Was ich schon immer mal schreiben wollte

      Was ich schon immer mal schreiben wollte

      Hallo ihr Lieben,

      ab und an wurde ich mal gefragt: wer bist du, Elfe? Dann hab ich eine Antwort geschrieben, aber ich denke mal, dass die nicht immer so aufgenommen und verstanden wurde, wie ich sie abgeschickt habe. Aber manchmal war da ja auch so was wie ein Spieltrieb in mir, der „Verstecken“ spielen wollte. Dann kamen meine Zeilen vielleicht eher verklausoliert an, zwischen den Zeilen zu lesen war die Herausforderung.

      Warum ich jetzt und heute von mir schreibe? Was ich damit bezwecken will? Ich habe keine Frage und erwarte daher auch keine Antwort. Eine Frage damit zu stellen, war auch in keiner Weise der Hintergrundgedanke bei den nachfolgenden Zeilen.

      Oft lese ich hier im Forum die Zeilen und Fragen und versuche mir dann ein Bild derjenigen Person zu machen, die diese Zeilen geschrieben hat. Und was soll ich sagen, ist sicher banal für euch. Das, was dabei entsteht, ist ein Bild, eine Mischung aus dem, was ich empfange, und dem, was von mir in mir ist. Natürlich geschieht auch schon beim Lesen eine Filterung dessen, was ich aus den Zeilen wahrnehme – das ist mir bewusst. Trotz all dieser Ungereimtheiten versuche ich dann, diese beiden Bilder zu einem zu verschmelzen, um dann aus mir für diese „Pseudo-Person“ eine Antwort zu schreiben. Ich weiß: das Bild in mir ist nur das Bild einer Welt, nicht die Welt an sich selbst. Und so weiß ich auch, meine Wahrnehmung ist eben genau in dieser Hinsicht begrenzt und unvollständig. Deshalb hoffe ich auch immer, dass meine Zeilen, eben nur so gut sie es überhaupt können, eine Hilfestellung für den oder die Fragestellenden auf der anderen Seite sind. Nicht mehr und nicht weniger.

      Was mir aber auch wichtig ist, ist dass ich oft (wenn auch zwischen den Zeilen) von mir schreibe – kommt vielleicht nur nicht immer so klar und direkt raus, weshalb mir auch schon Lehrerhaftigkeit etc. vorgeworfen wurde. Letztendlich sind aber alle Zeilen, die ich schreibe, ein Bild von mir – ob der oder die andere das so wahrnimmt, überlasse ich dann ihr. Das ist ja auch immer die freie Entscheidung des Anderen, so zu verfahren. Aber mit jedem dieser Bilder sind auch viele Bruchstücke von mir mit drin in meinen Zeilen.

      Im Moment stecke ich in einer (für mich empfundenen) mittelschweren Depression und das jetzt schon über ein Jahr. Teils sind diese Phasen ein Krankheitsbild, teils aber auch von mir gefühlt, ein Teil meines SVV (manche von euch haben das ja schon erkannt). Doch diese Depressionen haben für mich mindestens zwei Gesichter.
      Da ist zum einen diese große graue Wand, nur ich immer auf der falschen Seite. Sie beengt mich, sie schließt mich ein. Sie filtert meine Wahrnehmung der Welt um mich herum. Dennoch versuche ich jeden Tag, ein Teil dieser Gesellschaft und ihres Hin und Her zu bleiben. Nicht immer leicht für mich. Demzufolge trage ich auch eine Maske im Alltag (oder auch ein paar mehr), wie einige andere von euch auch. Der Einwand, wenn du dich nicht zeigst, dann kann dir auch niemand helfen, ist ein Stück weit so korrekt. Aber ich will auch nicht jeden Kontakt durch mich – ich nenn es mal - “überlasten“. Ich habe öfters den Eindruck gewonnen, dass Menschen sich dann hilflos mir gegenüber fühlen (vielleicht weil sie gern helfen möchten aber nicht wissen wie), und genau diese Erfahrung brauche ich dann nicht, wenn ich mich schon selbst bescheiden fühle. Das hat dazu geführt, dass sich mein Kreis an Kontakten in den letzten Jahren deutlich reduziert hat. Dabei hat sich an mancher Stelle auch sicherlich die Spreu vom Weizen getrennt, hat also auch was Gutes. Wenn auch diese Erkenntnis bei einzelnen Personen schon sehr weh getan hat.
      Die andere Sicht auf die graue Mauer in mir aber ist auch: sie ist ein Stück weit Schutz für mich. Seit ca. 20 Jahren fühle ich mich schutzlos den äußeren Einflüssen wie Gefühlen, Lautheiten, Sonne und Licht, Nachrichten von neben mir und aus der Welt, etc. ausgeliefert. Die alten Mauern habe ich damals eingerissen (meine Ergänzung: die innerlichen), dabei ist auch deren eine Funktion – nämlich Schutz für mich - verloren gegangen. Das habe ich sofort nach der damaligen Sitzung mit meiner Therapeutin gemerkt. Diesen Umstand (?) wieder zurück zu ändern, war mir bislang nicht möglich. Auch neue andere Schutzmechanismen aufzubauen, ist mir nur sehr geringfügig gelungen. So prasseln viele Dinge von außen auf mich ein und treffen mich wie Messer- oder Speerspitzen und verletzen mich. Da spielt SVV auch wieder rein: ich fühle mich schwer verwundet, aber kann mich doch zum Teil diesem nicht entziehen. Eine Gratwanderung, die ich fast jeden Tag vor mir habe und tätige.

      Wenn es diesen Begriff gibt, vielleicht lässt sich das Ganze mit Hyperempathie beschreiben. Das, was andere als kleine Brise des Lebens empfinden, nehme ich als heftigen Sturm wahr, der mich von oben bis unten durchschüttelt. Deshalb habe ich mich auch zeitweise aus dem Forum zurückgezogen. Es fühlte und fühlt sich für mich wie psychische Schnitte oder Schnitte in meine Seele an. Insgesamt fühle ich mich auch sehr empfänglich für das Ausnutzen von Menschen über so genannte „positive“ Faktoren. Zu oft erscheinen mir diese eher als eine Manipulation, um den anderen nur noch mehr ausnutzen zu können, nicht zum Zwecke und zur Hilfe für den Anderen, sondern zur Verfolgung ausschließlich eigener egoistischer Ziele. Ich räume gern ein: meine Sicht der Dinge.

      Zusammengefasst verharre ich so in einer „Starre“, die mir (gefühlt) keinerlei Spielräume lässt: Versuche die Mauer der Depression zu durchbrechen, nehmen mir gleichzeitig deren Schutz vor den Störungen aus meiner Umwelt. Oder wie sagt man: eine Zwickmühle.

      Viele Versuche meinerseits, nicht mit meinem Lockenköpfchen durch die Wand durch zu rennen, sondern auch trickreicherweise sie zu überlisten, sie zu umgehen, waren nicht sehr erfolgreich. Der Eiertanz ohne gefühlten Schutz auf dem aalglatten Parkett dieser Welt (auch oder besonders auch im Berufsleben) hat mir zahlreiche Beulen und Schrammen beschert. Mögliches vorübergehendes Fazit: dann sollte ich das wohl lieber lassen … aber was dann?

      Ach … habt ihr alles schon gewusst? Na dann ist ja gut, dann leg ich mich wieder in meine Ecke und heule weiter (Ironie und Selbstmitleid OFF).

      Vielleicht manchen von euch noch etwas, was ich gerade so nebenbei mache. Dass ich einerseits ab und an schreibe, habt ihr ja schon mitbekommen. Zusätzlich hat mich gerade das „Corona-Fieber“ gefangen genommen und ich produzierte ein paar Cartoons oder satirische Überarbeitungen von Fotos und Bildern aus dieser Welt. Das verbessert die Welt zwar nicht, aber ist ein bisschen wie ein Ventil gegen die Dummheit mancher Leute. Will damit aber nicht beurteilen oder richten – steht mir nicht zu, dazu ist „mein Licht“ zu klein. Des Weiteren versuche ich mich gerade mit meinen handwerklichen Fähigkeiten und den (doch manchmal) hilfreichen Tipps von Männe (mein Lebenspartner), in der Erstellung von kleinen Gegenständen. Ne eigene Werkstatt geht nicht und gibt’s leider nicht. Ihr spürt es vielleicht, ich zieh gerade ´ne Elfe an ihren eigenen Haaren wieder aus dem Wasser, zumindest versuch ich es.

      So zum Schluss für heute: passt auf euch auf. Habt Geduld mit euch auf eurem Weg. Verliert nicht den Mut, auch wenn es so scheint, als ob sich nichts ändere. Mein Gefühl dabei: das Leben ist manchmal wie ein Ozean-Tanker. Den auf einen neuen Kurs zu bringen, bedarf vieler kleiner Ruderausschläge und steter Energie. Das Schiff auf diesen Kurs zu bringen und auch dort gegen die Strömungen und die Wellen drum herum zu halten, das lasst euer Streben sein.
      Erst wenn ihr zurückblickt, seht ihr die Kurve, die ihr vielleicht schon zurückgelegt habt. Stellt euch dieses Bild vor, spürt die Wellen dieses Tankers auf dem Ozean, dann habt ihr die richtige Vorstellung von dem, was ich euch schreiben wollte.

      Lg Elfenspiegel

      Noch so ein paar Weisheiten, die mir gerade über den Weg gelaufen sind:
      1) Mitten im tiefsten Winter entdeckte ich,dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt.(Albert Camus)
      2) Was du über dich selbst denkst, ist viel wichtiger als das,was andere über dich denken.(Seneca)
      3) Es ist leicht, das Leben schwer zu nehmen.Und es ist schwer, das Leben leicht zu nehmen.(Erich Kästner)
      hej,

      habe es jetzt zweimal gelesen und eigentlich gibt es darauf ja keine antwort.

      ich wollte trotzdem schreiben, dass es mich anrührt, das zu lesen; zum einen weil ich aktuell wieder mehr als in den letzten jahren (stabilität) merke, woher ich eigentlich komme (und damit auch, welcher weg hinter mir liegt); zum anderen weil du trotz nicht allzu guter gesamtsituation doch so klingst, als ob du in dir immer wieder anker findest (den eindruck habe ich generell, wenn ich dich lese.)

      schicke dir ein paar lächelnde gedanken :)

      LG
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


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      Hallo solaine,
      Lächeln angekommen und gern angenommen.

      Das mit den Anker(n) ist so eine Sache. Lässt man ihn (den Anker) zu früh runter, ankert man an der falschen Stelle, findet also nicht seinen (gesuchten) Platz. Hievt man ihn zu spät, kann er sehr hinderlich sein, voran zu kommen und mit seinem Schiff wieder Fahrt aufzunehmen. Habe aber verstanden (meine Wahrnehmung), was du mir übermitteln möchtest. Danke.

      Bis dahin lg Elfenspiegel

      Was ich schon immer mal schreiben wollte - Teil 2

      vielleicht
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      Was macht man als Kind (als kleines Kind), wenn man das Gefühl hat, man müsste die Beziehung der Eltern – die Familie retten? Die Antwort ist wohl nicht so schwer. Man übernimmt sich, man versucht etwas, was so nie und in keiner Weise funktionieren kann. Nur als Kind ist man sich dessen nicht bewusst. Ist dann noch psychische „Gewalt“ im Spiel und andere Hässlichkeiten, so entwickelt man sogar sowas wie Schuldgefühle. Man glaubt sogar, dass es den Eltern wieder gut gehen könnte, dass die Dilemmas des Alltags verschwinden könnten, dass die Beziehung der Eltern untereinander wieder gut werden könnte. Ich weiß noch heute viele dieser meiner Gedanken. Sie gingen sogar soweit, dass ich mich als Kind, dass ich mein Leben in Frage stellte. Letztendlich und aus heutiger Distanz weiß ich um die Unlösbarkeit solch eines Beziehungsproblems.

      Und ich weiß auch: auch heute gibt es jegliche Form von Gewalt in Beziehungen und in Familien. Ich weiß das … und ich heule dabei. Nur gibt es heute mehr Wege und Unterstützungen, diese Teufelskreise zu durchbrechen, zur Not über Frauenhäuser, Therapien, Soziale Beratungen etc.

      Heute entschuldige ich mich vor mir selbst: als Kind nimmt man vieles anders wahr. Diese schwache Gewissheit ist einer meiner Ankerpunkte.

      Die Einrichtung von Tafeln gab es in meiner Kindheit nicht. Ich hatte oft Hunger. Gefühlt müssten die Fensterscheiben von so manchem Geschäft, ob Bäcker oder Lebensmittel, platte Stellen an der Fensterscheibe haben, wo ich oft stand. Mein Spielzeug war das, was ich auf der Straße fand.

      Später, als Schulkind - nach der Grundschule - bekam ich immer ein Butterbrot mit in die Schule. Ich hatte einen Freund, einen kleinen Hund. Der wartete jeden Tag, vor einem Lebensmittelgeschäft und freute sich, wenn ich kam. Ich gab ihm immer von meinem Butterbrot ab.

      Auf meine weitere Schulzeit möchte ich hier nicht eingehen. Vielleicht noch eins zum besseren Verständnis von mir. Wenn ich unartig war, oder wenn ich mal was mit den Nachbarjungen verbockt hatte beim Ballspielen, wurde ich in den modrigen Keller gesperrt, ohne Licht. War mein Vater gut drauf, durfte ich vielleicht nach 2 Stunden wieder raus. So, das reicht hier.

      Auch wenn meine Art zu schreiben und auf Fragende einzugehen, vielleicht nicht oft solchen Background erkennen lässt, er ist da – glaubt es mir.

      Als ich mit 15 in der Lage war, und die Beziehung meiner Eltern auf mein Betreiben aufgelöst, wurde mir bewusst, was ich gemacht hatte und welche Verantwortung ich damit (unausgesprochen) übernommen hatte. Ich fühlte mich stark, als (Noch-)Kind solch eine Verantwortung tragen zu dürfen. Aus heutiger Sicht: welch ein Schwachsinn.

      Letztendlich war der Zusammenbruch vorprogrammiert und meine Odyssee begann. Stimmt so ja auch nicht ganz, wenn man meine Kindheit berücksichtigt.

      Einer meiner schönsten Kindheitserinnerungen ist, als mein Vater einen Drachen aus Leisten und Papier gebastelt hatte, und wir auf eine große Wiese (Parknähe) gingen, um ihn dort steigen zu lassen. Ich erinnere mich noch heute, es war ein wunderschöner Sommertag mit blauem Himmel. Der Drachen flog hoch … und all meine kindlichen Träume und Wünsche mit ihm. Die Schnur riss, der Drachen flog davon. Klingt fast zu kitschig, um wahr zu sein, aber das ist kein Elfen-Latein.

      Ich habe das Abi geschafft, ich habe es allein geschafft. Ich habe damals gelernt: ich kann es nur schaffen, allein. Und ... ich muss es schaffen, allein, andere können dir nicht helfen. Vertrauenslehrer/Innen, Sozialarbeiter/Innen etc. = Fremdwort. Das Einzige, was ich zu meiner Oberstufen-Schulzeit sagen kann: ich hatte gute Lehrer. Nein, ich hatte sehr gute Lehrer.
      Mein Mathe-Lehrer war ein ehemaliger Pfarrer, dessen Frau MS im letzten Stadium hatte, 2 Kinder. Mein Latein-Lehrer lebte für seine Sprache … und für uns, sie uns nahe zu bringen. Die menschliche Größe dieser beiden Lehrer habe ich nicht so oft wieder erfahren. Sie haben mir vielleicht irgendwo die Kraft gegeben, es zu schaffen.
      Ergänzung: sie wussten nichts von meiner Geschichte, aber sie glaubten an mich. Ich danke ihnen heute dafür.

      Ob mich all das geprägt hat? Iwo, wie kommt ihr denn da drauf? Ironie und Sarkasmus wurden irgendwann ein Stück von mir. Wenn ich nicht weiter kam, wenn die graue Mauer da war, dann war es dieses „Mich selbst über mich lustig machen“, was mir eine Leichtigkeit vorgaukelte. Irgendjemand hat mal gesagt: man muss über sich selbst lachen können. Das hab ich wohl etwas falsch verstanden.

      Ein Studium, ich habe es geschafft, ohne Beihilfen, ohne Bafög, ich habe nebenher gearbeitet, immer. Welcher Job, egal, Hauptsache Job … und .... Das hat mich 2 zusätzliche Semester gekostet. Woher all diese Kraft und Energie kam, das anzustreben und zu realisieren????
      Ehrlich gesagt k.A.: ich habe mich parallel in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert. Ich glaube, diese Kontakte und Freundschaften haben mir damals irgendwo geholfen, nicht unterzugehen. Auch hatte ich einen Freund, einen besonderen Freund. Keine Liebelei oder so, nein nur echte Freundschaft. Gibt es die zwischen einem Mann und einer jungen Studentin? Ja, da war keinerlei Liebe. Er hat Brücken gebaut, die ich nie hätte selbst bewerkstelligen können. Durch ihn durfte ich wirklich große (großartige) Menschen kennenlernen.
      Aus diesen Erfahrungen, aus meiner Geschichte heraus, habe ich alles gegeben. Habe mich um Jugendliche aller Couleur gekümmert. Die Gesamtheit dieser Jahre war vielleicht die schönste und unbeschwerteste Zeit meines Lebens und eine emotional sehr tiefe und fordernde. Mein Fazit bis dahin: ich habe gegeben und ich habe bekommen.

      Jede Zeit geht zu Ende, Freundschaften gehen zu Ende. Ich war allein.

      Fragen zu den oben geschriebenen Zeilen beantworte ich nicht.

      Schreiben ist für mich ein weiterer wenn auch schwerer „Anker“, daher danke ich euch allen dafür, hier schreiben zu dürfen. Es ist das Wiedereintauchen in die Geschichte, das Wiedererleben meiner Gefühle (leider aller Gefühle). Das Umarbeiten und Schreiben in Geschichten dagegen ist ein Stück weit „Loslassen“ und versuchen, „Frieden zu finden“.

      Elfenspiegel

      Was ich schon immer einmal schreiben wollte - Teil 3

      Vielleicht wieder
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      Ich gehe auf keine weiteren Details mehr ein, dennoch ein paar Sterne – zur Vorsicht.

      Öfters lese ich hier die Frage: wie geht ihr mit euren Narben um? Ich hab da vielleicht einen kleinen Vorteil. Ich trage oft T-Shirts und Blusen, langärmlige (geistige). Außerdem gibt’s da so einen Narbenroller, der die Dinger unsichtbar macht. (Ironie OFF) Wenn ich morgens aufstehe, setze ich meine Maske auf. Wenn ich dann Jemandem begegne, den ich kenne, lächele ich ihn oder sie an und sage: „Hey, schön dich zu sehen. Wie geht es dir?“ Ich glaube, dann sieht niemand meine Narben.

      Mein Männe kennt sie – teilweise. Ich denke, die Menge reicht. Ich glaube auch, mehr bringt nichts. Er kennt mich jetzt schon ca. 13 Jahre. Manchmal könnte ich ihn wegen seiner Ruhe …. Aber es ist vielleicht genau das, womit er mir wieder vom Boden aufstehen hilft.

      Manchmal wünschte ich ihn mir anders, oder doch nicht, manchmal vielleicht ein bisschen ...

      Letztes Jahr – dieses Therapieende – ich weiß, ich kann keine Wunder erwarten. Hab ich auch nicht, oder doch, vielleicht ein bisschen ...

      Warum das diese Auswirkungen auf mich hatte? Es fühlte sich so an: alles war wieder da. Alle Narben taten wieder weh. Das habe ich öfters, nur nicht in dieser Gesamtheit. Therapie kann eben auch nach hinten losgehen. Dabei hätte ich es eigentlich schon wissen müssen. Schließlich war das nicht meine erste und einzige, aber wie es scheint: in meinem Leben die letzte (lt. Krankenkasse). In weiteren Therapien sehen sie keinen Sinn. Sie haben die Argumentation meines Psychiaters und meine nicht verstanden. Es sollte eine „Begleitung“ sein, kein weiterer Lösungsversuch. Die Gutachterin konnte wohl nicht anders, kosten- und ergebnisorientiertes Handeln. Ich will nicht ungerecht sein.

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      Die größten Narben waren vielleicht auch die, als einige für mich sehr wertvolle Menschen starben. Ich habe sie bis zuletzt begleitet. Ich saß da, auf der Intensiven, habe ihre Hand gehalten, habe mit ihnen gesprochen. Manchmal dachte ich: tu endlich was. Versuch es, vielleicht gelingt es dir. Vielleicht erreichst du in eben diesem einen Augenblick etwas mehr, als die Medizin vermag. Überheblichkeit, Arroganz??? Es ist ok für mich, wenn ihr so denkt. Nur als Hintergrund vielleicht: nach meinem ersten Zusammenbruch, hatte ich eine komische Phase, als ich „wieder aufstand“.

      Irgendwie hatte ich das Gefühl in mir: du kannst nichts, oder doch, vielleicht ein bisschen.

      Du hast ein Gefühl in Fähigkeiten, du hast ein Gefühl in Fertigkeiten. Du hast es geschafft. Trotz aller „grauen Wand“, trotz aller Stürme, trotz aller Rennen gegen unsichtbare Windmühlen und die Folgen, war es immer wieder da.

      Ich habe es nicht getan. (Achtung: nicht missverstehen, keinerlei Ankündigung oder dergleichen!!!). Ich versuchte einfach nur da zu sein, daneben. Und immer das Gefühl in mir: du könntest vielleicht diesen Verlauf des Lebens verändern. Welcher Wahnwitz, welches absurde Gefühl. Am Ende (am echten Ende) fühlte ich mich, wie ein Mediziner sich wohl fühlen muss, wenn er seiner Überzeugung gemäß alles versucht hat um zu retten. Alles?

      Die Narben werden ein Teil von mir sein, nicht sichtbar, oder doch, vielleicht ab und an ein bisschen ….

      Dieses Gefühl hat mich bis heute nicht verlassen. Habe ich in meinem Leben wirklich immer alles gegeben, auch in den schwersten Situationen? Hätte ich retten können? Verzeiht mir bitte diese Zeilen, sie sind ein Teil meines Konfliktes in mir. Ich werde damit leben müssen, es aushalten müssen. Ein Bild taucht in mir auf: Der Orkan ist vorbei, wieder einmal. Die Regenwolken hängen noch schwer am Himmel. Durch die Pfützen der Straße gehe ich nach Hause. Allein.

      Es tat gut, hier zu schreiben. Es tat gut die Frage: „Hey, wie geht es dir?“ Es tat gut: „die lächelnden Gedanken“.

      Jetzt, im Moment, kann ich es wieder schreiben:
      „mit liebem Gruß Elfenspiegel“
      Also ich hab es jetzt gelesen, manches davon verstehe ich nicht, glaube ich, weil ich einfach viel zu wenig aus deinem Leben kenne, eigentlich kaum etwas.

      Du wirst keine Fragen beantworten, also stelle ich keine, vielleicht nur mir selbst. Ich glaube, Fragen stellen ist wichtig, egal, ob man eine Antwort weiß oder nicht,vermutlich auch, wenn man keine Antwort haben möchte. aber solange man Fragen hat, ist etwas in Bewegung und kann sich verändern, hin zum Leben, zur eigenen Lebendigkeit.
      vielleicht entwickelt sich das auch während des Fragens, und vermutlich ist es nicht EINE, sondern immer wieder andere.

      Was ich noch sagen wollte, als es ums Lächeln und über sich lachen ging, kam mir der Gedanke, den mir mein Therapeut einmal mitgegeben hat:

      Was einem selbst am meisten helfen kann, ist, wenn wir (wieder) lernen, uns selbst anzulächeln. Das ist wohl das, was uns Menschen am schwersten fällt. Aber darum geht es, denke ich, mit uns selbst in wohlwollende Beziehung zu treten, nicht ÜBER uns lachen zu können, sondern vielleicht MIT uns, in allen unseren Facetten,auch jenen, bei denen es uns besonders schwer fällt. und wenn jemand in uns ein tröstendes, ein kraftspendendes, ein aufmunterndes, ein Sichereit gebendes Lächeln braucht, uns dies (auch) selbst geben zu können.

      mit einem Lächeln für Dich , ares
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)
      hui, jetzt hast du mich, weil du einen teil von dem schreibst, was mich aktuell auch beschäftigt.

      meine antwort, für den moment: ich hätte nicht mehr tun können und ich hätte es auch nicht anders machen können. ich hätte nichts verhindern können. ich war ein kind und konnte das, was ich eben zu dem zeitpunkt konnte.
      mit dem gefühl der hiflosigkeit, der scham und des versagens muss ich leben, und da gibt es auch nichts, was dem ein anderes gefühl entgegensetzen kann (auch wenn ich immer noch, immer wieder hoffe, dass man - ich, irgendwer - irgendwas machen/nehmen könnte und das gefühl würde weggehen.)

      ich werde nie wieder derselbe mensch sein wie damals, und es wird nie wieder eine situation geben, in der ich im gleichen ausmaß hilflos bin. und ich werde nie wieder im gleichen ausmaß (für mein gefühl) versagen und daher auch diese gefühle der scham und hilflosigkeit SO nie wieder haben. sie sind nicht reproduzierbar.

      mit dem, wo und wie sie sind, kann ich umgehen.

      und ich bin sehr froh, dass sie so nie wieder entstehen können. das hilft mir, wenn die panik kommt oder ich mich hilflos fühle. tief durchatmen, kopf einschalten, die gefühle ins "damals" ordnen, wo sie hingehören, und mir klarmachen, dass es dieses kind heute nicht mehr gibt.
      ich bin nicht mehr da, wo ich damals war.
      ich muss nicht dorthin zurück.
      ob und wann ich dahin zurückgehe, in welchem (geschützten) rahmen, ist meine entscheidung.

      alles liebe für dich und eine hand, falls du sie brauchst.
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Hallo Ares,
      ich nehme dein Lächeln gern und werde es tief in meiner inneren Schatzkiste verstecken, so wie einen kleinen kostbaren Schatz. Manchmal machen das Kinder so mit einem Schatz. Danke dir dafür und für deine Gedanken.

      Das mit dem Lächeln fällt mir schwer, da ich in diesen kritischen Momenten wenig Zugang zu mir habe. Da ist dann über eine lange Zeit nur die graue Mauer. Alles andere kommt kaum bis gar nicht bei mir mehr an. Ich bin zu. Mein Partner hat das erkannt und reagiert auf seine Weise. Er ist da, aber er lässt mich vollkommen in Ruhe. Das erzeugt dann in mir dieses kleine Gefühl, nicht allein zu sein, aber auch dass der Andere meine momentane Hilflosigkeit respektiert.

      Ich danke dir für deine Worte. Lg Elfe


      Hallo Solaine,
      es tut mir leid, wenn ich durch meine Zeilen etwas Unangenehmes in dir angestoßen habe. Das sollten meine Zeilen nicht sein, ein Trigger. Vielmehr wollte ich mir selbst eine Brücke bauen, Dinge von innen nach außen bringen, um nicht immer wieder gedanklich mich im Kreis darüber zu drehen.

      Gefühlt für mich, kenne ich den Unterschied zwischen damals und heute. Es liegen viele Jahre dazwischen, sicherlich auch Jahre, in denen vieles in den Hintergrund trat; aber auch vieles neu dazu gekommen ist. Was ich sagen will, meine Schwächen sind offensichtlich: Verantwortung für alles und jedes zu übernehmen, mich bis über meine Ohren reinzuknien, alles zu geben ohne Rücksicht auf mich. Das ist eben perfekt ausnutzbar. Ich weiß darum und falle doch immer wieder darauf herein. Obwohl ich diesen Weg als einen Irrweg für mich erkannt habe, betrete ich ihn wohl immer wieder. Ob da SVV dahinter steckt? Vermutlich, zumindest zum Teil.

      Ich fühle mich noch 30 Jahre danach für die „Geschichte und Personen“ verantwortlich. Welch ein Schwachsinn meinerseits, ich konnte diese Dinge nicht abschließen, ich konnte sie bislang nur unzureichend für Momente weglegen. Sie tauchen in der einen oder anderen Facette oder Form immer wieder auf. Ich versuche wohl immer noch, den „zerbrochenen Krug“ zusammenzukitten. Ich muss immer weiter lernen, die Dinge so zu sehen, was sie sind: Narben der Vergangenheit.

      Doch geben mir die ungetanen Dinge aus der Vergangenheit ein Stück weit auch ein Gefühl der Schuld, Schuld eben, nicht Alles, was ich überhaupt vielleicht getan haben könnte, getan zu haben. Als erklärendes Bild - ich fühle mich wie in einer Situation mit einem Ertrinkenden. Ich hätte ins Wasser springen können und ihn damit vielleicht retten können. Ich hätte dabei mich selbst verlieren können. Vielleicht. Ich habe den Versuch nicht unternommen. Deshalb fühle ich mich für den Tod von Menschen verantwortlich. Sicherlich ein medizinischer Irrsinn, da ich weder Ärztin noch sonst was bin. Es ist dieses Schuldgefühl.

      Deine Worte hätten fast von mir stammen können :) … danke für den Blick aus deiner Distanz.

      Und danke für deine Hand, lg Elfe
      Liebe Elfe,
      das glaub ich dir sofort, dass dir das schwerfällt. ich schrieb ja, dass es eins vom schwersten ist , ich weiß, wovon ich rede :/, ich glaube, ich kann heute noch kaum den Blick heben, geschweige denn mir zulächeln, in kritischen Momenten schon gar nicht.
      und ich kann nachvollziehen, dass du keinen Zugang zu dir findest, über lange Zeit, dass da nur diese graue Mauer ist.

      Mir scheint, dein Partner schafft aber etwas , was dem, was mit "anlächeln"gemeint ist, sehr ähnlich ist, aber noch ein Stückchen distanzierter . Er ist trotzdem da, ohne Absicht, ohne Forderung. und gibt Dir damit sogar durch die Mauer hindurch das Gefühl, nicht ganz alleine zu sein. zumindest ein kleines bisschen. Das ist doch auch eine Möglichkeit, und eine, die Dir offenbar gut tut und die Du zulassen kannst. und das Dir hilft, auch deine eigene momentane Hilflosigkeit anzunehmen, weil er es tut.
      Vielleicht kann dieses Gefühl wachsen, einen Boden finden in dir und sich verankern. vielleicht nur ein klitzekleines bisschen, und vielleicht auch sehr sehr langsam, aber doch, so ein bisschen. vielleicht wird die mauer bleiben, aber mit den jahren, wie viele es auch sein mögen, auch das Gefühl des nicht ganz allein seins, des Respekts vor dir, auch in der Hilflosigkeit. Das ist auch eine Art, Verbindung aufzunehmen.

      Vielleicht ist es dann irgendwann denkbar, das beides da sein kann: Das alte gefühl der schuld und des nicht -genug seins, oder getan habens, aber auch eines der Annahme und des Respekts, trotzdem. weil beides sein kann und darf dann, vielleicht nur ganz manchmal und nur auf große Distanz - aber immerhin. eine Art Übereinkunft, eine Annäherung an eine innere Befriedung - so weit es eben geht. und das darf genug sein.

      vielleicht sind das keine passenden gedanken und Bilder für dich, aber ich lasse sie trotzdem mal hier. für mich auch unglaublich lange Zeit unvorstellbare Gedankengänge, doch mittlerweile spenden sie mir manchmal Trost und Hoffnung, deshalb wollte ich sie mit dir teilen.
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
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      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)
      ich finde das gar keinen schwachsinn, ich kenne diese gefühle auch.

      ja, die schuld ist noch da, und auch das sich reinknien und für alles verantwortung übernehmen wollen, weil ich es nicht ertrage, es nicht wenigstens zu versuchen. ich bin so, ich werde das auch nicht ändern können. und das ist auch nicht nur eine schwäche; das ist auch eine stärke und ich habe oft mehr kraft und ausdauer, als ich selbst erwartet hätte. was ich (inzwischen meistens mit recht gutem erfolg) versuche: meine ressourcen auszubauen, zu schauen, dass ich mir genug zeit für die dinge nehmen kann, die mir kraft geben und mich zur ruhe bringen. und wenn das nicht geht, dann dieses "geht jetzt nicht" zu einer klaren phase zu machen mit klarem endpunkt und einem festen vorhaben, ab wann ich wieder zeit für ressourcen habe; das plane ich dann mit termin ein.

      keine sorge an dem punkt: du triggerst mich nicht. und das unangenehme ist im moment nicht mächtig. :)
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      Wow. Da wollte ich mir mal was von der Seel schreiben, und dann all die Antworten und Gedanken. Entschuldigt, aber das macht mich gerade platt. Damit habe ich nicht gerechnet. Und es ist nicht nur die Tatsache als solches. Sondern eure Gedanken. Nun geh ich schon auf die Mitte 40 zu, und krieg erst jetzt solche Gedanken serviert.

      Hallo Ares,
      zu deiner Parallelität der Gefühle, so habe ich das noch nie für mich wahrgenommen oder einordnen können. Wenn ich deinen letzten Gedanken auf mich wirken lasse, dann ist da doch ein vehementer Widerstand in mir. Vielleicht ist es auch Wut auf mich und die Vergangenheit, und den resultierenden Effekt. Anderen predige ich oft den Gedanken des Wegpackens, des Weglegens in eine Truhe (Schatzkiste). Nichts ist verloren sondern „würdig an die Seite“ gelegt. Nur irgendetwas holt den Schlamassel immer wieder heraus … und in meine Gegenwart. Es sind wahrscheinlich die Trigger. Vielleicht muss ich doch erst mal intensiv mit diesen Anteilen in Verhandlung treten, um einen Modus Vivendi für mich zu finden.

      Ja, ich bin froh, Männe zu haben; aber verratet es ihm nicht. Dann bildet er sich noch was darauf ein. (Scherz OFF)

      Hallo Solaine,
      anhand deiner Zeilen hatte ich doch erst das Gefühl, dich getriggert zu haben. Gut, dass dem nicht so ist.

      Das mit den Ruhepausen ist evtl. so ein Schlüssel. Vielleicht nehme ich da zu wenig Rücksicht auf mich, auch so eine Altlast. Ich will’s mal so sagen: es war eigentlich immer egal, wie es mir ging, Hauptsache meine Eltern kamen miteinander zurecht, insbesondere meine Mutter. Sie war Opfer. Aus meiner heutigen nachträglichen Sicht: Opfer ihrer Generation, Opfer ihrer Erziehung, Opfer ihres Partners (meines Vaters). Sie hätte sich Hilfe suchen müssen, nicht mich. Ich konnte es nie artikulieren, auch nicht in den Therapien. Diese Wut darauf habe ich immer in mir vergraben und wenn ich nicht mehr weiter konnte, gegen mich gerichtet. Das weiß ich aber erst heute.

      Das mit dem Zeit nehmen bzw. planen solcher Erholungsphasen klingt sehr strukturiert.

      Was mir aber fehlt, ist für mich der „Schutzschirm“, nicht gegen Leistungs-Anforderungen, sondern gegen emotionale Überlastung. Ich merke es erst, wenn die „Sicherung am durchbruzzeln“ ist. Diesen Schutz hatte ich damals, habe ich damals in der ersten Therapie aber selbst eingerissen, um nicht zu „kentern“. Ich habe damals dadurch Stabilität gefunden, aber den Preis dafür zahle ich noch heute. Ich schaue kaum Nachrichten, ich lese keine Zeitungen, ich versuche mich von allem Negativen irgendwo fernzuhalten, aber das kann ich nicht wirklich. Schlechte Nachrichten springen mich überall immer wieder an. Nöte und Sorgen meiner Umwelt erreichen mich, ob ich es will oder nicht. Ich lebe ja nicht auf einer einsamen Insel. Es ist einfach dieses gottverdammte Gefühl: ich muss helfen, ich muss die Lösung haben, ich muss alles retten.
      Ich weiß, dass das Eine nur überhaupt gehen kann, wenn ich selbst achtsam mit mir umgehe, auf meine Grenzen und Ressourcen achte. Nur das Wissen schützt mich irgendwie nicht.

      Es fühlt sich für mich wie der Kampf von Urkräften in mir an: Sensitivität, Emotion, Mitgefühl gegen Energie, Ratio, Logik.

      Ein Therapeut sagte mir mal: „Sie müssen sich selbst verzeihen.“ Ich fragte ihn: „Was soll ich mir verzeihen … dass ich Kind war?“ In einer anderen Klinik sagte ein Therapeut (der Obertherapeut) zu mir: „Wenn Sie wollen, können Sie die ganze Klinik therapieren. Oder Sie konzentrieren sich jetzt mal auf sich selbst und fangen bei sich selbst an.“ Irgendwo hat er den Nagel auf den Kopf getroffen.

      Ich brauch jetzt erst mal eine Denkpause.
      lg euch beiden Elfenspiegel
      So ihr Lieben,

      die Nacht ist vorbei, der Schönheitsschlaf muss bis heute Mittag warten. Hab ich beim Frühstück meinem Männe schon angedeutet. Sein Gesicht zeigte nur ein großes Fragezeichen. Ich glaube auch, dass du die Vorgehensweise nicht ganz so verstanden haben wolltest, Solaine, aber ich konnte einfach nicht abschalten. Hat manchmal ja auch was Gutes, denn es führt mich ein Stück weit zur Klarheit.

      Es tut mir leid Ares, dass meine Art des Schreibens nicht immer direkt verständlich ist. Liegt wohl daran, dass das mein Weg ist, nur aus der Distanz dieser Art heraus, auf das Kino meines Lebens schauen zu können. Es ist für mich leichter, einen Film zu sehen, als dies in der Realität zu machen. Ich glaube, das ist allgemein leichter, obwohl das heutige Gaffertum straft mich da wohl eher Lügen. Doch zurück.

      Trotzdem versuche ich noch mal über ein Bild etwas zu beschreiben. Es fühlt sich für mich an wie ein Blumenstrauß, der einmal wunderschön war und auch sehr teuer (in meiner bildlichen Sprache: er hat mich viel gekostet). Nun hat er seine Frische verloren. Falsche Pflege, zu viel in der Sonne stehen, glauben, dass alles immer so geht, etc. haben das daraus gemacht, was vor mir steht (liegt). Wenn ich bisher in einzelnen Themen über mich geschrieben habe, so steckt doch sehr wahrscheinlich immer der ganze Strauß dahinter. Das ist mir heute Nacht mal wieder klar geworden – dank eures Inputs.

      Ich sitze gerade an meinem Platz, und in mir ist einfach das Gefühl: ich bin in einer Sackgasse. Das Handikap dieser Sackgasse möchte ich mit dem Begriff „ein bisschen schwanger“ beschreiben. Da ich weiß, dass jeder Vergleich hinkt, ist das gerade der einzige Fluchtweg aus dieser Sackgasse (um nicht in den totalen Shutdown zu verfallen). Der Blumenstrauß, die einzelnen Blüten, das Arrangement, das was einen gelungenen Strauß ausmacht, den gibt es nicht mehr, schon lange nicht mehr (um ehrlich zu sein). Er ist in seine Bestandteile zerpflückt, ich habe ihn zerpflückt, ohne Rücksicht auf ihn (mich). In mir spüre ich: ich bestehe aus all diesen Teilen _ ob ich es akzeptiere oder nicht.

      Da ist die Blüte der Verschwendung. Ich könnte Geld auf den Kopf hauen, mir die teuersten Klamotten kaufen, einfach so. Es wäre eine Befriedigung; aber wahrscheinlich nur eine kurze. Das Kind, das seine Nase an den Scheiben des Lebens plattdrückt. Der Katzenjammer wäre wohl definitiv vorprogrammiert. Und was Armut für ein Kind oder einen Menschen für Folgen haben kann, was sie bedeutet, das habe ich in vielen Facetten erfahren, ein Mensch ist daran zerbrochen. Daher ist da die Bremse – so nicht, und damit ein Konflikt in mir.

      Des Weiteren der berufliche Weg. Ich habe etwas erreicht, durch eigenes Streben, teils sicherlich als Trotzreaktion wie ... ich zeig’s euch, ohne Rücksicht auf mich und meine Kräfte, immer vorwärts, habe einen einigermaßen sicheren Job, verdiene Geld. Heute eine nicht zu unterschätzende Situation. Ich schäme mich dessen, wenn ich dies hier so schreibe, wo im Moment andere nicht wissen, wie es bei ihnen weitergehen soll. Aber auch diese Situation habe ich erfahren müssen: Existenzangst, und alles was sie in Menschen bewirken kann. Will ich zwecks Verwirklichung meines einen Selbst, einer Facette in mir, alles aufs Spiel setzen? Ein weiterer Konflikt mit weitreichenden Konsequenzen.

      Persönliches, Partnerschaft, Familie. Bislang heißt meine Entscheidung: keine Familie, keine Kinder. Doch diese Entscheidung nimmt mir die Luft zum Atmen. Sie ist ebenfalls so ausschließlich, doch auch da ist meine Vergangenheit ein Argument in der Waagschale der Entscheidung. Es bleibt aber der Konflikt zwischen Einzelhaft mit Partner (verzeih mir Männe) und Familie mit Kind(er): ja oder nein. Irgendwann wird die biologische Uhr mir „ne lange Nase drehen“ zeigen, das war‘s. Pech gehabt, falsche Entscheidung vielleicht. Konflikt Nr. 3.

      Hier hör ich jetzt erst mal auf. Der Blumenstrauß könnte noch weiter gehen.

      Ich sitze hier, heule darüber … und weiß nicht, wie ich weiterkomme. Eine Blüte herausgreifen, durch eine neue andersartige ersetzen, ein Kompromiss, fühlt sich für mich wie Untergang – wie Versagen in meinem Leben an. Ist es das, was ich mir eingestehen muss? Habe ich versagt? Habe ich die falschen Entscheidungen getroffen: in Bezug auf meine Eltern, meine Freundinnen und Freunde, meine Arbeit, mein Leben, meine Partnerschaft?

      Das scheint der Gesamtstrauß zu sein. Dieses Gefühl hatte ich schon öfters. Nein, es ist schon lange und stetig vorhanden, nur ich schob und schiebe es immer wieder weg, lüge mir in die Tasche, versuche die Augen zu schließen. Ich muss mich diesen Fragen stellen … und ich fühle mich allein damit. Der Schmerz der Kindheit, der Ohnmacht in mir ist unerträglich. Und ich weiß, es wird Konsequenzen geben, mit Entscheidungen von mir oder ohne.

      Verzeiht, hab schon wieder das Gefühl: darf nicht schwach sein, muss immer stark sein. Wieder der Mist.

      Elfenspiegel

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Elfenspiegel“ ()

      Liebe Elfe,

      Es muss Dir nichts leid tun, ich kann gut damit leben, manches nicht zu verstehen. Es sollte nur zeigen, dass ich , sollte ich etwas schreiben, was ganz und gar nicht passend ist für dich, einfach zu wenig darüber weiß, und trotzdem etwas einbringen möchte. Sollte es also unpassend sein oder dich gar verletzen, ich warne quasi vor, ich bewege mich auf weitgehend unbekanntem Terrain, das nur durch einzelne Schlaglichter erhellt wird, auf die ich mich beziehe.

      Es kommt mir recht bekannt vor, wie Du Deinen Umgang mit deiner Vergangenheit, die daraus resultierenden Schritte und Entscheidungen beschreibst.
      Ich glaube, lange habe ich ähnliches versucht, in meiner Welt, auf meine Weise. Flucht nach vorne, und radikale Selbstausbeutung, weil ja aus meiner Sicht meine einzige Chance, die Kontrolle zu behalten.

      Wenn das auf dich nicht zutrifft, verzeih, so habe ich deine Worte oben verstanden. Du scheinst mit diesen Strategien zu einem guten Teil Erfolg gehabt zu haben, jedenfalls im Außen . Auf andere Ebene jedoch scheinst Du weiterhin darunter zu leiden, deinen Blumenstrauß trotz all der unfassbaren Strapazen nicht wieder zu seiner einstigen Frische zurückbringen zu können, im Gegenteil, es scheint, du hast ihn im bemühen darum immer mehr zerpflückt, und es scheint nichts mehr zu machen (Sackgasse)


      Nun, ich kann nur von mir und meinem holprigen Weg berichten, der i-wann an einen Punkt kam, an dem ich nicht nur stolperte, sondern einfach nicht mehr aufstehen und weiterrennen konnte, so sehr ich auch wollte und so sehr es auch gefordert war. Ikam mit meiner Flucht nach vorne schon vor einigen Jahren (vermutlich noch früher, aber da konnte und wollte weder ich noch mein Umfeld das sehen) an ein radikales Ende. Es ging nichts mehr. buchstäblich nichts. Es war vorbei, ich konnte nicht wieder aufstehen und weiter rennen, vielleicht bin ich ja doch irgendwann schneller als meine Verfolger? Selbst die pure Existenzangst half nicht mehr, den Motor in Gang zu setzen, er war kaputt.

      Sprich. ob ich wollte oder nicht, es blieben mir nur zwei Möglichkeiten: entweder ich lasse mich auf dieses ungeheuer angsteinflössende Unterfangen ein, und versuche , umzudenken, nicht in einer bewussten Entscheidung, diesem radikalen Entweder oder ganz oder gar nicht von früher, sondern in einem langen, langsamen Prozess, der viele viele meiner ebenso stabilisierenden wie zerstörerischenen Denkmuster in klitzekleinen unmerklichen Schritten begutachtet, lasse zu,womöglich ganz gegenteilige Sichtweisen (oft nichtmal vorstellbar) in mikroschritten doch zumindest versuchsweise in meinen "Wehrturm" zu lassen, und zu schauen, was das macht. immer mit der Möglichkeit, auch wieder zuzumachen - oder ich sterbe.

      Es spitzte sich wirklich auf diese Frage zu: entweder ich sterbe, oder ich gebe mir die Chance, mein Leben noch einmal von grundauf neu zu betrachten, lasse mich - so weit ich jeweils kann- auf gänzlich unvorstellbare (weil vom gefühl her hochgradig gefährlich und existenzbedrohend) Sicht und Verhaltensweisen ein. Nicht mit Ho Ruck, nicht mit entweder oder, nicht mit Ultimaten, Plänen und strukturen wie bisher, sondern mit einer unendlich langsameren, unsichtbareren, aber deswegen nicht wirkungslosen Strategie . nicht alleine, sondern mit begleitung, mit Halt und Hilfe und so viel Zeit, wie es auch immer braucht.

      Das waren viele, wirklich viele Jahre, und hätte ich nicht meinen Therapeuten, der mich so weit ermutigt, mir soweit Sicherheit und Vertrauen geben konnte, dass ich den Mut hatte, es wenigstens zu versuchen, der mich dabei noch immer begleitet, ohne etwas zu forcieren, hätte ich den Mut wohl trotz allem nicht aufgebracht. Doch in vielen Jahren hat sich gezeigt, dass dies für mich der bessere Weg zu sein scheint.

      Mittlerweile flößt mir die Widersprüchlichkeit meines Gewordenseins, die unlösbarkeiten meines Lebens meist nicht mehr so heillose Angst vor meinem Untergang ein, dass ich sie kategorisch ausschließen muss, um weitermachen zu können. Denn ich habe gelernt, gerade in dem ich die Widersprüchlichkeiten zulasse, annehme, auf welche art, mit wie viel Distanz auch immer mir das gelingen mag, kann ich damit leben lernen. Ich kann sie nicht "lösen", ich kann sie nicht einteilen in gut oder schlecht, früher oder heute, ich kann sie verorten, das ja, und eine Annäherung versuchen. Mit dem Versuch, alles zu trennen, um ein Gefühl der Sicherheit zu erlangen, habe ich mich über weite Strecke am Leben erhalten, doch mein Innen sehnt sich nach Ganzheit, nach wieder ein ganzes Ich sein, nach dem vollen prächtigen Blumenstrauß, um es in deinen Worten zu sagen. Nun, den werde auch ich nicht wieder herzaubern können, aber ich kann mit die einzelnen Blüten ansehen, ganz neu, so als hätte ich sie noch nie zuvor gesehen, und ich kann versuchen, etwas neues damit zu Arrangieren. Es wird nicht mehr so aussehen, wie der erste Strauß, es wird vielleicht auch nie mehr ein ganzer Strauß, aber vielleicht gelingt mir dennoch ein Arrangement, das mir entspricht, eines, das seine ganz eigene Schönheit hat, die ich im Laufe der Zeit aus mir selbst erschaffen habe. Ein Arrangement, das vielleicht nicht den Beifall im Außen findet, aber wichtig ist nur eines: ich kann es trotzdem leben wollen, für mich hat es Schönheit und wert, nicht sofort, nicht immer im selben Ausmaß, aber auch wenn es viele welke Blätter, geknickte Stiele gibt. Ich kann seinen Wert sehen und spüren, es ist mein Gewordensein, und es ist trotzdem lebenswert und wertvoll und schön. und wenn es mir wieder einmal nicht gelingen will, etwas wertvolles daran zu entdecken: vielleicht ist es doch möglich, wenn ich aus einem anderen Winkel darauf schaue, vielleicht auch in einem anderen Licht. Mal sehen, inzwischen gefällt er mir nicht, aber das kann ich aushalten, mittlerweile. ich schaue morgen noch einmal darauf.

      So in etwa ist mein Weg, den ich hier wohl nur unzureichend beschreiben kann. ich will damit auf keinen Fall sagen, dass es bei dir auch so sein könnte, ich möchte nur sagen, auch wenn es unmöglich erscheint, auch wenn sich großer Widerstand und große Angst davor zeigt, auch ein Leben MIT einem ja zu allen seinen Widersprüchen scheint möglich zu sein, und auch das kann lebenswert und schön sein. Es braucht verdammt viel Mut, es braucht Zeit, es braucht Begleitung und Hilfe. Aber es ist zumindest einen Versuch wert.
      Das ist meine Erfahrung.

      "Sie müssen sich selbst verzeihen". Müssen ist ein Wort, das zumindest bei mir viel Widerstand auslöst und sehr viel sehr schnellverunmöglicht. Das ist, wie wenn ein Schranken fällt und den Weg versperrt. Müssen kann selten etwas Gutes gebären. Ich finde,DÜRFEN ist besser. Man hat die Möglichkeit dazu, man darf aber auch wütend sein. sich schuldig fühlen. was auch immer. Man darf sich aber auch beides ERLAUBEN. schon wieder die widersprüchlichkeit. aber ich finde es so heilsam, das annehmen und respektieren zu dürfen, lernen, damit gut zu leben.
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „ares“ ()

      Liebe Ares,
      danke dir für die ausführliche Beschreibung deiner Strategie. Heißt für mich: in emotionaler und geistiger Bewegung bleiben, kleine (wenn nicht sogar kleinste) Schritte machen, am besten unter Begleitung falls möglich und … immer weiter versuchen. Ist vielleicht ein bisschen zu einfach zusammengefasst, aber ist auch nur der Versuch …

      Für mich lese ich auch daraus: nicht unbedingt gegen Widersprüche anrennen, sich immer und immer wieder Beulen holen, sondern vielleicht mal schauen, ob ein Parallel-Existieren von Widersprüchlichkeiten möglich ist … und versuchen. Und nicht MÜSSEN ... ein DÜRFEN versuchen. Ein Ansatz, der mir bislang so noch nicht eingefallen ist. Wobei er durchaus plausibel klingt.

      Das mit der Begleitung wird wohl so erst mal nicht mehr möglich sein (meine Interpretation), da bei der Beantragung der letzten Therapieeinheit die Kasse als auch die Gutachterin erst auf meinen Widerspruch hin, nur noch 25 Einheiten nachgenehmigt haben. Mein Eindruck und der meines Psychiaters und der damaligen Therapeutin: die haben den Ansatz der „Begleitung“ nicht verstanden. Meine Folgerung (vielleicht liege ich auch falsch): da scheint es kein weiteres Mal mehr zu geben. Ich müsste jetzt wohl vor Gericht klagen. Mein zusätzlicher Eindruck (wurde auch von der damaligen Therapeutin bestätigt): sie hat den Antrag wohl auf die zu leichte Schulter genommen und war zu einfach herangegangen. Damit lag das „Kind“ im Brunnen.

      Die Situation - die du beschreibst - kenne ich: egal was die innere Angst sagt und das ganze Kopfkino – tief durchatmen und versuchen. Mein aktuelles Gefühl dazu: das geht (jetzt ohne fachliche Begleitung) nur bedingt. Ich hoffe für mich, dass ich mir da keinen in mein Handtäschchen lüge.

      Zusammengefasst werde ich deine Zeilen weiter drehen und wenden, mal sehen, was noch herauskommt.
      Danke

      Liebe Solaine,
      der etwas einfachere und damit kurzfristiger realisierbare Ansatz ist sicherlich, viel viel mehr auf meine Energiebilanz zu achten. Trivial und so naheliegend. Grenzen wahrnehmen und respektieren, die eigene Selbstachtsamkeit mehr in den Vordergrund holen. Einfache aber genau so schwere Kost, liebe Solaine.

      Bislang war ich sehr oft so unterwegs: 70% geben die Anderen, die fehlenden 30% leg ich bei mir noch drauf -> ergibt in Summe 200 % Leistung von mir. Verzeih mir Mathematik. Irgendwie muss ich gerade selbst über mich lachen.

      Hast du vielleicht noch einen konkreteren Tipp wie man nicht so leicht in diese Falle immer wieder reinrennt? Geduld und abwarten, bis die anderen aus den Strümpfen kommen, ist auch nicht meine Stärke. Meine Erkenntnis für mich oft: die Lösungen sind in mir, ich finde sie, es kostet nur. Und für die Anderen … ist es bequem und ok, meistens. Jedenfalls hat sich noch Niemand beschwert. Scheiß-Falle.
      Danke

      Hier lichten sich die dunklen Wolken mal gerade ein bisschen und die Sonne blinzelt.
      Ich nehm das mal als Zeichen, lg Elfenspiegel
      tatsächlich denke ich auch: widersprüche aushalten ist das eine, und dinge, die nicht mehr zu ändern sind, auszuhalten, das andere.

      wenn die gefühle für das "damals" so sind, wie sie sind, dann ist das nicht zu ändern. wenn daraus panik oder angst oder svv entsteht - man kann nur versuchen, das besser auszuhalten, aber die gefühle kann man, meine erfahrung natürlich nur, nicht löschen, überschreiben, oder wegmachen.
      seit ich weiß, dass bei einer panikattacke nichts passiert (also im sinne von, man stirbt nicht daran) nehme ich sie halt hin, schau, dass ich mich so setze, dass ich (falls ich umkippe) nirgendwo blöd mit dem kopf aufschlage, und versuche nur ruhiger zu atmen. irgendwann geht es vorbei. war bisher immer so.

      dass ich - scheint ja bei dir ähnlich zu sein - nun mal ein "kümmermonster" bin, das immer verantwortung übernimmt, sobald irgendwas im eigenen sichtfeld passiert - ja nun. ist eben so. hat auch viele vorteile, ohne das wäre ich (zb beruflich) nicht da, wo ich heute bin, ich hebe halt immer schon die hand, wenn alle andren noch überlegen. man kann ein bisschen lernen, die hand auch mal fünf minuten länger unten zu lassen, aber wenns hart auf hart kommt eben nicht. das werd ich nicht ändern, das ist so sehr mein "ich".

      also schaue ich, dass ich ressourcen hole, wo ich kann. das kann ich inzwischen - bin aber auch über 40 - ganz gut. dass es nicht reicht, merk ich auch immer erst, wenn es zu spät ist, also wenn ich schon auf dem zahnfleisch gehe. auch da: stirbt man (bisher) nicht dran. aushalten, versuchen ruhig zu bleiben, eingraben, paar tage für mich, ressourcen wieder finden und abholen. dann wird das - wurde das bisher immer.
      energiebilanz, und wie macht man das? mal besser, mal schlechter. ich weiß: viel zeit für mich alleine, alo wenn ich merke, es wird zb zeitlich eng, plane ich mir komplette abende/tage am WE nur für mich ein. generell: dinge, die ich brauche, werden regelmäßig in den kalender eingetragen und ernst genommen wie wichtige termine (sind sie ja auch.) was ich gerade lerne (schweeeer!): ich versuche nichts mehr zu tun, woran ich eigentlich gar kein eigenes interesse habe, wenn der andere nicht mindestens zu 50% mitarbeitet. interessant daran: wenn man gar nix mehr macht, kommt der andere plötzlich doch in bewegung. siehe da, es ist wirklich ein system ;)
      aber rausfinden, was für ein interesse man selbst eigentlich hat, hilft mir (und ist auch - schwer). wenn es nur ist, meinen helferkomplex zu befriedigen, das reicht eigentlich nicht, das kann ich immer auch woanders. wenn ICH kein echtes interesse für MICH finde, also etwas erreiche, das MIR wichtig ist, dann lass ich es. der gedanke, dass ich dabei auch mal an mich denke, ist mir auch sehr fremd und ich schaffs nicht immer. werde aber besser.
      ganz oft auch: druck entsteht bei mir, weil die leute so tun, als müsse man das JETZT SOFORT lösen. das stresst mich tierisch und macht mich oft erst hilflos und dann panisch/aktionistisch. druck rausnehmen: "ich nehme dein problem wahr, kann es aber JETZT nicht lösen, gib mir mal ne woche." -> zeit zum denken, zum sortieren, eigene interessen zu identifizieren (oder festzustellen, da sind keine) und dann ist es bei vielen leuten plötzlich schon auch nicht mehr so dringend. hab ich auch lernen müssen: oft ist das dampfablassen wichtiger als eine grundlegende von mir organisierte sofortige lösung.

      "gnädig sein" dürfen mit sich selbst - auch bei mir ein thema: ja, ich darf mich von-der-welt-abschotten, wenn es mir hilft, ja, ich darf freunden absagen, familie absagen, nein, ich muss mich nicht rechtfertigen oder schlecht fühlen dafür. und ich darf auch tage sinnlos verplempern, oder allein im wald sitzen und heulen, oder auch mal was dummes machen. darf ich alles. alles was hilft, ist willkommen.

      also bei mir ist es das: radikale akzeptanz [ich bin oft (noch) nicht (sofort) radikal genug, hab aber einen coach, der mir da SUPER hilft], ressourcen, und dinge einfach aussitzen. klingt total scheiße im sinne von "na toll, darauf kann man aber auch nicht stolz sein" - aber letztlich geht es, wenn die vergangenheit zu viel raum einnimmt, nur um dinge, die eh vorbei sind. was soll ich denen viel macht geben, das blöde gefühl geht auch wieder vorbei (ging es bisher immer).

      und ich hab zum glück einen sehr, sehr starken kopf, der vieles unterdrücken kann, auch so lange, bis es wirklich keine rolle mehr spielt.

      was wollt ich dir damit mitgeben? vor allem: ein blumenstrauß ist das falsche bild, weil da die blumen unlebendig sind.
      mir gefällt das bild einer wilden wiese besser. viel von allem, keine klare struktur erkennbar, viele finden es hässlich oder sinnlos, wenige finden es schön, viel widersprüchliches, aber die bienen freuts. und ganz rational gesehen reicht das doch auch. :)
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „solaine“ ()

      hallo,
      noch mal kurz ich. ja, letztlich glaub ich geht es einfach darum, seine persönliche "Mischung" zu finden, die es ermöglicht, so gut als möglich leben zu können, mit dem was da ist. Mit allem, was dazu gehört.

      Ich denke auch, der Punkt Ressourcen ist immer ein ganz wichtiger dabei. und rauszufinden, ob es tatsächlich auch einen Wert für MICH selbst hat, und da übung drin zu finden, das rauszufiltern. sich auch Zeit dafür geben und nehmen, das sind wohl die Punkte , die Solaine nochmal rausgestrichen hat.

      wegen Begleitung Therapie: ja, möglich, dass die Krankenkasse da keinen Sinn mehr dahinter sieht. kann sein. Die haben da halt auch ihre Vorgaben und wenn sich da nicht ein auch für die erkennbarer "Nutzen" im Verhältnis zu den Kosten erkennen lässt, lehnen sie es halt ab. Für die Ewigkeit würde ich das aber auch noch nicht abschreiben.

      Du schreibst, du hast ja einen Job und Geld, wär es denkbar, zumindest in gewissem Ausmaß, sich die Unterstützung zwischendurch eine Zeit lang selbst zu bezahlen? (Ich weiß nicht genau, wie es in Deutschland läuft, aber ich hab schon lang keine Therapie mehr über die Krankenkasse, hier wird das ja sowieso, auch bei Genehmigungin den meisten Fällen nur bezuschusst, und auch da ist dann bald mal Schluss. es gibt aber auch Therapeuten, die Sozialtarife anbieten.(geringerer Stundensatz pro Einheit)
      Eine Möglichkeit wären vielleicht auch seltenere, aber dennoch "sichere" Termine, in dem Sinne, das du weißt, du bist eben nicht ganz allein damit sondern hast zumindest in gewissem Ausmaß kompetente Unterstützung an der Seite.
      Das nur als Idee dazu.
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      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)

      ares schrieb:



      Eine Möglichkeit wären vielleicht auch seltenere, aber dennoch "sichere" Termine, in dem Sinne, das du weißt, du bist eben nicht ganz allein damit sondern hast zumindest in gewissem Ausmaß kompetente Unterstützung an der Seite.
      Das nur als Idee dazu.


      ps dazu: das ist das, was ich mit meinem "coach" mache. den zahle ich zur not auch selbst, alle 4-6 wochen, aber besser als keine unterstützung.
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Hey Ares, Solaine,

      das drucke ich mir aus und geh damit auf Coach-Suche, anonymisiert :D . Ne, mal im Ernst, so hätte ich mir die letzten Jahre Therapie auch vorgestellt. Nicht immer nur in der Vergangenheit stochern, die und ihre Narben kenn ich jetzt in- und auswendig.

      Die Probetherapie (verhaltensorientiert) hatte abgelehnt, die vor der der letzten 2,5 Jahre, weil aus ihrer Sicht zu wenig Perspektive. Danach eben die letzte, ne Mischung aus Therapiegespräch und Smalltalk, sicher bis in die Wurzeln wieder, eben nur begleitend nicht mehr veränderungsorientiert, so als Rettungsanker, wenn der Drang der Selbstzerstörung zu groß würde (letzte Notbremse vor geschlossener Abteilung). Haben teils gute Gespräche geführt, aber eben Therapie???

      An manchen Stellen hatte ich fast das Gefühl, Solaine, du sitzt neben mir, so als Spiegel. Nur kleine Nuancen in der Person, aber sonst ...

      Lieben vielen Dank euch beiden für all eure Mühe. Ihr habt mir geholfen, die Eieruhr wieder so zu drehen, dass ich nicht durch das Loch völlig abrutsche.

      liebe Grüße Elfenspiegel
      das war keine mühe. ich hab zwischendurch in deinen texten auch gedacht, das hätte auch von mir sein können. also: sehr, sehr gerne.
      (einen teil des coachings zahlt meine firma, als weiterbildung. auch nicht schlecht.)
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