Ich will Rache, oder Gerechtigkeit oder irgendetwas..

Nathan · 23. Juni 2009, 12:15

Könnte Triggern, geht u.a. um v*rg*w*lt*g}ung...

Nein es geht nicht um die Rache an der Ex oder soetwas...eher um eine sehr gute Freundin. Sie wurde vor über einem Jahr von einem vermeintlichen guten Freund v*rg*w*lt*g}t.
Sie hat mir davon schon vor Monaten erzählt (wir kannten uns nicht als es passiert ist). Ich weiss nur in Etwa wann es passiert ist, in welcher Stadt es war und seinen Vornamen. Sie hat danach alle Kontaktdaten zu ihm gelöscht, weiss die Adresse nichtmehr, nichtmal seinen Nachnamen (weiss nicht ob das wirklich stimmt oder ob sie das nur sagt, um eben weitere Schritte abzuwürgen..). Sie konnte darüber nicht direkt mit mir reden, hat es mir geschrieben. Und obwohl ich es schon so lange weiss, kommt es immerwieder hoch. Sie ist mir einfach sehr wichtig und der Gedanke daran..das was sie geschrieben hat..diese Bilder in meinem Kopf davon..ich könnt den Kerl *mbr*ng*n. Ich weiss sowas sollte man nicht sagen, aber wenn ich ihm gegenüber stehen würde, ich weiss nicht ob ich mich dann noch bremsen könnte..

Sie will keine rechtlichen Schritte einleiten, hat es (glaube ich) nichtmal ihrem Therapeuten erzählt. Meinte dass sie vielleicht irgendwann mal was in die Richtung machen kann, dass sie im Moment aber andere Dinge belasten und sie damit schon klarkäme. Ich fühle mich einfach...ich brauch irgendeine Form der Gerechtigkeit. Ich kann sie nicht dazu drängen ihn anzuzeigen wenn sie dazu nicht bereit ist, meine Angst ist, dass sie es nie tun wird..ziemlich egoistisch ich weiss. Aber der Gedanke dass der Kerl freirumläuft, damit davon kommt, sich sein dreckiges Grinsen vorzustellen wenn er daran denkt, sich vielleicht noch für toll hält..ich könnte k*tz*n. Ich brauche irgendwas um damit fertig zu werden, ob das nun eine Anzeige ist..oder dass jeder in seinem Umfeld davon erfährt oder einfach die Tracht Prügel seines Lebens..irgendwas damit ich damit fertig werde.

Ich weiss das ist egoistisch, ich weiss auch, dass sie viel mehr darunter leidet/gelitten hat und das es albern ist dass ICH das jetzt hier von der Seele schreiben muss. Aber ich weiss nicht mehr weiter. Ich dachte es wird besser mit der Zeit, dass ich das irgendwie verdauen kann, es ist aber nicht besser geworden. Wenn ihr wisst was ich tun könnte, wie ich damit umgehen könnte oder irgendwas das mir in meiner Situation hilft..raus damit.

Danke im Voraus.

shania · 23. Juni 2009, 12:50

was löst das denn bei dir genau aus? vielleicht trifft das irgendwelche alte sachen von dir, wo du dir im nachhinein wünscht, dass du etwas getan hättest.

wenn sie ihn nicht anzeigen möchte, dann muss man das akzeptieren. eine anzeige ist ein großer schritt, der vielleicht richtig wäre, der aber auch mit enorm viel kraftaufwand verbunden ist. man muss sich ggf. rechtfertigen für die anzeige und wenn man keine beweise hat, dann ist es oft nochmal schwerer.
btw. hat rache noch nie jemandem geholfen, denn das strafrecht sieht keine selbstjustiz vor.

schau, was es bei dir auslöst und wie du mit den problemen, die durch diese geschichte bei dir entstanden sind umgehst. deine freundin muss das gleiche für sich selber tun.

klirr · 23. Juni 2009, 14:11

Hallo.

Also erstmal möchte ich sagen, dass du dich hier zwar in einem Forum befindest, in dem es darum geht sich auch mal auszudrücken, dennoch möchte ich dich darauf hinweisen, dass das, was du schreibst dir auch durchaus falsch ausgelegt werden kann. Wenn man es dir ganz negativ auslegt, könnte man von der Androhung einer Straftat sprechen.
Das ist jetzt vielleicht sehr überzogen ausgedrückt, aber ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass so etwas auch Konsequenzen haben kann.

Zum anderen bringt es dir - und deiner Freundin - wirklich nichts, wenn du selbst eine Straftat ausübst, sei es "Rufmord" oder körperliche Gewalt. Denn das wäre aus ihrer Sicht wahrscheinlich auch eher noch eine Belastung, als eine Hilfe.

Ansonsten möchte ich mich auch voll und ganz shania anschließen. Es scheint bei dir schon einen ziemlichen Stein losgetretenm zu haben. Einerseits verständlich, denn es ist schlimm und man fühlt sich hilflos. Andererseits vertrittst du dennoch diesen Standpunkt scheinbar mit einer sehr ungesunden Vehemenz. Da ist eben die Frage warum das so ist und was du dagegen tun kannst.
So oder so ist es wichtig, dass du einen Umgang damit findest, der nicht negativ dein Leben beeinflusst und sich auch nicht negativ auf die Freundschaft auswirkt.

Gruß,
klirr

Nathan · 23. Juni 2009, 17:50

Um das nochmal ein bischen deutlich zu machen, weil es wohl falsch rübergekommen ist:
Es gab bei mir keine Situation die damit vergleichbar wäre, also es ist nicht so als wären da jetzt alte W*nd*n aufgekratzt, falls ihr das dachtet.
Und ich weiss selbst dass Rache nichts bringt und dass ich nicht loslaufen und jemanden zu Brei schl*g*n kann (mal ganz davon ab dass ich es sowieso nicht könnte, da ich gar nicht genug Informationen hätte um ihn überhaupt jemals zu finden). Ich bin auch alles andere als ein aggressiver Mensch, ich prügel mich auch nicht oder bin jähzornig, eher das komplette Gegenteil.
Genau deshalb hab ich ja das Thema eröffnet um zu fragen WIE ich damit umgehen soll. Wenn einem ein Mensch wichtig ist, dann lässt man an den nichts rankommen..wenn dann aber sowas vorgefallen ist verlangts mich einfach nach irgendeiner Form der Gerechtigkeit. Ich meine der Typ hat nie Konsequenzen davon gehabt, nie. Niemand in seinem Umfeld weiss was für ein Mensch er ist, er bereut das ganze nicht und SIE darf mit den Konsequenzen leben..das ist einfach nicht richtig.

Ich kanns nicht ungeschehen machen, ich hatte nichtmal die Chance dazu etwas zu tun da ich sie damals ja noch nicht kannte, ich kann nichts tun, und das ist ein beschissenes Gefühl. Was soll ich denn konkret dagegen machen?

klirr · 23. Juni 2009, 18:26

Hallo nochmal.

Mit dem "Stein" losgetreten, das bezog ich auch nicht darauf, dass du eventuell ähnliche Erfahrungen gehabt haben könntest. Es gibt ja zahlreiche Situationen, in denen man sich Hilflos fühlen kann, in denen man nichts unternehmen konnte, von denen man später denkt, man hätte etwas machen müssen.
Wenn es so etwas geben würde, könnte man davon ausgehend auch schauen, wie man besser damit umgehen kann.

Wenn das aber in keiner Weise zutrifft, fällt mir persönlich nur die Akzeptanz ein. Du musst da einfach weiter mit deinem Verstand rangehen - und da hast du ja auch schon alles erschlossen, was es da so zu erschließen gibt. Rache ist sinnlos und strafbar, sowohl physisch als auch psychisch, du weißt auch, dass eigentlich nur sie etwas unternehmen könnte.

Das einzige was du effektiv tun kannst ist _sie_ zu unterstützen. All die Wut, die du auf etwas, das du nicht beeinflussen kannst, aufwendest, kannst du in Kraft umsetzen, sowohl für dich, als auch für sie. Das ist denke ich das beste, was passieren kann. Leider weiß ich aber das Zauberwort dafür nicht, da gibt es keine Taktik für, das muss man tun - die Konzentration umlenken.

Tut mir leid, etwas anderes weiß ich nicht,
klirr

:-) · 23. Juni 2009, 18:55

Hallo Nathan

es muss ja nicht sein, dass eine ähnliche Situation bei dir vorgefallen ist. Vielleicht ist die Überlegung, warum du so stark auf diese Hilflosigkeit reagierst, besser und führt zu anderen Ergebnissen als so was bei dir zu suchen. Vielleicht ist es aber auch komplett der Holzweg. Das weißt du am besten, glaub ich.
Auch gibt es die sog. Gegenübertragung, bei der du ersatzweise ihre Hilflosigkeit spürst, die sie nicht richtig spürt (um es ganz einfach und plakativ zu sagen, ist natürlich im Detail wesentlich komplizierter). In Therapeuten-Klienten-Beziehungen kommt so etwas oft vor. Aber überhaupt gibt es viele Möglichkeiten.

So oder so gebe ich dir recht, dass es schwer ist, so etwas mitanzusehen. Ich habe (leider) einige Freunde, die von z.T. sehr schwerer Gewalt betroffen waren / sind. Ich muss sagen, dass ich mit der Zeit aber auch ruhiger und nicht mehr so aufgelöst wurde, wenn ich wieder so etwas mitbekommen habe, sei es nun früher erlebte Gewalt oder aktuelle. Früher war das ganz anders. Da macht halt jeder seine Erfahrungen und muss einen Weg finden, damit umzugehen, wenn man sich mal dafür entscheidet, bei solchen Sachen nicht wegzuschauen und sich gegen Gewalt einzusetzen.
Was mir öfter ganz gut geholfen hat und was ich immer mal wieder weiterempfehle, sind die Vorträge von Michaela Huber. Sie spricht zwar aus Therapeutensicht und mehr an die Adresse von Therapeuten und Helfern, aber man kann auch einiges für sich rausziehen, wenn man kein Therapeut ist, finde ich: Umgang mit Leid
Ansonsten hilft mir darüber zu reden viel, mit Menschen reden, die solche Situationen und die Hilflosigkeit, die man erlebt, auch kennen. Das hat auch nichts mit "Verrat" an der betroffenen Person zu tun, finde ich. Dafür gibt es ja Vetrauenspersonen.

Aber Gerechtigkeit wird es nicht geben. Nie. Das muss man einfach akzeptieren, so weh das auch tut. Es gibt keine Gerechtigkeit.

Alles Gute dir!

Nathan · 24. Juni 2009, 20:59

Mit der Gegenübertragung klingt im Ansatz schon logischer, weil es eben kein Ereignis gab wo ich hätte etwas tun können und mich hilflos gefühlt habe oder ähnliches.

Das hier zu schreiben hat auch schon geholfen glaub ich. Mit einer Vertrauensperson reden kann ich darüber nicht..das ist sie für mich.

Im Moment gehts ihr auch gut, sie hat jetzt Medikamente und dadurch nichtmal mehr Stimmungsschwankungen, die Therapie läuft großartig und generell läuft gerade für sie alles perfekt. Deshalb will ich das Thema auch auf keinen Fall wieder aufwühlen.

Und das mit der Gerechtigkeit: Ich will nicht für jeden auf der Welt Gerechtigkeit, geht auch gar nicht, und ich kann auch nicht an jeder Front dafür kämpfen, aber an ihrer schon, weil sie mir eben so wichtig ist, deshalb ist dieser Wunsch auch so stark das ganze eben irgendwie wieder "gerecht" zu machen.

Aber danke für die Antworten, ich denke ein bischen hats schon geholfen.

Nathan · 2. Juli 2009, 19:04

OMG ich glaube ich habe ihn gefunden (im Internet). Die Nadel im Heuhaufen, und das nur durch einen dummen Zufall. Das Datum, der Wohnort, das Alter, es passt alles. Ich weiss gar nicht was ich damit jetzt anfangen soll. Ich weiss grad nicht was ich mit diesem Post bezwecke, aber ich muss das gerade jemandem mitteilen, irgendwem. Ich habe gerade Bilder von ihm gesehen, ich weiss wie er aussieht, das ist zu krass gerade..

klirr · 3. Juli 2009, 12:39

Nathan schrieb:

Ich weiss gar nicht was ich damit jetzt anfangen soll.
[...]
Ich habe gerade Bilder von ihm gesehen, ich weiss wie er aussieht, das ist zu krass gerade..

Zuerst einmal ist das, was du tun solltest weiterhin: gar nichts. Nicht eigenmächtig.

Dann solltest du dafür sorgen, dass dich das nicht zu sehr mitnimmt. Für dich sorgen, dich stabilisieren und wenn du so etwas kannst, im Idealfall die Bilder erstmal wegpacken (Tresorübung oder dergleichen).
Und vielleicht nochmal die Antworten hier lesen (:

Alles gute, klirr

mcpit · 3. Juli 2009, 13:24

Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich denke, das ist die falsche Art und Weise damit umzugehen. Ich kann deine Gefühle nachvollziehen, doch ist "Rache" selten eine Form von Gerechtigkeit, sondern nur ein verbitterter Versuch, etwas gerade zu biegen, was ewig schief bleiben wird.

Du hast angesprochen, es "jedem" zu erzählen, ihm die Tracht Prügel seines Lebens zu geben, u.s.w. - Ich glaube nicht, dass man Vergeltung bekommt, indem man sich auf das selbe Niveau begibt. Das ist stumpf, sicherlich emotional zu erklären, aber banal wie Steine im Glashaus. Vor allem aber mag es dir vielleicht das Gefühl der Hilflosigkeit nehmen, hilft deiner Freundin aber nicht weiter. Das schreckliche Gefühl als Opfer wird ihr dadurch wohl nicht genommen werden. Wenn du ihr helfen willst, dann musst du ihren Willen akzeptieren, dass sie derzeit ein wenig Zeit dafür braucht und vielleicht nichts tun möchte. Es ist wichtig für sie da zu sein, ihr auch zu zeigen, dass sie jemanden hat, der sie bei eventuellen rechtlichen, so wie therapeutischen Schritten unterstützt, doch das alles, muss sie wollen, nicht du implizieren.

Vergiss dich selbst nicht dabei. Die Welt hat viele Ecken und Kanten. Ohne Schatten funktioniert sie nicht. Leider gibt es Ungerechtigkeit und leider kommt man ihr manchmal näher als man möchte. Du kannst die Welt nicht immer retten. Versuche dich mit diesem Gefühl auseinander zu setzen. Versuche dir Hilfe zu holen. Aber Rache wird dir keine Hilfe sein, höchstens ein weiterer Schritt in die Hilflosigkeit.