zeit braucht, bin
      ich. Aber es beruhigt mich schon mal zu wissen, dass es auch
      funktionieren kann.

      klirr schrieb:

      In diesem Punkt würde ich an der Struktur der Gedanken arbeiten. Selbst wenn Du nur sporadisch visuellen Kontakt zu Freunden oder Familie hast, werden sie es ja sehen. Und die Frage, die ich mir stellen würde: Könnte es sie nicht noch viel schlimmer treffen?
      Mal angenommen Du zerstörst Dich fröhlich vor Dir her und tust am Telefon, in Mails, SMS oder Briefen immer auf "Läuft alles bestens" - wie groß wird der Schock sein, wenn man sich gegenübersteht und sie sehen müssen, dass Du die ganze Zeit gegen Dich gearbeitet hast und sie etwas anderes hast glauben lassen?
      Sicher, da hast du schon recht, aber bei den paar wenigen Treffen würde es sich leichter verstecken lassen. Wenn man zum Beispiel plötzlich [x]kg leichter ist, hatte man eben vor ner Woche noch eine schwere Magen-Darm-Grippe. Ob man das dann wieder zunimmt, kann ja keiner kontrollieren, weil man dann ja schon längst wieder weg ist. Klar fallen Veränderungen auf- aber sie lassen sich viel leichter verschleiern, als wenn man jemanden täglich oder mehrmals pro Woche sieht. Und ich bin einfach nicht sicher, ob ich schon vernünftig genug bin, oder meine destruktive Seite machen lasse wel es bequemer ist das zuzulassen als gegen sie anzukämpfen.

      klirr schrieb:

      Du weisst es ja sicher nicht erst einen Tag vorher, daher kannst Du planen, wie Du das angehst und zwar _mit_ Deinem Netz vor Ort. Es wird sicher auch die Möglichkeiten bestehen mal Kontakt zu suchen, sei es auch nur per Mail oder Telefonisch. Ich glaube nicht, dass Dich irgendwer in der Übergangszeit allein lässt. Und sobald Du weisst wo es hingeht, solltest Du Dich schonmal auf die Suche machen, auch von weiter weg. Recherchiere schonmal nach Namen, Nummern, Ansprechpartnern, damit Du vorbereitet bist.
      Dann musst Du Dich nicht erst in einem vielleicht nicht so guten Moment dazu motivieren, sondern hast schon alles griffbereit. Eventuell ja schon mit einem ersten Termin, einfach mal sagen "Hallo, ich bin hier her gezogen, habe die und die Probleme und benötige ein Sicherheitsnetz."

      Ja, hatte ich mir auch schon überlegt. Andererseits denk ich mir, dass es auch schön wäre endlich mal Abstand von dem ganzen Psychokram zu bekommen und nicht mehr von Menschen abhängig zu sein, die mich im Notfall auffangen. Deswegen bin ich da ein wenig am Zögern. Weil es einfach irgendwie so toll wäre, endlich mal was alleine zu schaffen.

      klirr schrieb:

      Ich kann diese Gedanken auch verstehen, aber vielleicht kannst Du Dir ja auch einen Notfallplan zurechtlegen, falls es nicht klappt. Hol Dir Sicherheit bei Deiner Familie, ob Du notfalls zurückkommen könntest, wenn es Dir nicht gut geht. Das wäre sicher nicht schön und fühlt sich vielleicht auch nach versagen an, aber es kann nicht schaden zu wissen, dass die Sicherheit die Du hast, deswegen nicht verloren ist.

      Zurück nach Hause zu gehen ist für mich keine Option. Dieser Ort hier ist für mich mit so vielen negativen Erinnerungen verknüpft, ich bin nur so oft hier wie unbedingt notwendig. Wenn ich wegziehe, dann ist das etwas Endgültiges für mich. Ich verbinde mein Zuhause nicht mit Sicherheit, wenn es mir schlecht ginge und ich würde hierher zurückkommen bezweifle ich, dass das die Sache besser machen würde.

      SoRaya schrieb:


      Ich habe versucht, regelmäßig Kontakt zu Freunden zu haben. Im Grunde habe ich jeden Tag mit einer anderen Freundin
      telefoniert - für die ersten zwei, drei Wochen hat mir das ganz gut getan. Schon vorher habe ich mich um ein betreutes Wohnen gekümmert, welches mir den Einstieg das erste Jahr über ein bißchen erleichtert hat (vor allem auf "psychische Abstürze" bezogen, die dir u.a. auch Sorgen machen).
      [...]
      Die Zeit nach der Schule ist auf jeden Fall erstmal unglaublich befreiend. Hättest du denn einen Ort, wo es dich hinzieht?
      Telefonieren wird wohl etwas teuer, da ich eher das deutschsprachige Ausland als neuen Wohnort bevorzugen würde ;) An betreutes Wohnen hab ich noch gar nicht gedacht. Aber hat der Arbeitgeber irgendwie die Möglichkeit das rauszufinden? Das wäre mir nämlich sehr unangenehm, besonders da man bei meinem Wunschberuf eine Menge Verantwortung übernehmen muss, und da kommt betreutes Wohnen wahrscheinlich nicht so optimal an.
      Und dann ist dann ja noch immer der Ergeiz endlich mal etwas alleine zu schaffen, allen zu beweisen dass ich auch alleine klar komme...

      Liebe Grüße,

      wild_angel



      [Edit: Kilogrammangabe entfernt, auch hypothetische Gewichtsangaben sind im Forum nicht erwünscht / klirr]
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „klirr“ ()

      Hallo wild_angel,

      dass das Zu Hause nicht so die Sicherheit bietet, konnte ich nicht rauslesen, aus Deinem ersten Beitrag. Daher scheint das wohl wirklich nicht zu passen.

      Klar fallen Veränderungen auf- aber sie lassen sich viel leichter verschleiern, als wenn man jemanden täglich oder mehrmals pro Woche sieht. Und ich bin einfach nicht sicher, ob ich schon vernünftig genug bin, oder meine destruktive Seite machen lasse wel es bequemer ist das zuzulassen als gegen sie anzukämpfen.


      Nunja, an solchen Gedankenstrukturen zu arbeiten, geht natürlich auch nicht von heute auf morgen. Ich würde es versuchen - egal ob Du jetzt umziehst oder auch nicht, denn irgendwann _wird_ dieses Problem kommen.
      Aber davon sind die Leute weniger naiv, als man selbst geneigt ist zu glauben und Lügen haben meist ja auch recht kurze Beine - so etwas kann immer auf einen zurückfallen, gleich ob heute, morgen oder in einem Jahr. Und wie sich in so einem Fall erklären? Einfach sagen: Ja, sorry, ich wollte nicht mehr dagegen ankämpfen und habe euch die ganze Zeit belogen. - auch nicht so das wahre, oder?
      Und schließlich ist es ja auch so, dass der Gesundheitszustand ja darunter leidet. Die Langzeitfolgen etc. Aber das weisst Du sicher alles und das muss ich hier nicht aufführen. (Und damit meine ich auch, dass z.B. eventuelle Kinder die Spätfolgen einer Essstörung etwa an der Mutter nachvollziehen können, sobald sie alt genug sind und die Perspektive ist auch keine Angenehme. Von daher halte ich nichts von kurzfrsitigen Ausreden.)

      Welchen Punkt ich nicht nachvollziehen kann, ist, dass aus Eigenständig-sein-wollen-Gründen ein gutes Notfallnetz ablehnen würdest, den Gedanken mit dem betreuten Wohnen hingegen in dieser Hinsicht nicht.
      Ich finde man hat in seiner eigenen Wohnung, mit einem externen Ansprechpartner viel mehr Freiheiten sich selbst zu entfalten und auf eigenen Beinen zu stehen, als in einem Betreuten Wohnen. Vielleicht habe ich ja falsche Vorstellungen davon, aber die Abhängigkeit ist dabei für mich um einiges größer.
      Und ich sehe auch ein Notfallnetz nicht als Abhängigkeit, sondern als Grundsicherung. Man muss dabei ja keine wöchentlichen, nichtmal monatliche Termine haben, sondern eben dann, wenn man es wirklich braucht.

      Ich glaube, was ich so aus Deinen Beiträgen rauslese, ist noch etwas widersprüchlich. Also einerseits ist der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit, andererseits eben der Wunsch nach Anstößen von Aussen, weil Du es Dir nur für Dich selbst leider nicht wert bist für Dich zu arbeiten, statt gegen Dich. Vielleicht können Dir aktuelle Bezugspersonen, die Dich gut kennen, ja genau da weiterhelfen einen guten Kompromiss zu finden?

      klirr
      Hallo,
      @Klirr:
      Ich hätte wohl eher Ambulant betreutes Wohnen schreiben sollen. In meinem Fall hatte ich meine eigenen vier Wände, ganz unabhängig von der Stelle, von der die Betreuung kam, und bis zu einem mal pro Woche einen Termin mit meiner Betreuerin, also etwa so getaktet, wie eine Therapie.
      Ein kompletter Neuanfang sollte auch nicht unterschätzt werden. Die Stadt ist neu, die Wohnung, das Betätigungsfeld - für mich war das erstmal schon ziemlich viel auf einmal.
      @wild_angel: Alternativ könntest du auch nach Anlaufstellen/Beratungsangeboten für psychisch Kranke suchen an deinem neuen Wohnort. Da könntest du dann wirklich nur dann hingehen, wenn du nicht alleine sein magst / konkrete Unterstützung brauchst.
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      Hi wild_angel,
      ich weiß nicht ob unsere situationen so vergleichbar sind, aber ich bin 2 mal sehr "groß" umgezogen, einmal kurz bevor ich eingeschult wurde, weg von meiner heimat und meiner familie (also meine mutter kam natürlich mit) und dann nach vielen jahren wieder zurück.
      Der Umzug weg war nicht so das problem, damals. Ich war halt ein kleines Kind und hatte nicht viel Wahl, und meine Mutter war ja da.
      Zurück, als teenager, ist vllt interessanter. Am Anfang ging es mir gut. Denn ich bezeichne mich auch als schüchtern, aber ich hatte überhaupt keine Probleme Kontakte zu finden. Ich glaube wirklich, wenn man es muss dann passiert es auch, dann überwindet man sich. Und oft, vor allem wenn du anfängst zu arbeiten oder zwangläufig kontakt mit anderen hast dann gucken sie bestimmt auch ein bisschen nach dir. Also am Anfang lief es ziemlich gut, dafür dass ich Kontinente gewechselt habe und so. Man hat auch einfach nicht so hohe erwartungen. Schwierig wurde es nach so nem Jahr oder so, denn da hatte ich mich an meinen Altag gewöhnt, an die Leute um mich herum und fühlte mich seit ner weile "angekommen" und dann fing ich an, meine Heimate zu vergleichen, in meinen Erinnerungen an mein altes zuhause zu wühlen und ab da gings abwärts. Und jetzt, mehrere Jahre später, ist es nicht wirklich wieder aufwärts gegangen. Bei mir kommen allerdings noch andere sehr belastende ereignisse und so in spiel, es muss also bestimmt nicht so kommen, aber so wars bei mir.
      Ich würde dir empfehlen dir am Anfang nicht so viel Sorgen zu machen, sondern es auf dich zukommen zu lassen und es einfach zu leben. Gleichzeitig natürlich auf dich zu achten, dass du dich wohl fühlst und einfach nicht in alte Muster verfallen musst. Ich glaube dann kommt das von ganz alleine, dass man leute und umgebung kennenlernt und zu schätzen lernt. Übrigens würde ich gerne nochmal einwerfen: deine Freunde sind mMn nicht verantwortlich um dich zu überwachen beim essen oder so, ich wünsche dir dass du es schaffst sowas für DICH unter kontrolle zu haben...
      Ich finde es auch wichtig ein notfallplan zu haben. Es muss ja nicht deine Familie/dein jetziger ort sein, aber was machst du wenn du wirklich irgendwie geborgenheit brauchst? Gibt es vllt onkel/tante/schwester/freunde zu denen du gehen könntest falls du sie brauchst? Bestimmt würdest du es schaffen alleine zu wohnen und eigenständig zu sein (behaupte ich jetzt mal so), aber leichter ist es wenn man einen notfallplan hat, so nimmst du dir viel druck schnell einen kreis aufzubauen.
      Wünsch dir alles gute :)
      Kudos
      /hab die beiträge der anderen nur überflogen, hoffe ich wiederhole nix

      Hallo,

      klirr schrieb:

      Welchen Punkt ich nicht nachvollziehen kann, ist, dass aus Eigenständig-sein-wollen-Gründen ein gutes Notfallnetz ablehnen würdest, den Gedanken mit dem betreuten Wohnen hingegen in dieser Hinsicht nicht.
      Ich finde man hat in seiner eigenen Wohnung, mit einem externen Ansprechpartner viel mehr Freiheiten sich selbst zu entfalten und auf eigenen Beinen zu stehen, als in einem Betreuten Wohnen. Vielleicht habe ich ja falsche Vorstellungen davon, aber die Abhängigkeit ist dabei für mich um einiges größer.
      Und ich sehe auch ein Notfallnetz nicht als Abhängigkeit, sondern als Grundsicherung. Man muss dabei ja keine wöchentlichen, nichtmal monatliche Termine haben, sondern eben dann, wenn man es wirklich braucht.
      Ich hätte das auch eigentlich so verstanden wie SoRaya es gemeint hat.

      klirr schrieb:

      Ich glaube, was ich so aus Deinen Beiträgen rauslese, ist noch etwas widersprüchlich. Also einerseits ist der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit, andererseits eben der Wunsch nach Anstößen von Aussen, weil Du es Dir nur für Dich selbst leider nicht wert bist für Dich zu arbeiten, statt gegen Dich. Vielleicht können Dir aktuelle Bezugspersonen, die Dich gut kennen, ja genau da weiterhelfen einen guten Kompromiss zu finden?
      Darauf wird es wohl im Endeffekt hinauslaufen. Und ein gewisses Restrisiko wird ja doch immer bleiben. Das muss ich halt einfach eingehen, mehr als auf die Fresse fliegen kann ich ja nicht. ;)

      Danke nochmal an alle die hier im Thread oder per PN ihre Erfahrungen mit mir geteilt haben, ich war erstaunt darüber bei wie vielen so ein Umzug gut geht, das macht mir Mut.

      Liebe Grüße, wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
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