Wie sich aufraffen und rausgehen?

      Wie sich aufraffen und rausgehen?

      Hallo,

      mir fällt es schon seit Jahren an mir auf. Ich habe Probleme damit, mich loszureißen und rauszugehen.
      Wenn ich depressiv bin ist es fast unmöglich. Ich sehe keinen Sinn darin und schaffe es einfach nicht meine Tasche zu richten und die Wohnung zu verlassen. Auch wenn ich Termine habe oder wichtige Verpflichtungen.
      Ich grüble dann hin und her, was ich denn tun könnte, aber ich fühle mich überfordert und schaffe nichts oder nur die Hälfte viel zu spät.
      Ich gerate deshalb mit Mitmenschen aneinander. Ich habe ein Misserfolgserlebnis nach dem anderen, was den Teufelskreis der Depression noch schön ankurbelt.
      Auch dissoziative Zustände verstärken das, aber das ist ein anderes Thema.
      Wie kann man wichtige Dinge erledigen, auch wenn einen das ganze Leben total ankotzt? Wie schafft man es sich loszureißen, aus dem Bett raus, von der Couch weg etc.?
      Ich MUSS mich doch irgendwie zwingen, wenn es irgendwie besser werden soll und wenn ich mein Leben in dem ganzen Tief nicht verrotten lassen will.
      Sonst muss ich erstmal wahnsinnig viel Zeit für die *Reparatur* der ganzen "Schäden" aufwenden, wenn es mir besser geht und das deprimiert mich dann immer gleich wieder.

      Any ideas?
      LG,
      Nanela
      Standardfrage:
      Bist du in einer Therapie?
      Denn nur so kannst du gezielt dagegen vorgehen und kommst auch voran.
      Wenn ja würde ich das nocheinmal eingehend mit meiner Thera besprechen, denn wenn dir deine Antriebslosigkeit wirklich so dermaßen im Weg steht, solltet ihr da einen Weg raus finden. Wobei das ja natürlich alles miteinander verbunden ist und im Kern angegangen werden sollte.
      Denn wenn ihr an den Depressionen an sich arbeitet, arbeitet ihr ja so auch an der Antriebslosigkeit.
      Oder arbeitet ihr schon daran?
      Wenn du in noch keiner Therapie bist würde ich mich mal umsehen.

      Eine Übergangsmöglichkeit wäre vielleicht, dir ein Hobby zu suchen.
      Erinnere sich daran, was dir immer Spaß gemacht hat und such dir einen Verein.
      Es ist nicht gesagt, dass du dort dann deine pure Lebensfreude findest, aber so kommst du auch mal raus und versauerst nicht noch mehr drinnen.
      Außerdem hat gerade Sport sowieso eine positive Wirkung auf viele Prozesse des Körpers.

      LG ST
      So don't turn away now...
      I am turning in revolution.
      These are the scars that silence carved
      on me.
      Hi Nanela!

      ich kann Dich echt gut verstehen, wenn ich eine ganz schlimme, depressive Phase habe, geht es mir auch so und das ist so schrecklich und fühlt sich so scheiße an. Man weiß genau, es wird vom Einigeln nicht besser, man bekommt dieses scheißschlechte Gewissen und man hat manchmal das Gefühl, nur noch zu vegetieren, während alles um einen rum schlimmer wird, weil man einfach den Hintern nicht hochkriegt, um auch nur kleinste wichtige Dinge zu erledigen. Einen Brief fertig machen, geschweige denn, ihn abzuschicken fühlt sich so schwer an, wie den Mount Everest zu besteigen.
      Aber wie soll man den Hintern hochkriegen, wenn es sich anfühlt, als sei er mit Megahammersekundenkleber festgeklebt....
      Niemand, der das nicht schon mal ganz genauso krass hatte, soll es sich wagen, sich darüber ein Urteil zu erlauben so nach dem Motto "du musst nur wollen" oder "streng dich halt mal ein bisschen an"..... :evil:
      Klar muss man wollen. Klar muss man sich anstrengen. Ich denke, dass wir das beide tun. Aber das reicht nun mal noch lange nicht immer.
      Bei mir ist es so, dass ich gezwungen bin, mindestens 3 Mal am Tag rauszugehen. Einmal meine Weidetiere draußen versorgen und zweimal mit den Hunden raus und die brauchen viel Bewegung, die kleinen Monster.
      Ok, wenn ich wirklich mal krank bin und gar nicht kann, helfen mir die Nachbarn und inzwischen hab ich ja auch wieder eine Beziehung und mein Freund kann mir auch helfen, wenn er da ist. Aber das ist ja alles keine Dauerlösung.
      Und vor allem ist es bei mir so, wenn ich erst mal draußen auf der Tierwiese oder mit den Hunden im Grünen bin, dann geht es mir meistens doch etwas besser, als drinnen. Manchmal sogar viel besser. Ganz selten ist es, dass es gar nicht hilft.
      Darüber bin ich verdammt froh. Die Tiere sind so oft meine Retter, in vielerlei Hinsicht, aber besonders, was das Rausgehen betrifft.
      Geht Dir das nicht auch so?
      Hast Du vielleicht auch einen Hund?
      Gibt es draußen gar nichts, was Dich reizt?
      Klar, es gibt viele Dinge, die helfen und gut tun würden, Sport z.B. ganz sicher. Aber wenn man in einer so extremen Depriphase ist, dass die Antriebslosigkeit derart schlimm ist, fühlt sich so was wirklich wie eine unzumutbare Anstrengung, wie ein unglaublicher Kraftakt an. Wenn man es schon kaum oder gar nicht schafft, wenigstens an sein Scheiß Telefon zu gehen.... :huh:

      Die Dinge, die Du beschrieben hast, die Du nicht schaffst, sind natürlich noch viel schlimmer, als ein Hundespaziergang, denn dem kan man nun wirklich noch was abgewinnen, zumindest als Naturfreund. Aber alles so Terminkrams, Verpflichtungen, das kenne ich auch von mir, ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich so was schon in letzter Minute telefonisch abgesagt habe.

      Schaffst Du es denn mit dem Einkaufen? Jetzt wirklich die lebensnotwendigen Dinge?
      Schaffst Du es zurzeit, soziale Kontakte im echten Leben aufrecht zu erhalten und auszuleben?
      Und, auch von mir die Frage, machst Du Thera, nimmst Du Medis, bist Du _irgendwo_ in Behandlung?

      Mein Vorschlag wäre, fang mit kleinen Schritten und dementsprechend kleinen Belohnungen an.
      Im Moment muss man sich ja meistens nicht großartig viel anziehen, um rauszugehen.
      Überlege Dir, womit Du Dich belohnen könntest für etwas Schweres, das Du geschafft hast. Und dann geh durch Deine Tür nach draußen und versuche, irgendetwas Positives zu finden, da draußen. Vogelgezwitscher, Windrauschen, Sonne... Ich weiß jetzt nicht wo Du wohnst und ob es vielleicht nur Verkehrslärm vor Deiner Tür gibt. Dann versuche eben, um 2 oder 3 Ecken zu gehen, wo es etwas ruhiger ist? Atme tief die (hoffentlich vorhandene) frische Luft ein und versuche es zu genießen. Es ist auch was Anderes, ob man gezwungen ist, die Wohnung zu verlassen, um was zu erledigen, oder ob man sich einfach sagt, so jetzt geh ich mal raus an die Luft, einfach weil es mir gut tut.
      Dann geh wieder rein und sei stolz darauf und belohne Dich. Das kannst Du vielleicht ein paar Mal machen, ehe Du weiter gehst. Oder mach jedes Mal ein bisschen mehr, ganz nach Gefühl. Dann fährst Du mal in ein Geschaft und kaufst Dir da irgendwas, was Du ganz besonders gerne magst. Ich hoffe, Du verstehst, woraus ich hinaus will. Dem Ganzen etwas Positives, Unzwanghaftes geben. Und nie die Belohnung vergessen!

      Ich gebe zu, dass das alles Andere als einfach ist, aber ich fürchte, einen leichten Weg gibt es nicht. :huh:

      Jedenfalls bist Du nicht alleine damit, ich drück Dir die Daumen! :)


      GLG,

      Chrissie
      "I need a new Direction
      Cause I have lost my Way"

      - "End of all Days" / 30 Seconds to Mars -

      Skills - Gründe gegen SVV - W*ndversorgung - Panikattacken - Stabilisierungstechniken - Schlafstörungen - Wehren durch Anzeige - Umfragen - Regeln
      Hallo Nanela,

      ich kenne das auch. Zusätzlich zu allem gesagten fällt mir noch ein, dass ich es z. B. meinem Freund (oder irgendjemandem, der Dir nahe steht und über Deinen Zustand Bescheid weiß) sage, wenn ich wieder so antriebslos bin. Mit diesem "Mitwisser" habe ich irgendwie eine Motivation, zumindest ganz kurz rauszugehen, denn danach bekomme ich ein riesendickes Lob. Es müsste natürlich jemand sein, der ansatzweise nachvollziehen kann, wie schwer es in solchen Phasen ist, sich zu bewegen, der Dir hinterher auch das Gefühl geben kann, etwas besonderes geleistet zu haben. Meistens wird es dann auch ein bisschen mehr als nur "ganz kurz", wenn ich erst einmal vor der Tür bin.

      (Und dann will ich noch ganz schnell Chrissie ein dickes DANKE für die tollen Tipps sagen, die werde ich mir hoffentlich beim nächsten Mal auch zu Herzen nehmen!)

      Alles Gute
      Danesha
      Dankesehr, für die Antworten!!




      Sparkling Teardrop schrieb:

      Bist du in einer Therapie?

      Ich bin auf der Suche und habe, wenn das klappt, in den kommenden zwei Monaten auch was in Aussicht. Momentan mache ich übergangsweise Kunsttherapie.

      Sparkling Teardrop schrieb:

      Denn wenn ihr an den Depressionen an sich arbeitet, arbeitet ihr ja so auch an der Antriebslosigkeit.
      Oder arbeitet ihr schon daran?

      Ich habe schon so viel an den Depressionen gearbeitet. Sie kommen aber immer wieder und damit jedes Mal die gleichen Schwierigkeiten
      Ich weiß ja inzwischen, dass ich es in kleinen Schritten angehen muss, ich weiß was mir helfen könnte. Wochenplan, Belohnungssystem, geregelter Tages-, Nachtrhythmus, schöne Dinge vornehmen, gegen den sozialen Rückzug arbeiten, viel draußen sein, Bewegung und so weiter.
      Aber es scheitert an der Umsetzung. Je depressiver ich bin, desto weniger schaffe ich von alldem. Obwohl ich es ja WILL.
      Ich denke nicht, dass ich noch Therapie brauche, um jedes Mal wieder die gleichen Dinge durchzukauen und in meinem Leben rumzustochern. Ich brauche Therapie, die mir hilft, Dinge die schon erlernt wurden, umzusetzen. Und das über einen langen Zeitraum hinweg.
      Das ist wie, wenn ich fast in einem Meer ertrinke und ich schreie um Hilfe. Mit dem der kommt um mir zu helfen, überlege ich dann, was für eine Art von Seil aus welchem Material ich brauche, um mich aus dem Wasser zu ziehen.
      Das ist bei mir schon längst passiert. Ich habe mein Seil bereits in der Hand, ich weiß genau wie es sich anfühlt und wie es aussieht. Nur habe ich es noch nicht geschafft mich daran hochzuziehen und dafür benötige ich Hilfe, die mit mir trainiert.

      Sparkling Teardrop schrieb:

      Eine Übergangsmöglichkeit wäre vielleicht, dir ein Hobby zu suchen.

      Ich habe Hobbys. Ich bin auch in einem Sportverein. Nur scheitert es auf der praktischen Ebene in der letzten Zeit, da ich es nämlich nicht schaffe, zum Training zu gehen. Das ist ja mein Problem. Okay, im Moment ist sowieso kein Training, es sind ja noch Schulferien.




      Chrissie, deine Beschreibung, wie es dir immer geht, trifft den Nagel auf den Kopf. ;)
      Ja, meine Tiere tun mir auch sehr gut. Hier habe ich ein kleines Farbrattenrudel, das mir sehr viel Kraft gibt. Das ist auch echt das einzige, was ich manchmal noch schaffe. Die Tierchen versorgen und mich in den Auslauf dazu setzen und Kletterbaum zu spielen. Das tut auch echt gut!
      Das war auch eine bewusste Entscheidung, so viel in die Knuffels zu investieren (muss man bei artgerechter Haltung schon), WEIL ich weiß, wie gut mir die Fellkugeln tun.

      Einen Hund habe ich auch, allerdings wohnt mein wedelnder Sonnenschein nicht bei mir. Abwechselnd bei meiner Mutter und einer Pflegefamilie.
      Wir machen das immer aus, wer wann für sie zuständig ist, ich bin meistens am Wochenende dran.
      Manchmal muss ich aber auch das absagen, weil ich da ja erst hinradeln muss und es dann einfach nicht schaffe, die Wohnung alleine zu verlassen. Aber im Prinzip laufe ich schon regelmäßig mit ihr und das tut auch gut.
      Ich kann hier leider keinen Hund halten, sonst würde ich sie sofort ganz zu mir holen. Ich merke das schon, wenn sie mal ausnahmsweise über Nacht bei mir ist, dass es was ganz anderes ist, wenn ein Hund DIREKT bei einem wohnt. Da ist es wirklich bisschen einfacher, dann überhaupt mal rauszugehen.
      Zu meiner Mutter für ein paar Tage geht wegen meinem Bruder leider nicht.
      Ich suche gerade eine Wohnung und hoffe ja, durch Zufall eine zu finden, in der Hunde erlaubt sind.

      Ich kann "draußen" übrigens sehr viel abgewinnen! Ich liebe die Natur. Ich liebe die schönen Felder hier in der Umgebung, auch die Wälder. Ich wohne in einer Region, in der andere Urlaub machen. Ich mag auch eigentlich die Stadt, in der ich wohne. Ich könnte es mir eigentlich so schön hier machen.
      Aber rausgehen überfordert mich dann oft so sehr, das artet in eine richtige Reizüberflutung aus. Und dann bekomme ich Angst oder dissoziiere.

      Ich könnte mir vielleicht mal ganz gezielt ein paar Routen aufschreiben, die einfach sind und das Rausgehen besser planen. Auch eine Belohnung für danach einplanen. Dann fällt es vielleicht leichter, diese Hemmschwelle zu überwinden.

      Freeclimber schrieb:

      Schaffst Du es denn mit dem Einkaufen? Jetzt wirklich die lebensnotwendigen Dinge?

      Das schwankt. Also oft schaffe ich es tagsüber nicht raus, aber in der Nähe hat ein Supermarkt bis 22 Uhr geöffnet und dann geht es in der Dunkelheit. Also verhungern würde ich hier jetzt nicht. Ich esse dann eben manchmal komische Dinge. Linsen, die ich noch im Schrank finde, mit Olivenöl. :huh:
      Aber eher habe ich das Problem, dass ich zu viele ungesunde Dinge einkaufe. Hat aber jetzt auch mit meinem bulimischen Essverhalten zu tun. Ich erbreche gerade nicht, aber ich kaufe oft abends so ein als ob.
      Also regelmäßig einkaufen und die richtigen Lebensmittel kaufen klappt nicht.

      Freeclimber schrieb:

      Schaffst Du es denn mit dem Einkaufen? Jetzt wirklich die lebensnotwendigen Dinge?
      Schaffst Du es zurzeit, soziale Kontakte im echten Leben aufrecht zu erhalten und auszuleben?
      Und, auch von mir die Frage, machst Du Thera, nimmst Du Medis, bist Du _irgendwo_ in Behandlung?

      Hmm, nein. Ich sage gerade ziemlich viel ab. Obwohl ich weiß, dass ich so viele bald nicht mehr sehen werde, weil alle studieren gehen. Aber deren heiles Leben zieht mich so runter. Ich kann auch nicht ständig mit denen dies und das machen, im Gegensatz zu den meisten Freunden habe ich handfeste Geldsorgen.
      Komplett isoliert bin ich nicht. Meinen Freund sehe ich regelmäßig (der ist aber auch depressiv) und meine Mutter immer mal wieder.

      Ja, Medikamente nehme ich. Ich soll auch jetzt eines der AD hochdosieren.

      Dein Vorschlag klingt sehr gut, Chrissie!
      Ich werde mir mal ein paar Skill-Kärtchen schreiben. Das hilft mir für die Konsequenz. Und die dann wirklich mit rausnehmen und meinen Blick auf die schönen Dinge richten.
      Ich habe eben immer das Gefühl, dass ich mir, wenn ich es schon mal nach draußen schaffe, keinen Zirkus erlauben kann. Denn es gibt so viel zu tun, eigentlich. Auf's Friedhofsamt gehen, auf's Bürgerbüro, zum Amt, hierhin und dahin dies und jenes regeln und erledigen.
      Vielleicht muss ich da lernen ein bisschen locker zu lassen, damit ich überhaupt wieder ein Stückchen Normalität erlangen kann und wichtige Dinge dann auch wieder ein bisschen leichter zu erledigen werden.

      Freeclimber schrieb:

      Ich gebe zu, dass das alles Andere als einfach ist, aber ich fürchte, einen leichten Weg gibt es nicht. :huh:

      Ja, Recht hast du, *seufz*

      Ganz lieben Dank für deine Hilfe!




      danesha, dein Tip ist auch gut! Mein Freund lobt mich zwar auomatisch, weil er weiß, wie schwer das ist, aber ich sollte wirklich mit jemandem über meine Tagsevorhaben sprechen und mir dann ein Lob abholen :D Hab ich auch schon öfters gemacht, besonders mit einer Userin, die ich vor Jahren hier kennegelernt habe. Das war dann in so manchen schlimmen Phasen wirklich beidseitige Motivation.
      Und bei der wollte ich mich sowieso schon längst mal wieder melden.





      Ihr habt mir wirklich weitergeholfen! Danke!
      Nanela
      Hi Nanela =)

      Weißt du wie ich es in den letzten Tagen geschafft habe mich zu Dingen aufzuraffen, die etwas Brach lagen?
      Es ging dabei zum Beispiel um : (Schlaf-)Zimmer aufräumen, mal wieder rausgehen (nicht nur mit dem Hund sondern in die Stadt), Schubladen etc sortieren. All den Kram, wofür ich wahrscheinlich am wenigsten Antrieb hatte.
      Die Motivation war das Wohl meiner Tiere bzw wollte ich ihnen etwas gutes tun und das hat mir persönlich sehr geholfen.

      Schlafzimmer aufräumen, damit die Ratten auch mal wieder in diesem Raum laufen können ohne, dass ich Angst hab, dass sie was ungesundes fressen/Kabel knabbern.
      Im Zuge dessen musste ich irgendwie Platz finden für rumliegenden Kram und hab ein wenig sortiert. Das hab ich zwar nicht am Stück durchgehalten, aber am nächsten Tag kann man ja nochmal ein wenig weitermachen. Ich räume also nicht nur auf, weils furchtbar aussieht, sondern mit dem Hintergedanken, dass ich damit den Ratten einen Gefallen tue.

      Ich bin in die Stadt zum Trödelmarkt gefahren und bin auf die Suche nach Dingen für meine Mäuse/Ratten/Schlange gegangen und auch fündig geworden, dass war ein richtig gutes Gefühl und Bekannte hab ich auch noch getroffen. Nur um da irgendwelche Leute zu treffen wäre ich wohl nie aus dem Bett gekrochen, aber schon die Vorstellung, wie meine Mäusebande in neuem Spielzeug rumwuseln könnte half mir =)

      Die Aktionen taten mir echt gut und ich hab mich heut echt viel besser gefühlt als noch vor wenigen Tagen, weil ich so stolz war mal aus dem Bett gekommen zu sein.

      Meine sozialen Kontakte gingen leider in letzter Zeit auch ziemlich ein. Habe im Prinzip nur 2 Freundinnen und durch das Einigeln bin ich ziemlich vereinsamt. Diese 2 Freundinnen wissen aber jetzt Bescheid, dass es gerade nicht so gut läuft und warten nun nicht länger darauf, dass ich es irgendwann mal schaffe mich zu melden sondern entführen mich jetzt regelrecht und verplanen mein WE etc.
      Sie verstehen jetzt, dass ich es nicht böse meine, wenn ich kein Lebenszeichen von mir gebe.

      Vielleicht kannst du so ähnliche Abmachen ja auch treffen und dich anvertrauen, dass du allein den Hintern nich hochbekommst.
      Dass kann man ja vielleicht auch mit Terminen verbinden, dass z.B. ein/e Freund/in(/Family?) dich mal zu nem Termin fährt. Könnte man ja evtl auch mit was Nettem verbinden wie anschließendem Café trinken, Eis essen etc.

      Das ist zumindest meine momentane Taktik.

      LG
      Es ist Jahre her
      Kannst du dich nicht erinnern?
      Dass du damals glücklich warst
      Es dämmert mir...
      ~ Callejon ~
      Kommt mir alles sehr bekannt vor. Ich bin z.B. schon seit zwei Monaten dabei, einen Schein zur Post zu bringen, damit mir die Krankenkasse Geld zurückerstattet, usw.

      Man ist einfach so entsetzlich langsam in dem, was man tut und die Umwelt wartet leider nicht immer auf einen. Das bringt einen oft in unangenehme Situationen, aus denen man sich mit einem einigermaßen Aufwand wieder rauswinden muss. Meine Mutter sagt da immer:"Weißt du, du kommst in Situationen...das passiert mir nie, ich mache einfach immer alles sofort". Jaja, leicht gesagt.

      Ich hab herausgefunden, dass es besser klappt, wenn man gar nicht denkt. Es ist bei mir nämlich so, dass das, was davor abläuft, um Welten schlimmer und anstrengender ist, als die Sache selbst. Eigentlich ist das sogar das eigentliche Problem. Es befallen einen Ängste, Befürchtungen, man ist kraftlos, es fühlt sich alles schon so anstrengend an...und das allein ist viel anstrengender, als die Kraft für (z.B.) einen kurzen Postgang zu bündeln und danach wieder Ruhe zu haben. Manchmal erinnere ich mich daran und versuche, mich daran zu halten (in solchen Momenten eigentlich eine Wahl zwischen Pest und Cholera, ist ja beides unangenehm und anstrengend - sich aufraffen oder dem aus dem Weg zu gehen), aber ich denke, dass der Körper das einfach trainieren muss, sich daran gewöhnen muss, das ist sicher (neben den eigenen Gedankengängen) eines der großen Probleme dabei, dass er sich an die alten Gewohnheiten erinnert und daran noch festhält. Aber du sagst ja selbst, dass alles da ist und du eigentlich nur noch trainieren musst und das schaffst du auch ganz sicher. :) Ich drücke dir die Daumen, dass das mit deinem "Trainer" klappt und du dich bald freier und wohler fühlen kannst.
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      Seid gegrüßt...
      Meine Therapeutin beschäftigt sich viel mit Strategien zur Bewältigung dieses extremen "inneren Schweinehundes"... Ich bin andauernd überbelastet, das geht zwei, drei Wochen vielleicht gut, alle sind super stolz auf mich, aber dann kommt der Wendepunkt. Die Leute erwarten, dass ich dieses Tempo durchhalte und irgendwas geht schief, entweder trennt sich der Partner, das Haustier wird krank oder du hörst von der ungeliebten Verwandschaft. Wenn ich in eines der vielen Löcher falle und das Gefühl habe, innerlich zu verkümmern, nehme ich mir einen Block und kritzel. Aus den Kritzeln kommen Bilder, aus den Bildern kommen Gefühle und wenn man erstmal weiß, was man fühlt, dann fällt es mir leichter, alles in Worte zu fassen.
      Ich führe zudem ein Alptraumtagebuch, weil mich unruhige, meist sogar schlaflose Nächte quäen und ich dann den nächsten Tag darunter leide. Leider habe ich keine Menschen bzw. Freunde, denen ich mich öffnen kann, ich habe eine dicke Fassade aufgebaut, weswegen vielleicht auch besonders die Lehrer erwarten, dass ich alles schaffe und der Meinung sind, dass ich doch nur simulieren würde.
      Ferner habe ich auch "gutes" Buch, darin verfasse ich schöne Erlebnisse und Dinge, die ich "gut" gemacht habe, um bei Bedarf etwas Selbstvertrauen aufbauen zu können. Ursprünglich war angedacht, dass ich da jeden Tag etwas reinschreibe, aber ihr wisst sicherlich, wie das so mit dem Selbstwert ist.
      Jetzt gerade bin ich in einer ziemlich tiefen Phase, vor einer Woche war ich wegen einer Schlafmittelüberdosis im Krankenhaus und dann hat mein Partner Schluss mit mir gemacht, weil ich zu anstrengend bin, dann kam ein Mensch zurück in mein Leben, den ich liebe, wie niemand anderes, aber der mir auch wehgetan hat, wie kaum jemand anderes und so renne ich sehenden Auges den schm*rz*n entgegen.
      Es fällt mir schwer, mich aufzuraffen, deswegen habe ich mir jetzt für den Rest der Woche einen Plan gemacht, was ich schönes an jedem Tag erleben will, damit ich die "Pflicht" bekomme, aufzustehen..

      Naja, ich hoffe, dass ich etwas helfen konnte und dass ich nicht alles wiederholt habe, was meine Vorgänger gepostet haben.
      Hallo ,

      es war für mich interessant all dies hier mir durchzulesen. Diese Geschichte fällt vielen von uns sehr schwer.
      Also ich fühle mich einfach zu Hause am sichersten. Dort bin ich geschützt und in meiner Welt.
      Im Normalfall habe ich keine Bedrohung. Sobald ich ans Gartentor gehe fühle ich eine Mauer. Ich habe Angst diese
      Insel zu verlassen. Das Einzige was mir hilft in depressiven Phasen, ist meine Hündin. Wäre sie nicht, würde
      ich wahrscheinlich oft nicht aufstehen. Ich liebe sie sehr und wir brauchen uns. Sie ist oft der einzige Antrieb.
      Da muss ich wirklich. Für sie verlasse ich auch meine Insel und gehe mit Ihr spazieren.
      Alles andere kann ich leider absagen.( Hatte mich in der VHS angemeldet )

      LG Martha
      ...denn sie wissen nicht, wie ich fühle......
    • Benutzer online 1

      1 Besucher