"Ich schaff den Tag nicht"

      "Ich schaff den Tag nicht"

      Hallo ihr,

      in letzter Zeit geht es mir immer schlechter, und viel zu oft stehe ich morgens mit dem Gedanken "Ich schaff den heutigen Tag nicht" auf. Ich hab Angst vor den Anforderungen in der Schule (schulisch und sozial, siehe letzter Thread), davor, dass ich schon wieder nichts schaffe und alles falsch mache und manchmal auch vor meinen "Launen" und vor mir. Ich wünsche mir, nur noch in meinem Bett zu liegen und keine Verantwortung mehr für irgendwas übernehmen zu müssen.
      Habt ihr vielleicht eine Idee, wie ich dieses "Ich schaff den Tag nicht"-Gefühl weg kriegen kann? Auf die Dauer macht mich das schon ziemlich fertig...

      Viele Grüße,
      unhappy
      We will get better
      Das hab ich in letzter Zeit auch öfter....
      Ich trainiere schon länger an nichts zu denken (klappt wirklich, auch wenn immer wieder Menschen behaupten, es wäre unmöglich). Das mach ich dann morgens, bevor ich aufstehe und dann lasse ich die Gedanken alle erst nacheinander eintreten. Erst den zum aufstehen, dann den zum in Bad gehen und so weiter.
      Später frühstücke ich dan Schokomüsli (ich frühstücke unter der Woche jeden Tag das Gleiche, das ist irgendwie beruhigend) und fahre zum Bahnhof und erst dann denke ich an etwas anderes.
      Das hat den Vorteil, dass ich dann schon ein wenig wacher bin. Außerdem denke ich dann erst mal an die positiven Dinge, die über den Tag mit großer Wahrscheinlichkeit passieren.
      Zum Beispiel, dass ich pünktlich ankommen werde, oder dass ich eine Lehrerin habe, die nicht sauer ist, wenn man nicht pünktlich ist, oder dass ich meine Hausaufgaben gut gemacht habe.
      Am liebsten denke ich an Menschen, die ich treffe, die ich mag.
      Außerdem höre ich gerne Musik oder lese Geschichten, am liebsten fantastische, da kann ich am besnten kurz flüchten....
      Wir sind gefährlich, wenn wir uns der Eigenverantwortung für unser Verhalten, Denken und Fühlen nicht bewusst sind. (Marshall B. Rosenberg)
      Hallo Farraige,

      danke erstmal für deine schnelle Antwort. :)
      Wenn ich dich richtig verstanden habe (meine Konzentration ist gerade nahezu ausgezeichnet), versuchst du erst, dich zu entspannen, und führst dich dann nach und nach an den Alltagsstress ran. Das ist an sich eine gute Methode...
      nur leider wird mir selbst oft genug gesagt, dass ich mich nicht entspanne (entspannen kann). Ich wache auf und denke "Du hast das Buch für Deutsch noch nicht gelesen, du schreibst heute einen Chemietest und kannst nichts, du hast dies und das nicht gemacht". Im Bus dann denke ich, dass ich jetzt eigentlich Zeit habe für die Sachen, die ich noch machen muss, und genau dann tue ich das, was ich vorher hätte machen sollen: Musik an, bei einem netten Gespräch mit den anderen zuhören, an nichts schulisches Denken. Eben das, was unpassend ist. Ich hab so oft das Gefühl, dass ich alles verkehrt herum mache - ich bin entspannt, wenn ich aufgeregt/nervös/gestresst sein sollte, und mache mir zu viele Gedanken, wenn ich mich beruhigen sollte. Nichts klappt, wie es soll, und das macht mich fertig.

      Viele Grüße,
      unhappy
      We will get better
      Hallo,

      unhappy schrieb:


      Das ist an sich eine gute Methode...
      nur leider wird mir selbst oft genug gesagt, dass ich mich nicht entspanne (entspannen kann).
      [...]
      Ich hab so oft das Gefühl, dass ich alles verkehrt herum mache - ich bin entspannt, wenn ich aufgeregt/nervös/gestresst sein sollte, und mache mir zu viele Gedanken, wenn ich mich beruhigen sollte. Nichts klappt, wie es soll, und das macht mich fertig.


      Und genau daran zu arbeiten ist keine Option?

      Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass etwa die Herangehensweise von Farraige eine gute Strategie ist, um mit so etwas besser umgehen zu können. Allerdings ist es wirklich auch nicht leicht.
      Bei mir ist es sehr ähnlich, dass ich auch bereits beim Wachwerden schon eine ziemliche Liste von unerledigtem, bzw. zu erledigenden Aufgaben im Kopf habe und die Anspannung sofort wieder da ist. Das schlägt sich in letzter Zeit vor allem auch in Form von fiesen Kopfschmerzen nieder, weil ich einfach auch in der Muskulatur zu verkrampft bin. Aber je besser ich es schaffe diese Gedanken auch mal loszulassen, desto besser geht es mir in dieser Hinsicht auch.
      Im Moment fällt mir das zwar sehr schwer, aber es hat auch schonmal besser geklappt. Man muss es halt einfach trainieren und darf auch dann nicht den Mut verlieren, wenn es mal doch nicht klappt.

      Nur weil andere einem sagen, dass man unentspannt ist, heisst es ja nicht, dass man nichts dagegen tun kann. Das ist vor allem eine Sache der Einstellung und an seiner Einstellung kann man arbeiten. Der Gedanke der mir am besten hilft, ist eigentlich eine Frage: Was bringt es mir, wenn ich mich jetzt damit belaste, was ALLES zu machen wäre, wo ich doch eh nur EINE Sache auf ein Mal machen kann?
      Um strukturierter zu werden, können übrigens To-Do-Listen helfen, die man am besten nach Priorität anlegt: Was muss zu erst fertig sein? Was dauert lange, wie lange plane ich für etwas ein? etc.

      Grüße
      klirr
      Du könntest einen mp3-Player direkt nebens Bett legen und das erste was du morgens dann machst, ist Kopfhörer rein, aufdrehen und Zähne putzen gehn (oder frühstücken, oder was auch immer).
      Wir sind gefährlich, wenn wir uns der Eigenverantwortung für unser Verhalten, Denken und Fühlen nicht bewusst sind. (Marshall B. Rosenberg)
      Hallo ihr beiden,

      danke für eure Antworten. :)

      klirr schrieb:

      Und genau daran zu arbeiten ist keine Option?
      Ich weiß nicht. Wie denn? (Mir fallen gerade ehrlich keine Methoden ein...)

      Die To-Do-Liste finde ich gut. Ich bin ein totaler Fan von To-Do-Listen, schreibe mir aber ziemlich selten welche... Das sollte ich vermutlich mal anfangen. :) Dann kann ich ja auch, wie in eine Art Zeitplan, kleine "Belohnungen" einbauen. Vielleicht hilft das ja.

      @Farraige: Mein MP3-Player liegt sowieso immer neben meinem Bett. ;) Ich höre durch meinen Radiowecker beim Aufstehen sowieso schon immer Musik, das brauch ich auch. Und danach beim Frühstück lese ich Zeitung, das hilft auch ganz gut. So quasi ablenkend. Nur leider hilft das auch nicht immer... Irgendwo ist in meinem Kopf immer noch Platz für ein "Du musst das noch machen/du hast das nicht gemacht".

      Viele Grüße,
      unhappy
      We will get better
      Zum daran arbeiten: nimm dir einfach mal zeit, wenn du keinen stress hast und übe dann das meditieren und nichts denken. wenn du das dann richtig gut kannst, dann ist es auch in stresssituationen einfacher.
      Wir sind gefährlich, wenn wir uns der Eigenverantwortung für unser Verhalten, Denken und Fühlen nicht bewusst sind. (Marshall B. Rosenberg)
      Hallo,

      unhappy schrieb:

      Ich weiß nicht. Wie denn? (Mir fallen gerade ehrlich keine Methoden ein...)


      Da triffst Du natürlich genau das Problem auf den Kopf - ich glaube es gibt da nicht "die Methoden, die man einsetzen kann". Da muss man sich seine eigene Strageie heraussuchen.
      Die To-Do-Listen können dabei ein Teilweg sein, das allein wird es sicher nicht auflösen, aber es ist ein guter Schritt. Gleichzeitig wäre es eben auch wichtig, mental daran zu arbeiten, sich immer und immer wieder bewusst zu machen, dass man jetzt eines nach dem anderen macht und sich in Konzentration üben.
      Du könntest ja vielleicht mal nach Übungen suchen, die einem bei der Konzentration helfen, da könnte ja eventuell das ein oder andere bei sein.

      Und zugleich wäre es natürlich hilfreich, wenn Du lernst Dich zu entspannen. Etwa so wie Farraige beschrieben hat. Oder auch anders, was Du eben kannst und brauchst. Entspannung ist sehr wichtig.
      Um effektiv und stressfreier arbeiten zu können, muss man lernen die Zeit, in der man arbeitet gut zu nutzen und an den richtigen Stellen Pausen zu machen. Und die Pausen müssen dann wirklich auch Pausen sein, ohne dass man an alles, was man noch zu tun hat, denkt. Ein Zeitplan wäre daher tatsächlich gut und auch die kleinen Belohnungen, das kann dabei sehr gut helfen.

      Was ganz wichtig ist, ist sich nicht zu überfordern. Man sollte nicht gleich Höchstleistungen von sich verlangen. Stopp die Zeit vielleicht. Ich begrenze etwa Lern- oder Arbeitsphasen auf 30 oder 60 Minuten, mache dann eine Pause von mindestens 15-30 Minuten und setze dann nochmal 30 oder 60 Minuten Arbeiten ran. So kann man sich langsam rantasten und schauen, wo die eigenen Grenzen liegen.
      Wichtig ist dabei auch erstmal nicht das Ergebnis, sondern dass man es versucht und sich die Zeit genommen hat.

      So kann man sich langsam einen festen Ablauf aufbauen. Und wenn man die Sachen, die man erledigen muss, in die richtige Reihenfolge setzt, sodass man immer rechtzeitig fertig sein kann, nimmt man sich auch schon viel Stress.
      Allerdings hilft das alles nichts, wenn man sich zwischendurch nicht auch mal in den Hintern tritt und Dinge wirklich auch anfängt. Wenn ich nur da sitze und verzweifel, dass ich nichts schaffe, statt etwas zu tun, ist es logisch, dass ich immer mehr Stress kriege, weil ich es irgendwann nämlich wirklich zeitlich nicht mehr schaffe und der Stapel an Aufgaben immer größer wird. Daher muss man ein bisschen den Mittelweg suchen zwischen "Zu viel" und "zu wenig".

      Grüße
      klirr
      Mir hilft in diesen Situationen manchmal, alle Handlungen aufzubrechen in kleine Schritte. Z.B. nicht sagen: Ich muss jetzt die ganze Wohnung aufbrechen! Sondern: Ich gehe jetzt in die Küche und mache die Klappe von der Spülmaschine auf. Das schaffe ich! Dann räume ich oben alles aus. Das schaffe ich. Wenn ich das geschafft habe, räume ich unten alles aus. Das schaffe ich dann auch. Und so weiter. Auch bei der Arbeit oder Schule gibt es viele kleine Schritte. Ich habe auch eine gute Erfahrung gemacht, wenn ich nicht lange Todo Listen geschrieben habe, sondern viele kleine Zettel, auf denen immer nur eine Aufgabe steht, z.B. Tisch im Wohnzimmer aufräumen, nicht Wohnzimmer aufräumen. Wenn ich dann die kleinen Zettel abarbeite, kann ich stolz auf einen ganzen Stapel sein, den ich geschafft habe.
      Schlägt Dir die Hoffnung fehl, nie fehle Dir das Hoffen. Ein Tor ist zugetan, doch 1000 stehn noch offen. (Friedrich Rückert)