Berufsleben mit Borderline

      Hallo mmotchen!

      Ich war lang nich mehr im Forum und bin jetzt direkt auf deinen Thread gestoßen. Ich befinde mich in einer ähnlichen Situation wie du, nur dass ich noch kein Vorstellungsgespräch hatte. Genau darum kreisen aber auch meine Gedanken, denn wenn es so weit ist, weiß ich auch nicht, wie ich mich verhalten bzw. wie offen ich sein soll. Daher war das Thema und die Meinungen aller sehr interessant für mich. Ich habe acht Jahre in der Bank/Kundenberatung gearbeitet bevor meine Symptome so schlimm wurden, dass ich den Beruf aufgeben musste und wollte.

      Ich wünsche mir wirklich für dich, dass du Erfolg auf deinem künftigen Weg hast und hoffe, du hältst uns auf dem laufenden. Ich denke, dass dein Problem mit der Jobsuche einige hier betreffen könnte und somit auch eine Hilfe darstellt. Also im Bezug darauf, was wohl sinnvoll ist.

      Ich habe auch Angst davor, dass wenn ich nicht sage, was mit mir los ist, es erstens durch die n*rb*n, vor allem aber durch meine Persönlichkeit früher oder später zu Problemen am Arbeitsplatz kommt. Sag ich es aber von vornherein, stehen die Chance den Job überhaupt zu bekommen sicherlich nicht besonders gut.

      LG Nisi
      Ich wär' so gern ein kleiner, bunter Fisch,
      ein Flossenschwinger, Wasserpanscher, voll von Lebenslust.
      Ein Lebenskünstler, Glücksgenießer, leben für den Augenblick,
      geplantes Ablenkungsmanöver von einem Problem..

      Schandmaul-Sonnenstrahl

      Hallo,

      ich möchte nur kurz etwas sagen zu dem Arbeitsplatz (da ein klassisches Vorstellungsgespräch bei mir bisher auch flachgefallen ist, kann ich dazu eher weniger sagen).

      Nisi schrieb:


      Ich habe auch Angst davor, dass wenn ich nicht sage, was mit mir los ist, es erstens durch die n*rb*n, vor allem aber durch meine Persönlichkeit früher oder später zu Problemen am Arbeitsplatz kommt.


      Mir ist in diesem Satz der Teil "vor allem aber durch meine Persönlichkeit früher oder später zu Problemen am Arbeitsplatz kommt" besonders aufgefallen. Ich bin da mal ganz drastisch und sage: Deine Persönlichkeit, wird kein Problem machen, das macht man ganz von selbst. Man kann zwar diese und jene Persönlichkeitsstruktur haben, was davon aber nach aussen kommt, kann man sehr gut in den Griff kriegen.
      Das Berufsleben besteht im Wesentlichen einfach - egal ob krank oder gesund - aus dem Grundsatz, dass man sich an die gegebene Situation anzupassen hat.

      In manchen Beurfen, Berufsfeldern ist es erwünscht so selbstständig wie möglich zu sein, sich auch so "original wie möglich" zu geben, aber auch das ist dann eine Konvention, der man sich in speziell diesem Bereich anpasst. Meistens heisst es aber, dass man sich zu mässigen hat, dass man sich gut eingliedert und produktiv arbeitet, was oft bedeutet, dass allzu emotionales eben zu Hause zu bleiben hat.
      Viele Menschen stoßen mit ihrer Persönlichkeit an Grenzen und müssen bestimmte Züge vllt. sogar für die Zeit im Büro unterdrücken. Jeder löst das auf seine Weise und ich denke das ist auch der Grund warum viele in ihrer Freizeit "einen Ausgleich zum Job" brauchen.

      Zwar kann einem der Beruf auch Spaß machen, aber trotzdem hat immer ein Teil zu Hause zu bleiben. Es ist wichtig diese Trennlinie kennenzulernen. Und es gibt immer wieder auch Situationen, in denen man neu lernen muss, wo die Grenzen sind. Das ist ganz einfach ein Prozess, den man dabei durchläuft und es muss auch nichts von anfang an richtig sein. Wichtig ist eben nur, dass man sich dessen bewusst ist, dass auf der Arbeit nicht alles etwas zu suchen hat und dass man Strategien finden muss sich so zu geben, dass es in die Ordnung reinpasst. Was aber auch nicht heisst, man muss sich auf ganzer Linie unterwerfen und seine Individualität aufgeben - es heisst nur, dass man sich überlegen muss, was von seiner eigenen Person man zeigen muss, sollte, kann.

      Und natürlich ist das nicht leicht und für viele/die meisten psychisch kranke Menschen sicher noch schwerer als für andere, aber es ist nicht unmöglich das zu lernen. Notfalls eben auch mit einer begleitenden Verhaltenstherapie.

      Grüße,
      klirr
      Hey :)
      Tut mir erstmal leid für dich das du so schlechte Erfahrungen gemacht hast.
      Wieso wendest du dich nicht mal an einen Verein für psychisch Kranke , die haben oft viele
      Infos über Arbeitsstellen und ähnlichem. Die helfen dir auch , wie du damit umgehen kannst mit deiner Krankheit
      im Arbeitsleben. Ansonsten , lass dich nicht unterkriegen :)
      Ich bin Kellnerin , ab und zu in größeren Clubs , da meinte mein Chef damals ( kenne ihn persönlich Jahre lang, somit weiß er ziemlich viel über mich) ob das alles ok ist für mich ist , ich Bedenken hab oder Angst. Also du siehst , es gibt auch positive Erfahrungen indem Bereich :)

      Ich wünsche dir alles unendlich gute!
      "Ich will frei leben, ohne zwang"
      Hallo,

      ich möchte (als Personaler) auch mal meinen Senf dazu geben.

      1.Der Arbeitgeber hat kein Fragerecht hinsichtlich überwundener Krankheiten. Bestehende chronische Krankheiten darf er nur erfragen, wenn diese für das Arbeitsverhältnis von einer besonderen, über das Risiko einer einfachen krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit
      hinausgehen, von Bedeutung sind. Nach akuten Krankheiten darf er nicht fragen.
      Soll heißen: Es kann so ausgelegt werden, dass er dich fragendarf, wenn du dich zur Zeit selbst v*rl*tzt. Wenn es es hinterher herauskommt, kann er das Arbeitsverhältnis anfechten, weil du es sagen musstest. Aber das ist nur der Fall, wenn es eine Bedeutung hat für den Arbeitsplatz (was im medizinischen Bereich der Fall ist) und wenn deine Krankheit akut ist.

      2. Er hat ein Fragerecht über alles, was deinen beruflichen Werdegang betrifft. Lücken im Lebenslauf, zum Beispiel verbüßte Freiheitsstrafen, die nicht mehr im Führungszeugnis aufgeführt werden, dürfen mit der Unwahrheit beantwortet werden - sprich"Weltreise" "Work&Travel" etc.

      (nebenbei: 3. Der Arbeitgeber darf dich nicht einmal nach deinen Hobbys fragen ;) Denndamit kann er schlicht und einfach herausfinden wollen, ob du eine Sportart betreibst, durch die du einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt bist. 4. "Wünschen Sie sich Kinder?" darfst du sogar mit "Ichmag keine Kinder und möchte auch keine" beantworten. Wenn du später welche bekommst, dann hat sich deine Meinung gegenüber Kinder einfach mal geändert)

      Also:
      -Hast du akutes SVV und es steht in einem Zusammenhang mit dem Beruf, darf er dich fragen und du solltest auch ehrlich antworten, wenn er das tut. Denn er kann sonst das Arbeitsverhältnis anfechten, wenn du in dem Fall lügst. Dadurch können Kosten auf dich zukommen (Die Summe des ausgezahlten Gehalts, Prozesskosten, Kosten, die entstehen, weil die Stelle neu besetzt werden muss)Wahrscheinlich muss in dem Fall akutes SVV sogar selbst gesagt werden. Aber dazu will ich keine 100%ige Aussage treffen, denn ich bin trotz 1,0 in Arbeitsrecht kein Anwalt ;)

      -Überwundenes SVV ohne Triggergefahr steht wahrscheinlich in keinem Zusammenhang zum Beruf, also warum sollte es eine Bedeutung haben? Du
      brauchst also weder mit der Wahrheit antworten, noch es von dir aus sagen. Du musst ja auch nicht sagen, dass du vor 5 Jahren Krebs hattest,aber nun gesund bist. Müsste man solche Dinge sagen, würde niemand eingestellt werden, weil "es könnte ja wieder ausbrechen" Ich denke mit überwundenen psychischen Krankheiten ist das ähnlich.

      - Klinikaufenthalte werden dann zu Auslandsaufenthalten. So einfach ist die Sache.

      Man kann natürlich sagen, dass man akzeptiert werden sollte, wie man ist. Und, dass man auf diejenigen verzichtet, die einen nicht akzeptieren. Aber das bringt einen leider nicht weiter. Davon hast du dann gar nichts. Du warst ehrlich, aber hast keinen Job. Deswegen würde ich überwundenes SVV nicht erwähnen. Wenn er n*rb*n sieht und fragt, kannst du (wenn das SVV definitiv überwunden ist) wahrscheinlich sogar sagen, dass das eine Katze war

      Für Sicherheit würde ich dich mit deiner Frage an einem Psychologen (wissen die womöglich) oder einen Anwalt für Arbeitsrecht verweisen
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      Oder eben so für immer bleiben, weil sie gut tun, passen und heilen und ja,
      musst du nicht nur weinen nur weil irgend ein Idiot gegangen ist
      Bosse - So oder so

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Aquamarin“ ()

      Ein Gedanke kam mir noch: Ist SVV eine akute Erkrankung oder eine chronische Erkrankung? Ich weiß es echt nicht... Wenn wenn es als akut eingestuft wird, darf er eigentlich nicht fragen. Legt man es als chronische Erkrankung aus und hat zusätzlich einen Zusammenhang zum Job, darf er eigentlich schon fragen.
      Ich weiß auch nicht, wer das im Fall der Fälle bestimmt.

      Es ist ein echt schwieriges Thema und von Laien schwer zu beantworten.
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      Ja mein ich ja... natürlich ist es keine Erkrankung an sich. Aber auch ohne den Status einer Erkrankung kann das Verhalten dann teilweise vielleicht als akut bezeichnet werden und in anderen Fällen als chronisch (?!)

      Aber es käme ja in dem Fall darauf an, wie Arbeitgeber und andere Stellen (Gericht und so?) das beurteilen. Als akut oder chronisch. Sicherlich in Abhängigkeit mit der auslösenden Krankheit und in Absprache mit Psychologen.
      Aber darum ging es ja gar nicht, sondern darum, ob man es sagen sollte oder nicht und das ist eben nicht so einfach zu beantworten. Beratungsstellen, Anwälte, Psychologen wissen dazu eventuell handfesteres.

      Ich für meinen Teil wollte nur den Hinweis auf das Fragerecht geben, da es auf jeden Fall dazu gesetzliche Vorschriften gibt und eine reine Ermessensantwort a la "Ich würde offen sein" "Ich würde es verheimlichen" nicht hinreichend die rechtlichen Aspekte beachtet. Aber da eine psychische Krankheit nicht so klar anfängt und aufhört wie andere Krankheiten ist die Frage nach akut oder chronisch sehr schwierig und darauf kommt es eben bei der Frage nach dem Fragerecht an und nur so erhält man eine Antwort, was man wirklich muss oder nicht.
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      Sorry, ich war vorhin etwas kurz angebunden und wollte dich nicht "korrigieren", falls das so rübergekommen ist, sondern nur meine Gedanken zu dem, was du geschrieben hast, beisteuern. Darum noch mal ein bisschen ausführlicher, auch wenn es halt reine Laienspekulation ist:
      Wenn es ums Rechtliche geht, müsste ja letztendlich alles aufs Objektive runtergebrochen werden. Das wären in diesem Fall halt Diagnosen. Da es für SVV selbst keine gibt und rechtlich nur gilt und existiert, was klar definiert ist, müsste von der Art der Grunderkrankung abhängen, ob der potentielle Arbeitgeber fragen darf oder nicht. Und die ist für den Arbeitgeber ja eigentlich eh relevanter, als das SVV. (Es sei denn, man will in die Gastronomie und dort kurzärmlig arbeiten.) Ein Schn*tt macht ja keine Probleme, sondern das, was dahinter steht.
      Da eine Borderline Störung als chronisch gilt, müsste man da dann ja demnach wahrheitsgemäß antworten müssen. War das SVV Teil einer zeitlich begrenzten Depression, Angststörung, wasauchimmer in der Vergangenheit, wäre es akut gewesen und man müsste nicht oder nicht wahrheitsgemäß antworten. Wäre jetzt so meine logische Schlussfolgerung.

      Und wenn man in der Situation ist, so etwas angeben zu müssen, gibt es eben immer noch bessere und schlechtere Arten, sich zu verkaufen.
      Wow.. Die Diskussion hat ja doch ziemlichen Anklang gefunden. Und ich fänd es echt super, wenn das hier irgendwann mal jemandem hilft, der das Gleiche Chaos in seinem Kopf hat.

      Probearbeiten Montag und Dienstag verlief ziemlich gut. Alle sehr nett, kaum Kundenkontakt, sehr selbstständiges Arbeiten.. Zahntechniker eben :D
      Ich denke ich werde die n*rb*n so gut es geht verstecken und das dort für mich behalten, aber aus dem Grund, dass der Chef in gutem Kontakt zu meiner Tante steht und ich nicht möchte, dass sie das erfährt.

      Beim abschließenden Gespräch hat mich der Chef auf ein anderes Problem aufmerksam gemacht: ich spreche nicht viel. Viele von euch kennen das bestimmt. Im Laufe der Zeit "verlernt" man das Sprechen mit anderen Leuten, braucht ein oder zwei Wochen um mit Menschen warm zu werden und sich locker mit ihnen unterhalten zu können. Nicht nur im Bezug auf berufliches, sondern auch auf privates. Dort arbeiten sage und schreibe 9 Leute, mit mir (wenn ich die Stelle bekomme, was ich sehr hoffe. Ich glaube nämlich meinen absoluten Traumberuf gefunden zu haben) und der anderen Auszubildenden wären das dann 11 Leute, inklusive Chef und Sekretärin. Dort ist also alles äußerst familiär und er sagte, dass er sich wünscht, dass wir auch über privates reden und sozusagen "Freunde" werden. Denn das Arbeiten mit Freunden macht wesentlich mehr Spaß, als mit bloßen Kollegen.

      Habt ihr Tipps um gerade bei solchen Probearbeitstagen besonders aus sich herauszukommen?
      was du machen kannst ist vielleicht am anfang vor allem mit leuten zu reden, wenn ihr nur zu zweit oder zu dritt seid. mit weniger leuten zu sprechen fällt mir zumindest anfangs immer leichter. und dann vielleicht nicht gleich mit mega privaten dingen anfangen - vielleicht über den arbeitsweg (wie kam ich her? was hat der komische typ im bus neben mir die ganze zeit erzählt? etc) reden, oder über einen kinofilm, den man erst vor kurzem geguckt hat, oder über radiohören auf lieblingsband kommen. all sowas, was du auch ohne das gefühl zu haben, dass man zu viel über dich erfährt, einem wild fremdem erzählen würdest.
      wenn das dann passt kann man es ja allmählich steigern - wichtig ist, dass du dir die zeit gibst, die du brauchst. du kannst ja zum beispiel auch dem chef sagen, dass du dich wohl fühlst und so, aber eben immer eine weile brauchst, um deine schüchternheit abzulegen, er dir aber glauben kann, dass du in nem monat schon ganz anders mitrden wirst ;)
      Is this real? Or has this been happening inside my head?
      Of course it is happening inside your head, Harry, but why on earth should that mean that it is not real?

      What if its allegiance was always to someone else? Come on, Tom, let's finish this the way we started: TOGETHER!

      Harry Potter and the Deathly Hallows

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