ADHS und Konzentratiosnprobleme

      ADHS und Konzentratiosnprobleme

      Hey!
      Bei mir steht (hoffentlich) irgendwann in absehbarer Zeit eine Abklärung zur ADHS-Problematik an, wobei ich eher zum ADS-Typ gehöre. Also ohne Hyperaktivität bzw, wenn man das H stehen lässt, mit Hypoaktivität. Spielt aber keine große Rolle für meine Frage, weil ich einfach nur gerne Tricks oder Tips gehört hätte, wie ihr euch ohne Medikamente behelft. Ich weiß, dass man die grundsätzliche Problematik nur mit Medikamenten beheben kann, was die Konzentration angeht. Aber vielleicht weiß ja trotzdem jemand was....
      Ich bin nämlich einigermaßen verzweifelt, weil ich kaum lernen kann und sich das immer wieder bemerkbar macht. Es wird in meinem Studium immer mehr zum Problem und treibt mich in den Wahnsinn. Solange ich in der Schule war, konnte ich das durch übermäßige Intelligenz ausgleichen, aber im Studium wird der Stoff natürlich immens viel mehr. Klappt also im Moment nur noch, in dem ich mit meinem Lernstoff reglrechte Kriege ausfechte..... Und das ist einfach irrsinnig anstrengend.
      Also ich wäre echt dankbar, wenn jemand noch was weiß. In dem Fall auch wirklich vornehmlich ADHS-Betroffene, weil die normalen Tricks Nicht-Betroffener eben selten bis nie was helfen. Es geht mir also eher um Sachen, die mir während der kurzen Phasen, die ich lernen kann, hilft bei der Stange zu bleiben und das auszunutzen.
      Danke!

      Liebe Grüße,
      federleicht
      Ich nehm momentan Omega3-Kapseln, weil das helfen soll. Merke davon ichts, aber vielleicht nehme ich sie auch noch nicht lange genug.
      Was ich empfehlen kann ist, so gut es geht in Bewegung zu bleiben. Wenn du es kannst, versuch mal zum Beispiel beim Lesen oder so im Zimmer herumzulaufen. Wenn das nicht geht finde was womit du deine Finger beschäftigen kannst. Ich stricke z.B. ganz gerne. :D
      Dazu halt grundsätzliches: Regelmäßig Sport, bewusste Pausen einplanen, etc. (Ja, ich weiß, solche Ratschläge sind total super. Versuch es einfach wenn du kannst und wenn es mal nicht klappt, dann klappt es eben nicht.)

      Was studierst du denn, bzw. was für Sachen musst du lernen?

      Hey, lieben Dank dir!
      Bewegung klingt gut, die hilft bei mir ohnehin immer. Nicht gleichzeitig zum Lernen, aber ohne Bewegung gehts noch viel weniger. Stricken kann ich leider gar nicht :D aber ein bisschen Nähen, vielleicht geht das auch. Das Dumme ist eher, dass ich immer nur eine Sache zugleich machen kann.... Von wegen weibliche Multitasking-Fähigkeit *g*.
      Ich muss hin und wieder Jahreszahlen lernen, ansonsten meistens Merkmale irgendwelcher Kunstwerke. Also es geht, Zahlen fallen mir sehr schwer, auswendig lernen generell ist nicht so leicht für mich weil ich lieber vernetzt denke ^^ Also keine Einzelheiten, sondern eher große Zusammenhänge.
      Jahreszahlen etc. habe ich auch so gut wie nie auf die Reihe bekommen, das fällt mir leider auch wenig zu ein. Kann mir nicht mal den Titel von Orwells Buch merken, obwohl ich's mehrmals gelesen hab. :D Vielleicht hilft Spickzettel schreiben? Also nicht so, dass du sie am Ende mit zur Prüfung nimmst, sondern so, dass das Schreiben der Jahreszahlen quasi Gewohnheit wird. Das kann helfen, aber wenn nicht ist es halt ziemlich viel verschwendete Zeit.
      Mit den Merkmalen lässt sich ja sicher irgendein Zusammenhang kreieren wenn nicht schon einer gegeben ist.

      Ja, nähen stelle ich mir ehrlich gesagt auch schwer vor, denn darauf müsste ich mich dann wieder konzentrieren. Das Problem habe ich beim Stricken eben gar nicht, das ist so wenig geistige Stimulation dass ich dabei völlig wahnsinnig werde wenn ich nicht noch was nebenbei mache was meine Aufmerksamkeit fordert. Stattdessen könntest du auch einfach irgendwas in Hand halten womit du rumspielen kannst. Knete zum Beispiel oder ein Stück Faden oder einen Ball oder irgendwas. Du wirst schon wissen was da funktionieren könnte. Wichtig ist eben nur, dass es nichts ist, womit du dich irgendwie geistig beschäftigen müsstest, sondern etwas was völlig nebenbei geht.
      Viele ADHSler können auch schlecht in totaler Stille arbeiten, da ist es aber wichtig, welches Hintergrundgeräusch man hat, weil ablenken darf es natürlich auch nicht. Also wieder so eine nebenbei-Sache. Ich höre meistens über Kopfhörer Musik die ich schon sehr lange kenne und sehr oft gehört hab, da die bei mir am ehesten im Hintergrund verschwindet. (Über Kopfhörer weil andere Geräusche dann wirklich stören.) Hab da aber auch schon andere Varianten gehört, Musik ist nicht für jeden das richtige. Regengeräusche sind auch nicht schlecht. ;)

      Hallo,

      ich habe jetzt zwar keine ADS/ADHS-Diagnose, aber durchaus meine Schwierigkeiten mit Konzentration. Allerdings habe ich keine Ahnung, was Du mit "die normalen Tricks" meinst, deswegen kann es sein, dass ich vllt. einen solchen gebe...

      ~federleicht~ schrieb:

      Es geht mir also eher um Sachen, die mir während der kurzen Phasen, die ich lernen kann, hilft bei der Stange zu bleiben und das auszunutzen.


      Wie lang sind Deine "kurzen Phasen, die Du lernen kannst" denn? Meine Konzentrration ist meistens auch sehr flüchtig, daher habe ich das quasi auch zum Prinzip erhoben. Ich gerate immer ins Trudeln, wenn mir bewusst wird, wie lange ich noch dranbleiben muss, daher setze ich von vornerein die Zeitintervalle sehr kurz. Ich gebe mir (in den katastrophalen Phasen) so Zeiten vor wie 20 oder 30 Minuten. Das ist nicht viel und der normale Lerner wird sich auch eher denken, was man da schaffen soll. Aber genau diese Gedanken will ich ablösen.
      Auch kurze Lernintervalle sind gut, sofern man die Zeit effektiv nutzt. Wenn ich mir von vornerein sage, dass ich nur 20 Minuten mache, dafür aber auch dabeibleibe, komme ich gut zurecht. Manchmal mache ich dann eben auch 3x20 Minuten hintereinander.
      Aber wenn es nicht geht, versuche ich viel Abwechslung zu machen, wie beispielsweise: 20 Minuten lernen, 20 Minuten aufräumen, 20 Minuten lernen, 20 Minuten irgendwas anderes, 20 Minuten nähen (aktuell tatsächlich DAS Hobby, das mir Ausgleich schafft), 20 Minuten lernen, etc.

      Bei mir hilft auch Musik sehr gut im Hintergrund, bei Stille werde ich meistens völlig kirre oder lethargisch. Es muss in meinem Fall allerdings Musik sein, die ich nicht in- und auswendig kenne, denn sonst bin ich dazu geneigt bei den besonders schönen Stellen zu sehr hinzuhören/mitzusingen. Instrumentale Musik ist dahre ziemlich oft dabei, weil mich bekannte Melodien weniger ablenken als bekannter Gesang.

      Am allerbesten hilft aber die Anwesenheit eines anderen, der ebenfalls mit einer ähnlichen Aufgabe befasst ist. Lerngruppen (wobei eine weitere einzelne Person auch schon gut ist) können da sehr hilfreich sein, vor allem, weil man sich zwischendurch auch einfach mal so unterhält oder auch mal ganz "nichtwissenschaftlich" über die Themen reden kann (erzeugt meiner Erfahrung nach andere, einem selbst meist nähere Verknüpfungen, als wenn man es nur liest). Wenn man sich dazu in der Uni trifft oder sogar in einer Bibliothek, ist man meist auch mehr angehalten sich den Umständen (z.B. Ruhe in der Bibliothek) anzupassen und man hat weniger heimische Ablenkung.

      Ich muss allerdings immer je nach tagesform entscheiden. Manchmal brauche ich es, ausser Haus zu lernen, an anderen Tagen wiederum klappt das überhaupt nicht und ich komme bestens zurecht. Wichtig ist, dass man sich den Arbeitsplatz gut gestaltet, so wie man es braucht. Bei mir sind die wichtigsten Kriterien: Viel Platz/Ordnung und noch mehr Licht. Je schummriger es ist, desto weniger lange kann ich mich konzentrieren, also hängt inzwischen eine extrem Helle Röhre mit vernünftigem Licht über dem Arbeitsplatz.

      Dann ist auch die Frage zu welcher Tageszeit kannst Du am besten lernen/arbeiten? Auch das sollte man immer berücksichtigen. Manche sind einfach in den Abend- oder Nachtstunden leistungsfähiger, andere haben morgens ihre beste Zeit. Bei mir trifft tatsächlich beides zu.
      Wenn ich morgens direkt lerne, ohne vorher etwas anderes gemacht zu haben, fällt es mir wesentlich leichter mich auch später nochmal ranzusetzen. Wenn ich meinen Kopf aber vor dem lernen schon mit anderen Reizen anfülle, leidet auch die Konzentration mehr.
      Dass ich nachts gut arbeiten kann, liegt vermutlich auch daran, dass ich weiß und spüre, dass nachts einfach nichts anderes um mich herum passiert. Es gibt nichts, was mich wesentlich anregt etwas anderes zu tun, ich bin dann allein wach und auch die Welt klingt bedeutend unaufgeregter, weswegen in mir das Gefühl etwas zu verpassen oder dringend noch etwas anderes erledigen zu müssen, auch nachlässt. (Allerdings lässt sich nachts lernen/arbeiten aktuell leider nicht mit meinem Tagesrhythmus in Einklang bringen.)

      Vielleicht waren da jetzt eine "normale Tipps" dabei, aber vielleicht kann es ja auch trotzdem helfen. Ich denke die Mischung macht es dann. Und vor allem auch die eigene Einstellung. So als Fazit würde ich Dir einfach mitgeben wollen: Achte auf das, was Du brauchst und kannst und versuche Dich auf die individuelle Situation einzulassen. Es gibt sicher ein paar Dinge, die man sich als Eckpunkte setzen kann, aber was exakt im Jetzt hilft, hängt von verschiedenen Faktoren ab und je mehr Taktiken man hat, desto besser kann man spontan reagieren und die richtige Strategie für den jeweiligen Moment raussuchen.
      Und ganz grundsätzlich: Egal welche Tricks Du anwendest, ob für normale Menschen oder Menschen mit ADS/ADHS, wichtig ist, dass Du sie konsequent anwendest und auch - wie bei Skills - einiges an Geduld aufbringst. (Wobei Geduld ja das letzte ist, was man hat ;) )

      Grüße
      klirr
      Hey!

      Vielen Dank euch beiden für die ausführlichen Tips! Ich habe gestern nur drüber gelesen, um es ein bisschen sacken zu lassen, deshalb antworte ich euch heute.

      Panthera: Zahlen gehen bei mir generell zum einen Ohr rein und zum anderen raus ^^ Aber leider auch andere Dinge, die ich mir merken soll... Es ist vor allem das Problem, dass ich nur unter größter Mühe etwas lernen kann, was mich nicht unmittelbar interessiert. Wenn ich in etwas einen Sinn sehe und das auch will, dann gehts. Aber sobald das nicht der Fall ist, ist die Sache relativ vergeblich.
      Das mit dem Ball usw. ist aber eine gute Idee, danke. Hab ich eh immer in meiner Handtasche, so als Skill.

      klirr: Also wenn es mir gut geht, dann kann ich etwa drei Stunden arbeiten (im Sinne von Lernen, Hausarbeiten etc.) am Tag. Eventuell wäre es tatsächlich mehr, wenn ich es mir einteilen würde, da ist was dran. Ich müsste mir eine Lösung einfallen lassen, dass ich mir die Zeit in der Uni besser einteilen kann. Es ist doch recht unpraktisch in der Bibliothek mit 20 Minuten Intervallen zu arbeiten XD Man wäre ja nur noch am rein und raus gehen....
      Die Idee mit der zweiten Person ist allerdings wirklich gut, das hätte ich sowieso mal ausprobiert. Da weiß ich nämlich, dass es ganz gut klappt. Ich hab eine Freundin, die sehr ähnliche Probleme hat wie ich, allerdings kann die inzwischen einige Stunden am Stück arbeiten. Aber vielleicht reichts für den Anfang so lange dazubleiben wie ich eben kann.
      allerdings kann die inzwischen einige Stunden am Stück arbeiten.
      Was neben bei bemerkt völliger Quatsch ist und auch kein Ideal, das du dir zum Ziel setzen solltest. Es mag Menschen geben, bei denen das funktioniert und die den Lernstoff dann auch behalten. Bei der allergrößte Mehrheit der Leute ist das aber nicht so. Um den Lernstoff zu memorieren braucht es immer wieder Pausen. Auch wenn es nur 10, 15 Minuten sind (wobei man alle ca. 2 Stunden eine längere Pause machen sollte). Das ist viel effektiver, sofern man in den Pausen auch wirklich abschaltet. Zum Lernen braucht es nämlich auch immer wieder Phasen (geistiger) Langeweile, damit sich der Lernstoff "setzen" kann.
      Ich weiß, man will gern super effektiv sein und total viel machen und alle anderen um einen herum schaffen das ja auch. Ich habe ein, zwei Semester lag dieses Schema extrem verfolgt, mit dem Ergebniss, dass ich am Ende rein gar nichts wusste. Wirklich effektiv lernt man nunmal nur mit Pausen.
      Wie du selbst sagst: Bleib so lange dran, wie du kannst. Sich ein bisschen zu zwingen ist ok, aber wenn man komplett über seine Grenzen geht schadet das mehr, als es nutzt. Dann verbindest du irgendwann Lernen mit Quälen und das macht alles noch schwieriger.

      Liebe Grüße
      Fylgja