Meine Psychiaterin, mein Gewicht und ich evt. *t*

      Meine Psychiaterin, mein Gewicht und ich evt. *t*

      Ich kenne meine Psychiaterin von früher her noch aus der Tagesklinik. Wir haben uns anschließend ca. 5 Jahre nicht mehr gesehen, bis ich einen Doc brauchte, im Telefonbuch nachschlug, sah, dass sie mittlerweile niedergelassen war und mich in ihrer Praxis anmeldete. Sie sah mich und fragte direkt, ob wir uns kennen (auch wenn sie sich an Einzelheiten sicher nicht mehr erinnert und ich auch mittlerweile einen anderen Namen habe). Mittlerweile bin ich schon länger wieder bei ihr, und wir kommen, wage ich zu behaupten, auch gut miteinander aus.

      Mein Problem allerdings: als wir uns nach fünf Jahren wiedergesehen haben, in denen wir natürlich beide gleich viel älter geworden sind, hatte SIE, die älter ist als ich und immer schon eigentlich ZU schlank war, sich bestens gehalten, während ICH durch Medis total zugenommen habe, die ersten Fältchen gekriegt und mich, naja, ihr gegenüber wie ein Mastschwein gefühlt habe. Das ist leider noch immer der Fall. Inzwischen habe ich etwas abgenommen (wenn auch noch nicht genug), aber auch wenn ich mich bei ihr total sicher fühle und ihr auch total vertraue, habe ich in ihrer Gegenwart immer das Gefühl, dass ich viel zu schwer bin und dass sie vermutlich auch denkt, ich sei undiszipliniert und esse einfach zu viel.

      Es ist mittlerweile schon so, dass ich es ihr mit aller Gewalt beweisen will, dass ich nicht undiszipliniert BIN, und am liebsten bis zum nächsten Termin auf mein Idealgewicht kommen möchte - was ich allerdings in all den Jahren natürlich noch nicht geschafft habe. Sie selbst hat mir mal gesagt (als ich mich beklagte - sie hat nicht von sich aus gesagt, ich müsse abnehmen, sondern meinte eher, ich sähe "gut aus"), die gesündeste Art abzunehmen ist ein Kilo pro Monat, hat mir auch ohne Arroganz schon einige Tipps gegeben, wie ich Gewicht runterkriegen kann, und sich auch mit mir gefreut, als ich ihr sagte, ich habe schon soundsoviel abgenommen.

      Sie ist nicht eine Art "Vorbild" in dem Sinne, dass ich unbedingt eine Figur wie sie haben möchte (was vermutlich auch nicht gut aussehen würde, da sie ein ganz anderer Typ ist als ich), und ich möchte auch nicht alles auf eine Karte setzen und zB eine ungesunde Radikaldiät hinlegen, nur damit ihr beim nächsten Treffen die Augen aus dem Gesicht fallen. Aber ich möchte ihr einfach beweisen, dass ich nicht verfressen und undiszipliniert bin! Mich macht das ganz rasend - kann mir jemand helfen?
      hej,

      der einzige tipp den ich dir geben kann: sprich das thema bei ihr an. denn ganz ehrlich: sie ist deine therapeutin. du musst ihr (und auch sonst jemandem) nix beweisen. sie ist da, damit es dir besser geht. wenn ihr eine gute arbeitsbeziehung habt, und das klingt ja weitgehend so, wird sie ihre wertschätzung für dich als patientin nicht davon abhängig machen ob du beim essen diszipliniert bist oder ob du "ihr was beweist".
      die tipps hat sie dir vermutlich gegeben, weil sie dachte das hilft dir, aber ein "wettkampfgefühl", also dass du für sie was erreichen musst, dass du ihr was beweisen willst, ist auf keinen fall gesund für dich und sollte auch nicht der mittelpunkt DEINER veränderungsbemühungen für DICH sein. DU sollst mit DIR zufrieden sein, in dir ruhen im besten fall, und eben nicht von der scheinbaren anerkennung von außen abhängig, so wie du dich machst wenn du jemandem "was beweisen" willst.

      sprich es bei ihr an, oder drucke ihr das hier aus und nimms mit in die stunde, das "jemandem was beweisen müssen", weil er/sie dir wichtig ist, scheint ja ein thema bei dir zu sein.

      liebe grüße,
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Hey,

      ich kenne das Gefühl aus anderen Bereichen, man startet eine Art Kampf, da man befürchtet, es könnten einem Dinge unterstellt werden, die einem nicht entsprechen, die auch nicht wahr sind. Ich will beispielsweise immer ums Verrecken zuverlässig wirken und befürchte bei jeder Kleinigkeit: "Na super! Jetzt hält man mich für einen Lügner!"
      Aber das ist nur in meinem Kopf, in der Realität sehen das die Menschen ganz anders, denen ist das Ganze auch nicht halb so wichtig wie uns.
      Du hast Stress, aber deine Therapeutin sieht das sicher nicht so. Wir nehmen unser Gewicht, unser Äußeres obendrein auch noch viel extremer wahr als Mitmenschen.

      Ein anderes Beispiel: Ein Bekannter von mir klagte, er hätte über die Jahre ein Bäuchlein bekommen und er müsste vielleicht doch mal langsam Sport machen.
      Hand aufs Herz, dieser Mensch wirkt auf mich so selbstsicher, dass ich ihm gleichzeitig Disziplin und Sportlichkeit andichtete. Ich war fest davon überzeugt, er wäre Sportler - trotz Bäuchlein.

      Wichtig wäre einfach, dass du dich gut fühlst. Wenn du wirklich etwas an deinem Äußeren verändern möchtest, dann nur, weil du es wirklich für dich willst und nicht, weil jemand irgendwas denken könnte - das er ziemlich sicher sowieso nicht denkt.


      Viele Grüße!
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      Die Idee, Dieses auszudrucken und mitzunehmen finde ich großartig. Denn damit bringst du das Thema auf den Punkt. Und ich finde es ist sehr wichtig, es anzusprechen, denn ich hatte mal ein ähnliches Problem.Damals kam ich als Magersüchtige in eine Klinik. Und die Therpeutin/Ärztin, die mich behandelte, war definitiv auch untergewichtig. Da sitze ich also einer mageren Ärztin gegenüber, die mir erzählt, dass ich zunehmen muss. Darauf kam ich erstmal gar nicht klar. Ich weiß nicht mehr wie viele Stunden wir damit verbracht haben um zu klären, dass es in meiner Therapie um MICH geht und nicht um sie. Und genaue so ist es auch bei dir. Es ist DEINE Therapie. Du musst deiner Therpeutin keine Modelmaße bieten. Und beweisen musst du ihr auch nichts. Du machst die Therpie für dich, nicht für die Therpeutin.
      Hallo,

      also ich sehe das mal ganz pragmatisch und da fallen mir zwei verschiedene Probleme auf.
      Das eine Problem ist, wie Du Dich im Vergleich zu Deiner Therapeutin fühlst. Das ist, denke ich, auch etwas, was man in der Therapie angehen kann. Also warum denkst Du etwas beweisen zu müssen? Warum glaubst Du, man könnte Dich für undiszipliniert halten? Welche Gedanken, Haltungen und Erwartungen stecken dahinter. (Das sind jetzt keine Fragen, auf die Du hier antworten müsstest, das ist auch sicher nichts, was man von jetzt auf gleich überhaupt beantworten könnte. )

      Das andere Problem für Dich ist Dein Gewicht. So wie Du es schreibst, klingt es jetzt nicht nach einer Essstörung, sondern Du beschreibst es als eine Wechselwirkung mit Medikamenten. In manchen Fällen kann man da vermutlich nur erstmal akzeptieren. Aber was Du auch noch machen kannst, ist zu einer Ernährungberatung zu gehen. Ich kenne mich da so nicht aus, aber ggf. können die ja auch gerade bei solchen Wechselwirkungen wichtige Tipps geben. Ausserdem liegt es eventuell nicht nur an den Medikamenten. Das muss nicht zwingend etwas mit Disziplinlosigkeit zu tun haben, der Stoffwechsel und auch der Bewegungsumfang (Jobs u.ä.) eines Menschen ändert sich im Laufe der Zeit. Auch wenn man sein Essverhalten nie drastisch geändert hat, kann es also sein, dass man trotzdem zunimmt. Daher wäre eine Beratung vielleicht das richtige für Dich, wenn Du gesund abnehmen möchtest, insbesondere wenn es kein Problem ist, das sich therapeutisch behandeln lässt.

      Ich hoffe ich habe mit meiner Antwort jetzt nicht sehr danebengelangt.