Therapie und Haustiere

      Therapie und Haustiere

      Hallo,

      ich muss gerade an meine Therapie denken. Stationär wie Tagesklinik.

      Da steht im Mittelpunkt der Mensch. Schön und gut und sicher auch richtig.

      Als es bei mir hieß, dass ich stationär sollte, war allen egal, was mit meinen Tieren passiert.
      Ich kann ja meinen Tiere irgenwo in Pflege geben.
      Nun sind es aber keine Katzen und Hunde, die ich habe, sondern Ratten, die nur 2-3 Jahre leben und zu diesen Zeitpunkt waren 2 schon fast 2 Jahre alt. Meine Angst war es, dass sie in meiner Abwesenheit st*rb*n, sie Tumore oder Krankheiten bekommen und ich kann nicht schnell genug eingreifen. Sie waren bei Oma, die sie gefüttert hat, aber sonst nichts. Sie hätte das doch gar nicht so mitbekommen. Ja, ich bin dankbar, dass sie sie genommen hat, aber ganz wohl war mir trotzdem nicht.

      Und dann geschah das, wovor ich so große Angst hatte, eine Ratte starb. Zum Glück am Sonntag und ich war dabei, fragt aber nicht wie und wie es mir ging. Furchtbar, denn abends musste ich ja wieder in der Klinik sein.
      Stationär passierte noch weniger wie in der Tagesklinik. Ich empfand es als reine Ergotherapie. Es gab weder Gruppengespräche noch sonst was, größtenteils echt nur basteln und Volleyball.

      Alle sagten, dass ich jetzt an mich denken soll und nicht an die Tiere.

      Aber sie gehören zu mir, zu MEINEM Leben. Sie leben nur 2 Jahre, also will ich intensiv mit ihnen Zeit verbringen und nicht fröhlich malen und basteln, während sie zuhause st*rb*n.

      Da frag ich mich doch: Wieviel Wert ist ein Tier?
      Spielt es eine Rolle, ob man ein Hund oder eine Maus hat? Sind diese Tiere nicht gleich viel Wert?

      Sicher kann ich meine Tiere da nicht mit auf Station bringen, will ich auch nicht, aber warum grenzt man da sowas komplett aus?
      Man sieht echt nur den Menschen...
      Ich bin die, mit der Du als Kind nie spielen durftest
      Hallo Haselnussratte!

      Du glaubst gar nicht, wie gut ich Dich verstehen kann.
      Das ist auch mein ewiges Problem. Ich habe auch so viele Tiere und ich musste die letzten paar Jahre mehrmals ins Krankenhaus. Zum Glück war aber damals noch mein jetziger Ex-Freund da, jetzt bin ich aber schon eine ganze Weile alleine und schlage mich manchmal auch mit diesem Problem rum. Ich denke auch immer, ok, sie werden gefüttert, von den Nachbarn, aber sonst auch nichts. Aber mir fehlen sie dann so wahnsinnig, meine 5 Katzen und mein kleiner Hund und draußen habe ich noch ganz viele Hasen und ein paar Hühner. Ich kenne die alle so gut, ich weiß, wann mit denen was nicht in Ordnung ist und sie brauchen mich doch auch. Ich gebe ihnen Liebe und Zuspruch und verwöhne sie. Und wenn ich längere Zeit weg wäre, hätte ich auch totale Angst, dass eines schlimm krank wird und das nicht bemerkt wird.
      Und vor allem kenne ich das so gut, dass man damit nirgendwo ernst genommen wird. Egal wo man das Problem anbringt, immer heißt es nur, du musst jetzt an dich denken und sprüche wie, das sind doch nur Tiere u.ä. Klar stimmt die erste Aussage schon, wenn es einem schlecht geht, dann sollte man erst mal an sich denken und zusehen, dass es einem wieder besser geht. Dann haben die Tiere auch mehr von einem. Aber darum geht es mir auch gar nicht so sehr, sondern darum, dass einen niemand zu verstehen scheint. Dass niemand das ernst nimmt, wie ernst und schwer das für mich ist. Meine Tiere sind mein ein und alles, es gibt nur sehr wenige Menschen, die mir wichtiger sind, als meine Tiere, muss ich gestehen. Ich liebe die alle abgöttisch und würde alles für sie tun.

      Ich schreibe Dir das alles, damit Du wenigstens merkst, dass es doch Menschen gibt, die das verstehen und denen es genauso geht. Ich finde auch, dass im Grunde jedes Geschöpf gleich viel Wert ist, aber es ist natürlich ein Unterschied, wieviel ein Geschöpf - ob Mensch oder Tier - den Menschen Wert ist. Das muss wohl jeder für sich selbst beurteilen.

      Hast Du denn in der Klinik nicht ab und zu Ausgang, dass Du mal heim kannst, um nach ihnen zu schauen?
      Hast Du vielleicht Freunde, die sich mit Ratten auskennen und mal nach ihnen schauen könnten?
      Außerdem, wenn Du mit dem Therapie-Angebot unzufrieden bist, solltest Du das nicht runterschlucken. Hast Du vielleicht außerhalb der Klinik einen behandelnden Psychiater oder Psychologen, den Du mal anrufen könntest? Oder sprich es in der Klinik selber an. Ich will ja nicht aus der Ferne urteilen, aber eine stationäre Therapie ganz ohne Therapie-Gespräche erscheint mir auf den ersten Blick schon etwas merkwürdig. Bist Du im Moment überhaupt stationär in der Klinik oder sollst Du dahin oder wie ist da der momentane Stand der Dinge?
      Hast Du dieses Problem in der Klinik mal angesprochen, bei einem Arzt oder Pfleger?
      Es hat ja z.B. auch oft Gründe, wenn man sich emotional so an Tiere hängt, möglicherweise, weil man den Menschen nicht mehr traut oder Angst vor ihnen hat oder sie einen alleine gelassen haben. Ich denke, es wäre wirklich gut, da mal drüber zu reden.

      Mehr kann ich Dir im Moment leider auch nicht dazu sagen, da ich mich ja selber öfter mit dem Problem rumschlage und auch noch nie eine rechte Lösung gefunden habe.


      LG,

      Chrissie
      "I need a new Direction
      Cause I have lost my Way"

      - "End of all Days" / 30 Seconds to Mars -

      Skills - Gründe gegen SVV - W*ndversorgung - Panikattacken - Stabilisierungstechniken - Schlafstörungen - Wehren durch Anzeige - Umfragen - Regeln
      Danke für deine Worte und schön, dass du mich verstehst.

      Nein, ich bin nicht mehr stationär, dass ganze war Ostern passiert. Nun ist meine 2. Ratte gestorben und mir geht alles nochmal durch den Kopf, weil manche wohl tröstenden Worte nicht gerade tröstend sind. Ja, ich weiß, dass sie ur 2 Jahre leben, darf man da nicht traurig sein? Geht das das nur bei einem Hund, der seine 12 Jahre hat?

      Ja, da waren am Montag 45 Minuten Gruppengesräch, wo man aber vorrangig die Probleme in der Gruppe besprechen sollte. Dann gab es die möglichkeit in der Woche 1 mal mit der Thera zu sprechen. Solang sie denn nicht krank war. Der rest Ergo, Volleyball, Spieleabend oder Theratergruppe. Für mich ziemlich fragwürdig. Man sollte eben viel nachdenken über seine Probleme.
      Leider kam ich nur von Samstag zu Sonntag raus und mal am Dienstagnachmittag. Sonst war alles reichlich voll gepackt, dass sich ein Heimweg nicht lohnte. Nicht mal wirklich der Dienstag. Meinen Freunden wollte ich sie nicht unbedingt geben, Raucherhaushalt und so. Dann lieber zur Oma, die sie zwar Fütterte aber mehr nicht.

      Klar hab ich es dort angesprochen. Aber ich würde den Fokus auf die Tiere legen und nicht auf mich. Mögen sie recht gehabt haben, aber 12 Wochen sind ne lange Zeit, die ich nicht zuhause bin und dann so ne Therapie mit überwiegend Ergo? Ich weiß nicht.
      Ein Problem mit Vertrauen habe ich bzw. bin öfters Entäuscht wurden. Hab deshalb gern meinen Abstand, was stationär natürlich nicht so gegeben ist.
      Ich bin die, mit der Du als Kind nie spielen durftest
      hey,

      bei mir wars 2008 auch so wie Haselnuss schreibt
      Es war zwar kein Haustier. Es war mein Pflegepferd, den ich über alles geliebt habe.
      Und dann war ich da zum ersten mal in der Erwachsenen-Psychiatrie, dort war es auch ne Mischung aus Ergotherapie und Visiten, in denen es eh nur die Fragen gab "Stimmung? Antrieb? su*z*dgedanken? AUF EINER ASKALA von 1 bis 10" zum k*tz*n
      Ich hatte das große Glück eine Art Sonderrolle, so dass ich Gespräche täglich hatte (der OA hat gemeint jeden Tag ein 10 min Gespräch, meine Ärztin hatte aber wohl immer zu viel freie Zeit, dass es immer 1 bis 1,5 Stunden waren)
      back to topic:
      und alle haben immer gesagt, dass mein Pferd, der beste Therapeut für mich sei.
      Und dann: 1. Wochenendbeurlaubung...und was war passiert, 2 Tage vorher musste Shag eingeschläfert werden.
      Oh Mann...es war ein W*nd*r, dass ich Sonntag Abend überhaupt wieder gekommen bin.
      Und da frag ich mich auch: Alle sagen ja, dass Tiere einem helfen und trotzdem werden sie oft übergangen, so nach dem Motto "ist doch nur ein Viech, die Therapie ist wichtiger"
      Keine Ahnung...
      lg cute_shag
      Es führen über die Erde Straßen und Wege viel,
      doch alle haben dasselbe Ziel.
      Du kannst reiten und fahren zu zwein und zu drein,
      den letzten Schritt musst du gehn allein.
      Drum ist kein Wissen noch Können so gut,
      als dass man alles Schwere alleine tut.
      "Allein" von Hermann Hesse
      Alle sagen ja, dass Tiere einem helfen und trotzdem werden sie oft übergangen, so nach dem Motto "ist doch nur ein Viech, die Therapie ist wichtiger"
      Aber genauso! In der Tagesklinik hatten wir einen Hasen, auf den anderen Stationen der Klinik waren auch diverse Kleintiere anzutreffen, die dort wohnten. Nur meine Station hatte nichts, der Hygiene wegen. Komisch, dass Kleintiere auf anderen Stationen kein Problem mit der Hygiene machen.

      Aber das ist es ja, einerseits gibt es Therapietiere und alle versprechen sich von ihnen Hilfe und hier wird das hier war eine Therapie mit Fokus Ergotherapie gelegt und da hat kein Tier was zu suchen.
      Hier war auch viel Visite und alle wussten ja so genau was ich brauche - Struktur im Leben, aber keine Tiere. Wenn mein Leben erst Struktur hat,bin ich auf nen guten Weg.... 9:30 male ich Bilder, 12 Uhr esse ich brav Mittag und 15-17 Uhr spiele ich Volleyball und 20 Uhr fall ich brav und müde ins Bett. Yeah! Wozu da noch Tiere? Ich hab doch Struktur!

      Mit deinem Pferd tut mir echt leid, es muss schlimm für dich gewesen sein! Kann dich da voll verstehen!
      Ich bin die, mit der Du als Kind nie spielen durftest
      Hey,

      ich kann euch zwar verstehen, aber ich denke, nicht, dass man so allgemein alle therapeutischen Einrichtungen verurteilen darf. Ich kenne einige Therapeuten, die Wert darauf gelegt haben, dass man sich Hobbies sucht oder mit Dingen umgibt, die einem guttun. Egal, ob das jetzt Musik, Tiere oder Bungeejumping ist. Allerdings kann ich auch verstehen, dass viele Therapeuten eine zu emotionale Bindung zu einem Tier nicht immer gutheißen, und das muss nicht immer unbedingt kaltherzig oder unberechtigt sein.
      In Krankenhäusern gibt es eben sehr viele Regeln, von denen oft auch manche unsinnig sind und selbst vom Personal nicht für sinnvoll erachtet werden. Aber so leicht, etwas zu ändern, ist das nicht. Da hängt einfach viel daran: Aufsichtsräte, Versicherungen, gesetzliche Bestimmungen...
      Zudem glaube ich, dass der Gedanke auch ist, dass man sich während der Therapie nicht noch damit beschäftigen sollte, ein Tier zu versorgen. Denn das kann wirklich viel Kraft kosten und z.B. bei Depressionen zu einem echten Problem werden. Wenn ein Tier natürlich gerade dann st*rbt, wenn man im Krankenhaus ist, ist das schlimm, weil man es nicht begleiten kann. Aber genausogut kann das während der Schule/Arbeit oder im Urlaub passieren.

      Nur, weil man Struktur empfiehlt, heißt das nicht, dass man Tiere für unnütz erachtet. Nicht umsonst gibt es doch immerhin Kliniken, die sich bemühen, durch Spenden und Trägervereine tiergestützte Therapien anzubieten. Aber man sollte sich schon überlegen, was man von einem Therapeuten erwartet. Wäre ein "Geh mit deinem Hund spazieren/dein Pferd bewegen/dein Meerschweinchen streicheln wenn du R*tzdruck hast" so viel sinnvoller? Im Normalfall bekommt man ja den Vorschlag, sich mit angenehmen Dingen zu beschäftigen - womit ja dann Tiere eingeschlossen wären.

      Liebe Grüße,

      Fylgja.