Keine Konzentration mehr / kann nicht lernen

      Keine Konzentration mehr / kann nicht lernen

      Hey ihr,

      In den nächsten Wochen stehen wieder sehr viele Klausuren an (die erste schon Montag) und ich habe noch nichts gelernt. Ich weiß, dass ich so langsam mal anfangen sollte, aber, so blöd sich das jetzt auch anhören mag: Es geht nicht. Ich schaff es einfach nicht. Es kommt mir vor, als wäre alles eine unüberwindbare Hürde. Bei den Hausaufgaben fängt es schon an: Wenn ich mich hinsetze und sehe, was ich noch alles machen muss, gebe ich oft schon gleich auf. Wenn nicht, kann ich mich nicht entscheiden, was ich zuerst machen soll. Und wenn ich es dann endlich mal zu einer Aufgabe geschafft habe, fehlt mir die Konzentration. Ich kann die Aufgabenstellung tausendmal durchlesen und ich weiß nicht, was ich machen soll. Seit fast einem halben Jahr, mache ich so gut wie gar keine Hausaufgaben mehr. Das gleiche beim Lernen: Ich bin nicht faul, ich will wirklich lernen, aber ich schaff es einfach nicht. Die Buchstaben bleiben Buchstaben und die Worte bleiben Worte und werden nicht zu zusammenhengenden Sätzen. Es bleibt einfach nichts in meinem Kopf hängen.

      Ich weiß, dass es mit meinen Depressionen zusammenhängt, aber ich weiß nicht, was ich dagegen machen könnte... Wenn sich nichts ändert, wars das mit meinem Abitur. Hat vielleicht jemand eine Idee, wie ich das noch hinkriegen kann?

      Wäre lieb, wenn mir jemand helfen könnte,
      Newyn
      "Kellon viisarit liikkuvat, mutta aika ei liiku mihinkään." (Kotiteollisuus)
      Hallo,

      ich sage mal zu einzelnen Punkten etwas:
      Wenn ich mich hinsetze und sehe, was ich noch alles machen muss, gebe ich oft schon gleich auf.

      Konzentriere Dich lieber auf aktuelle Aufgabe und nie auf das "Ganze". Setze Dir 15 Minuten-Etappen und mache dann immer eine kleine Pause.

      Wenn nicht, kann ich mich nicht entscheiden, was ich zuerst machen soll.

      Überlege Dir Parameter, nach denen Du Deine Aufgaben sortierst, das können zum Beispiel sein:
      - Dinge, die leichter sind/schnell gehen zuerst machen
      - Dinge, die einem eher liegen (zum Beispiel würde ich mit Deutsch/Sprachen anfangen, statt mit Mathe, wo ich weiß, dass ich vermutlich mehr Probleme hätte)

      Und wenn ich es dann endlich mal zu einer Aufgabe geschafft habe, fehlt mir die Konzentration. Ich kann die Aufgabenstellung tausendmal durchlesen und ich weiß nicht, was ich machen soll.

      Denk beim Lesen der Aufgabe nicht darüber nach, ob Du sie verstehst, bearbeite sie einfach. Das größte Problem ist meistens nicht, dass man es nicht könnte, sondern, dass man sich zu viele Gedanken drumherum macht. Das Motto "Einfach machen" ist zwar schwer umzusetzen, bringt einen aber, wenn man es mal konsequent einsetzt, am meisten.
      Du kannst Dich 15 Minuten damit quälen, ob Du es kannst oder nicht, Du kannst aber auch in 5 Minuten effektivem Nachdenken, eine Aufgabe gelöst haben. Meistens geht es schneller, wenn man die ewigen Gedankengänge, die sich bei Dir im Laufe der letzten Monate sicher gefestigt haben, ignoriert.

      Ich bin nicht faul, ich will wirklich lernen, aber ich schaff es einfach nicht. Die Buchstaben bleiben Buchstaben und die Worte bleiben Worte und werden nicht zu zusammenhengenden Sätzen. Es bleibt einfach nichts in meinem Kopf hängen.

      Nicht entmutigen lassen. Und vielleicht die Lernmethode überdenken. Vielleicht hilft Dir beim Lernen ständiges Aufschreiben ja besser, als einfach nur lesen. Ich habe mir auch mal Lernkarten gebastelt, indem ich aus den Büchern sätze abgeschrieben habe und diese mit Lücken gelassen habe. (Die wichtigste Information sozusagen weggelassen.) Und dann habe ich mir immer wieder die Lückentexte vorgenommen und sie ergänzt. Wenn nötig mit Nachschauen, aber irgendwann saß es dann.
      Sei ein bisschen kreativ und denke Dir neue Lernstrategien aus. In der Grundschule mussten wir zum Beispiel mal Laufdiktate machen. Zum Text gehen, lesen, auf den Arbeitsplatz laufen, aufschreiben. Mit der Zeit kann man sich mehr auf einmal merken, es fördert auch die Konzentration auf die Sache. Klingt vielleicht etwas albern, aber es sieht einen ja niemand dabei. Wenn es dabei hilft Texte zu erschließen, warum nicht?

      Und ansonsten: Habt ihr vielleicht Lehrer oder Pädagogen an der Schule, die eventuell Tipps zu Lernstrategien geben könnten? Vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit sich Hilfe zu holen. Ansonsten ggf. in einer Jugendberatungsstelle, manchmal gibt es ja auch Gruppen, die sich mit solchen Problemen "Wie lerne ich richtig" befassen. Vielleicht lässt sich in der Richtung ja etwas finden.

      Das wichtigste ist aber wirklich: Pausen machen, sich auf die jeweils aktuelle Aufgabe konzentrieren und nicht darüber nachdenken, sondern "einfach machen".

      Grüße,
      klirr
      Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort! Hat mir wirklich gefreut.

      Das größte Problem ist meistens nicht, dass man es nicht könnte, sondern, dass man sich zu viele Gedanken drumherum macht.

      Da hast du wohl recht... Ich werde versuchen weniger zu denken, auch wenn es schwierig für mich ist. Dieses, ich nenne es mal "Vieldenken" ist bei mir ein großes Problem, auch in anderen Bereichen. In der Schule oder bei Aufgaben ist mir das noch gar nicht wirklich aufgefallen, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erkenne ich, dass es stimmt, was du sagst. Ich muss das wirklich ändern.

      Sachen aufzuschreiben ist eine gute Idee. Solche Lernkarte habe ich mir früher oft gemacht, aber habe es dann irgendwann gelassen. Ich weiß auch nicht warum, aber ich glaube, ich werde das wieder anfangen.

      Schulpädagogen haben wir meines Wissens nach, ja. Das ist meine Sportlehrerin, aber... naja, sie ist eben ein bisschen "speziell" und ich komme nicht wirklich mit ihr klar, aber ich hatte letztes Jahr einen netten Deutschlehrer, der alles weiß und ich denke, dass ich ihn ebenfalls um Rat fragen werde.

      Vielen Dank nochmal!
      "Kellon viisarit liikkuvat, mutta aika ei liiku mihinkään." (Kotiteollisuus)
      Hey,
      Was mir immer ganz gut hilft, wenn ich mich nicht konzentrieren kann, ist laut und langsam lesen, und dabei auf die Satzzeichen achten. Kannst es ja einfach mal ausprobieren.
      Am I that unimportant -
      am I so insignificant?
      Isn't something missing -
      isn't someone missing me?
      (Evanescence - Missing)
      Hallo,

      was mir noch so grundsätzlich einfällt ist einfach mal neue Wege zu gehen. Zum Beispiel lerne ich manchmal im laufen, wo ich mir die karten in die Hand nehme und nicht einfach stumpf am Schreibtisch sitze. Oder ich nehme die Kartenmit udn lerne im Zug, dem Bus etc.
      Mir persönlich hilft es auch wenn ich den Lernstoff meinen Kuscheltieren vortrage (ja ich weiß extrem komisch :D ). Die werden dann als Publikum aufgebaut und ich referiere über das Thema. Wenn cih dabei stocke, merke cih was ich noch mal ansehen muss.

      Was mir auch hilft sind pausen. Wenn gar nichts geht, gehh ich immer raus , mache 20 min. Powerwalken im Wald und danach ist der Kopf auch frei.

      Eine etwas ungewöhnlcihe aber auch gute Methode ist eine Runde Motzivation. Dabei baust du den Lernstoff / Hausaufgaben auf deinem Schreibtisch auf und schimpfst dir erst mal den ganzen Frust runter. Das darf laut, vulgär sein, und total übertrieben. (alá 'Klausurstoff du bist das Übel der Menshcheit, sowas wie dich ist er Untergang. Wie kannst du nur existieren' etc) . Dach kommt man eig immer in einen Moment wo es iwie lächerlich wirkt und man durchatmen kann und merkt, das es so schlimm ja eigentlich nicht ist.

      Ach ja, Wutball würde mir auch noch einfallen: Einfach den ganzen Frust auf einen Zettel schreiben zerknüllen und mit den Worte "Dich will cih nicht lass mich endlich los du dummer Frust" in eine Ecke werfen. Da leigt dann der Frust und ist erst mal weg. Später wird er dann in den müll getan.

      Das so als spontan Ideen,
      Alles Gute !
      Vielen Dank auch euch beiden für eure Antworten!

      Ich werde eure Tipps beherzigen, vielleicht wirds dann ja doch noch was ;) Ihr habt mir auf jeden Fall wieder ein bisschen Mut gemacht. Das mit den Kuscheltieren zum Beispiel find ich richtig gut (ich hab sowieso ne ganze Armee in meinem Zimmer :D).
      "Kellon viisarit liikkuvat, mutta aika ei liiku mihinkään." (Kotiteollisuus)
      hallo, bin grad ganz zufällig drüber gestolpert.
      das mit den kuscheltieren hab ich auch immer gemacht, bei referaten und so., geht echt gut:)

      was mir auch noch oft geholfen hat, die blockade zu überwinden, bzw. mich selbst auszutricksen, ist,
      - nicht mit dem gedanken dran zu gehen, das muss ich jetzt lernen /können. sondern einfach lesen so wie bei einem neuen buch, als würdest du es noch gar nicht kennen und neugierig drauf sein. und nochmal durchlesen. dann schauen, was davon weiss ich noch. und immer wieder durchlesen. da bleibt was hängen. und wenn du nicht den druck in dir hast, es auch so schnell als möglich zu behalten, dann merkst du dir vermutlich schon beim 1. mal mehr als wenn du dir druck machst. meine erfahrung ;)
      - also nie mit dem anspruch, ich muss jetzt das alles in so und so viel zeit können.sondern lieber öfter kleine einheiten wiederholen. dann ist es auch viel übreschaubarer und überfordert nicht so schnell.
      - daher hab ich auch immer recht früh begonnen zu lernen, und nie länger als 1,5 - max 2 h am stück.eher kürzer, dafür öfter. für dieses mal ist es wohl zu spät, aber zeitdruck reduzieren hilft bei einem entspannten umgang sehr. ich lerne am besten am frühen abend im bett, da bin ich noch nicht müde, aber sehr entspannt. und über nacht kann sich alles schön setzen.
      - mein persönliches mantra kann ich dir auch noch mit auf den weg geben: so gut wie es geht. und das darf genug sein.

      vielleicht ist ja noch was für dich dabei.
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)