Erwachsen werden

      Erwachsen werden

      Ich habe schon seit längerem mehr oder weniger das Problem, dass ich irgendwie total abhängig von anderen Menschen bin. Ich habe wahnsinnige Angst davor, allein gelassen zu werden oder allein zu sein. Wenn sich sowas ankündigt oder ich es zumindest vermute falle sich sofort in tiefe Löcher.
      Wobei es eigentlich nicht wirklich konkret Angst vorm Alleinsein sondern eher, vor dem was dann passiert. Dass dann irgendwelche schlimmen Sachen passieren könnten und ich mit irgendwas überhaupt nicht klarkommen könnte und völlig hilflos bin oder so. Manchmal ist es auch gar nichts davon und eben einfach nur Angst. Oder Verzweiflung. Oder beides.
      Dementsprechend neige ich ein bischen dazu zu klammern, wenn mir Leute wichtig sind und ich hasse das. Ich will eigentlich nicht klammern, ich finde das ein total furchtbares Verhalten, sowohl bei mir als auch bei anderen. Manchmal bekomme ich auch hin das Klammerbedürfniss zu ignorieren aber dann geht trotzdem noch jedes Mal die Welt unter wenn jemand grade mal keine Zeit oder sich nicht meldet, vor allem wenn es mir grade sowieso schon nicht gut geht.
      Es ist so ziemlich das unkontrollierbarste Gefühl das ich von mir kenne und ich würde gerne einfach mal wissen, welche Möglichkeiten es gibt mit solchen extrem intensiven Gefühlen umzugehen und eben nicht die Welt untergehen zu lassen oder das Umfeld in den Wahnsinn zu treiben. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das überhaupt geht. 8|

      (Ja, ich bin grottenschlecht was die äußere Form von neuen Topics betrifft. Sorry. ^^)

      hey panthera,
      also diese angst vor dem erwachsen werden und auf eigenen beinen gestellt sein kenne ich auch zeitweilig. doch sie bestimmt nicht mein leben.
      Bist du in Thera? wenn ja sprich es mal an?
      du sagst du bist von anderen abhängig? kannst du das genauer definieren, von was genau?
      die angst alleine gelassen zu werden, könnte ja vllt von einer schlechten erfahrung diesem gefühl gegenüber herrühren. vllt solltest du einmal überlegen wodurch dieses gefühl zu stande gekommen sein könnte.

      ich denke ich kann sicher sagen, dass wenn du alleine bist, nichts schlimmes passieren wird. vllt musst du das allein sein auch etwas üben, um zu erfahren das nichts schlimmes passiert ist. es kann sein das sich diese angst durch die konfrontation damit etwas löst.
      das klammern kenne ich auch, ein probates mittel dagegen habe ich allerdings leider nicht.

      du sagt es ist das unkontrolliertetste gefühl das du kennst, musst du denn gefühle kontrollieren, sollte man das? warum lässt du dieses unkontrollierte nicht zu?

      ich weiß viele fragen wenig antworten..aber vllt konnten sie dir etwas weiter helfen und dienen zum nachdenken.
      lg
      B.
      "Eric schüttelte den Kopf, blieb stehen und erwartete natürlich, dass
      sich die Vision so benahm, wie sich jede halbwegs anständige Vision
      benehmen sollte, die etwas auf sich hielt, und gefälligst verschwand."
      [Zitat Wolfgang Hohlbeins "Krieg der Engel"]
      Hallo.

      Über kurz oder lang ist wirklkich die Frage: woher kommt das und kann man das aufarbeiten (in einer Therapie eventuell)?

      Ich würde auch sagen, dass es wichtig ist zu "lernen" und zu speichern, dass einem nicht zwangsweise etwas passieren muss, wenn man allein ist. Und selbst wenn Situationen auftreten, die einen überfordern, kann man oft notfalls noch jemanden anrufen.

      Hast du konkrete Gedanken was passieren könnte? Wenn ja, wäre es vielleicht eine Möglichkeit dir ein paar Dinge dazu aufzuschreiben. Bei Situation X muss ich als erstes das machen und dann das - klappt das nicht, kann ich Y anrufen und um Rat fragen. So in der Art - jetzt natürlich sehr schematisch.


      Dann habe ich noch die Frage: erwachsen werden - wie hängt das damit zusammen? Hast du den konkreten Anspruch an dich erwachsen zu sein und jede Situation meistern zu können? Kann es nicht auch Dinge geben, die bei Erwachsenen Unsicherheit auslösen?
      Ich würde vermuten, dass dieses Gefühl "ich muss allein sein können, weil ich erwachsen sein muss" die Situation noch zusätzlich mit Druck belastet, der dich handlungsunfähig(er) macht.

      Meine spontanen Gedanken so weit dazu, vielleicht hilft ja was.
      Gruß,
      klirr
      Danke für eure Antworten. =)


      Ja, ich bin in Therapie, allerdings habe ich morgen meine erste Stunde nach über einem halben Jahr, also ist da in letzter Zeit nicht viel passiert. Ich habe das da auch schon mal angesprochen und mein Therapeut ist der Meinung, dass der Grund dafür sehr lange zurück liegt, weil die Angst so heftig und irgendwie... naja, grundlegend ist. Also irgendwann im Alter zwischen null und drei Jahren oder so. Das erschwert die Ursachenforschung ein bischen. Könnte sein, dass es damit zusammenhängt, das meine Mutter mal für mehrere Monate ins Krankenhaus musste als ich ca. ein Jahr alt war, aber das kann man natürlich auch nicht sicher wissen. Und selbst wenn es so wäre ist das für mich überhaupt nicht mehr greifbar und es hilft mir heute überhaupt nicht weiter das zu wissen.
      Was das konfrontieren betrifft: Ich war ja jetzt ein halbes Jahr im Ausland alleine und bin offensichtlich weder gestorben noch sonst irgendwas. Hatte eigentlich auch gedacht, dass das in der Hinsicht vielleicht irgendwie helfen könnte, aber meistens vergesse ich sowas dann wenn ich mich daran erinnern sollte. Da sollte ich wohl mal am Lernprozess arbeiten. ^^ (Aber danke für den Hinweis, ich wäre da sonst auch gar nicht drauf gekommen.)

      bl*trotesauge schrieb:

      du sagst du bist von anderen abhängig? kannst du das genauer definieren, von was genau?
      Naja, einfach davon, dass sie irgendwie anwesend oder erreichbar sind, weil sonst halt die Angst kommt. Und es beinflusst auch meine Stimmung allgemein ziemlich schnell, wenn ich merke (oder mir einbilde) das jemand Abstand von mir sucht.


      klirr schrieb:

      Hast du konkrete Gedanken was passieren könnte? Wenn ja, wäre es vielleicht eine Möglichkeit dir ein paar Dinge dazu aufzuschreiben. Bei Situation X muss ich als erstes das machen und dann das - klappt das nicht, kann ich Y anrufen und um Rat fragen. So in der Art - jetzt natürlich sehr schematisch.
      Nein, überhaupt nichts konkretes. Nur ein diffuses irgendwas.

      klirr schrieb:

      Dann habe ich noch die Frage: erwachsen werden - wie hängt das damit zusammen? Hast du den konkreten Anspruch an dich erwachsen zu sein und jede Situation meistern zu können? Kann es nicht auch Dinge geben, die bei Erwachsenen Unsicherheit auslösen?
      Ja, so ungefähr. Zumindest verstehe ich unter erwachsen sein, dass man nicht so von anderen Menschen abhängig ist wie ich mich gerade fühle. Unsicherheit auslösen ist eine Sache, das wäre ok. Aber nicht diese gefühlte Unfähigkeit. Auch wenn ich nur Angst davor habe und sie vermutlich nicht wirklich eintritt. Als Erwachsener sollte man auf seinen eigenen Füßen stehen können finde ich und würde ich auch einfach gerne.

      Hallo!

      Also das mit dem Klammern kenne ich nur zu gut, ein Heilmittel habe ich dagegen auch nicht gefunden. Denke da muss man einfach aus Erfahrungen lernen damit umzugehen.
      Alleinsein ist glaub ich für niemanden schön. So ganz ohne Freunde oder jemanden zum reden würd ich auch am Rad drehen. Wobei du ja sagst, es ist nicht direkt die Angst vorm Alleinsein, sondern einfach die Angst das etwas passieren könnte. Aber passieren kann dir ja gar nichts wenn du alleine in der Wohnung bist, das weißt du ja bestimmt auch. Ist natürlich immer alles einfach gesagt.. aber was kann schon passieren wenn du alleine zuhause bist?
      Aber ich denke mal du bist schon mehr erwachsen als du dir eingestehen magst. Du studierst immerhin, wohnst (wahrscheinlich) ja auch alleine und kommst irgendwie durchs Leben durch. Auch wenn man erwachsen ist, können einen Ängste noch stark beeinflussen, das ist ganz normal. Die Abhängikeit von Menschen ist meiner Meinung nach ja auch normal, weil wie gesagt niemand gern alleine ist. Bei dir, mir und vielen Anderen ist das vielleicht noch extremer und man klammert vollkommen unfreiwillig, aber wichtig ist es das Handtuch nicht gleich hinzuwerfen und das machst du ja anscheinend nicht, wenn du am studieren bist und deinen eigenen Haushalt irgendwie regelst.
      Deiner Meinung nach bist du vielleicht noch nicht erwachsen, aber ich denke du stellst dir einen "Erwachsenen" stärker vor, als er eigentlich ist. Also Kopf hoch und mach dich nicht schlechter als du bist, denn auch du bist erwachsen und all diese Probleme und Sorgen gehören nunmal dazu und irgendwie überwindet man die immer, auch wenn du dir das vielleicht im Moment nicht zutraust.

      Gruß,

      Ich nu wieder!
      If I could start from scratch I wouldn't change shit

      Er_nu_wieder schrieb:

      Wobei du ja sagst, es ist nicht direkt die Angst vorm Alleinsein, sondern einfach die Angst das etwas passieren könnte. Aber passieren kann dir ja gar nichts wenn du alleine in der Wohnung bist, das weißt du ja bestimmt auch. Ist natürlich immer alles einfach gesagt.. aber was kann schon passieren wenn du alleine zuhause bist?
      Nichts. Ok, außer... (Liste an möglichen Haushaltsunfällen einfügen) Nein, so gesehen kann mir wirklich nicht viel passieren. Das weiß ich ja eigentlich auch, aber es fällt manchmal schwer, sich daran zu erinnern.

      Er_nu_wieder schrieb:

      Die Abhängikeit von Menschen ist meiner Meinung nach ja auch normal, weil wie gesagt niemand gern alleine ist.
      Danke. =)

      Hallo Panthera,

      ich habe eine Frage:
      Hast du Angst, dass etwas passieren könnte, wenn du alleine bist, oder vor Gefühlen (die dann kommen könnten)?
      Ist es eher die Angst vor dem Außen oder vor dem Innen? Evtl. vor der Konfrontation mit dir selbst?!

      Ich finde übrigens auch, dass ein gewisses Maß an Abhängigkeit gesund ist (danke an meinen Therapeuten^^).

      Liebe Grüße,
      disarming
      For this is rock n roll, I’ve got a rock n roll soul
      And we are freedom fighters. For now...
      (The Tunics)


      ToWriteLoveOnHerArms

      disarming schrieb:

      Hast du Angst, dass etwas passieren könnte, wenn du alleine bist, oder vor Gefühlen (die dann kommen könnten)?
      Ist es eher die Angst vor dem Außen oder vor dem Innen? Evtl. vor der Konfrontation mit dir selbst?!
      Das ist 'ne gute Frage, ehrlich gesagt... Ich glaube, ich habe nicht unbedingt Angst davor dass dann irgendwelche Gefühle kommen weil ich nicht abgelenkt bin oder so, sondern damit, dass ich dann nicht mit ihnen umgehen kann wenn ich alleine bin. Es ist irgendwie beides ein bischen.

      Was für Gefühle könnten dich denn überwältigen? Hast du irgendwelche großen Sorgen oder bringen dich auch Kleinigkeiten aus dem Konzept?
      Wie man am besten mit solchen Situationen umgeht ist schwer zu sagen. Ich z.B. finde es immer beruhigend zu wissen, dass ich im Notfall meine Freunde via Telefon oder Chatprogrammen erreichen kann oder auch meine Eltern. Wahrscheinlich würde ich mich für ein Problem so gut wie nie bei Ihnen melden, aber es ist doch schön zu wissen das die Möglichkeit da ist. Hättest du denn auch immer Leute die im Notfall mal ein offenes Ohr haben? Das würde übrigens ja auch nicht direkt heißen, dass du nicht fähig bist auf eigenen Beinen zu stehen.. denn jeder brauch doch mal Leute mit denen man reden kann!
      Wobei ich auch Probleme bekomme, wenn ich wirklich großen Kummer habe. Da helfen dann auch keine Eltern oder Freunde und ich weiß überhaupt nicht, wie ich solche Momente überstehen soll.. aber solche Situationen sind schon schlimm genug, wenn sie dann eingetreten sind. Da will ich mir nicht schon vorher den Kopf darüber zerbrechen, wie es wäre wenn sie dann mal wiederkommen.
      Naja, wie immer wenig Ratschläge, aber du siehst wieder mal, dass du mit deinen Problemen nicht alleine dastehst. Auch wenn das wahrscheinlich wenig hilfreich für dich ist! ;)
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