(Vorweg zur Info: Das ist meine erste ambulante Therapie, war bisher nur vor 2 Jahren
für 8 Wochen in der Klinik)

Also ich war mir sicher, dass ich eine kompetente Therapeutin gefunden habe, die
sich mit R*tz*en und Borderline auskennt. Bin jetzt 3x bei ihr gewesen, konnte mich auch
gut öffnen und ehrlich sagen was mich bedrückt. Hab ihr auch in der ersten Stunde gesagt,
dass ich Probleme damit habe, wenn man mich nicht ernst nimmt. Jedenfalls hat sie eine
direkte und zugleich "zupackende" Art, die Sachen schnell auf den Punkt zu bringen, das
gefällt mir.
Aber seit der letzten Stunde gestern bin ich total verwirrt bis wütend und weiß nicht, was
ich von der Reaktion meiner Therapeutin halten soll. Ich hab ihr gesagt, dass ich mich seit
so und so langer Zeit nicht mehr ger*tz* habe und sie meinte daraufhin "ja dann brauchen Sie
ja bald nicht mehr zu kommen." Und als ich dann noch ein Thema angesprochen habe, das
mich beschäftigt, sagte sie auch sowas wie "Toll, dann scheinen Sie ja schon sehr weit
gekommen zu sein, dieses Thema behandelt man nämlich immer zum Schluss in der Therapie.
Wenn Sie das jetzt schon ansprechen, heißt das, dass Sie bald am Ende angekommen sind."

Ich bin total fertig mit den Nerven. Muss ich jetzt erst wieder autoaggressives Verhalten an
den Tag legen, dass ich als "krank" genug gelte um eine Therapie machen zu können?
Und warum sagt sie das jetzt schon zu mir, nach gerade mal 3 (!) Therapiestunden?!
Macht sie das um mich zu provozieren oder hält sie mich schon für so gesund?
Ich bin wieder an dem Punkt, mich nicht ernst genommen zu fühlen und das kann ja wohl
nicht in ihrem Sinne sein, wenn sie so mit mir redet oder? Stell ich mich nur an?

Ich weiß gar nicht was ich mir von euch erwarte. Vielleicht kennt Jemand auch diese Art
von seinem Therapeuten? Ich werde sie beim nächsten Mal wohl mal darauf ansprechen
müssen, auch wenn mir sowas total schwer fällt

Danke für's Durchlesen, vielleicht hat ja Jemand einen Tipp...

Hallo ihr 3,

vielen lieben Dank für eure ehrlichen Antworten, die mir das Gefühl geben, dass ihr
meine Verwirrung verstehen könnt.

Ich versuche mal auf alle Fragen von euch einzugehen.

Also Ehrlichkeit stand bei mir von Anfang an im Vordergrund, weil ich mir gesagt habe,
dass ich für mich selbst ja nichts erreiche, wenn ich Tatsachen vertusche/verschweige
oder schönrede. Leider gab es am Anfang nie die Frage "Was belastet Sie denn ALLES?",
so dass ich wirklich alle Punkte hätte ansprechen können. Wir haben erst mal mit dem
gestartet, was mich akut am Meisten belastet hat. Ich dachte mir "naja den Rest wird sie dann
ja wohl nach und nach fragen", deswegen war ich auch so geschockt, als sie das beim letzten
Mal gesagt hat. Was mir gerade noch einfällt: Ich habe ihr dann auch gesagt "So gut kennen
Sie mich doch noch gar nicht, vielleicht erwartet Sie ja noch ein großer Ballon an Problemen, der
hinter mir schwebt". Darauf meinte sie: "Ach, das glaube ich nicht, da müssten Sie sich jetzt schon
heute Nacht die Pulsadern aufschn**d*n."

Ich frage mich auch die ganze Zeit, ob sie wirklich nicht so kompetent ist wie es auf den ersten
Blick schien, aber ich habe gesehen, dass SVV seit über 10 Jahren ihr Schwerpunkt ist -.-
Da kann ihre Reaktion doch eigentlich nicht so "unsensibel" sein.


@klirr: ich weiß nicht, ob das mit den 5 probatorischen Sitzungen in meinem Fall auch gilt,
weil ich die gesamten Kosten selbst trage und die Therapie nicht über die Krankenkasse
läuft. Habe ich vergessen zu erwähnen oben.
Die Idee mit dem "Appell an meine Ressourcen" klingt einleuchtend, ich schätze sie auch so ein,
dass sie mir viele Möglichkeiten aufzeigen will, wie ich selbst im Alltag mit mir klar komme.

Ich habe mir die letzten Tage schon überlegt, ihr vor der nächsten Therapiestunde am Montag
eine Mail zu schicken, weil es doch einige Punkte sind, die mir unklar waren. Und ich weiß jetzt
schon, dass ich nicht alles sagen werde, wenn sie mir vielleicht nach dem ersten Punkt ins Wort fällt
mit "Nein, so war das doch überhaupt nicht gemeint", dann trau ich mich bestimmt auch nicht mehr
dir restlichen Punkte anzusprechen. Jetzt wo ich eure Antworten gerade gelesen habe bin ich auch
sehr zuversichtlich, dass das die richtige Entscheidung ist. Außerdem muss ich mir dann jetzt am
Wochenende nicht stundenlang Sorgen machen, ob ich mich am Montag auch traue, sie auf ihr
Verhalten anzusprechen.

Also nochmal ein riesiges Dankeschön für eure Beiträge, ich melde mich dann nächste Woche
und berichte wie meine Therapeutin reagiert hat.

Liebe Grüße,
C.

Ich danke euch für eure Antworten, Freeclimber und Venena!
Habe meiner Therapeutin gerade eine lange und ausführliche Email
geschrieben. Fühle mich noch ein wenig komisch und merke wieder,
wie ich sie in Gedanken entschuldige, dass nur ich es wahrscheinlich
wieder falsch verstanden habe, aber durch eure Antworten merke ich
jetzt auch wieder, dass nicht nur ich ihr Verhalten als komisch empfinde.

Wenigstens habe ich es jetzt hinter mir und sie wird sich (hoffentlich)
ihre Gedanken bis zur nächsten Stunde machen.

Ihr Lieben,

die Therapiestunde gestern war der absolute Horror, mir geht es ganz furchtbar seit dem und
ich bin mit den Nerven völlig am Ende
Also der erste Schock für mich: Sie hatte meine Email von Freitag, in der ich ihr alles geschrieben
hatte, noch nicht gelesen. Deswegen musste ich mich jetzt versuchen daran zu erinnern, was in
dem langen Brief nochmal genau drin stand und ihr das persönlich sagen.
Ihr Kommentar ""Wenn Sie mit mir reden wollen, müssen Sie ANRUFEN, mit Computern steh ich auf
Kriegsfuß". Toll, woher soll ich das wissen, wenn sie eine Emailadresse hat, dass sie dann nie in ihr Postfach guckt?
Was für mich schon furchtbar war, genau deswegen hab ich es ihr ja auch geschrieben, damit
ich meine Gedanken klar formulieren kann, weil ich das im Gespräch nicht so gut kann.

Naja lange Rede kurzer Sinn: Ich hab mich nicht mehr an alles erinnern können, ich wurde immer
ängstlicher und verunsicherter, weil sie sehr arrogant und "von oben herab" reagiert hat.
Und ich saß plötzlich wie festgefroren in meinem Sessel, hab mir auf die
Zunge gebissen und in die Hand gekniffen, damit ich nicht anfange zu heulen und hab quasi
alles über mich ergehen lassen und kaum noch was gesagt. Sie meinte dann noch, dass sie
ja Expertin auf dem Fachgebiet R*tz*n wär und so jemanden wie sie würde ich im Umkreis nicht
nochmal finden und sie nähme mich ja wohl sehr ernst. Aber so wie sie es gesagt hat, hab ich
mich überhaupt nicht ernstgenommen und verstanden gefühlt.
Zu dem Spruch mit den Pulsadern meinte sie noch, dass sie es ja gesagt hatte, damit ich
selbstständig entscheiden kann, ob ich es wirklich machen soll oder nicht...
Danach hat sie mit einem anderen Thema weitergemacht, ohne zu merken, dass mir die Tränen
schon in den Augen standen und ich völlig apathisch da hing. Keine Nachfrage, kein gar nichts.
Ich fand es sehr unsensibel.

Ich überlege wirklich, ob ich mich nach einer anderen Therapeutin umschauen soll.
Ich habe wirklich gerade keine Kraft dafür, weil ich auch im Februar Mutter werde und nicht
weiß, wie ich das dann alles unter einen Hut kriegen soll, aber auf der anderen Seite kann der
Sinn einer Therapie ja auch nicht darin bestehen, sich neue Probleme mit der Psychologin
aufzuhalsen, anstatt sich um seine "eigentlichen" Probleme zu kümmern oder?

Ich hoffe, ich habe alles jetzt nicht wirr und unverständlich hier hingeschrieben, aber ich bin
noch total down und weiß grad einfach nicht weiter...

Hallo ihr Lieben,

ich habe jetzt ein paar Tage Zeit gehabt den Schock zu verdauen und mir Gedanken
zu machen und ich werde wohl die Therapie bei dieser Therapeutin abbrechen.
Es wird schwer für mich werden, wieder jemand neuem meine ganze Geschichte
zu erzählen und mich anzuvertrauen, aber ich denke hier bei der Psychologin
komme ich nicht weiter.
Danke für eure mutmachenden Worte und euer Daumen-Drücken So viel Zuspruch
tut einfach gut!!