Die Neugier hat gesiegt... und jetzt ist es Borderline

      Die Neugier hat gesiegt... und jetzt ist es Borderline

      Hallo ihr Lieben!

      Nach langer Zeit brauche ich wieder eure Hilfe. Vielleicht sollte ich meine Ausgangssituation zuerst schildern: Ich bin seit eine Jahr in Therapie, führe aber ein ganz normales Leben, gehe arbeiten, habe nen Freund. Ich hab nie ne Diagsnose von meiner Thera gehört und ich wollts auch nie.

      Nun war ich beim Hausarzt, um ne Bescheinigung für die Krankenkasse ausfüllen zu lassen, dass ich von der Zuzahlung befreit werden. Heute Abend hatte ich das Formular in den Händen. Klar, das stehen nur Kürzel. Neugierig wie ich bin hab ich die Diagnosen (ICD-10) gegoogelt. Und nun wünschte ich, ich hätte es nicht getan: Angststörung, Anpassungsstörung und F60.31 = Borderline!!!!!!! Borderline!!!! Ich Borderline!!! Ich fass es einfach nicht. Warum war ich so neugierig. Mein Leben hat sich von einer Sekunde auf die andere verändert! Noch vor wenigen Minuten hatte ich Pläne: Wir wollten heiraten, Kinder bekommen usw. Ein ganz normales Leben eben. Die Therapie hatte ich immer nur als "nette wöchentliche Gespräche" gesehen. Und nun? Alles was ich denken kann ist: Mit Borderline kannst du keine Kinder in die Welt setzen. Mit Borderline kannst du nicht normal leben...

      Mein Leben ist vorbei. Ich hab eine unheilbare Krankheit. Ich werde nie Familie haben können. Ich werde immer krank sein. Dabei hab ich mich so normal gefühlt. Dieser Scheiß Wisch für die Krankenkasse! Ich werde immer krank sein. Ich muss es meinem Freund sagen, meinen Freunden sagen, dass ich eben nicht normal bin. Meine Mutter erklären, dass ich deshalb immer ausraste. Meiner Chefin sagen, dass ich deshalb so oft schlecht drauf bin.

      Ich kann so nicht leben....Scheiße, ich kann und will so nicht leben...Ich hab immer groß daher geredet, hab gedacht, eine Diagnose verändert doch kein Leben...jetzt weiß ichs besser....
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...
      Hallo,

      Ganz wichtig: Du bleibst du, ganz egal welche Diagnose auf dem Wisch für die KK steht!
      Ich denk mir immer, das ist nur ein Name, den die ganzen "normalen" Leute brauchen, um so etwas benennen zu können. Und in mancher Hinsicht macht es das Leben etwas einfacher. Wenn man zB. zu nem Arzt geht, braucht man nicht sagen ich raste manchmal aus, ich v*rl*tz* mich, ich habe Stimmungsschwankungen etc, sondern man sagt einfach ich habe Borderline.

      Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass solche Diagnosen sehr sehr viel zerstören können. Aber auch mit Borderline kann man heiraten und Kinder bekommen!

      Und: eigentlich brauchst du niemandem von deinen Diagnosen erzählen wenn du das nicht möchtest. Es würde eben nur vielleicht vieles einfacher machen.

      Ich hab die Diagnose Borderline selbst vor ein paar Tagen bekommen (in ner Klinik), bin aber noch voller Hoffnung, dass sich das vielleicht doch ncoh "auswächst" da ich ja erst fast 16 bin, denn mit so einer Diagnose kann ich meine Pilotenausbildung vergessen....

      Alles gute und liebe Grüße,

      al_line
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

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      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Gerade das ist es ja: Das ich mich nicht (mehr) v*rl*tze, dass ich ausgeglichener geworden bin, dass ich keine extremen Stimmungsschwankungen mehr habe. Ich fühle mich einfach gut und normal: und trotzdem diagnostiziert man mir Boderline! Das versteh ich nicht. Ich hab gedacht, ich würde ein ganz normales Leben führen, wäre mit dem Thema durch. Nur noch Therapie zu Ende machen und dann ist alles in Ordnung. Und plötzlich ist es das nicht mehr. Mein Freund versteht die Welt nicht mehr. Er sagt, dass ich ganz normal bin und genau das empfinde ich auch so. Wir beide dachten, nein, wir waren uns sicher, das psychische Krankheiten der Vergangenheit angehören. Warum also jetzt Borderline!

      Nein, ich will nicht mein Leben von einem Blatt Papier bestimmen lassen. Aber es ist in etwa so, als ob ich Kopfweh habe und man mir Magenschmerzen bescheinigt (scheiß Beispiel, aber genaus fühlt es sich an)
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...
      Hey,

      Dein Leben verändert sich doch nicht durch ein paar Buchstaben und Zahlen auf einem Blatt Papier.Wenn Dein Umfeld und Du Dich selbst als normal empfindet, was ändert diese Diagnose?
      Du bist anscheinend auf einem sehr guten Weg die Pläne, die Du für Dein Leben Hast zu verwirklichen, also halt Dich nicht an dieser blöden Diagnose fest, das ändert Dich nicht. Also machs Dir nicht selbst so schwer.
      Manchmal schreiben die Ärzte auch ältere Diagnosen auf, oder andere, wenn ich danach gehen würde hätte ich mal nur psychosomatische Beschwerden, mal mehrere Persönlichkeitsstörungen.
      Und selbst wenn die Diagnose "gerechtfertigt" ist, ist das keine unheilbare Krankheit. Du kannst Dein Leben leben.
      Ich denke, wenn Du Dich etwas beruhigt hast weißt Du das auch.

      Mach Dich nicht so fertig. Alles Gute.
      violet
      Hallo Novocaine,

      es kann doch auch gut sein, dass die das schon relativ am Anfang deiner Therapie diagnostiziert wurde und so schnell kommt solch eine Diagnose nicht weg.

      du bist ja nicht plötzlich "krank" wegen solch Zahlen auf einem Zettel! wenn du dich vorher dazu bereit fühltest zu heiraten und Kinder zu bekommen, warum solltest du jetzt nicht dazu bereit sein? Die Zahl ändert das nicht, die Zahl ändert dich nicht! Das einzige was diese Zahl macht, ist es der Kasse eine Diagnose zu zeigen, weswegen sie zahlen und den Ärzten irgendein Bild zu geben, das unglaublich unterschiedlich sein kann, schließlich sind die Symptome sehr unterschiedlich in Vielfalt und Ausprägung.

      Du kannst ja das Thema Diagnosen mal in der nächsten Therapiestunde ansprechen.

      Versuche dich damit zu beruhigen, dass das nur eine Zahl ist, dass sie dich nicht verändert und dass auch Borderline weder Tpdesurteil noch Weltuntergang bedeutet.

      lg, chili
      hallo
      borderline: ist nur der name...
      du sagst selbst, dass du dich gut fühlst...
      wenn du dir vorstellst: du hast nicht borderline
      sondern etwas anderes.
      würde dich das nicht fertig machen?
      und borderline ist genau so eine krankheit...
      damit kannst du auch heiraten, kinder bekommen, ...
      wenn du denkst...
      die menschen werden dich nicht anders behandeln oder ähnliches, weil du diese diagnose hast.

      viele liebe grüße
      büsra
      "Sei einfach so,wie du bist,
      denn die die es stört, zählen nicht
      und die die zählen, stört es nicht!"

      "Wer kämpft kann verlieren,
      wer nicht kämpft hat schon verloren!"
      Vielen lieben Dank euch allen!

      Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, dass die Diagnosen nicht stimmen können. Das was vielleicht noch am ehesten stimmt ist die Angststörung. Anpassungsstörung?!? Davon hab ich noch nix gemerkt. Da trifft keins der Syntome auf mich zu.

      Und Borderline? Wenn überhaupt hab ich 5 % der Syntome. Das rechtfertigt doch die Diagnose nicht, oder? Ich bin vielleicht etwas labil, aber meine Beziehung läuft seit fast nem Jahr total klasse und meine Freund hab ich fast alle schon seit Jahren. Ich sehe da keinen Instabilität und ständig wechselnde Freunde... genau das werd ich meine Thera auch verklickern. Ich will das sie die Diagnose streicht. Notfalls hör ich mit der Therapie bei ihr auf. Ich lass mich nicht als Borderliner abstempeln, ich bin sicher, dass ich das nicht bin! Was denkt die sich eigentlich?!?

      Ich fühle mich super, normal, gut. Ich bin labil, ja, ich heule oft. Aber wie viel Prozent der Menschen tun das?
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      es ist doch auch so dass man nach therapie einen (groß)teil der symptome verlieren kann so das die BL-diagnose nicht mehr gerechtfertigt ist, aber ich denke auch eh sowas in einem ärztlichen computersystem ankommt kann es dauern. bei mir stehen auch die kuriostesen dinge und sie bleiben stehen ganz egal ob es noch zutrifft oder nicht (z.b. wurde im entlassungsbrief aus der klinik auch mein hautproblem mit aufgezählt und das erscheint jetzt ebenfalls immer noch auf dem überwiesungsschein vom hausarzt selbst wenn es sich erledigt hat...)
      allerdings wie sehr du von so einer kleinen zahl herumflippst soltle dir vielleicht doch zu denken geben das du nicht so stabil ist wie du meinst?
      Ich glaube nicht, dass du beurteilen kannst, wie stabil oder instabil ich bin und das ist hier auch gar nicht das Thema. Aber ich denke, es ist mein gutes Recht mit aufzuregen, wenn mir jemand eine Diagnose stellt, von der nicht mal ein Bruchteil der Syntome auf mich zutreffen.

      Vielleicht bin ich nicht zu 100 % stabil, aber ich fühle mich gut und gesund. Und gerade hab ich mein Leben im Griff und hab Pläne. Wenn dann jemand sagt, ich hätte Borderline, da ist es denke ich nachvollziehbar, dass ich das nicht verstehen kann und mich darüber aufrege.
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...
      Hallo novocaine.

      Wenn du dir so sicher bist dass die Diagnose auf Dich nicht zutrifft dann sprech das an. Es kann ja tatsächlich so sein, dass die Diagnose nicht passt denn auch sowas solle s ja bekanntlich geben. Gerade mit der Diagnose Borderline gibt es ja doch relativ häufig Fehldiagnosen. Bevor da für Dich nichts wirklich fest und sicher ist solltest du dich nicht zu sehr darüber aufregen auch wenn es völlig verständlich ist. Aber klär das erstmal endgültig ab. Notfalls mit ner zweiten Meinung/einem anderen Therapeuten.

      Lieben Gruß, Glasflügel
      Hallo,
      Die Diagnose wird in Anbetracht der letzten 5 Jahre gestellt, also kannst du seit vielleicht einem Jahr gut klar kommen, die Diagnose trifft aber "trotzdem noch zu, das ist das Erste.
      Und dann, wer hat die Diagnosen gestell? Der Therapeut oder der Hausarzt?
      Und ich denke, wenn du dich gut fuehlst, solltest du dir das durch eine Diagnose nicht kaputt machen lassen.
      Ich denke, manchen hilft es zu wissen, was sie haben, weil sie dann mehr mit sich oder ihrer Vergangenheit anfangen koennen oder die geeigneteste Therapieform finden.
      Fuer andere ist es eben nicht gut, Diagnosen zu wissen, weil sie sich, wie du, davon total aus der Bahn werfen lassen.
      ausserdem ist eine Borderlinestoerung "heilbar" in so fern, dass du lernen kannst, damit umzugehen. Als Grundmuster wirden immer Borderlinesympthome bleiben, aber du kannst sie durch Skills etc. ausgleichen lernen.

      Viele doktoren oder Therapeuten stellen die Diagnose auch heute leider noch oft nicht richtig. Vielleicht gehst du mal in die Ambulanz einer auf das Krankheitsbild abgestimmte Klinik. Dort kannst du, sollte die Diagnose auch dort gestellt werden, auch ausfuehrlich darueber sprechen, welche Sympthome bei dir noch "aktuell" sind und wie du am besten dagegen vorgehst.
      (Infos bzgl. Diagnosestellung etc vom ZI Mannheim)
      Am I that unimportant -
      am I so insignificant?
      Isn't something missing -
      isn't someone missing me?
      (Evanescence - Missing)

      RE: Die Neugier hat gesiegt... und jetzt ist es Borderline

      Hallo novocaine.

      Ich kann mich vielem hier nur anschließen - lass dich davon nicht so sehr mitnehmen. Deine Reaktion war schon sehr heftig, wie ich finde.

      novocaine schrieb:

      Mein Leben ist vorbei. Ich hab eine unheilbare Krankheit. Ich werde nie Familie haben können. Ich werde immer krank sein. Dabei hab ich mich so normal gefühlt. [...]
      Ich kann so nicht leben....Scheiße, ich kann und will so nicht leben...Ich hab immer groß daher geredet, hab gedacht, eine Diagnose verändert doch kein Leben...jetzt weiß ichs besser....
      Du bist schon lange genug hier im Forum um zu wissen, dass das nicht stimmt, was du da im ersten Moment gedacht hast. Selbst wenn die Diagnose zutrifft gibt es hier im Forum ausreichend GUTE Beispiele dafür, dass es auch besser wird, dass man es auch schafft sein Leben weiter zu führen. Und nicht zuletzt stabile Beziehungen zu Partnern und Freunden führen dazu, dass man selbst stabiler ist. Auch kann es sein, dass nach ausreichender Behandlung nicht mehr dazu kommt, dass die Diagnose noch gestellt wird, wenn die Symptome sich auf "Normalniveau" abgeschwächt haben.
      Warum sollte es also bei dir - die schon ein relativ stabiles Leben hat - anders sein?
      Also auch wenn es zutrifft, bedeutet das nichts.

      Und wenn du wirklich denkst, dass es so gar nicht zutrifft, würde ich es machen, wie SoRaya schrieb: eine weitere Meinung einholen. Es bringt nichts in Panik zu verfallen, zeig deine Stärke und setz dich für dich ein.

      Aber ich denke, es ist mein gutes Recht mit aufzuregen, wenn mir jemand eine Diagnose stellt, von der nicht mal ein Bruchteil der Syntome auf mich zutreffen.
      Reg dich also nicht nur auf, sondern trete vor allem bestimmt auf und nicht unsicher, wenn du darüber redest. Im Gegensatz zum Eröffnungsposting scheinst du ja jetzt klarer darüber nachdenken zu können (diese zwei Aussagen, die ich zitiert habe, das ist eine 180° Wendung). Zieh dir keinen Schuh an, der dir nicht passt und lass ihn dir auch nicht zurechtschneidern, wenn du nie beabsichtigst ihn zu tragen (;

      Das wird schon - ich wünsch dir alles gute dafür und dass du ein reflektiertes, ruhiges Gespräch mit der Therapeutin führen kannst.
      klirr
      Tja, ich hab mich zurecht aufgeregt: Ich hab weder Borderline noch Anpassungsstörung. Das hat meine Hausärztin nur geschrieben, um der Krankenkasse was möglichst tolles zu erzählen. Hab mich natürlich dementsprechend aufregt und sie hat das jetzt richtig gestellt. Meine Therapeutin musste lachen, weil ich definitiv kein Borderliner bin. ;)
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...
      Hallo,

      ich hab das eben überflogen und habe eine Frage, das hier:

      Mein Leben ist vorbei. Ich hab eine unheilbare Krankheit. Ich werde nie Familie haben können. Ich werde immer krank sein.

      Denkst du das wirklich über Borderline oder war das die erste Panik in dem Moment?
      Es interessiert mich, weil es so rüberkommt als wäre Borderline unheilbar und das Allerschlimmste überhaupt.
      Da frage ich mich, ob du das in Bezug auf andere, die diese Diagnose haben, auch so denkst/fühlst oder ob das eben nur in dem Moment so war.

      Liebe Grüße,
      disarming
      For this is rock n roll, I’ve got a rock n roll soul
      And we are freedom fighters. For now...
      (The Tunics)


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