N*rben in der Arbeit zeigen?

      N*rben in der Arbeit zeigen?

      Hallo zusammen,

      die unfassbare Hitze zur Zeit macht mir bei der Arbeit langsam zu schaffen. In der Öffentlichkeit habe ich kein Problem, im T-Shirt rumzulaufen - so lange mich niemand kennt, fühle ich mich sicher. Aber eigentlich hat bisher nur mein Mann meine N*rben gesehen. In 1 1/2 Monaten wird vermutlich meine Mama und mein Bruder das ganze sehen, weil ich sie besuchen fahre und vor einiger Zeit "gebeichtet" habe - schon aus dem Grund, bei gemeinsamen Ausflügen nicht langärmelig rumlaufen zu müssen. Ich hab allerdings ziemlich Angst, denn angesprochen werden möchte ich darauf eigentlich nicht. Deswegen wissen auch meine Schwiegereltern nichts davon, mit denen wir uns den Garten teilen, was echt doof ist. Im eigenen Garten langärmelig zu sein, meine ich. Naja, ist ein etwas anderes Thema.

      Ich arbeite im Büro (aber ohne jeden Dresscode) und bekomme demnächst wahrscheinlich sogar eine "bessere" Stelle in der gleichen Abteilung. Mein Chef weiß, dass ich eine Therapie mache, aber mehr auch nicht. Ich glaube, niemand würde im Traum darauf kommen, dass ich mich selbst verl*tze. Ich bin ein absoluter Durchschnittsmensch, die meisten sind schon überrascht, wenn sie nur sehen oder hören, dass ich tätowiert bin. Letzte Woche sprach mich schon eine Kollegin auf meine langärmeligen Klamotten an, ich konnte das aber glaubhaft umschiffen. Trotzdem - ich liebe T-Shirts, und es wäre so so schön, auch in der Arbeit wieder frei rumlaufen zu können. Nicht aufpassen zu müssen, wenn mir mal ein Ärmel hochrutscht oder so. Ich glaube, das wäre sehr befreiend.
      Auf der anderen Seite habe ich tierische Angst. Ich meine, mit "Flurfunk" muss ich rechnen, aber das wär mir egal. Ich möchte nicht als weniger belastbar angesehen werden, oder als kritikunfähig, oder einfach als bekloppt...was auch immer einem da dann alles unterstellt werden könnte.

      Haben von euch welche damit Erfahrungen gemacht? Wie reagieren die Leute auf sowas? Es geht mir natürlich tatsächlich nur um alte N*rben, weshalb dieser Schritt für mich auch erst im nächsten Jahr so wirklich von Bedeutung sein wird. Meine N*rben sind teilweise noch ziemlich gerötet und man sieht einfach, dass sie nicht allzu alt sind - die gehen also niemanden meiner Kollegen was an. Wenn, dann möchte ich im Zweifel sagen können, dass das ne alte Geschichte war.

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      hey

      ich habe keine Erfahrung mit N*rben zeigen auf der Arbeit wollte die aber trotzdem antworten.

      Ich weis ja nicht was du für einen Kontakt zu deinen Kollegen hast. Also ob es eher Freund sind oder eher eben doch "nur" Kollegen.

      Meine Meinung (muss für dich nicht gelten) ist: meine N*rben (krankheit) habe auf der Arbeit (früher war es die schule) nichts verloren. Ich ziehe grundsätzlich langärmlige sachen an. (was bei der jetztigne arbeitstelle kein probelm ist da die klimanalage so kalt eingestellt wird das ich im hochsommer halb erfriere) Und meine Befürchtungen wären genau dieselben. Meine Kollegen könnten denken ich wäre nicht belastbar nicht kritikfähig und h*nge mich eventuell im Büro auf. Ich finde sowas sollte man gut abwägen. Natürlich kann ich nicht mit 100% sicher ausschließen das mir der ärmel schon mal verrutscht ist und meine Kollegen es längst wissen.
      vieleicht kannst du mit meinem Text was anfangen
      Danke Juni für deine Antwort.

      Also es ist gemischt, manche Kollegen sind (lockere) Freunde, andere tatsächlich "nur" Kollegen.

      Du hast schon recht - ein Teil von mir stimmt 100%ig mit dir überein, das ist meine Privatsache und hat nichts dort zu suchen. Aber auf der anderen Seite sehe ich mich auf einem guten Weg, das Ganze hinter mir zu lassen und wenn ich daran denke, dass ich die nächsten 30 oder mehr Jahre deswegen langärmelig in der Arbeit sitzen soll - warum? Wenn ich doch eigentlich bewiesen habe, dass ich trotzdem gute Arbeit leiste (denn ich tue es ja dann nichtmehr, sondern habe in der Vergangenheit trotz Schneiden gute Arbeit geleistet), warum sollte es dann nicht einfach ein Teil von mir sein?

      Tja, schwieriges Thema, bin auf weitere Erfahrungsberichte gespannt (oder auch die Gründe, warum ihr es nicht zeigt in der Arbeit). Ich hab ja noch ein Jahr Zeit, meine Entscheidung zu finden, zumindest habe ich mir diesen Rahmen mal so gesteckt.

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Hallo Nunki,

      mein Chef wusste auch, dass ich in Therapie bin als er mich eingestellt hat, von den Narben allerdings auch nichts. Da ich mit Kunden zu tun habe, war ich mir nicht sicher was er davon hält und habe ihn gefragt (wir sind ein kleiner Betrieb und vor den Reaktionen meiner Kollegen hatte ich keine Angst, nur vor seiner). Ich sagte zu ihm, dass ich viele Narben habe und ob es okay wäre, dass ich im T-Shirt arbeite oder ob es ihm lieber ist, dass ich sie verstecke. Seine Antwort war: Solange ich mich nicht unwohl fühle, soll ich so arbeiten wie ich möchte. (er ist allerdings generell sehr tolerant und sozial). Damit war für mich die Sache erledigt und seitdem arbeite ich in Top und T-Shirt. Die Reaktionen meiner Kollegen waren gar keine, sie haben das einfach akzeptiert und es hat auch nichts verändert in den Beziehungen zu ihnen oder meinem Chef oder wie ich als Arbeitskraft gesehen werde.

      Liebe Grüße,
      disarming
      For this is rock n roll, I’ve got a rock n roll soul
      And we are freedom fighters. For now...
      (The Tunics)


      ToWriteLoveOnHerArms
      Ich arbeite noch nicht, deshalb bin ich vielleicht keine Hilfe.
      Ich kenne das Thema Narben verstecken aber auch. Bei dem jetzigen Wetter ist es die Hölle.
      Ich habe die Narben an den Oberarmen und den Füßen. Schon mit Strümpfen rum zu rennen ist extrem anstrengend.
      Aber ich bin derzeit oft noch bei meinem Elternhaus und da weiß es keiner.
      D.h man ahnt etwas, verdrängt es aber. Sollte meine Mutter jedoch nur ein einziges Mal etwas sehen, kann ich mich sicher nicht heraus reden und den Psychoterror den sie macht, wollte ich mir eigentlich ersparen.
      Ich finde deine Lage echt schwer. Hängt vielleicht auch von den Narben ab. Wenn es wenige sind kann man sich damit rausreden hingefallen zu sein. Bei vielen ist es ungöaubwürdig. Es kommt eben sicher auch viel auf das Umfeld an. Aber in der Zeit, in der wir heute leben können sich Ehrlichkeit bei dieser Sache sicher die wenigsten leisten, weil viele sehr im Klischee denken. Da heißt es dann, man wäre ja instabil und könnte eventuell nicht so viel leisten wie die Kollegen.

      Bei meinem Praxisanleiter beim Praktikum im Studium hätte ich es nicht gemacht. Ich habe ein soziales Fach studiert. Ich glaube, da riecht man eher Lunte, als ein KFZ Mechaniker. Gerade bei Pädagogen.
      Hallo Nunki,

      ich denke im Moment befassen sich sehr viele mit dem Thema.

      Ich verstecke die N*rb*n bei der Arbeit. Ich arbeite im Büro, habe "Kundenkontakt". Meine direkten Kollegen wissen davon, meine Chefin auch. Es wäre kein Problem offen rum zulaufen (denke ich). Ich persönlich trau mich aber nicht offen damit umzugehen. Im Moment stecke ich da noch zu tief drin, um zu den N*rb*n zu stehen, um mit gutem Gewissen sagen zu können "das war einmal".

      Ich hoffe, wir schaffen das irgendwann.

      Viele Grüße

      Evien
      ... Die Ironie des Lachens ist der erbitterte Kampf des Überlebens ...

      Höre die Schreie der Verzweiflung,
      Fühle die Schm*rz*n
      Denn etwas will st*rb*n
      Jede Nacht.
      .
      Hey,
      also ich arbeite ja auch noch nicht richtig, hab aber einiges an Erfahrung mit Praktika/FSJ und so weiter. Ich habe, außer in Vorstellungsgesprächen, meine Narben bis jetzt immer offen gezeigt, bei meiner jetzigen Arbeit im Krankenhaus geht das auch garnicht anders weil wir kurzärmlige Dienstkleidung haben. Und ich hatte nie Probleme damit, ich bin noch nie von Patienten oder Kunden angesprochen oder doof angemacht worden, und von Kollegen sowieso nicht. Die einzigen die bis jetzt überhaupt mal was dazu gesagt oder gefragt haben waren andere junge Praktikanten. Aber ich hatte nie das Gefühl dass ich anders behandelt werde als die Kollegen oder andere Praktikanten oder das man mir weniger zutraut als den anderen. Und du hast ja quasi schon gezeigt dass du gute Arbeit leisten kannst.
      Was meine Narben angeht hatte ich bis jetzt eigentlich nur Probleme mit Ärzten, sobald die meine Narben gesehen haben wurde ich da überhaupt nichtmehr ernst genommen, nichtmehr untersucht sondern einfach nurnoch als "psychisch krank" abgestempelt und Heim geschickt.
      Liebe Grüße,
      N**dle
      Wenn einer, der mit Mühe kaum,
      gekrochen ist auf einen Baum
      schon meint, dass er ein Vogel wär,
      so irrt sich der.
      [Wilhelm Busch]
      Respekt an euch. Den Mut hätte ich nicht.
      Ich glaube, bei meinem 1. Job werde ich selbst auch wie die TE im Sommer mit dicken Ärmeln rumrennen.
      Ich denke, hier in der Gegend ist SSV noch stark mit Vorurteilen belegt. Gerade wenn man selbst Menschen aus Krisen holen soll würde es auf mich als Klient oder Chef nicht den Eindruck machen, als wäre der Arbeitnehmer in der Lage zu helfen.
      Mir hat mal meine Therapeutin (vor Antritt einer neuen Arbeitsstelle gesagt), dass ich mich entscheiden kann. Dafür oder dagegen. Und so ist es auch.
      Ich arbeite derzeit mit psychisch kranken Menschen. Ich bin lange SV frei, sehr lange schon. (etwa 8 Jahre), dennoch entscheide ich mich, es nicht zu zeigen. Ich wüßte vielleicht noch mit der Reaktion der Kollegen umzugehen, aber nicht mit denen, die ich betreue.
      Da ich dort auch erst angefangen habe, war für mich die Richtung für diesen Sommer klar, vielleicht wird es nächsten Sommer anders. Aber erst einmal möchte ich, dass man mich nicht darauf reduziert und da ich niemanden wirklich einschätzen kann, schleppe auch ich mich so gut ich kann mit langen Klamotten durch den Sommer :)

      LG M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Guten Morgen
      ich zeige meine N*rben auf der Arbeit auch nicht. Zumindest soweit es geht versuche ich es zu vermeiden. Ich habe immer noch die Angst schnell in eine Schublade geschmissen zu werden und auch darauf reduziert zu werden (was ich schon ein paar Mal erlebt habe), und auch nicht die Kraft tagtäglich die Blicke auszuhalten. Und ich bin auch schon lange grob SVV frei.
      Aber ich glaube das hängt sehr von dir selber, deinem Umfeld, deiner Arbeit etc pp ab. ich bin generell nicht gut darin, in T Shirt rumzulaufen. In fremden Städten geht das gut oder an Orten wo mich keiner kennt. alles andere ist schwierig.
      Viele Grüße
      Ich finde das Thema hier total interessant, weil ich auch der Meinung bin, dass unsere Gesellschaft Menschen gern auf das reduziert was sie sieht.
      Manchmal empfinde ich es als wirklich quälend. Es gibt da Momente, in denen ich denke: Siehst du, das hast du nun davon. Warum hast du das nur gemacht? Und dann fühle ich mich trotzdem erleichtert, wenn ich mich schneide.
      Ich glaube auch, in diesem Moment sieht man die Folgen nicht so sehr. Auch komme ich mit der Reaktion vieler Menschen nicht zurecht.
      Hallo,
      ich spreche auch allen ein großen Respekt aus, die auf der Arbeit offen damit umgehen können.
      Meine Narben sind echt alle verheilt, da ich mich schon seit Jahren nicht mehr selbst verletze. In der Ausbildung im KH MUSSTE ich offen damit umgehen, da man dort nur in kurzärmligen Sachen arbeiten darf. Ich hatte echt große Angst davor, dass Eltern nicht wollen, dass ich ihre Kinder anfasse o.ä. Nichts davon ist je passiert. Die meisten haben geguckt, ich habe meine Arbeit gemacht. Anleiter haben natürlich gefragt, was mir auch unangenehm war. Und auf der ersten Station wo ich angefangen hatte, wollten sie mich auch auflaufen lassen und mich durchfallen lassen.
      Nach der Ausbildung habe ich ein Studium angefangen, ebenfalls in einem sozialen Beruf. Und ich habe in den ganzen 3 Jahren nicht ein einziges Mal geschafft an der FH oder auf der Arbeit offen rumzulaufen. Ab 1.8. arbeite ich "richtig", mache mir auch ständig die Gedanken, stelle mir die Fragen, aber ich kann es nicht.
      Ich habe auch wie du die Angst, dass sie denken, dass man mich anders und vorsichtiger behandeln muss und dass man mich nicht kritisieren darf. Die halten alle so viel von mir und vor allem für eine starke Persönlichkeit, ich will nicht, dass sie wissen wie schwach ich einmal war.
      Auf der einen Seite denke ich, dass es falsch ist, da man zu sich stehen soll, aber wie gesagt, ich kann es nicht.
      Sieht denn keiner, dass ich schreie, weine und verzweifelt bin???
      Man betrachtet mich, doch keiner sieht genauer hin!!!
      Bin nur Luft und Schatten...

      Liebe mich, wenn ich es am wenigsten verdient habe,
      denn dann brauch ich es am meisten...
      --> ich weiß nicht von wem, ist aber nicht von mir!!!
      Meine Unterarme sind zum Glück noch resozialisierbar, die Oberarme allerdings nicht.
      Tshirts sind entsprechend kein Problem, allerdings trage ich in letzter Zeit sehr gerne auch shirts ohne Ärmel.
      Auf der Arbeit trage ich nur Tshirt oder länger, allerdings gehe ich davon aus, dass schon etwas bemerkt wurde.
      In der Berufsschule oder auf Lehrgängen so wie ich möchte.
      Privat versuche ich die Familie etwas rauszuhalten.
      Da ich meine Eltern nur an den Wochenenden und den Rest noch seltener sehe ist das gut machbar.

      Liebe Grüße

      Khaos
      "Wenn dein Leben in Sch*rb*n liegt, zieh die Schuhe aus und tanz darauf."

      Frei nach einem guten Freund
      Hallo zusammen,

      vielen lieben Dank für die vielen Antworten! Ich denke mir, das ist ein Thema, was gerade im Moment viele von uns beschäftigt.

      disarming schrieb:

      mein Chef wusste auch, dass ich in Therapie bin als er mich eingestellt hat, von den Narben allerdings auch nichts. Da ich mit Kunden zu tun habe, war ich mir nicht sicher was er davon hält und habe ihn gefragt (wir sind ein kleiner Betrieb und vor den Reaktionen meiner Kollegen hatte ich keine Angst, nur vor seiner). Ich sagte zu ihm, dass ich viele Narben habe und ob es okay wäre, dass ich im T-Shirt arbeite oder ob es ihm lieber ist, dass ich sie verstecke. Seine Antwort war: Solange ich mich nicht unwohl fühle, soll ich so arbeiten wie ich möchte. (er ist allerdings generell sehr tolerant und sozial). Damit war für mich die Sache erledigt und seitdem arbeite ich in Top und T-Shirt. Die Reaktionen meiner Kollegen waren gar keine, sie haben das einfach akzeptiert und es hat auch nichts verändert in den Beziehungen zu ihnen oder meinem Chef oder wie ich als Arbeitskraft gesehen werde.


      Falls ich mich dafür entscheide, möchte ich es genauso machen. Erstmal mit dem Chef reden (den ich sehr schätze), und dann weitergucken. Dass deine Kollegen garnicht reagieren, finde ich toll! Solange sie nicht anfangen, hinterm Rücken zu reden, ist das doch die beste Reaktion.
      Kundenkontakt habe ich zum Glück keinen (wenn dann nur am Telefon ;) ), und man kann ja zB bei Meetings oder Seminaren immer noch was langes anziehen, aber der Büroalltag im T-Shirt wär halt doch um einiges angenehmer.

      Lina478 schrieb:


      Ich finde deine Lage echt schwer. Hängt vielleicht auch von den Narben ab. Wenn es wenige sind kann man sich damit rausreden hingefallen zu sein. Bei vielen ist es ungöaubwürdig. Es kommt eben sicher auch viel auf das Umfeld an. Aber in der Zeit, in der wir heute leben können sich Ehrlichkeit bei dieser Sache sicher die wenigsten leisten, weil viele sehr im Klischee denken. Da heißt es dann, man wäre ja instabil und könnte eventuell nicht so viel leisten wie die Kollegen.


      Also meine Narben am Bein (schon rund 6 Jahre alt und eher ger*tzt) gehen gut und gerne als Fahrradunfall durch, das nützt mir aber nichts, weil ich nicht so der Rock- oder KurzeHosen-Typ bin. Die Schn*tte am Arm kann ich allerdings schlecht als was anderes verkaufen, die sind ziemlich eindeutig.
      Wenn dann möchte ich schon ehrlich sein - ganz oder garnicht. Was natürlich nicht heißt, dass ich ne Rundmail dazu schreibe, aber wenn jemand fragt...
      Zum Glück ist mein Chef sehr von mir überzeugt und weiß, was ich leiste (und das ist mehr, als manch anderer Kollege). Trotzdem hab ich Angst vor Verurteilung. Niemand wird mir deswegen kündigen, aber trotzdem...

      Graf Zahl schrieb:


      ich zeige meine N*rben auf der Arbeit auch nicht. Zumindest soweit es geht versuche ich es zu vermeiden. Ich habe immer noch die Angst schnell in eine Schublade geschmissen zu werden und auch darauf reduziert zu werden (was ich schon ein paar Mal erlebt habe), und auch nicht die Kraft tagtäglich die Blicke auszuhalten.


      Ja, das ist auch meine Angst. Man weiß ja nie, wer einem ans Bein pinkeln will und die Situation dann irgendwie bösartig ausnutzt...

      Lina478 schrieb:

      Ich finde das Thema hier total interessant, weil ich auch der Meinung bin, dass unsere Gesellschaft Menschen gern auf das reduziert was sie sieht.
      Manchmal empfinde ich es als wirklich quälend. Es gibt da Momente, in denen ich denke: Siehst du, das hast du nun davon. Warum hast du das nur gemacht? Und dann fühle ich mich trotzdem erleichtert, wenn ich mich schneide.
      Ich glaube auch, in diesem Moment sieht man die Folgen nicht so sehr. Auch komme ich mit der Reaktion vieler Menschen nicht zurecht.


      Da kann ich dich gut verstehen. Ich hoffe, dass mich der Gedanke an mögliche kurze Ärmel nächstes Jahr auch in dunkeren Momenten davon abhalten kann, nochmal zu schne*den. Aber ganz ehrlich, wer denkt da schon dran, wenn der Druck extrem wird? Ich kann von Glück sagen, bisher nie angepöbelt worden zu sein wegen meinen Armen, denn damit könnte ich wahrscheinlich auch nur schlecht umgehen. Aber gut, zumindest Pöbelei wird mir in der Arbeit wohl nicht begegnen, da ists dann eher fieses Gerede.

      Seit heute bin ich übrigens tatsächlich der festen Überzeugung, dass meine Bürokollegin was ahnt. Aber ich kann sie ja schlecht drauf ansprechen, da schieße ich mir ja im Zweifel selber ins Knie. Ich hoffe, ich bin nur paranoid. Ich würde den Zeitpunkt wenn dann gerne selbst bestimmen. Bis es soweit ist, muss ich aber weiter schwitzen und meinen Kollegen mit einem Lächeln sagen, dass es doch sooo warm garnicht ist. Blöd, wenn einem dabei die Oberlippe vor Schweiß glänzt.

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Meine Angst ist da ja eher folgende.
      Ich wüsste nicht wie die Zukunft aussieht. Ob ich irgendwann ausfalle oder einen Fehler im Job mache und man mir dann einen Strick daraus drehen würde mit dem Hintergrund. Machen wir uns nichts vor. In der Gesellschaft wird SSV nicht mit Stabilität, Lebensmut, Widerstandskraft oder seelischer Fitness gleichgesetzt. Und davon, dass wir SSV gesellschaftlich wie die Indianer im Amazonas akzeptieren sind wir auch noch weit entfernt.
      Blut wird mit Ekel assoziiert und in diesem Kontext damit, dass da jemand Hand an sich anlegt und sich willentlich weh tut, was ein 0815 Mensch eventuell nicht versteht.

      Was mich eher fuchst ist, dass in Zeitschriftenartikeln immer damit geworben wird, dass man zu psychischen Problemen stehen soll. In der Praxis sieht es leider anders aus.


      Hallo,

      ich hab da auch eher gemischte Gefühle.

      Ich mag meine Kollegen. Ich weiß dass manche gerne tratschen und das ist mir auch egal. Ob ich da Narben hab oder zugenommen hab oder für schwanger gehalten werd oder was auch immer. Einige reden da immer irgendwas.
      Mit den tratschenden kann ich aber "vorne herum" trotzdem nett reden und das Getratsche stell ich mir nicht weiter bildlich vor. Passt schon.
      Mit vielen Kollegen hab ich ein locker freundschaftliches Verhältnis. Da redet man auch mal darüber, ob man noch Kontakt zu den Eltern hat, oder neulich hab ich auch mal rausposaunt, wie es so ist mit Langzeitarbeitslosen Eltern seine Klassenfahrten selbst zu finanzieren^^

      Trotzdem dosiere ich selbst was ich (in Hörreichweite) von wem preisgebe. Natürlich auf die Gefahr hin, dass es auch da weitergetratscht werden könnte.
      Ich möchte das SVV nicht auf der Arbeit öffentlich erklären müssen. Genauso wenig wie ich explizit erklären wollen würde, dass mein Vater aufgrund seiner Krankheit kaum mit der Körperpflege hinterherkommt, dass ich von ihm bedroht wurde usw.
      Ist irgendwie eine subjektiv vielleicht willkürlich gesteckte Grenze dessen was mir einfach zu privat ist.

      Kollegen, die ich auch privat treffe und denen ich vertraue erzähle ich hier und da etwas mehr.

      So richtig verstecken wollen würde ich es aber auch nicht. Wenn mal irgendein Unternehmensausflug im Schwimmbad endet, dann sei es so. Ich glaube eh nicht dass mich einer öffentlich darauf anspricht.

      Die Haltung hab ich aber vermutlich auch nur, weil es bei uns insgesamt nett ist, nette Leute, weil ich nicht glaube das der Tratsch bis zum Chef kommt und weil ich denke, dass selbst wenn der unbeeindruckt wäre und meine bisherige Arbeit ernster nähme als ein Gerücht.

      Wäre eine dieser Stellschrauben anders wär ich beim Schwimmen vielleicht spontan krank ;)
      Hallo,

      ich möchte auch mal meine Gedanken dazu loswerden. Ich habe jetzt nicht alle Antworten komplett gelesen,sondern teilweise nur überflogen.

      Also erstmal zeige ich meine Narben überall und immer. Für mich sind sie ein Teil von mir und sie erzählen eben auch meine Geschichte. Sie gehören zu mir. Auf meiner vorigen Arbeit gab es damit Probleme, weil ich von einer Kollegin schon bevor sie das wusste gemobbt wurde und sie sich dann natürlich daran nachher aufgehängt hat. Aber ich denke das sind eher die Ausnahmefälle. Auf meiner neuen Arbeit habe ich gar keine Probleme damit. Solange man seine Arbeit macht und gut macht, tun die Narben doch gar nichts zur Sache.

      Ich weiß nicht, wie du generell damit umgehst. Ich habe immer mit offenen Karten gespielt, weil mir alles andere einfach auch viel zu anstrengend war.

      Gruß N*rb*nmädchen.
      Habt MUT!
      Don't hurt me anymore!
      hej,

      ich denke, es gibt für alles den richtigen zeitpunkt und wenn der kommt, geht es auch halbwegs leicht. generell macht man sich zu viele gedanken darüber, was andere menschen sehen oder nicht - ich habe eine 3×3 cm große unfallnarbe mitten auf der stirn, und leuten, die mich seit 10jahren kennen, ist die z.t. noch nicht aufgefallen.

      ich würde generell auch nicht sagen, dass unsere gesellschaft so oberflächlich ist - dass der erste eindruck meist ein optischer ist und sich innerhalb von sekunden bildet, das ist normale, psychologische reaktion bei allen menschen und hat mit oberflächlichkeit erstmal nichts zu tun.

      ich würde mit frischen narben vorsichtig sein, denn da muss man ggf erklären, alles was hell ist würde ich einfach zeigen - man kann sich ja auch rantasten, indem zb die ärmel immer kürzer werden - einen abwimmel-spruch zurecht legen für die momente/menschen, denen man nichts erklären mag (damit meine ich jetzt keine lüge wie fahrradunfall, sondenr mehr so "ach, lange her, mag ich nicht drüber reden") , und gut ist.

      und dann vor allem wundern, wie viele leute NICHT fragen...
      lg
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Ich kann nur von mir sagen, dass ich damit vorsichtig wäre. Wenn man 10 Jahre irgendwo arbeitet ist es sicher was anderes. Ich habe im Bekanntenkreis jedoch die Erfahrung gemacht, dass Kollegen, die gleichzeitig Freunde sind immer so eine heikle Sache sind und vertrete die Ansicht, dass man Job und Privat eher trennen sollte.